5 Todesurteile 1917 und nur 2 vollstreckte? Warum?

Köbis17

Gesperrt
Ich denke mal, dass Köbis und Reichpietsch die Rädelsführer waren. Zumindest Reichpietsch war ja schon häufig mit der Militärgerichtsbarkeit in Berührung gekommen, er galt somit wohl als unverbesserlicher Wiederholungstäter.

Wäre übrigens Thema für einen eigenen Thread...

Die Frage zu diesen Thema resultiert aus dem Epochenthread zum Jahr 1917.

Was und warum wurden nun ausgerechnet von den 5 Rädelsführen der Meuterei im Jahr 1917 in der Hochseeflotte 3 begnadigt? UNdwarum wurden ausgrechnet Köbis und Reichpietsch ohne Begnadigung hingerichtet?
 
Wilhelm Dittmann, sozialdemokratischer Politiker und Mitglied des Reichstags, beurteilte das Gerichtsverfahren in seiner Schrift Die Marine-Justizmorde von 1917 und die Admirals-Rebellion von 1918 als einen „militärischen Willkürakt aus politischen Motiven“.

Beide standen der USPD nahe - und sie galten als Rädlsführer.
Wie schon im anderen Thread: Ich glaube, hier wollte man ein Exempel statuieren - als Warnung.

War für solche Hinrichtungen von Matrosen eigentlich auch die OHL zuständig?
 
Der Hinweis auf Pankow gibt zu erkennen, aus welcher Quelle Rust, Heusinger und Ruge dieses Fehlurteil über die Kaiser-Kulis Reichpietsch und Köbis geschöpft haben. Das Wort "Meuterer" trifft die beiden Heizer zwar genau. Aber das revolutionäre "Ziel", das die drei Kommuniqué-Autoren den Meuterern unterschieben, stammt unzweifelhaft aus einer Geschichtsdarstellung, die teils von deutschnationalen, teils von kommunistischen Propagandisten verfertigt und von Historikern und Juristen längst als Geschichtslegende entlarvt wurde.
In Wahrheit hatten die Matrosen - sofern die Politik bei der Flottenmeuterei 1917 überhaupt im Spiel war - lediglich von dem gleichen Bürgerrecht Gebrauch gemacht, das die Offiziere unbedenklich für sich in Anspruch nahmen. Die Offiziere propagierten annexionistische Kriegsziele und ein straffes antiparlamentarisches Regiment, die Mannschaften den Frieden ohne Annexionen und das allgemeine, gleiche Wahlrecht.
Die Partie wurde freilich mit ungleichen Mitteln ausgetragen. Die Offiziere nutzten dienstliche Gelegenheiten, um Propagandareden zu halten; die Mannschaften konnten es nur im Verschwörerkreis wagen sich zu äußern.
Kein Zweifel, solche Konspirationen der Matrosen entsprachen kaum dem althergebrachten Marine-Ideal stummen Gehorsams. Umgekehrt aber kamen die miserablen Dienstverhältnisse in der Kaiserlichen Marine auch keineswegs den Vorstellungen nahe, die der gemeine Mann, gleichviel ob politisch eingeschrieben, interessiert oder indifferent, von der Marine und dem Kriegsdienst gehegt hatte. Daß sich die Matrosen schließlich mehr und mehr um Politik kümmerten, war nicht zuletzt auf jene dienstlichen Mißstände zurückzuführen, ohne die in der Hochseeflotte trotz Sozialisten und - später - Spartakisten schwerlich je gemeutert worden wäre.
Quelle:http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42620967.html


Interessante Fakten, die der Sache nächer kommen, so waren die Meutereien 1917 nicht von politischer Motivation, sondern bildeteten eigendlich nur ein offensives Vorgegehen der Matrosen gegen die Missstände innerhalb der Hochseeflotte.
Denn Umstand der Unzufriedenheit machten sich dann Linke politische Kräfte zu nutzen, doch von den politischen Agitatoren war nie einer an Bord eines Kriegsschiffes und konnte die Situation innerhalb der Marineangehörigen wahrnehmen.

Ich behaupte jetzt, daß die Matrosen letzlich politisch Verführt wurden und für diese linke sozialistische Sache benutzt worden sind.


Doch was mich immernoch interessiert wieso die Urteile bei 3 Matrosen in in eine Zuchthausstrafe umgewandelt wurde?

