1809 Aufstände und Freischärler in Südwestdeutschland

Repo

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Andreas Hofer, Schill und der Herzog von Braunschweig sind die Gestalten die man mit der dt. Aufstandsbewegung 1809 in Verbindung bringt.

Die Bauern in Mergentheim oder der Grafschaft Nellenburg, die Vorarlberger, die im Allgäu kämpften, Lindau belagerten und über See Konstanz eroberten, sind vergessen.

Zu unrecht, wie ich meine.
 
Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
und streift von Bergen zu Bergen?
Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,
das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt
es fallen die fränkischen Schergen
Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd


Den hattest du noch vergessen!

Hier im Norden habe ich schon an der Stelle gestanden an der Theodor Körner tödlich verwundet wurde, bin bei dem Haus gewesen in dem Lützow sich verbarg während er sich von seinen Wunden erholte und habe auch einige der Orte besucht durch die Schill zog, kämpfte und schließlich fiel. Alles mit Monoliten, Plaketten und Denkmälern markiert.

Ich glaube bei den von dir zitierten Fällen fehlt einfach die Identifikationsfigur, am besten eine die ein tragisches Ende fand. Ein anonymer Haufen, und hat er noch so heldenhaft gekämpft, ist schwieriger zu vermitteln und zündet nicht so leicht in der Vorstellungskraft der späteren Generationen.
 
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Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
und streift von Bergen zu Bergen?
Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,
das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt
es fallen die fränkischen Schergen
Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd


Den hattest du noch vergessen!

Hier im Norden habe ich schon an der Stelle gestanden an der Theodor Körner tödlich verwundet wurde, bin bei dem Haus gewesen in dem Lützow sich verbarg während er sich von seinen Wunden erholte und habe auch einige der Orte besucht durch die Schill zog, kämpfte und schließlich fiel. Alles mit Monoliten, Plaketten und Denkmälern markiert.

Ich glaube bei den von dir zitierten Fällen fehlt einfach die Identifikationsfigur, am besten eine die ein tragisches Ende fand. Ein anonymer Haufen, und hat er noch so heldenhaft gekämpft, ist schwieriger zu vermitteln und zündet nicht so leicht in der Vorstellungskraft der späteren Generationen.


Lützow und Th. Körner war 1813.
Ich denke mal, die Tatsache, dass sich diese Aufstandsbewegungen auch gegen die Rheinbundfürsten richtete, war der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts gar nicht genehm. Da die Herrschaften ja in Amt und Würden blieben. Bis heute versucht man ja in Baden, in Württemberg und in Bayern die "milde" Herrschaft der jeweiligen Despoten zu verklären. Was die Nachschau nun so gar nicht verträgt, das waren echte Despoten, freiwillig wurde da gar nichts eingeräumt und abgegeben.

Ein Beispiel ist Mergentheim, in jeder modernen württ. Landesgeschichte ist die Rede von "Tumulten, dass sogar kurzzeitig Militär eingesetzt wurde". Liest sich recht harmlos.
Hintergrund:
Österreichisches Militär kam von Böhmen, hatte Nürnberg besetzt und stieß weiter vor, als sich die Mergentheimer erhoben. Die Österreicher wurden aber bei Würzburg geschlagen und zogen sich zurück.

Fakt ist, dass die württ. Truppe die Stadt Mergentheim regelrecht stürmte, etliche Tote, brennende Straßenzüge, anschließend Standgericht, 6 Todesurteile (100% Willkür) sofort vollstreckt!
Was nun alles andere als harmlos ist.
 
