Lanista Leibwächter

Hannes

Aktives Mitglied
Hallo liebes Forum,

Ich hätte eine Frage.

Könnte ein Lanista einen Leibwächter gehabt haben? Mir geht es vor allem um die Zeit der späten Republik.

Das Reisen war gefährlich.
Lanista verfügten über Geld
Standen zu einem gewissen Grad in der Öffentlichkeit.

Könnte ein Lanista, einen seiner Gladiatoren freilassen und ihn zum Leibwächter machen?
Oder könnte er einen Mann der nicht zu seinen Gladiatoren gehört zu seinem Leibwächter machen? Wenn das mit den Gladiatoren nicht geht.
Wäre so etwas möglich gewesen?

Danke für eure Hilfe
LG Hannes
 
Jemand der hinreichend Geld hat, kann grundsätzlich immer jemanden bezahlen, der mit nem Knüppel hinter ihm steht.
 
Wäre es möglich das ein Lanista einem seiner Gladiatoren die Freiheit schenkt und ihn dann als Leibwächter einsetzt? Oder ihn gar als Leibwächter verwendet wenn er noch sein Sklave ist?
Oder ist das eher unwahrscheinlich weil Gladiatoren ja oft Kriegsgefangene und Verbrecher waren?

Aber es gab auch viele Freiwillige, die vielleicht gut für so einen Job passen würden?
 
Ganz unwissenschaftlich: Ich muss die ganze Zeit an die Starz-Serie Spartacus denken.

Der Lannista Batiatus hat tatsächlich seine Glladiatoren als Leibwächter und dann sogar für Meuchelmorde benutzt. Das denke ich ist eher unwahrscheinlich.

Allerdings werden in der Serie auch Wachen gezeigt. Das diese wie Legionäre aussahen halte ich auch für Fiktion, aber eine Gladiatorenschule wird doch bestimmt Wachpersonal und Aufseher gehabt haben?
 
Danke für deine Antwort.

Ja, mit dem Wachpersonal und den Aufsehern, hast du bestimmt recht.

Mir ging es vorallem aber um einen wirklich persönlichen Leibwächter des Gladiatorenmeisters. Der ihn zu Geschäftsterminen begleitet. Wenn er in der Stadt unterwegs ist oder wenn er weite Reisen unternimmt um neue Gladiatoren zu kaufen.

Ja, an die Spartacus Serie muss ich selbst dabei denken. Auch wenn sie historisch nicht korrekt ist, ist es doch zumindest eine tolle Unterhaltung.

Ich weiß in der Serie benutzt Batiatus der Besitzer von Spartacus Gladiatoren als Leibwächter die noch seine Sklaven sind. Aber ist es nicht glaubwürdiger wenn er einem Gladiator die Freiheit schenkt und ihn dann weiterhin als Leibwächter benutzt? Somit würde er ihm aus Loyalität dienen und nicht weil es ihm befohlen wird.
 
Wäre es möglich das ein Lanista einem seiner Gladiatoren die Freiheit schenkt und ihn dann als Leibwächter einsetzt? Oder ihn gar als Leibwächter verwendet wenn er noch sein Sklave ist?
Oder ist das eher unwahrscheinlich weil Gladiatoren ja oft Kriegsgefangene und Verbrecher waren?

Aber es gab auch viele Freiwillige, die vielleicht gut für so einen Job passen würden?

Sicher wäre es möglich, aber wozu erst jemanden freilassen, wenn es abgehalfterte Gladiatoren und solche, die es mal werden wollten reichlich gab, die froh über so einen Job gewesen wären.

Als Straßenkämpfer, Body Guard etc. braucht es nicht unbedingt Athleten-Qualitäten.

Stefan Henschel, eine Größe des alten St. Pauli Kiezes hatte nur wenige Profi-Kämpfe, bei einem seiner ersten Kämpfe machte der "göttliche Zuhälter" in der 3. Runde einen "Knicks". Auf dem Kiez aber konnte sich Henschel aber Jahrzehnte halten, ohne einer Bande wie der GMBH oder der Nutella anzugehören. Etliche Typen versuchten, sich einen Namen zu machen, aber Henschel schlug sie alle ungespitzt in den Boden.

Ein Leibwächter muss aber gar nicht jeden Gegner, Angreifer schlagen können, es genügt, dass alle wissen, dass er (und seine Kollegen) es können und tun werden.

Für einen Leibwächter ist vor allem Loyalität nötig. Um seine Motivation zu fördern wäre es absolut kontraproduktiv, ihm die Freiheit zu schenken und dann hoffen, dass er einen verteidigt.

Da sucht man nicht in der Arena, da nimmt man einen, der für die Arena nicht mehr taugt. Einen der froh ist, dass er eine Chance bekommt, einen der in einem Klientel-Verhältnis steht, einen, dessen Loyalität erprobt ist.