Wer war alles verurteilt worden, als Rädelsführer der Meuterei Sommer 1917:

Albin Köbis
Max Reichpietsch
Hans Becker
Willy Sachse
Wilhem Weber

Wer von den Männern war vor der Dienstzeit schon politisch Aktiv, vor allem im Bezug auf die SPD bzw. später im Krieg die USPD?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer von den Männern war vor der Dienstzeit schon politisch Aktiv, vor allem im Bezug auf die SPD bzw. später im Krieg die USPD?

Köbis:

1912 trat er freiwillig in die Kaiserliche Marine ein. Politisch stand er dann der USPD nahe. ..
(Zitat: Wiki)

Hört sich an, als wäre er schon sehr früh der USPD beigetreten, ist aber nicht korrekt, denn die USPD wurde erst 1917 gegründet, wenige Monate vor der Hinrichtung.


Zu den übrigen:
Reichpietsch: Keine politische Aktivität vor dem Krieg bekannt.

Sachse: Politisch aktiv, beginnend in der Sozialisten Jugendbewegung, dann USPD und später KPD, von den Nazis hingerichtet.

Weber und Beckers (mit -s): Nichts bekannt.
 
War für solche Hinrichtungen von Matrosen eigentlich auch die OHL zuständig?

Nein, die Marine war komplett von dem Heer getrennt.
Bis 1918 gab es drei Behörden (Admiralsstab mit Chef der Hochsseflotte, sowie den Oberbefehlshabern der Ostseestreitkräfte und Auslandsgeschwader; Marinekabinett; Reichsmarineamt), von denen ab 1914 der Admiralsstab die Seekriegsleitung, innehatte, wärend für Personalfragen daß Marinekabinett zuständig war.
Dies alles wurde ab 1918 dann aber unter der neu geschaffenen Seekriegsleitung zusammengfasst.
 
Köbis:

(Zitat: Wiki)

Hört sich an, als wäre er schon sehr früh der USPD beigetreten, ist aber nicht korrekt, denn die USPD wurde erst 1917 gegründet, wenige Monate vor der Hinrichtung.

Das ist nicht richtig! Wenn eine politische Gesinnung nahegelegt wird, bedeutet es nicht Zeitgleich, daß der jenige auch Mitglied dieser Vereinigung ist.


Hans Beckers und Albin Köbis, beide seit kurzem Heizer auf SMS "Prinzregent Luitpold", vertreiben sich am ersten Sonntag im Juni die Zeit mit einem Gottesdienst. Ein durchaus ungewöhnliches Verhalten für praktizierende Freigeister. Der Abschlußraum eines Geschützes ersetzt die Kapelle. Kriegsflagge und Kruzifix sorgen für ein feierliches Ambiente. Das unchristliche "Gott strafe England", mit dem die Predigt schließt, klingt den beiden noch in den Ohren, während sie ihre wässrige Suppe löffeln. Der harte Zwieback, den sie in die Suppe stippen, war in der letzten Zeit oft von Maden durchsetzt. In diesen Tagen reift der Entschluss, sich nicht mehr alles auftischen zu lassen.

Lies mal alles dazu in diesem Link:
Vier Stunden Protest

Und in folgendem Link heißt es zu Willy Sachse:
[...]wurde nach Kriegsausbruch als Achtzehnjähriger am 1. Oktober 1914 zur Marine eingezogen. Er brachte es dort zum Oberheizer auf dem Schlachtschiff »Friedrich der Große« und beteiligte ich im August 1917 führend – gemeinsam mit Max Reichpietsch und Albin Köbis – am revolutionären Matrosenaufstand in der kaiserlichen Hochseeflotte. Zusammen mit Reichpietsch, Köbis, Beckers und Weber verurteilt man ihn »wegen vollendeter kriegsverräterischer Aufstandserregung (...) zum Tode, Aberkennung
der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit und Entfernung
aus der Marine«.Da ist er einundzwanzig Jahre alt.
Auf einem Kopfbogen des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands wenden sich Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann wegen der »bedauerliche(n) Vorkommnisse in Wilhelmshaven« am 8. September 1917 »An Excellenz, den Reichskanzler Dr. Michaelis«. Sie haben offenbar gerüchteweise von der am 5. September erfolgten Erschießung von Köbis und Reichpietsch gehört – bekanntgegeben wurde sie erst am 9. September – und bitten um Milderung für die weiteren Todesurteile, weil sonst große Aufregung in der Marine zu erwarten sei. Es gibt auch ein Gnadengesuch von Sachse, in dem er sich darauf beruft, »daß ich mir der letzten Tragweite meiner Handlungsweise nicht so bewußt geworden bin« und daß er der einzige Sohn und somit künftiger Ernährer seiner Eltern sei. »Ganz Geheim« erfährt der Staatskanzler
dann am 11. September, daß die Strafe für Sachse, Weber und Beckers »mit Rücksicht auf ihre Jugend und die von ihnen gezeigte Reue« in 15 Jahre Zuchthaus verwandelt wurde. Der »Ehrverlust« wird bei Sachse sogar auf nur fünf Jahre herabgesetzt.

