Scorpio
Aktives Mitglied
Diese Prozentwerte offenbaren den wahren Geist der AfD - und damit auch die Tatsache, dass der Geschichtsunterricht in den Schulen gescheitert ist: Es wird viel vom Mittelalter und dem Deutschen Reich, aber wenig vom sog. III. Reich erzählt, weil er meist am Ende des Schuljahres erfolgt, als die Zeugnisse schon geschrieben sind und auch sonst wenig Interesse besteht, Negatives aus deutscher Geschichte zu erfahren.
Was also tun? Zeigen, wofür Rechtsextreme stehen, was rechtsgerichtete (und linksgerichtete) Diktaturen angerichtet haben, warum Nationalismus und Chauvinismus gefährlich sind, und warum Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit nur 2 Bezeichnungen für ziemlich das Gleiche sind.
Dazu wäre z.B. notwendig, die Luthers Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ nicht nur zu erwähnen, sondern Punkt für Punkt durchzunehmen und darauf mit Beispielen belegen, was davon die Nazis verwendet haben, um die Verfolgung der Juden zu rechtfertigen und zu realisieren. Ob das ihm Rahmen des Geschichts- oder des Religionsunterichts geschieht, ist gleichgütig - am besten bei beiden.
PS:Was denn nun, @Shinigami?
Ich habe durchaus nicht den Eindruck, dass an deutschen Schulen die NS-Diktatur nicht ausreichend thematisiert wird. Es gibt doch wohl keine oder kaum eine Schule, die das nicht thematisiert. Fast jede Oberstufen-Klasse besucht zumindest wenigstens einmal eine Gedenkstätte.
Vielerorts wird moniert, dass das Dritte Reich überproportional im Geschichtsunterricht behandelt wird, dass sich Übersättigung und Überdruss einstellt, wenn nur noch oder kaum etwas Anderes darüber gesprochen wird.
Man kann kritisieren, dass das Dritte Reich didaktisch ungeschickt im Unterricht thematisiert wird, aber sicher nicht, dass es überhaupt nicht oder zu wenig thematisiert wird.
Inwieweit eine Damnatio memoriae Luthers Vorbedingung sein kann, die AfD zu neutralisieren, kann ich nicht nachvollziehen. Luthers Pamphlet "Wider die Juden und ihre Lügen" ist tatsächlich sehr ekelhaft. Luther bewegt sich mit seinen Forderungen aber innerhalb des traditionellen mittelalterlichen Antijudaismus. Sein Ziel war nicht die Ausrottung der Juden, sondern deren Bekehrung. Als sie auch seine Variante der Lehre Christi verwarfen, reagierte er mit einem hasserfüllten Pamphlet, in dem er u. a. die Verbrennung von Synagogen und Zwangsarbeit für Juden forderte.
Das macht Luther aber nicht zum Proto-Nazi, und die Damnatio memoriae für ihn zu fordern, heißt nichts Anderes, als zu verlangen, dass Geschichtsklitterung zur offiziellen Lehrmeinung und zum verbindlichem Lehrinhalt erhoben wird.