Zwar poetisch bearbeitet, aber trotzdem deutlich genug:
(aus dem Lied "Oh, König von Preußen"):

Dann kommt ein' frisch' Parad', tut man ein' falschen Tritt,
da hört man es schon rufen: „Der Kerl muss auf den Glied!“.
Patronentaschen runter, den Säbel abgelegt
und tapfer drauf geschmissen, bis er sich nicht mehr regt

Ihr Herren nehmt's nicht wunder, wenn einer desertiert
wir werden wie die Hunde mit Schlägen strapaziert.
Und bringen sie uns wieder, sie henken uns nicht auf,
das Kriegsrecht wird gesprochen: „Der Kerl muss Gassenlauf!“

Und wann wir Gassenlaufen, dann spielet man uns auf
mit Waldhorn und Trompeten, dann geht es wacker drauf.
Dann werden wir gehauen von manchem Musketier.
Der eine mag's bedauern, der and're gönnt es mir.

Gab es nicht im WK I französische Einheiten , aus denen jeder 10. Mann wegen og. Vorkommnisse erschossen wurde ? " pour encourageur les autres......." Liegt noch keine 100 Jahre zurück . Keinesfalls Antike.....
Scheint so gewesen zu sein, obwohl es da nicht konkret b elegt wird:
Dezimation ? Wikipedia
 
Ich müsste mal schauen, ob man auch zum Spießrutenlaufen "begnadigt" werden konnte und wie das Verhältnis von Spießrutenlauf und Erschießung als Strafe zueinander war.:grübel: Kennt da vielleicht jemand dazu Urteile, die das behellen?

Im Jahre 1781 kam es in der hessischen Festung Ziegenhain, die seit 1777 auch als Rekrutendepot diente, zu einem gescheiterten Aufstand. Die im "Ausland" geworbenen Rekruten galten vielfach als unsichere Kantonisten. Der Kommandant, Generalleutnant von Gohr schrieb: "Es fällt schwer, mit nur wenigen Unterofficiers Ordnung unter so vielen bösen Kerls zu halten."

Die Rekruten fassten den Plan, dass sie die Unteroffiziere mit Laudanum betäuben wollten, um dann mit der gesamten Garnison auszubrechen und ins Ausland zu fliehen. Der Plan schien nicht völlig aussichtslos- die nächste Landesgrenze, die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt lag nur etwa 10 km südlich von Ziegenhain (heute Stadtteil von Schwalmstadt), und bis zu kurmainzischem Territorium waren es nur etwa 15 km.

Um es kurz zu machen: Der Plan wurde verraten, und als die Verschwörer einen Kassiber ins Schloss schmuggeln wollten (heute JVA Schwalmstadt), wusste man auch, wer die Anführer waren.

Die Delinquenten wurden zum Tode verurteilt, neben der Hauptwache wurde ein Galgen aufgebaut, und das Todesurteil war bereits vom Landgrafen bestätigt.

Der Landgraf entschied sich aber, eine Scheinhinrichtung zu inszenieren. Nur der Kommandant war eingeweiht. Gerade im Moment, als der Henker Hand an die Delinquenten legen wollte, griff von Gohr ein und verkündete den Pardon des Landgrafen.

Glücklicherweise ist ein Bericht des 2. Pfarrers und späteren Dekans Paulus überliefert. "Er (einer der Delinquenten) sank zu Boden und lautes, gefühlvolles Dankgebet zu Gott strömte von seynen Lippen, das alle Herzen ergriff."

Mit der Scheinhinrichtung wurde der Widerstand in der Festung Ziegenhain gebrochen. Johann Gottfried Seume hielt sich während der Meuterei in Ziegenhain auf, und in seinen autobiographischen Werken Mein Leben und Spaziergang nach Syracus behauptete er, man habe ihn zum Anführer des Unternehmens machen wollen, er habe aber abgelehnt.

Bei der Meuterei waren sich viele Historiker nicht einig, ob sie überhaupt stattgefunden habe. Inge Auerbach (Die Hessen in Amerika) schrieb um 1990, die Meuterei ließe sich archivalisch nicht belegen-womit sie unrecht hatte.