http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/102/102.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Doch was mich immernoch interessiert wieso die Urteile bei 3 Matrosen in in eine Zuchthausstrafe umgewandelt wurde?

Wer war alles verurteilt worden, als Rädelsführer der Meuterei Sommer 1917:

Albin Köbis
Max Reichpietsch
Hans Becker
Willy Sachse
Wilhem Weber

Wer von den Männern war vor der Dienstzeit schon politisch Aktiv, vor allem im Bezug auf die SPD bzw. später im Krieg die USPD?

Ich habe mal gelesen, Köbis und Reichpietsch hatten ein ziemliches "Vorstrafen-Register". Von dem her mussten die übers Messer springen.
Der politisch aktivste war doch Sachse?

Dittmann hat nach eigener Aussage auch dringend vor Aktionen gewarnt.
Was Köbis? Reichpietsch? gar nicht gepasst hätte.
Dittmann sagte, er hätte es Zeitlebens abgelehnt, Leute in Sachen hinein zu hetzen, die die Tragweite gar nicht abschätzen hätten können.
 
Die Quote von 5 ausgesprochenen Todesurteilen 2 vollstreckte ist normal.
In der deutschen Armee wurden z. B. während des Krieges von 150 ausgesprochenen Todesurteilen 48 vollstreckt.
Anders war es bei den Briten: 3080 ausgesprochen, 346 vollstreckt.
Franzosen dagegen: ca. 2000 zu 700
Italiener: 4028 zu 750
 
Die Quote von 5 ausgesprochenen Todesurteilen 2 vollstreckte ist normal.
In der deutschen Armee wurden z. B. während des Krieges von 150 ausgesprochenen Todesurteilen 48 vollstreckt.
Anders war es bei den Briten: 3080 ausgesprochen, 346 vollstreckt.
Franzosen dagegen: ca. 2000 zu 700
Italiener: 4028 zu 750

Sorry, Rurik, diese Info ist wenig hilfreich bei der Frage nach dem, warum hier eine Begnadigung an 5 der Verurteilten nachgereicht wurde.
Bisher scheint es so, daß Reichpietsch und Köbis einfach aus Zufall als erste der 5 Hingereichtet wurden, bevor sich die Admiralität durch den Einwand der SPD Politiker klar war, welche Folgen diese Aktion bei den Matrosen der Hochseeflotte hervorrufen könnte.

Eins scheint klar zu sein, dem Offizierskorps der Hochseeflotte war die Tragweite der Meutereien im Sommer 1917 nicht wirklich bewusst, denn wenn die Begründung der Wehrkraftzersetzung der Rädelsführer auf politischer Ebene gesucht wurde, könnte der wirkliche Grund für die Aktionen der Matrosen nicht erkannt werden, was dann auch erklärt, warum sich das Offizierskorps dieser Sache nicht annahm, sondern so weider Lebte, wie bisher, denn genau 1 Jahr später waren Sie es, die Aufgeknüpft wurden...

Und dabei stellt sich dann die Frage, wer sich in Ungehorsamkeit gegenüber der Marine und ihrer eigenen Welt übte, die Mannschaften oder das Offizierskorps?

Damit wäre der politische Aspekt eigendlich aussen vor.
 
Und dabei stellt sich dann die Frage, wer sich in Ungehorsamkeit gegenüber der Marine und ihrer eigenen Welt übte, die Mannschaften oder das Offizierskorps?


Dem interessierten Laien kommt es vor, wie wenn die Marineoffiziersonkels überhaupt nie nichts begriffen hätten.
Beim Kapp-Putsch haben sie sich "der neuen Regierung (Kapp) zur Verfügung gestellt". Zu ihrem Glück waren die Deckoffiziere klüger, und haben sie unter Arrest gestellt.
"Der 2. Zusammenbruch der Marine"

Vermutlich hat der viele Zucker den ihnen der Kaiser in den H..... geblasen hat, die Gehirnwindungen endgültig verstopft.
 
