Ortsnamenkunde

In dem dreibändigen Werk von Egon Kühebacher "Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte" (Bozen 1991/1995/2000) wird der Siedlungsname Mals, aber auch der Berggipfel Malander, mit einem "vorrömischen *MAL 'Berg' erklärt. Woher man dieses vorrömische Wort und seine Bedeutung kennt, steht da leider nicht...

Der Vokal scheint in dieser "vorrömischen Sprache" eine wundersame Wandlungsfähigkeit zu haben: Kühebacher erklärt Melaun (990 Millun) und sogar Mauls (985-993 Mules, mit langem -u-!!!) mit demselben Etymon.
Dazu kommt noch das obenerwähnte Mols (1178 Mols). Ich habe ja immer Respekt vor den Ortsnamenforschern, aber manchmal könnte man vom Glauben abfallen...
 
Der Vokal scheint in dieser "vorrömischen Sprache" eine wundersame Wandlungsfähigkeit zu haben: Kühebacher erklärt Melaun (990 Millun) und sogar Mauls (985-993 Mules, mit langem -u-!!!) mit demselben Etymon.
Dazu kommt noch das obenerwähnte Mols (1178 Mols). Ich habe ja immer Respekt vor den Ortsnamenforschern, aber manchmal könnte man vom Glauben abfallen...
 
Im Langtauferer Tal, das nichts anderes als die Fortsetzung der Malser Heide in Richtung des österreichischen Kaunertals ist, gibt's ja auch die Weiler Malsau und Melag. Und Münstertal wie auch oberer Vinschgau waren kulturell rätisch und später sprachlich rätoromanisch geprägt. Vielleicht ist die Namensgebung von Mals durch von der Landschafts- und Nutzungsstruktur abgeleitet, ich denke an das italienische "Malga" für Alm und Almhütte.
 
Die Graphie hatte ganz offensichtlich einen erhblichen Einfluss auf die Aussprache.

Im Fall von Ortsnamen würden mir noch ein paar einfallen.
Rottenburg (das römische Sumelocenna) wird heute mit kurzem o gesprochen. Schuld ist das Doppel-t. In der alten Aussprache war das o lang.

Ein schönes Beispiel ist Xanten, der einzige deutsche Ortsname mit dem Anfangsbuchstaben X.

Diese Schreibung kam im Mittelalter auf, eigentlich hieß der Ort (Ad) Sanctos 'zu den Heiligen'. Im örtlichen Dialekt (Santes Platt) wird er nach wie vor mit anlautendem S gesprochen. Ebenso im Niederländischen.

In der deutschen Standardsprache führte die X-Schreibung mit zur Aussprache "Ksanten".
 
Ein sehr merkwürdiger Fall ist Valley (mit Betonung auf der zweiten Silbe).
[...]
Den örtlichen Hobby-Ortsnamenkundlern ist das wurscht. Um sogar eine vorrömische Kontinuität herzustellen, haben sie eigens eine keltische Göttin namens "Fallada" erfunden.

Ortsnamen-Serie Göttlicher Einfluss Valley – Der Name des Ortes Valley im Mangfalltal könnte sich von der keltischen G | Bayern

Und so verkündet es die Gemeinde dann auch stolz auf ihrer Website:

Gemeinde Valley – Geschichte

Und so ist es dann natürlich auch auf Wiki nachzulesen: Valley – Wikipedia

Ein weiteres skurriles Beispiel der auf den Wiki-Seiten wuchernden Ortsnamen-Keltomanie:

Apfeltrang – Wikipedia

"Ein keltischer Name des Ortes lautet Aphaltarwanc, den man etwa mit Apfelbaumebene übersetzen kann, auch das ein Hinweis auf die sehr frühe Besiedlung."
:D

Affaltar ist das althochdeutsche Wort für den Apfelbaum, und wang bedeutet auf althochdeutsch 'Feld'.
 
Ein schönes Beispiel ist Xanten, der einzige deutsche Ortsname mit dem Anfangsbuchstaben X.

