Neue archäologische Entdeckungen

Und wieder in die Römerzeit, zu den Ausgrabungen im antiken Cambodunum, das heutige Kempten:

Römer-Wohnhaus mit Therme und Fußbodenheizung freigelegt
Die Grabung in dem Bereich war im August diesen Jahres, da war ich dabei.

Es gibt auch ein Video vom Archäologischen Park Cambodunum, in dem die Leiterin der Stadtarchäologie das ganze etwas ausführlicher erklärt (wenn auch nicht ganz unproblematisch, v.a. der Statthalterpalast, den sie erwähnt, ist als solcher nicht gesichert, auch wenn ihn alle so nennen), da gibt es auch nochmal schönes Bildmaterial.

Die "Therme" ist ein Privatbad, zwei kleine Apsidenräume und eine Vorraum, bequem für zwei, maximal drei Personen. Von den Hypocaustenpfeilern sind nur noch Ansätze übrig, weil einer der Altausgräber, vermutlich Ullrich, die ganze Fußbodenheizung rausgehauen hat (oder es war sein Nachfolger, der einfach gerade Linien durch die ganze Insula gezogen hat statt einer vollständigen Ausgrabung und dabei Mauern durchbrochen hat).
Von der Wandmalerei sieht man nur einen schmalen Streifen, die oberen ca. 20 cm bis zur erhaltenen Mauerkante, weil wir aus konservatorischen Gründen (und Zeitgründen, wir hatten für eine 1.300 Quadratmeter-Fläche nur fünf Wochen Zeit) den Raum selbst nicht ausgegraben haben. Es ging uns nur um die Freilegung einiger Mauerlagen für die Bauaufnahme (Ziel ist die Rekonstruktion und eventuell ein Wiederaufbau), und dabei sind wir überraschend auf die Wandmalerei gestoßen (in der "Dokumentation" der Altgrabungen ist lediglich von Wandputzstücken die Rede, die teilweise farbig seien, nie von aufwendiger Bemalung und nie von ganzen erhaltenen Wänden).
Ein kleines Extra, das weder im Artikel noch im Video (wo die Stelle unter einer Plane ist) erwähnt wird, ist der Negativbefund eines hölzernen Türpfostens, wodurch wir dessen Breite für diese Bauphase der Insula nun kennen. Die Tür wurde mit Steinen verfüllt und zugemauert, während aber der Pfosten noch dort blieb. Jetzt ist er weg und wir haben eine sehr hilfreiche Lücke.

Und noch kurz etwas von der Grabung im Terrassenheiligtum von Terracina, an der ich seit einem Jahr beteiligt bin: Wir haben die Grabungsarbeiten dieses Jahr abgeschlossen. Die Publikation dauert zwar noch, aber es gibt einen guten, zusammenfassenden Artikel in der aktuellen Ausgabe (5.22) der Zeitschrift Antike Welt.
 
Und ein Blick in die römische Schweiz:

Überraschender Fund aus Antike - Römisches Amphitheater in Kaiseraugst zufällig entdeckt

Dort wurde in Kaiseraugst ein bisher unbekanntes Amphitheater aus dem 4. Jh. n. Chr. entdeckt.

(Im Link ist auch ein Video des SRF enthalten. Wer nicht so an das Schweizerdeutsch gewöhnt ist, für den ist es sinnvoll, unten rechts im Videofenster die Untertitel zu aktivieren. Ich habe das Video erst gesehen, ohne die Untertitelfunktion zu bemerken, und habe nur etwa die Hälfte verstanden, ein Viertel aus dem Kontext erraten und den Rest mit Fragezeichen im Gesicht mir angesehen bzw. angehört. - Erstaunlicherweise waren die beiden interviewten Archäologen einfacher zu verstehen, während die Moderatorin im Studio und ihre Kollegin vor Ort schwer zu verstehen war.)


Noch ein Nachtrag zu dem Fund in Kaiseraugst:

Um die Anlage bestmöglich zu schützen, wurde sie nach Ausgrabung wieder eingegraben:

Archäologischer Überraschungsfund wird wieder eingegraben
 
Ein neuer Nachweis der baskischen Sprache, 2.000 Jahre alt:

Hand of Irulegi: ancient Spanish artefact rewrites history of Basque language

Mano de Irulegui - Wikipedia, la enciclopedia libre

Der Fund ist aus dem Jahr 2017, neu ist aber die Entzifferung eines baskischen Wortes in einer Abwandlung der iberischen Schrift, die zusätzlich Schriftzeichen für Phoneme der baskischen Sprache enthält, die mit den üblichen Schriftzeichen der iberischen Schrift nicht darstellbar waren.

Ein wenig also als ob das Wort "Saupreißn, gdamische" auf einem Kupferkessel statt des hochdeutschen "Saupreußen" Hinweise auf die Existenz eines kleinen Volkes am Nordrand der Alpen ergäbe...
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwar keine ganz neue Entdeckung, sondern schon bereits vor über 300 Jahren gemacht, aber es scheint, dass zwei bisher als Fälschung angesehene römische Goldmünzen aus dem heutigen Rumänien doch echt sind und einen sonst unbekannten Kaiser Sponsianus zeigt, der wohl in unruhigen Zeiten Mitte des 3. Jahrhundert in der Provinz Dakien herrschte:

Sponsianus: Goldmünze liefert Hinweise auf mysteriösen Herrscher

Gold coin proves 'fake' Roman emperor was real

Die Münzen scheinen provinzialrömische Herkunft zu sein. Sponsianus hat ansonsten in der Geschichtsschreibung keinerlei Spuren hinterlassen.
 
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Zwar keine ganz neue Entdeckung, sondern schon bereits vor über 300 Jahren gemacht, aber es scheint, dass zwei bisher als Fälschung angesehene römische Goldmünzen aus dem heutigen Rumänien doch echt sind und einen sonst unbekannten Kaiser Sponsianus zeigt, der wohl in unruhigen Zeiten Mitte des 3. Jahrhundert in der Provinz Dakien herrschte:

Sponsianus: Goldmünze liefert Hinweise auf mysteriösen Herrscher

Gold coin proves 'fake' Roman emperor was real

Die Münzen scheinen provinzialrömische Herkunft zu sein. Sponsianus hat ansonsten in der Geschichtsschreibung keinerlei Spuren hinterlassen.
Auch aus England und Frankreich sind die Münzen eines (Gegen)Kaisers Aurelians bekannt, der, gäbe es nicht die zwei Münzen, uns völlig unbekannt wäre: Domitianus (nicht zu verwechseln mit dem Flavier gleichen Namens).
 
Auch aus England und Frankreich sind die Münzen eines (Gegen)Kaisers Aurelians bekannt, der, gäbe es nicht die zwei Münzen, uns völlig unbekannt wäre: Domitianus (nicht zu verwechseln mit dem Flavier gleichen Namens).


Übrigens gab es auf der entgegengesetzten Seite des Reiches in Ägypten einige Jahrzehnte später einen weiteren Gegenkaiser gleichen Namens Lucius Domitius Domitianus – Wikipedia
 
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