Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reichs

andreassolar

Aktives Mitglied
Die Vielfalt des Christentums in der ausgehenden Spätantike wird - besonders bei Anfängern 'lateinisch-europäischer' Herkunft - gelegentlich nur auf die Wahrnehmung des Gebietes des westlichen und östlichen Römischen Reiches konzentriert.

Die (christliche) Spätantike fand natürlich auch jenseits der Gebiete des sich zur Auflösung hin bewegenden westlichen Teils und des fortbestehenden, im 6./7. Jh. in das Byzantinische Reich übergehenden östlichen Teils des Römischen Reiches statt. Besonders in östlicher, nordöstlicher und südöstlicher Richtung lassen diverse weitere spätantike Reiche und Herrschaften finden, wie das Jahrhunderte bestehende Sassanidenreich.

Für das Christentum am östlichen Rand des römischen Reichsgebietes wie östlich davon kann hinreichend gut gezeigt werden, dass diverse Akteure und Exponenten als Priester, Bischöfe, christliche Gelehrte und Ärzte usw., teils im Fahrwasser der Antiochenischen Theologie, in der ausgehenden Spätantike einen bedeutsamen Anteil an der Bewahrung, Sammlung und Übersetzung griechischer 'nichtchristlicher' und nichtchristlicher wissenschaftlicher Schriften hatten.

Zugleich kann an diversen Beispielen illustriert werden, dass in Alexandria auch nach 415 ein wissenschaftlicher Lehrbetrieb in verschiedenen Bereichen fortgesetzt wurde...jene neuplatonische Schule, die Medizin, Rhetorik, Astronomie-Astrologie usw....und auch deswegen weiterhin vielfach Studenten aus dem 'Ausland' nach Alexandria kamen.

Als ein bekanntes Beispiel dafür bietet sich beispielsweise der christliche Priester, Philosoph und Arzt Sergius von Res Ayna an, gestorben 536.

Stefanie Rudolf, Syrische Astrologie und das Syrische Medizinbuch (Berlin 2018), S. 62 f.:

[...]
Sergius, der vom Monophysitentum zum Nestorianismus konvertierte, war Presbyter unter Justinian, hatte beim chalkedonensischen Partriarchen Ephrem und bei Johannes Philoponus in Alexandria studiert und verstarb auf einer Reise nach Bazyntium [=Konstantinopel, Anm. von mir] 536 in Begleitung des Papstes Agapetus von Rom. Zeit seines Lebens war er führender Arzt (Archiatros) von Reš Ayna (Theodosiopolis) im Norden Mesopotamiens. Er gilt als erster Übersetzer griechischer Medizin und Philosophie in Syrische, darunter Werke des Aristoteles (Kategorien), Prophyrius (Isagoge) und Galen, angeblich über 30 Werke, darunter die 'Sechzehn Bücher' Galens. Einige der Werke sind den Widmungen zufolge von Theodorus, dem Bischof von Karkh Juddan (ca. 525-45) im heutigen Samarra in Auftrag gegeben worden. [...]
Die Übersetzungen von Sergius scheinen auch den Trend in der syrischen Medizin (zumindest in der gebildeteren Schicht) widerzuspiegeln, welche stark von der alexandrinischen Tradition geprägt war. [...]
 
Sergius von Theodosiopolis, einer Stadtneugründung jenes Theodosius I. u.a. des Nicäno-Konstantinopolitanum, kann als eine der ersten Persönlichkeiten festgemacht werden, welche umfangreich 'heidnische' griechische Schriften ins Syrische übersetzten, worauf wiederum das expandierende islamisch-arabische Reich zurück greifen würde bei der Aneignung neuer Kenntnisse, Bildung, und von neuem Wissen.

Sergius, das wird im Zitat oben deutlich, kann als eine hinreichend bedeutende Persönlichkeit für das oströmische Reich zur Zeit Justinians eingestuft werden und wurde erkennbar ebenso als bedeutender, vertrauenswürdiger Glaubenschrist wahrgenommen, finden wir ihn doch in der Reisebegleitung von Papst Agapetus auf dem Weg nach Konstantinopel, und dies auf expliziten Wunsch verschiedener Seiten.

Sergius ist als ein eher typischer Exponent jener christlichen Schicht von Ärzten, Philosophen und Gelehrten, von Bischöfen und Priestern in größeren christlichen Gemeinden ganz im Osten des Römischen Reiches und jenseits davon auch im Sassaniden-Reich, welche vielfach eher von der antiochenischen Theologie beeinflusst gewesen waren, ansonsten aber durchaus an allen theologischen Disputen des östlichen Christentums teil hatten.

Nur fehlen östlich von Antiochia (Edessa, Nisibis, Theodosiopolis, Selaukia usw. ) jene Episoden der Ortsbischöfe, des angestifteten, instrumentalisierten Mobs, wie man sie in Alexandria 392 oder 415 erlebt hatte, fehlen jene Episoden radikaler Infragestellung 'heidnischer' Schriften durch regionale oder örtliche christliche Akteure.