Diese Schreibung kam im Mittelalter auf, eigentlich hieß der Ort (Ad) Sanctos 'zu den Heiligen'. Im örtlichen Dialekt (Santes Platt) wird er nach wie vor mit anlautendem S gesprochen. Ebenso im Niederländischen.

In der deutschen Standardsprache führte die X-Schreibung mit zur Aussprache "Ksanten".
So ähnlich, wie bei Ceuta. lateinisch Septem > arab. (Bis heute) Sabta, port.-span. Schreibweise Cevta/Ceuta, daraus sie dann der heutige Name „θe‘uta“. Wobei die Umwandlung von b in u im Spanischen nicht einmalig ist. Vgl. auch caudillo (‚Führer‘) < cabdiello < capitellum oder ciudad < cibdad < civitas.
 
Beim Chola-Reich wäre das analog dazu, du würdest bzgl. des Karolinger-Reiches einen Ort namens Karoling suchen (und in North and South Carolina fündig).
Etwas näher gelegen wäre Carolinensiel in Ostfriesland (1730 nach Sophie Karoline von Brandenburg-Kulmbach, Fürstin von Ostfriesland, benannt).

Eine kleine Auswahl weiterer "Karolinger"-Orte:

Karlsbad/Tschechien (1370 nach Kaiser Karl IV.)

Karlsbad bei Karlsruhe ist dagegen ein 1971 entstandener Kunstname für die Vereinigung von fünf bis dahin selbständigen Gemeinden.

Ebenfalls ein moderner Kunstname ist Karlstein am Main; hier gibt es eine Lokalsage, die einen Grenzstein mit Karl dem Großen in Verbindung bringen möchte. Der Ortsname Karlstein wurde aber erst 1975 vergeben: Geschichte | Gemeinde Karlstein

Karlsdorf: 1686 gegründet von Landgraf Karl von Hessen-Kassel (Hugenottensiedlung).
Historisches Ortslexikon : Registersuche : LAGIS Hessen
Auf denselben Gründer geht auch Karlshafen (1699, Umbenennung 1717) zurück : Historisches Ortslexikon : Erweiterte Suche : LAGIS Hessen

Wiki kennt noch viel mehr Karlsdörfer. Soweit Informationen geliefert werden, sind es überwiegend neuzeitliche Siedlungen; für Karlsdorf in Thüringen gibt es eine mittelalterliche Nennung, je nach Wiki-Artikel am 21. Januar 1214 oder am 19. August 1300 (beide Artikel berufen sich auf ein und dieselbe Literaturstelle...)

Karlsruhe: 1715 gegründet von Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach.

Karlsfeld: 1802 gegründet und nach Karl, einem Sohn des Kurfürsten Max Joseph von Bayern benannt. Nach den Geschwistern dieses Karl sind weitere zu dieser Zeit gegründete Siedlungen benannt, nämlich Augustenfeld und Ludwigsfeld.

Bis in karolingische Zeit lässt sich (die) Karlburg am Main urkundlich zurückverfolgen; es handelt sich aber nicht um eine Karlsburg, d. h. hier war ausnahmsweise nicht der Personenname Karl namengebend, sondern die (damals gleichlautenden) 'Kerle' (Alte Schreibweisen: Charlaburc, Karleburc, Karloburg). Von diesem Namen ist auch der Name der naheliegenden Stadt Karlstadt abzuleiten.

Karlskirchen, ab 1270 urkundlich erwähnt: Historisches Ortslexikon : Erweiterte Suche : LAGIS Hessen

Karl-Marx-Stadt (1953 umbenannt) trägt seit 1990 wieder wie seit alters her den slawischen Namen Chemnitz.