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Einige Freiburger begaben sich auch nach Tirol, um wiederum für ihren (ehemaligen) Landesherren zu kämpfen. Passt das auch in das Thema, Repo?
Immerhin gab es im Breisgau wie in den gesamten ehemaligen österreichischen Vorlanden eine starke Partei, welche so rasch wie möglich wiederum zum Erzhaus zurück wollte und angeblich dem letzten Sumeraw, der Regierungspräsident war, in Wien deswegen schier die Tür einlief. Immerhin war Sumeraw in Wien Staatsminister und zuständig für vor allem die Polizei, Geheimpolizei und die verschärfte Pressezensur gewesen, was er alles hier in Freiburg zur Abwehr der feindlichen Propaganda gelernt hatte.
 
Einige Freiburger begaben sich auch nach Tirol, um wiederum für ihren (ehemaligen) Landesherren zu kämpfen. Passt das auch in das Thema, Repo?
Immerhin gab es im Breisgau wie in den gesamten ehemaligen österreichischen Vorlanden eine starke Partei, welche so rasch wie möglich wiederum zum Erzhaus zurück wollte und angeblich dem letzten Sumeraw, der Regierungspräsident war, in Wien deswegen schier die Tür einlief. Immerhin war Sumeraw in Wien Staatsminister und zuständig für vor allem die Polizei, Geheimpolizei und die verschärfte Pressezensur gewesen, was er alles hier in Freiburg zur Abwehr der feindlichen Propaganda gelernt hatte.

Klasse. Danke!

Preisfrage: Was hat Freiburg und Ferrari gemeinsam?
Als Gewinn lobe ich ein Original Zahnreinigungsgerät "Pure Wood" aus.
Für die ersten 3 richtigen Antworten.

OT: Bei einer der Verhandlungen die der Gründung von BW vorausgingen, soll der Stgt. Regierungschef Reinhold Maier den Freiburger "Staatspräsidenten" Leo Wohleb einen Hinterwäldler und Vorderösterreicher genannt haben. ca. 1950
Vielleicht sollte man noch ergänzen, dass zuvor Wohleb auf neueste Forschungsergebnisse der Historiker hingewiesen hat, Judas Ischariot wäre ein Schwabe gewesen.....
 
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1. Klasse. Danke!

2.
OT: Bei einer der Verhandlungen die der Gründung von BW vorausgingen, soll der Stgt. Regierungschef Reinhold Maier den Freiburger "Staatspräsidenten" Leo Wohleb einen Hinterwäldler und Vorderösterreicher genannt haben. ca. 1950
1. Gut, die Vorarlberger, die Du nennst, waren ja auch, bevor sie unter die Innsbrucker Verwaltung kamen, Vorderösterreicher. Von daher passen Freiburger und Vorarlberger gut zusammen, nur dass nicht wenige Vorarlberger auch eher ungern von Freiburg aus regiert wurden und lieber wieder die Regierung in Innsbruck haben wollten. Somit könnte die Motivation der Vorarlberger die Tiroler zu unterstützen eine andere gewesen sein. In Freiburg denke ich vor allem an Verbundenheit gegenüber dem Erzhaus/Kaiser, das man hier in den letzten Jahren vorländischer Regierung auch gehörig eingeblasen bekommen hat. Bei den Vorarlbergern hingegen mag ein Zusammengehörigkeitsgefühl auch mit Tirol eine Rolle gespielt haben.
Zu den Mergentheimer Bauern würde ich gern mehr von Dir lesen, Repo. Es lag ja 1809 was in der Luft, da wäre es interessant, in wie weit Flugbätter und sowas eine Rolle dabei spielten. Über die Erhebungsversuche in Hessen habe ich auch noch nicht viel gelesen. Irgendwie müssen sich ja für Schill und den Braunschweiger Herzog die Freiwilligen gefunden haben.

2. Das eine von beidem ist ja ne Auszeichnung und das andere..., nun ja, es kommt auf die Perspektive an. Von Stuttgart aus wohnen die Freiburger hinter dem Wald, aber von Freiburg aus...
 
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Andreas Hofer, Schill und der Herzog von Braunschweig sind die Gestalten die man mit der dt. Aufstandsbewegung 1809 in Verbindung bringt.
Da fragt sich erst einmal: Waren sie schon 1809 bekannt - oder wurden sie es erst durch die Geschichtsschreiber nach 1815?

