1848 Großdeutsche Lösung - Vorteile?!

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AnnaGap

Gast
hallo ihr lieben,

kann mir jemand ein paar vorteile der großdeutschen Lösung 1848 erläutern?! ich steh grad völlig aufm schlauch....
ihr wärt mich eine große hilfe,
danke,

Liebe grüße
 
Die damalige Großmacht Österreich mit allen Einwohnern (zumindest den deutschen) als Teil Deutschlands ...

Allerdings denke ich, dass die Frage nach "Vorteilen" nicht unbedingt allein den damaligen Überlegungen gerecht wird. Denn so abwägend haben nicht alle gedacht. Man wollte eine "deutsche Nation" - wie kann Österreich da nicht dabei sein?
Aber auch genau: Wie kann Österreich, der Vielvölkerstaat, da überhaupt mit dabei sein?

Und: Österreich war eine Führungsmacht im deutschen Bund - lässt sich so eine Macht einfach aus "Deutschland" hinaus drängen?
 
Ich sehe vor allem Schwazenbergs Plan als großen Vorteil. Er hätte den größten Staat und Wirtschaftsraum Europas geschaffen. Das spricht für sich.
 
Allerdings hätte solch eine Lösung, garantiert die ausländischen Mächte auf den Plan gerufen, welche garantiert kein "Großdeutschland" oder "Großösterreich" zugelassen hätten. Damit wäre ein Krieg die konsequenz einer solchen Lösung gewesen und damit nich unbedingt als Vorteil zu sehen.
 
Allerdings hätte solch eine Lösung, garantiert die ausländischen Mächte auf den Plan gerufen, welche garantiert kein "Großdeutschland" oder "Großösterreich" zugelassen hätten. Damit wäre ein Krieg die konsequenz einer solchen Lösung gewesen und damit nich unbedingt als Vorteil zu sehen.

Sicher hätten sie damit nicht grade das Wohlwollen der ausländischen Mächte auf sich gezogen, aber die Frage ist doch auch, ob dann die Streitkräfte, der Mut und vor allem der Opferungswille vieler Leben (die so ein Krieg wahrscheinlich gekostet hätte) ausreichend wären. Schließlich wäre Großdeutschland oder Großösterreich, dann auch ein schwerer Gegner für einen Krieg.
 
Diese beiden Lösung Großdeutschland und Großösterreich, haben beide aber einen Haken. Großdeutschland wäre nur unter der Vorrmachtsstellung Preußens vorstellbar gewesen und es wäre nur der deutsche Teil Österreichs dem Reich beigetreten, welches automatisch das Ende der Donau-Monarchie bedeutet hätte. Dies hätte Österreich niemals akzeptiert und es wäre bestimmt zu einem Bürgerkrieg gekommen. Der Gewinner diese Konflikts wäre dann leichte Beute gewesen für die Außenstehenden Parteien.
Ein Großösterreich wäre garantiert auf die Ablehnung Preußens gestoßen und hätte den gleichen Effekt wie oben erzeugt. De facto ist eine grodeutsche Option gar nicht möglich gewesen ohne den Konflikt Österreich-Preußen, welcher ja auch 1866 kam.
 
Also, ein entscheidender Vorteil der großdeutschen Lösung wäre gewesen, dass sie dem Willen des deutschen Volkes entsprochen hätte. Die Abstimmungsergebnisse von 1919 in Tirol und im Salzburger Land sprechen wohl für sich und 1848 dürfte die Stimmung kaum anders gewesen wein.
 
Also, ein entscheidender Vorteil der großdeutschen Lösung wäre gewesen, dass sie dem Willen des deutschen Volkes entsprochen hätte. Die Abstimmungsergebnisse von 1919 in Tirol und im Salzburger Land sprechen wohl für sich und 1848 dürfte die Stimmung kaum anders gewesen wein.

Ich kenne die Abstimmungsergebnisse nicht, halte es aber für unwahrscheinlich, dass sich zwischen 1848 und 1919 nicht Verschiebungen in Volkes Meinung ereignet haben sollen. Nicht nur wg. unterschiedlicher historischer Konstellationen sondern auch, weil Menschen nun mal dazu neigen, ihre Meinungen mit der Zeit zu ändern. Zwischen 1848 und 1919 stehen +/- drei Generationen.
 
Ich kenne die Abstimmungsergebnisse nicht, halte es aber für unwahrscheinlich, dass sich zwischen 1848 und 1919 nicht Verschiebungen in Volkes Meinung ereignet haben sollen. Nicht nur wg. unterschiedlicher historischer Konstellationen sondern auch, weil Menschen nun mal dazu neigen, ihre Meinungen mit der Zeit zu ändern. Zwischen 1848 und 1919 stehen +/- drei Generationen.

mal weg von den volksabstimmungen (da kann man durchaus auch 1938 noch dazu zählen, auch wenn diese nicht demokratisch war): der österreichische reichsteil inkl. böhmen und mähren gehörte seit jahrhunderten zum heiligen römischen reich deutscher nation. und zumindest die deutschsprachigen bewohner empfanden sich als deutsche (als diese wurden sie z.b. auch noch in den volkszählungen nach 1866 erfasst), eine "österreichische" identität hat sich erst viel später (manche behaupten erst nach 1945) entwickelt.

zurück zum thema:

es lag in der natur des habsburger reiches, dass es nicht in einen deutschen nationalstaat integriert werden konnte. ein gross-österreich mit allen reichsteilen wollte niemand im rest deutschlands, eine teilung österreichs kein habsburger. somit war schon 18148/49 klar, dass sich ein deutscher nationalstaat nur kleindeutsch entwickeln konnte.
 
eine teilung österreichs kein habsburger. somit war schon 18148/49 klar, dass sich ein deutscher nationalstaat nur kleindeutsch entwickeln konnte.
Also das klingt jetzt wieder verdammt nach "Habsburg ist das Grundübel der Welt". Sehr populär, sehr falsch. Die Revolten in (deutsch)Österreich bedeuten nicht dass man unbedingt Teil Großdeutschlands sein wollte, sondern nur dass man Metternich und sein Regime nicht länger tolerierte.
 