Nicht auf den ersten Blick sieht man den Karl in den Ortsnamen Kaarst (1218 erstmals erwähnt als Karlesvorst, also 'Karls Forst'), Kellinghusen (1148 erstmals erwähnt als Kerleggehuse - aus Karl+ing+hausen, also von der Namenbildung ein echter "Karolinger")

(Niemeyer, Deutsches Ortsnamenbuch; Reitzenstein, Lexikon fränkischer Ortsnamen)
 
Da wir in anderen Threads gerade die Agilolfinger öfter erwähnt haben:

Einen Ortsnamen gibt es, der auf dem Personennamen Agilolf beruht, das ist Egloffstein in Oberfranken. Der hat mit den Agilolfingern allerdings nichts zu tun.

In Südtirol gibt es um Bruneck herum einige Ortsnamen, die auf Personennamen basieren, die von Promis der Agilolfinger-Dynastie bekannt sind:

Uttenheim - von Uota
Greinwalden - von Grimoald
Dietenheim - von Theodo
Tesselberg - von Tassilo

Ob diese Siedlungen von Mitgliedern der Agilolfinger-Sippe gegründet wurden, oder ob die Namen damals halt Mode waren, ist heute schwer zu sagen.
 
Guten Abend, gern möchte das Thema der -lebenN in der Magdeburger Börde aufgreifen.
Eine Besonderheit, die mir auffiel ist, dass das Grundwort -luuu ausschließlich in den ON vorkommen, die im Zusammenhang mit dem Kloster Werden a. d. Ruhr des 10./11. Jahrhunderts genannt werden (Urbar B, Einkünfte des Klosters Helmstedt). Als Beispiele möchte ich einige nennen, wie Elasluuu (Eilsleben), Hokinasluuu (Hötensleben), Uuargrasluuu (Wagersleben, jetzt Neuwegersleben), Uuifilasluuu (Wefensleben), Arrisxluuu (Erxleben) und Scarasluuu (unb.). Handelt es sich hierbei um eine Eigenart in der Schreibweise der Äbte in Werden oder eine Mundart in der Derlingau (ab 965-1087), die den Äbten in Werden überliefert wurde? Sind in anderen Regionen der -lebenN weitere ON mit dieser Besonderheit bekannt?
Bisher war ich der Meinung, dass es sich bei dem GW -luuu (sprich -luw mit langem "u") um einen sehr alten altsächsischen ON handeln muss, da ich in einer Urkunde, die 937 entstand, bereits das GW -leve oder -leue fand.
Klar ist mir auch nicht, ob es sich bei ELA in Ela-s-luuu tatsächlich um einem PN oder gar einen Tierübernamen handelt. Allerdings träfe der Tierübername "Elaz" für Aal nicht zu.
Ich bitte um eure Unterstützung.
Danke.
 
Handelt es sich hierbei um eine Eigenart in der Schreibweise der Äbte in Werden oder eine Mundart in der Derlingau (ab 965-1087), die den Äbten in Werden überliefert wurde?
Schwer zu sagen, ich würde eher auf eine Eigenart des Schreibers tippen. Vielleicht müsste jemand, der sich in den Mundarten der Zeit auskennt, die Handschrift nach charakteristischen Schreibweisen absuchen.

Klar ist mir auch nicht, ob es sich bei ELA in Ela-s-luuu tatsächlich um einem PN oder gar einen Tierübernamen handelt. Allerdings träfe der Tierübername "Elaz" für Aal nicht zu.
Ist mir auch nicht klar. Die späteren Belege mit Eil(e)s-, Eyls- würden auf einen Personennamen E(g)il deuten.

Bei Udolph finde ich die Form Elasluuu merkwürdigerweise nicht:
https://adw-goe.de/fileadmin/dokume...rg._In._Magdeburger_Namenlandschaft._2005.pdf
Gehört sie sicher zu Eilsleben?
 