Sorry, Rurik, diese Info ist wenig hilfreich bei der Frage nach dem, warum hier eine Begnadigung an 5 der Verurteilten nachgereicht wurde.

Ich wollte mit den Zahlen sagen, dass es Usus war, Begnadigungen nachzureichen. Man erschoss nicht alle. Das war eine Quote oder Amnestie. Nicht mehr als die Hälfte erschießen. Bei der Auswahl schaute man dann sicher auch in den Lebenslauf und wie schon vorher erwähnt war Reichpietsch kein unbeschriebenes Blatt.
 
Ich wollte mit den Zahlen sagen, dass es Usus war, Begnadigungen nachzureichen. Man erschoss nicht alle. Das war eine Quote oder Amnestie. Nicht mehr als die Hälfte erschießen. Bei der Auswahl schaute man dann sicher auch in den Lebenslauf und wie schon vorher erwähnt war Reichpietsch kein unbeschriebenes Blatt.

Und auch Köbis nicht. Sachse allerdings auch nicht.

Ich habe gestern noch kurz in die Urteile geschaut.
Die Richter haben ein paar Tage nach dem Urteil eine "Begnadigungsempfehlung" für die drei (unter anderem) ausgesprochen. Der Scheer dann auch gefolgt ist.

Wobei, (ich kann mich allerdings nicht mehr an die Quelle erinnern, also mit Vorbehalt) gezielt aktive SPD-Mitglieder für das Erschießungskommando ausgesucht wurden.
 
Sorry, Rurik, diese Info ist wenig hilfreich bei der Frage nach dem, warum hier eine Begnadigung an 5 der Verurteilten nachgereicht wurde.
Bisher scheint es so, daß Reichpietsch und Köbis einfach aus Zufall als erste der 5 Hingereichtet wurden, bevor sich die Admiralität durch den Einwand der SPD Politiker klar war, welche Folgen diese Aktion bei den Matrosen der Hochseeflotte hervorrufen könnte.

Von den Urteilen und der Begnadigungsempfehlung her bestätigt sich dies aber nicht.

Vielleicht noch eins,
auch Dittmann von der USPD wurde im Feb. 18 in diesem Zusammenhang zu einer Gefängsnisstrafe verurteilt. Die im Okt. 18 ebenfalls auf dem Gnadenweg aufgehoben wurde.

Sachse hat dann in den 20ern unter dem Pseudonym "Antinautikus" eine Schrift herausgegeben, in der die Justizmord-These aufgestellt wurde.
OT: Sachse hat sich im 2.WK einer Widerstandsbewegung angeschlossen und wurde 1944 hingerichtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was und warum wurden nun ausgerechnet von den 5 Rädelsführen der Meuterei im Jahr 1917 in der Hochseeflotte 3 begnadigt? UNdwarum wurden ausgrechnet Köbis und Reichpietsch ohne Begnadigung hingerichtet?

Am 25.8.1917 fand eine ("ganz geheime") Sitzung des Reichskanzlers mit den führenden Abgeordneten der Reichstagsparteien statt, darunter Ebert und Scheidemann. Es ging um die Vollstreckung von Todesurteile bzw. die Form der Bestrafungen.

In der Sitzung haben sich die Abgeordneten einhellig gegen die Vollstreckung von Todesurteilen ausgesprochen ("das Volk würde das nicht verstehen, man würde nervös werden"), die Masse sei ohnehin Mitläufer und "milde zu behandeln". Anwesend war auch der Reichsanwalt Richter. Bei Sachse wurde zB festgehalten, er habe nur "Stichwortzettel" überbracht. Auch ein Vorgehen gegen die involvierten Reichstagsabgeordneten der USPD wurde "um Gottes willen abgeraten".

Capelle fuhr die harte Linie in Bezug auf den engeren Kreis von 50-60 Inhaftierten: "Die Flotte steht vor dem Feinde, es gilt das Feldverfahren". Der Flottenchef sei bereit, Todesurteile "gegen Rädelsführer" vollstrecken zu lassen (tatsächlich wandelte Scheer einige am 3.9. in Haftstrafen um). Erzberger riet, genau zu prüfen, wer wirklich Rädelsführer sei; ebenso Stresemann, der sich "von der moralischen Mitschuld der USPD überzeugt" äußerte. Außerdem warnte er vor einem geplanten Generalstreik ma 2. oder 3.9.1917. Ebert bat darum, die Todesurteile nicht zu vollstrecken, der Urteilsspruch sei schon erschreckende Warnung genug. Michaelis schloß die Sitzung, man sei sich einig.