Dagegen finden wir in diesem Gebiet, am östlichen Rand des Reiches, grob östlich/südöstlich von Antiochia, jene wiederkehrenden Versuche von Kaisern und Hauptstadt-Bischöfen in Konstantinopel ab dem späteren 5. Jh., diese römischen Reichsgebiete jeweils theologisch, machtpolitisch, christologisch auf bzw. mehr auf 'Linie' zu bringen - ohne dauerhaften Erfolg.
 
Da (nicht nur) in diesem Faden und Rahmen gewisse Begriffe immer wieder relevant und erwähnt werden, hier eine so knappe wie grobe inhaltliche Orientierung zu den Schlagworten Alexandrinische Theologie/Schule/Bibelexegese und Antiochenische Theologie:

  • Alexandrinische Theologie/Schule/Bibelexegese:
    • [...] als Charakteristikum der „alexandrinischen Exegese“ führte man ihre Orientierung an der platonischen Metaphysik und den übrigen Wissenschaften und die exzessive Deutung biblischer Passagen als Allegorese an [...] (Q: Startseite Projektübersicht Die alexandrinische und antiochenische Bibelexegese der Spätantike)
      [gilt vor allem für die Zeit bis ins 4. Jh. in Alexandria, Anm. von mir]
    • gemeinhin zeichnet sich die sich ab dem 4. Jh. entwickelnde, nachfolgende Alexandrinische Exegese durch eine idealistische wie spekulative und allegorische Exegese aus (teils Tante Wiki)
  • Antiochenische Theologie/Exegese:
    • [...] während die „antiochenische Exegese“ als kritisch gegenüber allegorischer Auslegung beschrieben wurde, am wörtlichen Sinn orientiert und an pergamenischen Grammatikern. [...]
      (Q: Startseite Projektübersicht Die alexandrinische und antiochenische Bibelexegese der Spätantike)
    • Die Antiochenische Schule setzte sich für eine nüchterne Exegese der biblischen Schriften ein und verwarf die allegorische Auslegung. (Tante Wiki)

Die Verschiedenheit der Exegetischen Traditionen und Prägungen und theologischen Schulen schlug sich nachfolgend ebenso in den groben Richtungen der beiden 'Schulen' in christologischen Fragen nieder (Tante Wiki):

Während die Antiochenische Schule an der Trennung der beiden Naturen Christi festhielt, neigte die Alexandrinische Schule zu einer monophysitischen Auffassung.

 
Nur fehlen östlich von Antiochia (Edessa, Nisibis, Theodosiopolis, Selaukia usw. ) jene Episoden der Ortsbischöfe, des angestifteten, instrumentalisierten Mobs, wie man sie in Alexandria 392 oder 415 erlebt hatte ...
Versuche von Kaisern und Hauptstadt-Bischöfen in Konstantinopel ab dem späteren 5. Jh.,
Schon Ende des 4. Jh unter Theodosius machte sich Cynegius einen Namen in dieser Region. wiki schreibt:

Während seiner zweiten Reise in den Osten (einschließlich Ägypten), begleitet vom Bischof Marcellus von Apamea, schloss und zerstörte Cynegius hellenische Tempel, Schreine und Altäre, unter anderem den Tempel von Edessa, das Kabeirion von Imbros, den Tempel des Zeus in Apamea, den Tempel des Apollon in Didyma und alle Tempel von Palmyra.

So auch Libanios in seinen Reden (#30), an Theodosius:

For there lies in ruins, in the Persian borders, a temple [Edessa], to which there is none like, as may be learned from those who saw it, so magnificent the stone work, and in compass equal to the city. ... At length, however, it was attacked, and with a fury equal to the greatest enemies, animated by the hopes of the richest plunder. ... But that temple, so magnificent and so large, not to mention the wonderful structure of the roof, and the many brass statues, now hid in darkness out of the light of the sun, is quite perished; a lamentation to them who have seen it, a pleasure to them who never saw it. ... Nevertheless, if it be rightly considered, this work [die Zerstörung] is not yours, but the work of a man who has deceived you [Cynegius] usw.

Ich dachte zuerst, über die Rolle der Mönche sei hier nichts bekannt, dem ist nicht so: Cynegios wurde durch syrische Mönche unterstützt:

Die Mönche nahmen Kynegios' Auftrag zum Anlaß, über die Tempel in Syrien, an der Euphratgrenze und in Phönizien herzufallen. Diese wilden Horden konnten die Honoratioren aus Antiochia überzeugend als proletarische Randalierer darstellen. So schrieb Libanios damals: »Dieses schwarzgewandete Pack, das mehr frißt als die Elephanten ... überschwemmt das Land wie ein über die Ufer getretener Fluß ... und gleichzeitig mit den Tempeln verwüsten sie die großen Landgüter.«

(P. Brown, Macht und Rhetorik in der Spätantike, S.141, dort auch die weitere Literatur hierzu)