Guten Morgen, Sepiola,
danke für die Unterstützung.
Sicher bin ich mir bei Eilsleben in der Börde u.a. deshalb, da 3 Quellen vorhanden sind:
a) Förstermann, Ernst, Altdeutsches Namenbuch, 2. Bd, Ortsnamen, 1872, Sp. 986
https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10989015_00005.html
b) Cerelius, Wilhelm, Collectae Ad Augendam Nominum Propriorum Saxonicorum Et Frisiorum; I. Monasterium
Werdinensis et Helmonstadensis, 1. Bd., 1864, S.6 u. S. 29 (Index geographicus
https://archive.org/details/collectaeadauge00werdgoog/page/n5/mode/2up
c) Kötzschke, Rudolf - Rheinische Urbare,; Band 2; Die Urbare der Abtei Werden a. d. Ruhr; 1906

http://www.ub.uni-koeln.de/cdm/compoundobject/collection/grhg/id/28988
 
c) Kötzschke, Rudolf - Rheinische Urbare,; Band 2; Die Urbare der Abtei Werden a. d. Ruhr; 1906
Leider wurde ich unterbrochen.
Elasluuu wird auf Seite 107 genannt.

Zum PN im ON fiel mir auf, dass die genannten Hörigen im Urbar eine recht kleine Population darstellen, die im 11. Jahrhundert nicht mehr erwähnt wird. Andere Ortschaften sind dagegen von der Population gewachsen.
Ich halte es u.a. deshalb für wahrscheinlich, dass im ON ein PN -eventuell auch die Kurzform eines PN- voransteht. Seine Bedeutung ist mir allerdings nicht bekannt. Leider liegt mir in diesem Zusammenhang Schlaugs Werk "Die altsächsischen Personennamen vor dem Jahre 1000" nicht vor, um ev. darin Antworten zu finden.
Zur Besiedlung der Gegend und zur Ortschaft.
Die Gegend von Eilsleben war bereits vor mehr als 6000 Jahren über einen längeren Zeitraum von der Linienbandkeramik-Kultur besiedelt. Ausgrabungen einer befestigten Siedlungsanlage bestätigten das. Wahrscheinlich wurde die Gegend auch bei den großen Völkerwanderungen nie ganz aufgegeben, da Funde in naher Ortslage darauf hinweisen. Abgesehen von einem Steinsarg, dessen Alter ich nicht kenne, wurden keine mir bekannten Grabstellen in naher Ortlage gefunden, die aus dem 9./10. Jahrhundert stammen. Der Steinsag selbst steht seit vielen Jahen auf dem Friedhof.
Bekannt ist, dass es zwei Orte mit dem ON Eilsleben (gemeint sind hier nicht Oster- und Wester-Eylsleben) gab. Die andere Ortschaft (heute wüst) lag südl. von Magdeburg bei Schönebeck.
Zu den Mundarten um 900-1000 ist mir keine Literatur bekannt. Im Fokus meiner Überlegungen stand das Kloster in Werden mit der Annahme, dass einige Mönche, die dort lebten, aus einer Sprachhemisphäre kamen, die das GW -luuu (-luw) kannten oder zu deuten wussten.

Sepiola, bitte informiere mich, falls dir zur Bedeutung des PN und des GWs irdendetwas bekannt sein sollte.
Danke.

LG
 
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Die späteren Belege mit Eil(e)s-, Eyls- würden auf einen Personennamen E(g)il deuten.

Ja, das wäre möglich, wenn ich den Namen des freien Bauern, der im Urbar erwähnt wird und Adalger (Adal = Edel; ger = Spieß) hieß, in Betracht ziehe.
Von E(g)il las ich in der Eilsleber Dorfgeschichte von 1903. Darin wird Egil nicht als Bogenschütze bezeichnet, sondern als Verteidiger, der bei der Kriegsführung in einer Schlachtordnung als Eber bezeichnet wurde.
Sind dir ev. weitere mögliche PN bekannt.
 
b) Cerelius, Wilhelm, Collectae Ad Augendam Nominum Propriorum Saxonicorum Et Frisiorum; I. Monasterium
Werdinensis et Helmonstadensis, 1. Bd., 1864, S.6 u. S. 29 (Index geographicus
https://archive.org/details/collectaeadauge00werdgoog/page/n5/mode/2up
Hier finde ich - wenn auch in anderem Zusammenhang - den Frauennamen Eila (S. 61/62):
Collectae ad augendam nominum propriorum Saxonicorum et Frisiorum scientiam ... : Wilhelm Crecelius , (Benedictine abbey , Reichsabtei Werden , Ger Helmstedt , Helmstedt, Ger (Benedictine abbey ), Reichsabtei Werden : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive
Frauennamen als Bestimmungwort von Siedlungsnamen sind äußerst selten, kommen aber doch vor.
Falls Elas- keine Verschreibung ist, wäre das aber nicht auszuschließen.