Also das klingt jetzt wieder verdammt nach "Habsburg ist das Grundübel der Welt". Sehr populär, sehr falsch. Die Revolten in (deutsch)Österreich bedeuten nicht dass man unbedingt Teil Großdeutschlands sein wollte, sondern nur dass man Metternich und sein Regime nicht länger tolerierte.

da hast du mich gründlich missverstanden. ein wichtiges ziel der revolution 48/49 im deutschen bund war aber nun mal die schaffung eines deutschen nationalstaates. ein übernationales gebilde wie das kaiserreich österreich passte da nicht hinein, ganz gleich, ob ein habsburger an der spitze stand. die nicht zum deutschen bund gehörigen teile österreichs standen nie ernsthaft als teil eines deutschen nationalstaates zur debatte

und an einer teilung ihres reiches, mit der völligen unabhängigkeit zumindest des ungarischen reichsteils, war österreich, und da eben insbesondere das regierende haus habsburg, kein interesse. auch weil es dann in einem geeinten grossdeutschland gegenüber preussen ins hintertreffen geraten wäre.
 
...es lag in der natur des habsburger reiches, dass es nicht in einen deutschen nationalstaat integriert werden konnte. ein gross-österreich mit allen reichsteilen wollte niemand im rest deutschlands, eine teilung österreichs kein habsburger. somit war schon 18148/49 klar, dass sich ein deutscher nationalstaat nur kleindeutsch entwickeln konnte.
Dazu eine Anmerkung: Österreich wurde 1867 geteilt und hieß dann Österreich-Ungarn. Jedoch kann ich nicht erkennen, daß Österreich ernsthaft Willens war und schon gar nicht in der Lage war, Deutschland zu einigen. Und wenn es doch dazu gekommen wäre, dann nur auf friedlichem Wege und dann wäre mMn nichts anderes dabei herausgekommen, als eine Neuauflage des HRRDN.
 
Du hast schon recht dass es geteilt wurde. Aber es blieb :
1. Eine Personalunion (Kaiser v. Österreich und König von Ungarn sind die selbe Person).
2. Es blieb eine REALUNION bei Außenpolitik, Finanzen und den Streitkräften.
Gerade 2. Hätte sich wohl kaum mit dem dt. Nationalstaat vertragen.
Nun 1850 hatte man die Chance Deutschland militärisch zu einigen, denn Preußen wich zurück vor den 300.000 Mann die unter Radetzky in Böhmen versammelt wurden und unterzeichnete die Olmützer Punktuation. In dem Moment als Preußen Schwäche zeigte hätte man Angreifen sollen um den Machtkampf endgültig zu entscheiden. Statt dessen ließ man die Chance vorrübergehen und veernachlässigte die Rüstung während Preußen aufrüstete, auf Grund der Punktuation. Hier erwiies sich der Glaube des Hauses Österreich an Recht und Legitimation der Herrschaft als ernsthaftes Hinderniss für eine wirkungsvolle Machtpolitik.
 
Dazu eine Anmerkung: Österreich wurde 1867 geteilt und hieß dann Österreich-Ungarn. Jedoch kann ich nicht erkennen, daß Österreich ernsthaft Willens war und schon gar nicht in der Lage war, Deutschland zu einigen. Und wenn es doch dazu gekommen wäre, dann nur auf friedlichem Wege und dann wäre mMn nichts anderes dabei herausgekommen, als eine Neuauflage des HRRDN.

aber eben erst nach der niederlage gegen preussen und dem ausscheiden aus "deutschland" (jetzt mal als oberbegriff verwendet) und nicht schon 48/49. und ganz freiwillig war der ausgleich mit den ungarn auch nicht, die nutzten ihre chance, die sich nach der militärischen niederlage bot (und die "deutsch-österreicher" hatten einen verbündeten gegen die slawischen unabhängigkeitsbestrebungen gewonnen).

eine neuauflage des hrrdn nach 1815 war illusorisch, preussen hatte sich endgültig als gleichrangige macht etabliert, ist "deutscher" geworden, als es vor napoleon war. bei österreich verlief es ja genau umgekehrt, der verlust der vorderösterreichischen besitzungen verlagerte das gewicht und die interessen in richtung osten.

einen friedlichen weg zum nationalstaat mit beiden schwergewichten in einem reich, das war, als krieg ein legitimes mittel der politik war, nicht möglich. keiner der beiden hätte auf dauer die vorherrschaft des anderen akzeptiert.

was beinahe geklappt hätte, war die friedliche herbeiführung der kleindeutschen lösung. man stand ja 1849 kurz davor.

auch eine andere möglichkeit, das sog. dritte deutschland, also minus österreich und preussen, hatte keine chance, dazu waren die nationalen bestrebungen, alle deutschen in einem reich zu vereinigen, dann doch zu gross.
 
was beinahe geklappt hätte, war die friedliche herbeiführung der kleindeutschen lösung. man stand ja 1849 kurz davor.
Vergleich dazu meinen "Reichstag von Kremsier"-Thread. Man kann nur ahnen was passiert hätte, wenn man dessen Forderungen umgesetzt hätte (diese kamen einem freiwilligen Rückzug aus Deutschland gleich) und gleichzeitig FW IV die Kaiserkrone genommen hätte.
 
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