 
Zuletzt bearbeitet:
Forscht man weiter in der Literatur, fällt auch die Zerstörung einer Synagoge auf, und zwar iJ. 388 durch den Bischof und seine ihm zugetanen Mönche (wschl. Parabolani – Wikipedia ) in der Garnisonsstadt Kallinikon (ar-Raqqa – Wikipedia ), und zwar durch Niederbrennung. Das hat selbst Theodosius nicht gefallen: "Die Mönche begehen viele Grausamkeiten", sagte er (Ambrosius Briefe 41), so dass er dem Bischof den Befehl erteilte, die Synagoge wieder aufzubauen. Das wiederum führte zu einem Konflikt mit Ambrosius, der dem Kaiser "befahl" (...nahelegte...), den Befehl zu widerrufen (Ein echter Menschenfreund, der Herr Ambrosius!). Theodosius gab nach.

Schon zuvor war jener Bischof (in Kallinikon) aktiv geworden, dieses Mal gegen valentinianische Gnostiker. Quelle hierzu: Ambrosius, Briefe 40.

(Nachtrag zu #4: Lit-angabe nicht S.141, sondern S.139)
 
Schon Ende des 4. Jh unter Theodosius machte sich Cynegius einen Namen in dieser Region. wiki schreibt:

Während seiner zweiten Reise in den Osten (einschließlich Ägypten), begleitet vom Bischof Marcellus von Apamea, schloss und zerstörte Cynegius hellenische Tempel, Schreine und Altäre, unter anderem den Tempel von Edessa, das Kabeirion von Imbros, den Tempel des Zeus in Apamea, den Tempel des Apollon in Didyma und alle Tempel von Palmyra.

Cynegius war der von Kaiser Theodosius I. eingesetzte Prätorianerpräfekt des Orients, begleitet von Truppen und einem entsprechenden kaiserlichen Auftrag.
Marcellus von Apamea bewerkstelligte als Ortbischof in Apamea, referiert man die Historia ecclesiastica des Theodoret von Cyrus, ohne einen ortsansässigen Mob die Zerstörungen, nach dem Cynegius entlang seines kaiserlichen Auftrages mit seinen Truppen vergeblich versucht hätte, den Jupitertempel zu zerstören.
Und das hört sich bei Theodoret leicht legendär an...;) Marcellus begleitet Cynegius auf dessen weiteren Zerstörungstour durch andere, fremde Städte.

Ich dachte zuerst, über die Rolle der Mönche sei hier nichts bekannt, dem ist nicht so: Cynegios wurde durch syrische Mönche unterstützt:

Da fehlt immer noch der Ortsbischof, der im eigenen Auftrag, aber mit einem gut organsierten, instrumentalisierten einheimischen/örtlichen Mob wichtige heidnische Tempel am Ort zerstört.

Forscht man weiter in der Literatur, fällt auch die Zerstörung einer Synagoge auf, und zwar iJ. 388 durch den Bischof und seine ihm zugetanen Mönche (wschl. Parabolani – Wikipedia ) in der Garnisonsstadt Kallinikon (ar-Raqqa – Wikipedia ), und zwar durch Niederbrennung.

Das war kein heidnischer Tempel...folgender Auszug siehe Lemma Ambrosius von Mailand im wissenschaftlichen Bibellexikon:

Eine erste Machtprobe ergab sich 388. Ein Bischof hatte den Pöbel in Kallinikon am Euphrat zu einem Pogrom und zum Niederbrennen der dortigen Synagoge aufgehetzt. Kaiser Theodosius I. verfügte dessen Bestrafung. Ambrosius verhinderte dies und griff damit erheblich in die staatliche Ordnungspolitik ein. Theodosius verstand den Gewaltausbruch zunächst als Aufruhr, den der römische Staat nicht dulden könne. Von daher lag es nahe, die oder den christlichen Aufrührer für ihre oder seine Tat zur Verantwortung ziehen. So verlangte er, anstelle einer peinlichen Leibstrafe von diesem als öffentliche Genugtuung den Wiederaufbau des zerstörten jüdischen Gotteshauses. Ambrosius hingegen forderte in einem Schreiben, dass alle Plünderer und Gewalttäter straffrei ausgehen sollten. Er interpretierte den Vorgang als Konflikt zwischen Christentum und Judentum, bei dem sich der Kaiser nicht auf die Seite der Juden stellen könne. Vor diesem Hintergrund erachtete es Ambrosius als völlig inakzeptabel, von der Kirche den Wiederaufbau der zerstörten Synagoge zu verlangen.

Schon zuvor war jener Bischof (in Kallinikon) aktiv geworden, dieses Mal gegen valentinianische Gnostiker. Quelle hierzu: Ambrosius, Briefe 40.

Dies sind wiederum keine Angehörigen der tradierten, bekannten paganen Religionen gewesen.
 