Ja, das wäre möglich, wenn ich den Namen des freien Bauern, der im Urbar erwähnt wird und Adalger (Adal = Edel; ger = Spieß) hieß, in Betracht ziehe.
Von E(g)il las ich in der Eilsleber Dorfgeschichte von 1903. Darin wird Egil nicht als Bogenschütze bezeichnet, sondern als Verteidiger, der bei der Kriegsführung in einer Schlachtordnung als Eber bezeichnet wurde.
Sind dir ev. weitere mögliche PN bekannt.
Und hier gibt es (in Seedorf) einen Eilger:
Collectae ad augendam nominum propriorum Saxonicorum et Frisiorum scientiam ... : Wilhelm Crecelius , (Benedictine abbey , Reichsabtei Werden , Ger Helmstedt , Helmstedt, Ger (Benedictine abbey ), Reichsabtei Werden : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive

Duden - Lexikon der Vornamen (6. Auflage 2013):
Egil: Verselbstständigte Kurzform von Zusammensetzungen mit "Agil-", "Egil-"
Eila: weibl. Vorn.; verselbstständigte Kurzform von Namen, die mit "Eil-" (jüngere Form von "Agil-", zu german. *agi "Furcht, Schrecken") gebildet werden
 
Es gibt auf Mallorca das Städtchen Alcúdia, das seinen Namen vom arabischen Wort für Hügel ableitet:

Der Name Alcúdia kommt von dem arabischen „Al-Qudya“ und bedeutet „der Hügel“, was auf die Lage des historischen Stadtkerns hinweist, der auf dem Bergsattel zwischen der Bucht von Pollença und der Bucht von Alcúdia liegt, welche durch eine flache Bergkette voneinander abgetrennt sind.​

Alcúdia – Wikipedia

Darüberhinaus gibt es auch noch weitere Orte in Spanien mit gleichen Namen, die auch alle auf die arabische Bezeichnung für Hügel zurückgehen: Ocho poblaciones homónimas

Als ich vor Jahren auf Mallorca vor Ort war, habe ich mir direkt gedacht, dass das mit dem arabischen Namen von Jerusalem (al-Quds) etwas zu tun hat. Gedacht habe ich an den Tempelberg bzw. die Lage von Jerusalem auf einem Berg.

Wiki sagt aber, dass al-Quds das Heiligtum bedeutet (Jerusalem – Wikipedia ).

Sind Al-Qudya und al-Quds jetzt zwei vollkommen verschiedene Worte im Arabischen? Irritierend fand ich, dass im Wörterbuch für Hügel Hügel - Deutsch-Arabisch Übersetzung | PONS und für Heiligtum Heiligtum - Deutsch-Arabisch Übersetzung | PONS jeweils Begriffe finde, die ganz anders klingen als al-Quds bzw. Al-Qudya. (Ich habe allerdings vom Arabischen auch keine Ahnung.)

(Mangels Kenntnissen im Arabischen komme ich an der Stelle auch nicht weiter.)
 
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Es gibt auf Mallorca das Städtchen Alcúdia, das seinen Namen vom arabischen Wort für Hügel ableitet:

Der Name Alcúdia kommt von dem arabischen „Al-Qudya“ und bedeutet „der Hügel“, was auf die Lage des historischen Stadtkerns hinweist, der auf dem Bergsattel zwischen der Bucht von Pollença und der Bucht von Alcúdia liegt, welche durch eine flache Bergkette voneinander abgetrennt sind.​

Alcúdia – Wikipedia
Da liegt Wikipedia falsch. Es ist nicht al-Qudya, sondern al-Kudiyya الْكُدْيَة.