Spontan hätte ich vermutet, daß Andreas Hofer und die anderen schon 1809 ein großes Thema in Deutschland gewesen sind.
Aber angesichts der napoleonischen Pressezensur wäre das wohl etwas schwierig gewesen.

Die Bauern in Mergentheim oder der Grafschaft Nellenburg, die Vorarlberger, die im Allgäu kämpften, Lindau belagerten und über See Konstanz eroberten, sind vergessen.
Tatsächlich habe ich davon nie etwas gehört.
Und die Gründe wurden ja schon genannt: Es fehlte eine charismatische Führungsfigur - und es war eben in erster Linie ein Aufstand gegen die neuen Herrscher aus Karlsruhe und Stuttgart, und das wurde dann in der offiziellen Geschichtsschreibung aus Staatsraison totgeschwiegen.

Ein ähnliches Phänomen wurde in Höchstädt anläßlich des Schlachtjubiläums diskutiert: Augsburg hatte im Vorlauf der Schlacht von Höchstädt ganz massiv unter den Angriffen Bayerns zu leiden - das wurde aber in der München-zentrierten Geschichtsschreibung Bayerns bis vor kurzem ausgeblendet.

Zu unrecht, wie ich meine.
Richtig.
Also: Erzähl' uns was davon.
 
Bei einer der Verhandlungen die der Gründung von BW vorausgingen, soll der Stgt. Regierungschef Reinhold Maier den Freiburger "Staatspräsidenten" Leo Wohleb einen Hinterwäldler und Vorderösterreicher genannt haben. ca. 1950
Tja, bei fairen Abstimmungsbedingungen wäre die Annektion Badens durch Württemberg ja auch am Widerstand der Freiburger Region gescheitert ...
 
Über die Erhebungsversuche in Hessen habe ich auch noch nicht viel gelesen.
Gab es die?
Für Hessen-Darmstadt ist mir da nichts bekannt.

Für Kassel gab es m. W. nur die Vorfälle beim Durchzug der Truppen des schwarzen Herzogs - de facto haben die westfälischen (also ex-hessischen und ex-hannoverschen) Truppen sich geweigert, gegen ihn zu kämpen, und viele Soldaten sind direkt zu ihm übergelaufen.

Die Aufstandsbewegungen in Süddeutschland waren wohl deshalb stärker, weil sich die drei süddeutschen Rheinbundvasallen sehr viele Gebiete mit anderer Religion und dezidiert föderalistischen Traditionen unter den Nagel gerissen hatten.
Und natürlich weil dort die österreichische Propaganda besonders wirkte.

Interessant wäre die Frage, ob es eigentlich auch in Franken Widerstand gegen die bayrische Übernahme gab - da war die Konstellation ja ähnlich wie im Bodenseegebiet.
 
Ein ähnliches Phänomen wurde in Höchstädt anläßlich des Schlachtjubiläums diskutiert: Augsburg hatte im Vorlauf der Schlacht von Höchstädt ganz massiv unter den Angriffen Bayerns zu leiden - das wurde aber in der München-zentrierten Geschichtsschreibung Bayerns bis vor kurzem ausgeblendet.


Do schau her, wusste ich nicht.

Richtig.
Also: Erzähl' uns was davon.

Ok, die nächsten Tage mal.
Nur kurz: die württ. Armee war mit den Franzosen abmarschiert und stand schon weit östlich, der Vorarlberger Aufstand und der österr. Zug über Nürnberg und der Mergentheimer Aufstand bedrohten die Flanken und auch das Land direkt.
Hat der König die "Landregimenter" einberufen, so hieß die württ. Landwehr.
 
Tja, bei fairen Abstimmungsbedingungen wäre die Annektion Badens durch Württemberg ja auch am Widerstand der Freiburger Region gescheitert ...