Forscht man weiter in der Literatur, fällt auch die Zerstörung einer Synagoge auf, und zwar iJ. 388 durch den Bischof und seine ihm zugetanen Mönche (wschl. Parabolani – Wikipedia ) in der Garnisonsstadt Kallinikon (ar-Raqqa – Wikipedia ), und zwar durch Niederbrennung.

....dass es dort Parabolani gab, die um und für den örtlichen Bischof tätig gewesen waren, ist sowieso wenig wahrscheinlich...die waren auch keine Mönche...
Historisch sind die Parabolani aus zwei echten römischen Großstädten überliefert - hinlänglich bekannt aus Alexandria, dazu noch aus Ephesus.
 
....dass es dort Parabolani gab, die um und für den örtlichen Bischof tätig gewesen waren, ist sowieso wenig wahrscheinlich...die waren auch keine Mönche...
Historisch sind die Parabolani aus zwei echten römischen Großstädten überliefert - hinlänglich bekannt aus Alexandria, dazu noch aus Ephesus.
Das stimmt, das war auch nur eine kühne Vermutung von mir. Erst im Lauf der Lektüre ist mir klar geworden, dass die Parabolani zwar Hilfstruppen (der Mittel-/Unterschicht) eines Bischofs waren, aber nicht Mönche. In anderen Städten übernahmen andere Funktionsträger diese Arbeit: in Alexandria die Krankenpfleger = Parabolani, in Antiochia die Sargträger = Lecticarii, in Rom die Friedhofsgärter = Fossores. Herkunft: Konstantin hatte den Patriarchen einen kostenlosen Begräbnisdienst eingerichtet, der vom Klerus verwaltet wurde. Es wurden zunftähnliche Gruppierungen mit Sonderrechten errichtet, die vor allem von Handwerkern (rund um die Armenbetreuung) genutzt wurden; diese stellten dann jene „Haustruppen“ und wurden vom Bischof oft zweckentfremdet eingesetzt. So P. Brown, Macht und Rhetorik, S.133f.
Zur Durchsetzung seiner Ziele konnte ein Bischof somit zählen auf: Badewärter, Bahrenträger, Krankenwärter, Schauerleute, Landarbeiter von den Kirchengütern und Mönchsbanden.

Beantwortung der anderen Punkte: dauert noch etwas.
 
Marcellus von Apamea bewerkstelligte als Ortbischof in Apamea, referiert man die Historia ecclesiastica des Theodoret von Cyrus, ohne einen ortsansässigen Mob die Zerstörungen, nach dem Cynegius entlang seines kaiserlichen Auftrages mit seinen Truppen vergeblich versucht hätte, den Jupitertempel zu zerstören.
Man kann das auch anders interpretieren. Die Zerstörung der paganen Heiligtümer ab 384 durch Cynegius, insbesondere der Tempel in Edessa ist der Hintergrund für Libanios' Rede „Für die Tempel“ (Or. 30):
Es liegt an der Grenze zu Persien ein Tempel danieder, dem nichts vergleichbar war, wie man von denjenigen hört, die ihn gesehen haben. ... Aber dieses so beschaffene und so große Heiligtum ... ist dahin und ist verschwunden, ... Aber dennoch, wenn man einmal genau hinschauen würde: Das ist nicht deine Schuld, sondern die des frevelhaften, den Göttern verhassten, feigen, habgierigen Mannes, der ein Fluch für die Erde ist, die ihn bei seiner Geburt empfangen hat.
Mit „Grenze zu Persien“ ist wohl Edessa gemeint, und der „frevelhafte Mann“ ist klarerweise Cynegius. Direkt im Anschluss an den vorderen Teil werden die Mönche aufgelistet:
...in vollkommener Unterwerfung gegenüber denjenigen, die diese Dinge leiten, deren einzige Tugend darin besteht, das Gewand der Trauernden zu tragen; besonders aber gegenüber denjenigen von ihnen, die auch grobe Gewänder weben.
Das ist, meine nicht nur ich (sondern auch H. Leppin, Theodosius, S.124f), ein Beleg für die Beteiligung der Mönche an diesen Taten, deren genauere Beschreibung auch in dieser Rede erfolgt, ich habe sie schon zitiert, und auch dort wird auf mehrere Tempel verwiesen, nicht nur auf das Serapeum. Da hier Dissenz besteht, müsste man die Literatur, auf die sich Leppinf und Brown beziehen, studieren.

Da fehlt immer noch der Ortsbischof, der im eigenen Auftrag...
Auch der Sturm auf das Serapeum von Alexandria 391 nChr kam nicht einfach so, als fixe Idee des Patriarchen Theophilos, sondern entstand aus der „Erlaubnis“ durch das Edikt von 391, damit indirekt eine Idee des Kaisers. Sie entstand in einer Stimmung, in der so etwas „angemessen“ war. Es wird sogar angenommen, dass Cynegius, auch vor 391 in Alexandria war, dort aber nichts angerichtet hat (seine Praefektur währte nur bis 388).