Als ich vor Jahren auf Mallorca vor Ort war, habe ich mir direkt gedacht, dass das mit dem arabischen Namen von Jerusalem (al-Quds) etwas zu tun hat. Gedacht habe ich an den Tempelberg bzw. die Lage von Jerusalem auf einem Berg.

Wiki sagt aber, dass al-Quds das Heiligtum bedeutet (Jerusalem – Wikipedia ).

Sind Al-Qudya und al-Quds jetzt zwei vollkommen verschiedene Worte im Arabischen? Irritierend fand ich, dass im Wörterbuch für Hügel Hügel - Deutsch-Arabisch Übersetzung | PONS und für Heiligtum Heiligtum - Deutsch-Arabisch Übersetzung | PONS jeweils Begriffe finde, die ganz anders klingen als al-Quds bzw. Al-Qudya. (Ich habe allerdings vom Arabischen auch keine Ahnung.)

Bei al-Quds sind die Radikale Q-D-S, bei Alcudia K-D-Alif maqsura (bin mir nicht ganz sicher, dass ich mit dem alif maqsura richtig liege, aber wie man es auch nimmt, keiner der drei Radikale ist identisch. Damit Wörter semitischer Sprachen morphologisch zusammenhängen, müssen alle Radikale identisch sein.
 
Boke an der Lippe in Nachbarschaft des Römerlagers bei Anreppen hat auch einen Namen, der auf einen Bogen zurückgeführt wird.

Altsächsisch heißt boke aber nicht 'Bogen', sondern 'Buche'.
[...]
(Eine Erklärung müsste sich im jüngst erschienenen Band 11 (Die Ortsnamen des Kreises Paderborn von Birgit Meineke) des Westfälischen Ortsnamensbuchs finden lassen:
Westfälisches Ortsnamenbuch - Georg-August-Universität Göttingen )

Den Band gibt es inzwischen online:
https://rep.adw-goe.de/bitstream/ha... Kreises Paderborn.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Wie vermutet wird der Ortsname auf die Buche zurückgeführt:
"Der ON geht auf ein Simplex zurück, in dem entweder as. bōka, mnd. bōke, ahd. buohha, nhd. Buche ‘Buche’ gegeben ist, oder eine Form im lok. Dat. Pl. zu as. *bōk m. ‘Buchengehölz’"​
 
Da bist du mir zuvor gekommen. Der Band liegt gerade neben mir. Er ist nicht immer ganz zuverlässig, insbesondere bei der Zuordnung ähnlicher Ortsnamen*, aber der Buche stimme ich mittlerweile sprachlich zu. Allerdings haben sie die Vorschläge zum Bogen gar nicht zur Kenntnis genommen.

Landschaftlich ist es weiter schwierig, der alte Ortskern liegt in einem Überschwemmungsgebiet, hinter dem eine Ortsteinschicht für Heide, evt. mit Büschen sorgte. Für den heutigen Fichtenbestand wurde die Ortsteinschicht zerstört. Vielleicht waren in der Ferne oder am Rand der Heide Buchen zu sehen. Der Podsol ist ja durchaus geeignet für Buchen, wenn die Ortsteinschicht fehlt.

* Ohne entsprechende Kenntnisse ist das auch schwierig, wenn es sich nur an der Zuordnung zu Bezirken, Patrozinien und bestimmten Besitztümern festmachen lässt. Wenigstens scheinen sie, wenn etwas unklar war, sprachlichen Argumenten gefolgt zu sein, was immerhin objektiv ist. Nur klappt das eben nicht immer. Aber bei Überblickswerken ist das Problem eben auch nicht zu vermeiden.