Seume weiß noch mehr über die Meuterei und das Schicksal der Anführer zu berichten. In mein Leben schreibt er, dass die beiden Anführer zu lebenslänglicher Haft in den Eisen in Kassel und zu 36 Mal Spießruten laufen "begnadigt" wurden.
Seume berichtete auch, dass er in Ziegenhain ein Strafgericht erlebt habe und dass man Sanktionen gegen Mitwisser und Verschwörer in Prügelstrafen umwandelte und etliche Delinquenten mehrmals Spießruten laufen mussten.

Die Angaben bei zeitgenössischen Militärautoren sind teils widersprüchlich: 5-6 maliges Gassenlaufen kam fast einem Todesurteil gleich. Anscheinend aber wurden solch drakonischen Strafen in mehreren Etappen vollstreckt. Es kam vor, dass Soldaten halbtot geschlagen wurden, dann halbwegs zusammengeflickt wurden, nur um dann wieder halbtot geschlagen zu werden, bis das Urteil vollstreckt war.
 
Ich denke, dass man Berichten über Todesfälle beim Spießrutenlaufen ebenso Skepsis entgegenbringen solle wie "Gutachten" von Militärpersonen, die fanden, dass es der Gesundheit weniger abträglich sei, als Stock- oder Peitschenhiebe.

Todesfälle widersprachen eigentlich den Interessen, ein Soldat war den Obrigkeiten des 18. Jahrhunderts etwa 200 Gulden wert, es erforderte 18-20 Jahre bis ein Soldat herangewachsen war, und es benötigte einen aufwändigen Apparat, Soldaten zu werben, zu drillen und auszubilden.

Es widersprach der Logik des Systems, Soldaten totzuschlagen, sinnvoller, aus Sicht der Militärjustiz, war, das Strafritual so zu moderieren, dass der Delinquent dabei nicht draufging, ein Strafritual, dafür aber, es immer wieder zu wiederholen und mit der langen Dauer, in der eine Prügelstrafe auf Raten vollstreckt werden konnte, umso mehr abzuschrecken. Es sollte so verhindert werden, dass Soldaten beim Spießrutenlaufen draufgingen und es sollte verhindert werden, dass ein Delinquent es zu schnell hinter sich hatte und nachdem er seine Blessuren ausgeheilt hatte, womöglich erreicht hatte, was er wollte und ins Zivilleben zurückkehrte.
 
Zwar poetisch bearbeitet, aber trotzdem deutlich genug:
(aus dem Lied "Oh, König von Preußen"):

Dann kommt ein' frisch' Parad', tut man ein' falschen Tritt,
da hört man es schon rufen: „Der Kerl muss auf den Glied!“.
Patronentaschen runter, den Säbel abgelegt
und tapfer drauf geschmissen, bis er sich nicht mehr regt

Ihr Herren nehmt's nicht wunder, wenn einer desertiert
wir werden wie die Hunde mit Schlägen strapaziert.
Und bringen sie uns wieder, sie henken uns nicht auf,
das Kriegsrecht wird gesprochen: „Der Kerl muss Gassenlauf!“

Und wann wir Gassenlaufen, dann spielet man uns auf
mit Waldhorn und Trompeten, dann geht es wacker drauf.
Dann werden wir gehauen von manchem Musketier.
Der eine mag's bedauern, der and're gönnt es mir.


Vor einigen Jahren las ich ein Buch (Stefan Schwencke, Die gezähmte Bellona? Büger und Soldaten in den über die Garnisonsstädten Ziegenhain und Marburg im 18. Jahrhundert.

In einem Kapitel geht der Autor auch auf Desertionen und die Motivation dafür ein. Die Ergebnisse, soweit sie sich durch erhaltene Quellen rekonstruieren lassen, waren recht überraschend.

Schikanen und Misshandlungen spielten bei den Deserteuren als Gründe für die Desertion keineswegs die Rolle, die man vielleicht hätte erwarten können, dagegen spielten Heimweh und Druck durch Spielschulden eine weit wichtigere Rolle. Ein weiterer Grund war häufig auch eine ungewollte Schwangerschaft.
 