Nur fehlen östlich von Antiochia (Edessa, Nisibis, Theodosiopolis, Selaukia usw. ) jene Episoden der Ortsbischöfe, des angestifteten, instrumentalisierten Mobs...
Dagegen:
Das war kein heidnischer Tempel...
Nicht die heidnischen Tempel, sondern die Beteiligung der Mönche und des Bischofs als ihr Anführer (oder Zivile in Form der Schläger-/Hilfstruppen, ergänze ich) steht hier zur Debatte. Für die Fragestellung ist es also wurscht, ob ein heidnischer Tempel oder eine Synagoge (die ja nicht einmal ein Tempel ist) demoliert wurden.

Anschließend noch einige weitere Stellen zu den Mönchen in Syrien, die eigentlich sehr schön zeigen, dass...
...von Antiochia (Edessa, Nisibis, Theodosiopolis, Selaukia usw. ) jene Episoden der Ortsbischöfe, des angestifteten, instrumentalisierten Mobs...
...nicht fehlen.

In dieser Textstelle sind es die Äbte, die die Mönche anstacheln:
Die syrischen Äbte wurden beschuldigt, junge Athleten und angehende Gladiatoren für ihre Klöster anzuwerben, und gelegentlich konnte man die kirchlichen Betreuer der Armen dabei beobachten, wie sie Knüppel an ihre Schutzbefohlenen verteilten. (P. Brown, Macht und Rhetorik, nach T.E. Gregory, Vox populi. Popular Opinion and Violence in the Religious Controversies in the 5th Century)

Eine ähnliche fundamental-christliche Haltung der Mönche findet sich in Jerusalem bei einem anderen Ereignis, (nein, auch hier kein heidnischer Tempel, auch nicht ganz östlich, aber ein syrischer Mönch tritt auf), das Laubhüttenfest, das die Juden 438 in Jerusalem feiern wollten. Kaiserin Eudokia weilte gerade dort. Eine Abordnung von Priestern (also Christen!), Beamten und Führer der Juden wollte sie um Genehmigung bitten. Aber der syrische Mönch Barsauma hatte eine Gegen-Demo organisiert: Seine Vorsänger intonierten den Gesang "Das Kreuz war siegreich", und das Volk brüllte den Gesang nach. Toleranz war hier nicht angesagt.

Zum Schluss noch eine Anekdote aus Antiochia, in der Mönche in Privathäuser eindringen, um Altäre zu zerstören, auf Anweisung von Bischoff Flavianus, aber ich habe leider die Textstelle vergessen. Eventuell muss man dieses Ereignis in Zusammenhang mit dem „Statuensturm“ 387 sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Ruhe in diesem Thread gibt die Möglichkeit, etwas systematischer die Sache anzugehen. Ich habe ja von der Materie nicht viel Ahnung und bin auf Literatur angewiesen. Anhand des Artikels von
G. Fowden, Bishops and Temples in the Eastern Roman Empire A.D. 320-435, J. of Theol. Studies 1978, 53-78
will ich die Geschehnisse samt Verantwortlichen nachzeichnen: von Konstantin bis Arcadius. Die Zitate lasse ich in Englisch: wer sie versteht, weiß, was sie sagen, wer sie nicht versteht, ist hier fehl am Platz :)
Die Liste ist nicht auf die östlichen Gebiete beschränkt, sondern umfasst alles, was der Artikel hergibt. In der Tat erfährt man über den „ruhigen Osten“ wenig.

Konstantin

hat 407 ein Edikt erlassen, in dem die Bischöfe aufgerufen wurden, die Heiden zu bekämpfen:
The same edict of 407 begins by gently rebuking the clergy for their failure to have performed successfully a task which by this date was already assumed to be a natural part of their functions: 'the profane spirits of the heretics and the superstition of the pagans ought to have been corrected by the solicitude alone of those religious men, the priests of God, as they note such crimes, by their sedulous admonitions and by their authoritative teaching.' (p.56)
Im Osten wollte man die Kirche nicht zu mächtig werden lassen. "Later emperors restricted these powers: it is important to note that, in A. H. M. Jones's words, 'no general immunity from the jurisdiction of the secular courts was ever allowed to establish itself'". (p.57)
Die Macht des Bischofs im Osten war daher weniger eine legale Instanz, er war nur Hirt der lokalen Christen. Zumal ihm von Berufs wegen nicht erlaubt war, den Ort zu wechseln.

Erste Beteiligung eines Bischofs bei der Abschaffnug heidnischen Besitzes: Brief Konstantins I an Bischof Macarius von Jerusalem, Zerstörung des Tempels in Mamre. Der Praefect sollte das ausführen, der Bischof ihn informieren.