Tja... wenn Onkel Brust hätte...:cool:


Aber jetzt Ihr Vorderösterreicher die Frage steht noch:

Was verbindet Ferrari und mit Freiburg?
Sowas muss ein Südgelbfiessler einfach wissen
 
Tja... wenn Onkel Brust hätte...:cool:
Nix da - die Abstimmungsergebnisse sind doch bekannt.
Bei üblichen und fairen Abstimmungsbedingungen hätte es Baden-Württemberg nicht gegeben.

Ansonsten habe ich persönlich übrigens mit dieser Gegend so wenig zu tun wie mit Ferrari - deswegen ist mir auch der Zusammenhang völlig unklar.
 
Aber jetzt Ihr Vorderösterreicher die Frage steht noch:

Was verbindet Ferrari und mit Freiburg?
Sowas muss ein Südgelbfiessler einfach wissen
Bin ja keiner.

Vorderösterreicher bin ich nur in der Vorferrariepoche:p.


Zum anderen, ich muss mal schauen. Ich hatte etwas über einen Erhebungsversuch, ich glaube im ehemaligen Hessen-Kassel gelesen. Scorpio ist da aber sicher eher als ich im Bilde.
Wenn auch nicht viel, findet sich hier ein bisschen was zu Dörnberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_D%C3%B6rnberg
 
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Ganz in Kürze
Ferrari = Modena

Freiburg kam als Folge des Frieden von Lunéville 1801 an den Herzog von Modena
(1803 - 05).


Bingo!
Was Rotteck veranlasste darüber zu "filosofieren" wie das Erzhaus alle Treue belohnt. Verschachert.....

Also Alemannenherzog, schick mir Deine Adresse per PN, kann ich Dir das schöne Zahnreinigungsgerät "Pure Wood" zusenden:devil:

OT: Zu Stgt. hat Ferrari auch eine Beziehung, das ist aber eine andere Geschichte.
Wie sagt Franco, mein Pizza-Wirt, immer:
Deutschland und Italien = 2000 Jahre Kultur!
 
Ganz in Kürze
Ferrari = Modena

Freiburg kam als Folge des Frieden von Lunéville 1801 an den Herzog von Modena
(1803 - 05).
Der wollt es aber nicht haben.:weinen:

Schon im Frieden von Compo Formio sollte er es kriegen, wollte es aber auch schon damals nicht annehmen. Ercole III. suchte nie, auch nach 1801, seinen kleinen Staat in Südwestdeutschland auf und setzte seinen Schwiegersohn Erzherzog Ferdinand als Statthalter ein. Im Prinzip lief also alles so weiter, da die Verwaltung so blieb wie gehabt. Erst als das Breisgau und die Ortenau an Baden verloren gingen und nur noch Schwäbisch-Österreich übrig blieb, gab es merkliche Veränderungen. In Freiburg können die aber auch nicht allzusehr ins Gewicht gefallen sein, weil die Regierung ohnehin schon zum Großteil mit dem Ausbruch des Krieges an den Bodensee verlegt wurde.
 
Trifft aber Deine Epoche voll.
Also, des Alemannenherzog Beitrag NICHT lesen, und weiter raten
Zu spät, musste noch darauf antworten.:cool:

So und jetzt spielen wir lieber in der Rebellenkiste weiter.

Habe ich nur den Eindruck oder kommen mir allein die Rebellen von 1809 ziemlich konservativ vor?:grübel:
 
Habe ich nur den Eindruck oder kommen mir allein die Rebellen von 1809 ziemlich konservativ vor?
Aber natürlich waren sie das.
Das alte Herrscherhaus, die alte Selbstverwaltung, das waren die Ziele - gerade in Tirol wurden ja nicht nur die Bayern bzw. die Franzosen als Fremdherrschaft bekämpft, sondern vor allem die zentralistischen bairischen Reformen.
 
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