PS: Anmerkung zu einer Wortneubildung:

Den erwähnten Bokegau gab es nicht, das geht auf ein verständliches Missverständnis zurück, bevor jemand sich das notiert. Wohl aber die "große Grafschaft zu beiden Seiten der Lippe", womit das Freigericht zwischen Lippstadt und Paderborn-Elsen bezeichnet wurde. Korrekter (und wenigstens in späten Quellen zu finden) wäre Lippegrafschaft. Bokegau wurde mal wegen des Bukkigaus geschrieben, der aber nichts mit Boke zu tun hat. Die Gerichtsrechte sind eine Zusammenfassung verschiedener Rechte und eher kein frühmittelalterlicher Gau, jedenfalls nicht zur Gänze. Die Ansprache "in der Lippe" für Lippstadt mag sich einst auf den Kern bezogen haben. Oder auch nicht.
 
Mir ist noch ein Fehler aufgefallen.

Boke besteht aus den Siedlungskernen Kirchboke, Ringboke und Heitwinkel. Ringboke ist im WOB als Wüstung gekennzeichnet. Das ist falsch. Es handelt sich um die ursprüngliche Siedlung, während Kirchboke sich um die Kirche, teils erst in jüngster Zeit, verdichtete, und ist dauerhaft bis heute besiedelt. Es ist nach der Umwallung unbekannter Zeitstellung benannt, die Ringboke und die Furt, bzw. Brücke sicherte. Der Westteil wurde von den Herren von Hörde im 14. Jahrhundert zu einer im 19. Jh. abgerissenen Burg ausgebaut und in der Frühen Neuzeit wurde die Umwallung in eine Festung umgebaut, deren Wälle im Osten noch gut erhalten sind. Vielleicht eine Verwechslung mit einer zwischen Ringboke und dem Römerlager Anreppen gelegenen Wallburg des 9. Jh., die als Hünenburg im Barbruch bezeichnet wird, was aber wahrscheinlich nicht der ursprüngliche Name ist.

Ich muss da wohl mal systematisch nach Fehlern suchen.
 
Im Wiki-Artikel zum Stichwort Volksetymologie wird folgendes Beispiel aufgelistet:
Katzenelnbogen: Der Name der Stadt im Rhein-Lahn-Kreis erweckt den Eindruck, er wäre von einem Körperteil einer Katze abgeleitet. Tatsächlich stammt er von Cattimelibocus, dem Berg (melibocus) des germanischen Stammes der Chatti, aus deren Namen sich die Regionalbezeichnung Hessen entwickelt hat.
Volksetymologie – Wikipedia

Tatsächlich ist das, was der Wiki-Autor hier treibt, ein herrliches Beispiel für Pseudo-Etymologie, bei der alle Fehler gemacht werden, die man nur machen kann.
1. "Cattimelibocus" ist kein belegter Name, sondern eine pseudo-etymologische Konstruktion.
2. "Melibocus" bedeutet nicht 'Berg'. Das deutsche Wort Essen bedeutet auch nicht 'Großstadt', obwohl es eine Großstadt namens Essen gibt. Bei Ptolemaios wird ein Gebirge namens Melibokon erwähnt (der Lage nach wird wohl am ehesten der Harz gemeint sein, der Name wurde dann aber in der Neuzeit irrtümlich auf einen anderen Berg übertragen: Melibokus – Wikipedia).
3. Die pseudo-lateinische Konstruktion ist auch noch grammatisch falsch: Der Melibocus der C(h)atti wäre nicht *C(h)attimelibocus, sondern *Melibocus C(h)attorum; der 'Berg der C(h)atti' wäre *Mons C(h)attorum.
4. Der Name der Chatten beginnt mit einem Reibelaut, d. h. Die Schreibweise Chatti gibt die tatsächliche Lautung besser wieder als die irreführende Schreibweise Catti. Das anlautende K- im Ortsnamen kann also auf keinen Fall mit den Chatten zu tun haben. Oder andersherum: Lautgesetzlich führt kein Weg von den Chatten zu den Katzen. (Übrigens auch nicht von den Chatten zu den Hessen. Auch wenn man nicht über die Lautgesetze Bescheid weiß, könnte einem zumindest der Widerspruch zwischen der Chatten-Katzen-Etymologie und der Chatten- Hessen-Etymologie auffallen.)
 
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