Konstantius

Bischof Georg von Alexandria sollte den Tempel des Mithra
in eine Kirche umwandeln. Aber der Mord an Georg vereitelte das, starke Zwietracht in der Stadt, nicht nur zwischen Heiden und Christen, sondern auch zwischen Arianern und Orthodoxen.
Markus, Bischof von Arethusa in Syrien. Er zerstörte einen Tempel in Arethusa und wandelte ihn in eine Kirche um. Unter Julian folterten ihn die Einwohner der Stadt deswegen (!).
Eleusius, Bischof von Cyzicus, hatte mehrere Tempel zerstört.
Dagegen Bischof Pegasius von Troia, der die Tempel bewahrt hat (er war wohl heimlich ein Heide).
Cilicia: Christen beschädigen den Tempel von Asclepius in Aegae.

Julian

Aufatmen der Heiden, aber nur kurz.

Jovian

Gregor von Nazianz
konvertiert einen Tempel in eine Kirche in seiner Stadt.

Theodosius

Praefect Cynegius
leitete die Zerstörung der Tempel, angeblich ohne Theodosius' Auftrag. „Moreover, Zosimus's statement that Cynegius had specific instructions from the emperor to stamp out the old cults is very probably an exaggeration - Libanius gives no hint of this, and even implies the contrary.“ (p.63)
Es gibt keine direkte Belege für die Zusammenarbeit von C. mit den kirchlischen Autoritäten, nur Libanius, Or. 30,46, führt seine Frau an, die direkten Kontakt mit den Mönchen hatte. Hatten wir schon.
386: Tempel von Apamea. Hierzu Theodoret:
The hyparxos of the East went to Apamea, taking with him two military commanders and some soldiers. The people remained quiet from fear of the soldiery. The hyparxos undertook to demolish the temple of Zeus ... but when he perceived the firmness and solidity of the structure, he thought that no human strength could disjoin the stones. ... The holy Marcellus observed the fears of the hyparxos, and sent him to execute the mandate in some other city, while he prayed to God to reveal the means of destroying the edifice.“ (p.64)
Dabei hat, wie Fowden betont, nicht der Bischof ursprünglich die Initiative ergriffen, sondern der hyparxos, womit wohl nicht Cynegius gemeint ist, sondern ein Beamter, vielleicht Deinias (comes orientis und Christ). Denn Bischof Marcellus hatte die Initiative ergriffen (indem er den hyparxos weggeschickt hatte) und das Zerstörungswerk selbst vollendet; hierbei ist es unbekannt, ob Mönche mitgeholfen hatten. Marcellus wollte auch den Tempel von Aulon zerstören. Die Radikalität von Marcellus rief Gegner auf den Plan. Sozomen schreibt:
...the inhabitants of Apamea often armed the men of Galilee and the peasants of Lebanon, in defence of their temples, and they even carried their audacity to such a height as to slay a bishop named Marcellus. This bishop had commanded the demolition of all the temples in the city and neighbouring villages, on the supposition that more efficient means of deterring the people from the observance of their ancient superstitions could not be devised. Having heard that there was a very spacious temple at Aulon, a district of Apamea, he repaired thither with a body of soldiers and gladiators. (p.66)
Er wurde lebendig verbrannt.

Mönche waren beteiligt an der Zerstörung der Synagoge in Callinicum 388 und
einem gnostisch-valentianischen Schrein zuvor. Hierzu gab es wohl keine offizielle Aufforderung, denn der Bericht an den Kaiser stammt vom comes orientis, worauf Theophilus den Befehl zum Wiederaufbau gegeben hatte, denn er dann, wegen Ambrosius, später widerrief. Hatten wir schon.
Nach Libanios or.30 "arbeiteten" die syrischen Mönche vor allem im ländlichen Gebiet, zogen von Dorf zu Dorf:
There they would fall on the rural shrines, attacking them with wood, stone, and fire, sometimes even using their bare hands. Not only roofs and statues, but walls and the very foundations of temples were obliterated by their onslaught. (p.68)​
Fowden erklärt hierzu, dass die Seltenheit von Tempelruinen in Syrien diese Zerstörungsarbeit vermutlich belegt.

Der Text von Theodoret oben legt nahe, dass es damals schon ein Gesetz / Mandat zur Tempelzerstörung gegeben habe, das aber nicht bekannt ist. Fowden vermutet, es sei ein regional begrenztes Gesetz gewesen oder war auf Zeus beschränkt.

In diesem Zusammenhang steht wohl auch die weidlich behandelte Zerstörung des Serapeums in Alexandria, 391. Fowden glaubt allerdings nicht, dass dieser Vorgang etwas mit dem Edikt 391 zu tun hat. Zusammen mit der Übernahme des Serapeums wurde wohl durch Theophilos auch ein Tempel in Canobus und in Menuthis "übernommen", allesamt in der Umgebung.

Etwa zeitgleich geschah die Zerstörung der Tempel durch Martin von Tours in Gallien. Nur am Rand.