Ein wichtiger Punkt dieser von Kameraden ausgeführten Art der Bestrafung war, dass sie nicht ehrlos machte, was noch im 30jährigen Krieg vom Soldatenberuf ausschloss. Gustav Adolf soll, angeblich auch wegen Ablehnung der Todesstrafe die weniger tödliche Version erfunden haben. Ich hielt das für eine Legende, aber Guddat schreibt es ausdrücklich.

Neben der Anzahl der Durchgänge konnte die Strafschwere auch durch die Anzahl der Soldaten, die die Gasse bildeten, verändert werden. Und der Profoß war für die Ruten zuständig. Auch diese konnten je nach Auswahl und Art des Zurechtschneidens die Auswirkungen der Strafe beeinflussen.

(nach Martin Guddat, Handbuch zur preußischen Militärgeschichte 1688-1786, 2.Auflage, Hamburg 2011. Es handelt sich um ein kleines Lexikon und kein richtiges Handbuch.)

In Martin Guddat, Grenadiere, Musketiere, Füsiliere - Die Infanterie Friedrichs des Großen, 1986 Hamburg werden Strafen nach dem preußischen Reglement von 1742 aufgeführt. Das Spießrutenlaufen durfte der Kommandeur verschärfen oder abmildern. Hier mal nur Spießrutenlaufen herausgeschrieben:

1x Spießrutenlaufen gab es für:
  • mutwilliges Beschädigen von Waffen
  • Wachvergehen
  • Gewalttätigkeiten untereinander
  • Bedrohung von Quartierwirten
  • Tätlicher Angriff auf Zivilisten
  • Aufnahme von Krediten
  • Raisonieren (Argumentieren) gegenüber Vorgesetzten
8x Spießrutenlaufen:
  • Glücksspiel
12x Spießrutenlaufen:
  • Urlaub ohne Uniform (Wiederholungsfall: 20-30 Mal)
  • Unterschlagung von Pferdefutter
10x Spießrutenlaufen durch 200 Mann:
  • Trunkenheit im Dienst
  • Unerlaubtes Entfernen von der Wache
  • Schlafen auf Wache
20x Spießrutenlaufen durch 200 Mann:
  • Ungehorsam "im Gewehr" (unter Waffen)
36x wird auch in Preußen mit einer Hinrichtung gleichgesetzt und konnte bei Wiederholungstaten verhängt werden. Mehr als 10x wurde auf mehrere Tage verteilt..

Allerdings war das preußische Strafrecht auch vergleichsweise mild. Vor besonders schlimmen Hinrichtungen wie Rädern wurde der Verurteilte erdrosselt. Dennoch ist zu sehen, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit von der Schwere der Strafe abhing.

Die Ruten wurden auch Spitzruten genannt und das Zurechtschneiden ergab Möglichkeiten zum Guten oder zum Bösen hin. Selbst Ortenbourgs Handbuch Heerwesen der Neuzeit (wo Abbildungen, Auszüge des österreichischen Reglements und die Spitzrute zu finden sind) behauptet einerseits, dass fast alle so Bestraften starben und andererseits, dass diese Strafe schnell die Prügelstrafe ersetzte, weil der Bestrafte in der Regel nicht so schwer verletzt wurde, dass er dauerhaft arbeitsunfähig wurde.

Es sind offensichtlich eher Legenden zu finden und wegen der Manipulationsmöglichkeiten bei und der unterschiedlichen Schwere der Bestrafung dürften evt. Statistiken begrenzten Wert haben.

Das Zuschneiden der Ruten hat Menzel im Armeewerk dargestellt.
 
Allerdings war das preußische Strafrecht auch vergleichsweise mild. Vor besonders schlimmen Hinrichtungen wie Rädern wurde der Verurteilte erdrosselt. Dennoch ist zu sehen, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit von der Schwere der Strafe abhing.

Die Ruten wurden auch Spitzruten genannt und das Zurechtschneiden ergab Möglichkeiten zum Guten oder zum Bösen hin. Selbst Ortenbourgs Handbuch Heerwesen der Neuzeit (wo Abbildungen, Auszüge des österreichischen Reglements und die Spitzrute zu finden sind) behauptet einerseits, dass fast alle so Bestraften starben und andererseits, dass diese Strafe schnell die Prügelstrafe ersetzte, weil der Bestrafte in der Regel nicht so schwer verletzt wurde, dass er dauerhaft arbeitsunfähig wurde.