Gladiatoren konnte man unterteilen in 1. Servi Sklaven 2. Damnati Verurteilte und 3. Auctorati.

Damnati waren Kriminelle, die zur Gladiatorenschule verurteilt waren.

Die wurden im Gegensatz zu Kriminellen die zum Tode verurteilt wurden ausgebildet. Wenn ein damnatus wirklich sehr gut fechten konnte sich Fans erwarb, hatte er Chancen, die Verurteilung zu überleben.

Es widersprach aber dem Sinn der Justiz, wenn der römische Staat Kriminelle an der Waffe ausbildete. Man kann davon ausgehen, dass man sich dieser Klientel versuchte zu entledigen, dass sie den Dienst eben nicht überlebten, um ihre erweiterten Kenntnisse in der kriminellen Karriere anwenden zu können. Damnati hielt man für die gefährlichste Klasse, und dementsprechend wurden sie bewacht.

Sklaven waren zumindest ein Wertgegenstand. Der Besitzer, häufig der Lanista selbst, hat kein Interesse daran, dass er stirbt, sondern am Leben bleibt und seinen Wert steigert. Sklaven durften ein Viertel (?) ihrer Einkünfte behalten, und sie konnten durch Freikauf oder Freilassung sich aus der Sklaverei befreien. Das war natürlich auch ein großer Anreiz. Auf Grabsteinen berichten häufig Gladiatoren und Wagenlenker, dass sie sich selbst freigekauft hatten.

Die Auctorati die Freiwilligen waren am privilegiertesten. Es handelte sich um Freie oder Freigelassene, die freiwillig einen Vertrag über üblicherweise 3-4 Jahre. Sie galten anscheinend als ungefährlich, und sie brauchten auch nur zum Training erscheinen, durften aber außerhalb der Gladiatorenschule wohnen, nicht wenige von ihnen hatten Frauen, Kinder und einige besaßen selbst Sklaven. Einige Auctorati waren römische Bürger, die meisten stammten aus der ärmeren Bevölkerung, deren Besitz sich häufig auf das Bürgerrecht beschränkte. Es gab aber durchaus auch Leute selbst aus der Reichsaristokratie, die sich anwerben ließen.

Es gab Leute aus dem Ritter- oder Senatorenstand, die sich anwerben ließen, etliche von ihnen hatten vorher eine Ehrenstrafe provoziert, um sich anwerben zu lassen. Kaiser wie Augustus und Tiberius versuchten mit Gesetzen dagegen vorzugehen.

Es war nicht unüblich, das Personen von Stand Gladiaturfechten als Sport betrieben, ähnlich wie heute Führungskräfte Boxen, Jiu Jitsu, Karate oder Wing Tsun betreiben. Das höchste der Gefühle, was man sich erlauben konnte, ohne seine Reputation zu ruinieren, war beim Aufwärmtraining der Gladiatoren mit Holzwaffen mitzumachen. Auch die Kaiser waren häufig Fans einer bestimmten Armatur im Amphitheater oder eines Rennstalls im Circus: Caligula und Titus waren "parmularii" und bevorzugten die Thraker, die mit Krummschwert und Schild fochten. Domitian dagegen mochte diese nicht und bevorzugte die Murmillones. Commodus war Fan der Secutores.

Bei den Circus-Parteien waren anscheinend die Grünen sehr beliebt. Caligula, Nero, Titus, Lucius Verus und Septimius Geta gehörten zu dieser Partei. Vitellius und Caracalla waren Fans der Blauen, und Caracalla ging sogar soweit, Fans dieser Factio zu exekutieren.
 
Vielen Dank für deine tolle Antwort.

Ich stimme in fast allem was du schreibst zu.
Das er nicht freigelassen werden sollte verstehe ich auch und so wie du es erklärst hört es sich auch plausibel an.

Aber glaubst du als Leibwächter würde ein Lanista wirklich jemanden nehmen der für die Arena nicht mehr taugt? Das erscheint mir nicht plausibel. Dann würde ich eher einen jungen Rekruten nehmen, der gerade in der Ausbildung ist. Ein alter Kämpfer der nicht mehr taugt und mich von dem beschützen lassen? Tot ist Tod, das Leben des Gladiatorenmeisters steht da ja auf dem Spiel.

Okay vielleicht ist die Idee mit dem Rekruten nicht gut, weil seine Loyalität nicht erprobt ist. Das verstehe ich, aber einen alten womöglich verheizten Mann zu nehmen. Ich weiß nicht. Vielleicht habe ich das auch falsch verstanden.

Loyalität ist sicher wichtig, und das der Meister nicht gerade seinen Besten Kämpfer nimmt verstehe ich auch. Der bringt ja am meisten Geld. Aber einen alten Gladiator würde ich nicht nehmen. Vielleicht jemanden der einige Zeit im Ludus lebt. Sich gut fügt schon einige Kämpfe gewonnen hat. So jemanden. Der aber nicht von Verletzung oder Erschöpfung gezeichnet ist.