Arcadius

Zerstörung des Zeus-Marnaios-Tempels in Gaza durch Bischof Porphyrios von Gaza, ca. 402. Der hatte zuvor Markus den Diakon nach Konstantinopel gesandt, um die Erlaubnis der Tempelzerstörung zu erhalten. Mit Unterstützung von Johannes Chrysostomos erhielt er sie. Ein Beamter, Hilarius, schloss darauf alle Tempel von Gaza, außer Marnaios. Daher einige Jahre später eine 2. Gesandtschaft zum Kaiser Arcadius, der aber zögerte, willigte aber letztlich ein. Bei dem Überfall halfen nicht nur Kohorten (wer genau?), sondern auch die christliche Bevölkerung.
Währenddessen machte sich Johannes Chrysostomos, Bischof in Konstantinopel, auf, um zusammen mit Mönchsbanden Tempel in Phönizien zu zerstören, mit einem Edikt von Arcadius. (p.75) So Theodoret:
John selected some ascetics who were filled with fervent zeal, and sent them to destroy the idolatrous temples, furnishing them with imperial edicts to authorize the act. He did not take the money requisite to pay the labourers appointed to destroy the temples from the royal treasury, but induced some ladies of great opulence, who were eminent on account of their faith, to defray this expense; and the temples of the demons were then thrown down from their very foundations. (p.75)
Abt Hypatius, bei Chalcedon, zerstörte Schreine in Bythinia zusammen mit seinen Mönchen, auf eigene Initiative, Anfang 5. Jh.

Mehr hat Fowden nicht anzubieten, es fehlen aber noch Vorkommnisse, meine ich, wie etwa der Tempel von Edessa. Aber immerhin hat man hier einen chronologischen Überblick. Das war mir an dieser Stelle wichtig, weniger ein direkter Bezug auf deine Fragestellung.
 
Der Faden hat einen Titel und eine hinreichend deutliche und verständliche Einleitung mit/zu einem bestimmten Thema. Lesen kannst Du doch, meine ich....
Falls Du Beiträge zur allgemeinen Christentums-Kritik posten möchtest, so gibt es den bekannten laufenden Faden; ich darf doch für diesen Faden höflich darum bitten, diese Art der Umwidmung oder 'Okkupation' zu beenden.
Ich freue mich dagegen auf Deine kenntnisreichen, substanziellen Beträge zur west- und ostsyrischen christlichen, theologisch eher 'antiochenisch' geprägten, Lebenswelt mit ihren Gemeinden, Schulen wie Persönlichkeiten in der Bedeutung für die Übersetzung und Überlieferung 'heidnischer' nichtwissenschaftlicher und wissenschaftlicher Literatur.



Zur Durchsetzung seiner Ziele konnte ein Bischof somit zählen auf: Badewärter, Bahrenträger, Krankenwärter, Schauerleute, Landarbeiter von den Kirchengütern und Mönchsbanden.
Das ist alles hinlänglich bekannt....und war auch nicht von mir thematisiert worden.

Das ist, meine nicht nur ich (sondern auch H. Leppin, Theodosius, S.124f), ein Beleg für die Beteiligung der Mönche an diesen Taten, deren genauere Beschreibung auch in dieser Rede erfolgt, ich habe sie schon zitiert, und auch dort wird auf mehrere Tempel verwiesen, nicht nur auf das Serapeum. Da hier Dissenz besteht, müsste man die Literatur, auf die sich Leppinf und Brown beziehen, studieren.
Das war nicht mein Thema...Deine Beiträge berühren nicht angefragte Punkte, die auch nicht zum Faden-Titel und -Thema, zu meinen Aussagen in der Faden-Einleitung gehören.


Nochmals Teile meiner Einleitung im ersten Beitrag:
Für das Christentum am östlichen Rand des römischen Reichsgebietes wie östlich davon kann hinreichend gut gezeigt werden, dass diverse Akteure und Exponenten als Priester, Bischöfe, christliche Gelehrte und Ärzte usw., teils im Fahrwasser der Antiochenischen Theologie, in der ausgehenden Spätantike einen bedeutsamen Anteil an der Bewahrung, Sammlung und Übersetzung griechischer 'nichtchristlicher' und nichtchristlicher wissenschaftlicher Schriften hatten.
Mehr nicht.

Nur fehlen östlich von Antiochia (Edessa, Nisibis, Theodosiopolis, Selaukia usw. ) jene Episoden der Ortsbischöfe, des angestifteten, instrumentalisierten Mobs, wie man sie in Alexandria 392 oder 415 erlebt hatte, fehlen jene Episoden radikaler Infragestellung 'heidnischer' Schriften durch regionale oder örtliche christliche Akteure.

Nochmals zum Mitschreiben: diese Position meinerseits war eine
  • vorläufige Neben-Feststellung zu den Gebieten östlich von Antiochia mit einer Dominanz der Antiochenischen Theologie, in einem anderen Thema, siehe Faden-Titel und Einleitung,
  • und bezog sich nun ausdrücklich auf Ortbischöfe, die mit Hilfe der/einer örtlichen, organsierten bischofstreuen 'Bruderschaften' von Krankenträgern, Beerdigungsträgern usw. usw. einen örtliche christlichen Mob aufstacheln bzw. organisieren und mit diesem - ohne militärische Erstinitiative und Rahmenunterstützung - die örtlichen 'heidnischen' Tempel auf Eigeninitiative zerstören, plündern usw.