Es sind offensichtlich eher Legenden zu finden und wegen der Manipulationsmöglichkeiten bei und der unterschiedlichen Schwere der Bestrafung dürften evt. Statistiken begrenzten Wert haben.

Das Zuschneiden der Ruten hat Menzel im Armeewerk dargestellt.

Das Sprichwort oder die Redensart:

"So schnell schießen die Preußen nicht"

bezog sich nicht auf das Feuertempo der preußischen Infanterie-und das war durchaus schnell und effektiv wie bei Mollwitz gezeigt, sondern auf die Zurückhaltung der preußischen Militärjustiz, Deserteure knallhart exekutieren und "zu Straßburg auf der Schanze" vor´s Peloton zu stellen und zu erschießen, wie es u. a. in der französischen Armee praktiziert wurde.

In Preußen wurden Deserteure, wenn man sie denn erwischte- halbtot geschlagen und wieder gesund gepflegt.
 
tut man ein' falschen Tritt,

da hört man es schon rufen: „Der Kerl muss auf den Glied!“.
und tapfer drauf geschmissen, bis er sich nicht mehr regt

Ihr Herren nehmt's nicht wunder, wenn einer desertiert
wir werden wie die Hunde mit Schlägen strapaziert.


Und wann wir Gassenlaufen, dann spielet man uns auf
mit Waldhorn und Trompeten, dann geht es wacker drauf.
Dann werden wir gehauen von manchem Musketier.
Der eine mag's bedauern, der and're gönnt es mir.

Geprügelt wurde reichlich in allen europäischen Armeen. Mirabeau schrieb von seinen Erfahrungen in Potsdam, wenn häufig noch recht jugendliche Offiziere ihre Mannschaften durch die Gasse schickten. Er schrieb auch, dass es kein zuverlässigeres Mittel gab, sich das Wohlwollen seiner Majestät zu verdienen, als eigenmächtig das Spierutenlaufen ein wenig zu verschärfen.

Von dem preußischen Friedrich wurde auch überliefert, dass die Soldaten ihre Unteroffiziere meh fürchten sollten, als den Feind.
Es gab aber auch in der preußischen Armee Offiziere wie Hans Joachim von Zieten, der in seinem Husarenkorps ohne Prügelstrafe auskam, dessen Truppe aber sehr diszipliniert war.

Zieten hatte unter Friedrich Wilhelm einen Karriereknick gehabt. In seiner Personalakte stand, dass er von kleiner Statur und schwacher Stimme sei.

Die Gründe für Prügel waren oft sehr banal, eine schlecht gepuderte Perücke, Ungeschicklichkeit, "Unverschämtheit".

Allerdings ist bei der drakonischen Militärdisziplin auch zu bedenken, dass körperliche Misshandlungen auch im zivilen Leben, in der Erziehung, in Dienstboten- und Gesindeordnungen, durchaus auch im Handwerk an der Tagesordnung waren.

In GB wurden im 18. und frühen 19. Jahrhundert selbst Bagatelldiebstähle sehr häufig mit der Todesstrafe geahndet, und die Strafen wurden auch mit großer Härte und Konsequenz vollzogen, selbst Minderjährige, Frauen und Geisteskranke wurden gehängt.

In der Army oder Navy konnte man dafür mit einigen Dutzend mit der gefürchteten Cat o nine tails durchkommen.
Die Navy wurde in den Koalitionskriegen von zwei großen Revolten erschüttert. Bei den Forderungen und Beschwerden der britischen Seeleute spielte die Tatsache, dass sie geprügelt wurden gar keine so große Rolle.

Auch bei den Gründen, die sich aus Archivalien und Quellen rekonstruieren lassen, die verschiedenen Soldaten des 18. Jahrhunderts zur Desertion motivierten, waren es überraschenderweise häufig weniger schlechte Behandlung, Misshandlungen die bei der Motivation eine Rolle spielten, sondern Heimweh und nicht selten Spielschulden. Glücksspiel war in den meisten Armeen den einfachen Soldaten verboten. Glücksspiel und Alkohol waren aber seit Urzeiten ein beliebter Zeitvertreib.