Ich weiß nicht vielleicht sind meine Gedanken dazu die falschen. Auf die Füße treten möchte ich jedenfalls niemanden mit meinen Aussagen.
 
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Vielen Dank für deine tolle Antwort.

Ich stimme in fast allem was du schreibst zu.
Das er nicht freigelassen werden sollte verstehe ich auch und so wie du es erklärst hört es sich auch plausibel an.

Aber glaubst du als Leibwächter würde ein Lanista wirklich jemanden nehmen der für die Arena nicht mehr taugt? Das erscheint mir nicht plausibel. Dann würde ich eher einen jungen Rekruten nehmen, der gerade in der Ausbildung ist. Ein alter Kämpfer der nicht mehr taugt und mich von dem beschützen lassen? Tot ist Tod, das Leben des Gladiatorenmeisters steht da ja auf dem Spiel.

Okay vielleicht ist die Idee mit dem Rekruten nicht gut, weil seine Loyalität nicht erprobt ist. Das verstehe ich, aber einen alten womöglich verheizten Mann zu nehmen. Ich weiß nicht. Vielleicht habe ich das auch falsch verstanden.

Loyalität ist sicher wichtig, und das der Meister nicht gerade seinen Besten Kämpfer nimmt verstehe ich auch. Der bringt ja am meisten Geld. Aber einen alten Gladiator würde ich nicht nehmen. Vielleicht jemanden der einige Zeit im Ludus lebt. Sich gut fügt schon einige Kämpfe gewonnen hat. So jemanden. Der aber nicht von Verletzung oder Erschöpfung gezeichnet ist.

Ich weiß nicht vielleicht sind meine Gedanken dazu die falschen. Auf die Füße treten möchte ich jedenfalls niemanden mit meinen Aussagen.

Wenn jemand für eine Profikarriere nicht mehr taugt, weil er durch Alter, Verletzung oder andere Umstände daran gehindert wird, weil er vielleicht nicht mehr das Potenzial für die Arena besitzt, heißt das ja nicht, dass er nicht mehr kampftauglich ist. Die Trainer in den Gladiatorenschulen, man nannte sie doctores oder magistri, waren in der Regel ehemalige Veteranen. Die hatten vielleicht nicht mehr das Potenzial, um aktiv zu kämpfen, aber technisch waren die sicher in der Lage, mit einem Rekruten fertigzuwerden, der durchdrehte.

Die Kämpfer, die etwa als Kirmes-Boxer, -Ringer oder als MMA-Kämpfer antreten, sind in der Regel als Profis gescheitert, sie sind aber keinesfalls zu unterschätzen. In der Regel haben Amateure und Lokal-Matadoren, die sich durch Gruppenzwang und häufig auch Alkoholgenuss motiviert in den Ring steigen, um sich mit ihnen messen kaum eine Chance. Das sind durchaus Leute, die professionell trainieren, die Erfahrung haben, die unglaublich auch einstecken können. Für den sportlichen Kampf für die Weltspitze reicht es nicht-aber für die Zwecke für die sie engagiert sind reicht es allemal.

In der Arena kämpften Gladiatoren zwar auf Leben und Tod, es handelte sich aber um Zweikämpfe, bei denen Vor- und Nachteile der Waffen aufeinander abgestimmt waren, bei denen Schiedsrichter die Regeln streng überwachten.

Wenn ich als Lanista einen erstklassigen Kämpfer habe, wäre es doch dumm, ihn als Leibwächter zu engagieren, wenn er in einem einzigen Profi-Kampf ein Mehrfaches für mich verdient von dem, was ich einem Leibwächter im ganzen Jahr bezahle.


Die Gladiatoren erhielten nur im Training Waffen. Da gab es natürlich gewisse Vorsichtsmaßregeln. Um gefährlich zu werden, musste ein Angreifer erst mal nah genug heran.

Vor allem hatte ein Lanista ja auch Möglichkeiten seine Klientel zu kontrollieren. Die Gladiatoren schworen den Eid, dass sie sich brandmarken, in Eisen schließen, auspeitschen oder töten lassen, wenn sie nicht gehorchen (uri, vinciri, verberari, ferroque necari)

Das war keine leere Drohung, die Disziplin in einer Gladiatorenschule war knallhart.

Es gab aber natürlich Möglichkeiten, so etwas wie Gruppenzwang und -Kontrolle durchzusetzen.

Wenn also ein Lanista Kämpfer hat, die schon ein paarmal gewonnen haben, die Hoffnung haben, die Dienstzeit zu überleben, die auf die Abfindung hoffen, dann werden diese Gladiatoren eher das Risiko auf sich nehmen, vielleicht vorher drauf zu gehen, als das Risiko auf sich zu nehmen, dass mit Aufruhr und Rebellion verbunden war.
 
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