Auch der Sturm auf das Serapeum von Alexandria 391 nChr kam nicht einfach so, als fixe Idee des Patriarchen Theophilos, sondern entstand aus der „Erlaubnis“ durch das Edikt von 391, damit indirekt eine Idee des Kaisers.

???? Das war doch gar nicht die Frage...außerdem empfehle ich ein wenig mehr geschichtswissenschaftliches Hintergrund- und Detailwissen zum konkreten Fall der Auslöser und Umstände des Sturms auf das Serapeion. Siehe dazu in der Grundlagenliteratur von Johannes Hahn, Gewalt und religiöser Konflikt (2004), S. 78-105 ('Die Zerstörung der heidnischen Kulte in Alexandria').


Nicht die heidnischen Tempel, sondern die Beteiligung der Mönche und des Bischofs als ihr Anführer (oder Zivile in Form der Schläger-/Hilfstruppen, ergänze ich) steht hier zur Debatte.

Das stand hier keineswegs zur Debatte.

Und geht inhaltlich wieder an meinem Zitat vorbei, welches du selber oben eingeführt hast:
Nur fehlen östlich von Antiochia (Edessa, Nisibis, Theodosiopolis, Selaukia usw. ) jene Episoden der Ortsbischöfe, des angestifteten, instrumentalisierten Mobs, wie man sie in Alexandria 392 oder 415 erlebt hatte, fehlen jene Episoden radikaler Infragestellung 'heidnischer' Schriften durch regionale oder örtliche christliche Akteure.


Anhand des Artikels von
G. Fowden, Bishops and Temples in the Eastern Roman Empire A.D. 320-435, J. of Theol. Studies 1978, 53-78
???? Irgendwas wird jetzt zusammengerafft....:)

Vielleicht ein bisschen aktuellere und Grundlagen-Literatur:
  • Johannes Hahn, Gewalt und religiöser Konflikt (2004)
  • Johannes Hahn (Hrsg.), Spätantiker Staat und religiöser Konflikt. Imperiale und lokale Verwaltung und die Gewalt gegen Heiligtümer
 
An alle, die meinen Beitrag #10 gelesen und für die Unterlagen abgespeichert haben:
Konstantin

hat 407 ein Edikt erlassen, in dem die Bischöfe aufgerufen wurden, die Heiden zu bekämpfen:
The same edict of 407 begins by gently rebuking the clergy for their failure to have performed successfully a task which by this date was already assumed to be a natural part of their functions: 'the profane spirits of the heretics and the superstition of the pagans ought to have been corrected by the solicitude alone of those religious men, the priests of God, as they note such crimes, by their sedulous admonitions and by their authoritative teaching.' (p.56)
Das ist natürlich Unsinn, 407 weilte Konstantin schon lange im Himmel: das genannte Edikt fällt unter Honorius' Regierung.
 
Hauschild/Decroll, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Band 1, Alte Kirche und Mittelalter (2016), notieren S. 359 u.a.:

Die Beschäftigung mit dem Christlichen Orient ist nicht nur konfessionskundlich wichtig, sondern auch für das Verhältnis zwischen Islam und Christentum von zentraler Bedeutung. Sie steht allerdings vor dem Problem erheblicher sprachlicher Anforderungen. Trotzdem bleibt unverständlich, dass dieses wichtige Forschungsfeld in den letzten Jahren aus der deutschen Wissenschaftslandschaft und der evangelischen Theologie weitgehend verschwunden ist.
Die christliche west- und vor allem ostsyrisch-persische, weit reichende und ausstrahlende Bildungs-/Schultradition und -nähe im Fahrwasser der antiochenischen Theologie, die Traditionen und Profile der armenischen und georgischen, der äthiopischen und nubischen Kirche bilden ein breites Spektrum von Christentümern außerhalb des Römischen Reiches bzw. seiner Nachfolge-Herrschaften im Westen in Form der Gentil-Reiche und im Osten in Form des oströmischen, dann byzantinischen Reiches.

Der machtvolle römische Staatsapparat wie auch seine Rolle als ultimativer Regulator der religiösen Kulte in Verbindung mit der höchsten religiösen Dimension der sich ab August allmählich de-facto ausbildenden Institution des römischen Kaisertums prägte das innerrömische Christentum nachhaltig und massiv ab der offiziellen Anerkennung, Förderung und steuerlichen Bevorzugung in Verbindung mit der Genese bzw. dem nachhaltigen Versuch der Genese eines politisch bevorzugten römischen Staatschristen- und Staatskirchentums .

Das Fehlen dieses bedeutsamen, teils offenkundig problematischen Rahmens in den Christentümern außerhalb des Römischen Reiches bzw. seiner Nachfolgereiche prägte diese entsprechend anders, meine ich.
 
Zurück
Oben