Glücksspiel hat auch so manchen Offizier ruiniert. Glücksspiel war unter Offizieren akzeptiert, gehörte in gewissem Umfang sogar zum standesgemäßen Lebensstil der Offiziere. Im Gegensatz zu Schulden bei Gastwirten und Handwerkern, die nicht zu bezahlen nicht unbedingt als ehrenrührig galten, waren Spielschulden "Ehrenschulden". Von einem Offizier und Gentleman erwartete man, dass solche Verpflichtungen eingehalten wurden. Viele Offiziere waren nicht begütert, und übernahmen sich mit Spielschulden. Mancher musste dann quittieren, wurde kassiert, und hin und wieder gab es einen Suizid deswegen.

Auch bei Mannschaften waren Schulden und Gläubiger, die Druck ausübten, Gründe, die bei Desertionen eine Rolle spielten. Vor allem aber Heimweh. Viele Soldaten stammten aus der Landwirtschaft, und häufig war in der Erntezeit oder auch bei der Frühjahrsbestellung der Wunsch zu Hause nach dem Rechten zu sehen, die Angehörigen, denen womöglich durch die Werber die Arbeitskräfte genommen wurden, zu unterstützen so stark, dass sie desertierten.

Die Desertionen waren immer recht häufig, auch die barbarischsten Disziplinarmaßnahmen konnten sie nicht verhindern. Es kam durchaus vor, dass man Deserteuren Zugeständnisse machte, dass Offiziere Deserteuren ins Ausland nachritten, ihnen Straferleichterung oder -Erlass zusicherten.
 
Ich wollte noch mal auf die Ausgangsfrage zurückkommen:

War Spießrutenlaufen ein Todesurteil?

Inwiefern tatsächlich (mehrfaches) Spießrutenlaufen zum Tode führen konnte, hing stark ab von der physischen Verfassung des Delinquenten und von der Anzahl der Durchgänge, die er durch die Gasse getrieben wurde.

In zeitgenössischen Berichten hielt man 6-7 mal Gassenlaufen für das Äußerste, was ein kräftiger, gesunder Mann an einem Tag aushalten konnte. Es kam vor, dass Verurteilte nach drei oder vier Durchgängen nicht mehr aus eigener Kraft laufen konnten, auf eine Schütte gelegt und durch die Gasse gezogen wurde.

Meist war es nicht mit einem einzigen Durchgang getan, bei den meisten Vergehen waren 3-4 oder auch 6 Mal Gassenlaufen vorgesehen, bis zu 10 Mal, 20 Mal oder auch 36 mal Spießrutenlaufen.

Hätte man das an einem einzigen Tag vollstreckt, wäre der Delinquent ohne Zweifel dabei krepiert. Soldaten waren immerhin den Obrigkeiten kostbar, aus zeitgenössischen Quellen erfahren wir, was ein Soldat wert war: Um die 200 fl. Das entsprach in etwa dem Mindestvermögen, das ein paar nachweisen musste, wenn es eine Heiratslizenz beantragte. Es dauerte gut 20 Jahre bis ein Soldat herangewachsen und gedrillt ist. Ihn tot zu schlagen, widersprach den Interessen. Andererseits musste die Disziplin und Sozialdisziplinierung abschreckend sein.

Indem man das Spießrutenlaufen in mehrere "Tagessätze" aufteilte, konnte man zugleich durch die lange Dauer die Abschreckung erhöhen und zugleich vermeiden, dass Soldaten daran krepierten.

Ein Delinquent, der zu mehrmaligem Spießrutenlaufen verurteilt war, musste damit rechnen, im Abstand von mehreren Wochen mehrere Male halbtot geschlagen zu werden, dann zusammengeflickt zu werden, um danach wieder halbtot geschlagen zu werden.

Das verkrafteten natürlich etliche nicht. Dass ein Soldat unmittelbar an den Folgen von Spießrutenlaufen starb war wohl eher selten, aber natürlich konnten so massive Misshandlungen zu Komplikationen wie Wundfieber führen, was wiederum dazu führte, dass immer wieder Soldaten an den Folgen davon verstarben.
 
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