Reichpietsch sandte am 30.8. einen Brief an seine Eltern, in dem er um ein Gnadengesuch beim Kaiser bat. Der Brief ging erst nach der Exekution zu. Auch bei den anderen müßten Gnadengesuche abgegeben worden sein.

Scheer schrieb am 9.10. an den Kaiser, dass die Urteile und Vollstreckungen gewirkt hätten, und bezieht sich auch auf die Rädelsführer. Als solcher wird auch Reichpietsch im Bericht des Marinekriegsgerichtsrats Dobring angesehen: "sämtliche Fäden der revolutionären Bewegung in der Flotte gehen auf den Matrosen Reichpietsch zurück, ... fanatischer Anhänger nach russischem Muster". Dabei beruft er sich auch auf die "zuletzt unzweideutigen Zeugnisse von Sachse, Bräuner, Schlegel".

Zitate aus: Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien, Zweite Reihe, Band I/2, Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914/18.
Dort vollständiger Abdruck der zitierten Berichte und Protokolle.
 
Am 25.8.1917 fand eine ("ganz geheime") Sitzung des Reichskanzlers mit den führenden Abgeordneten der Reichstagsparteien statt, darunter Ebert und Scheidemann. Es ging um die Vollstreckung von Todesurteile bzw. die Form der Bestrafungen.n".

Reichpietsch sandte am 30.8. einen Brief an seine Eltern, in dem er um ein Gnadengesuch beim Kaiser bat. Der Brief ging erst nach der Exekution zu.
Auch bei den anderen müßten Gnadengesuche abgegeben worden sein.

Dabei beruft er sich auch auf die "zuletzt unzweideutigen Zeugnisse von Sachse, Bräuner, Schlegel".

Zitate aus: Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien, Zweite Reihe, Band I/2, Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914/18.
Dort vollständiger Abdruck der zitierten Berichte und Protokolle.


Vielen Dank für die Hintergrundinfos.

Reichpietsch sandte am 30.8. einen Brief an seine Eltern, in dem er um ein Gnadengesuch beim Kaiser bat. Der Brief ging erst nach der Exekution zu.
So läuft das in Bananen-Monarchien(Staaten)

Noch zwei Anmerkungen:
Von den Richtern und Unterzeichnern des Urteils hieß übrigens einer Sachse einer Becker. Was einen nun doch irgendwie berührt.

Die Urteile und insbesondere die Vollstreckungen sind im Deutschen Reich anscheinend außerhalb der Flotte so gut wie gar nicht wahrgenommen worden.
Was, so vermute ich mal, gesteuert und beabsichtigt war.
Mir anderen Worten, man wusste schon, was da für eine Sauerei gelaufen ist.
Die Flotte sollte sehen und wissen, zu was die Admiralskis fähig waren, aber doch nicht der staatstreue Bürger. Der hatte ja auch schon länger nicht mehr richtig zu essen, und hätte vielleicht Verständnis haben können.
 
Vielen Dank für die Hintergrundinfos.

So läuft das in Bananen-Monarchien(Staaten)

Noch zwei Anmerkungen:
Von den Richtern und Unterzeichnern des Urteils hieß übrigens einer Sachse einer Becker. Was einen nun doch irgendwie berührt.

Korrektur: Der Name des 2. involvierten Marinerichters war Weber.

Das Gericht befürwortete am 28. August die Begnadigung von Sachse und Weber.
Scheer milderte in seiner Bestätigungsorder am 3.9. außerdem noch die Todesstrafe von Beckers auf 15 Jahre Zuchthaus ab.
 
Sind die Todesurteile an Reichpietsch und Köbis vielleicht zu schnell vollstreckt worden?
Immerin wurden u.a. die beiden als Rätelsführer für eine Meuterei verantwortlich gemacht, an der sich nicht nur ein paar kleine Gruppen von Matrosen beteiligten, sondern auf den Schiffen aller Geschwader, also hunderte von Matrosen insgesamt.
Ich finde es somit unangemessen, eine Handvoll Matrosen zur Verantwortung zu ziehen, obwohl hier mehr Leute die Fäden gezogen haben müssen, schon allein aus der Masse der Beteiligten und das von verschiedenen Schiffen aus.

Die überschnelle Ausführung von Todesurteilen wurde dann ja auch weitestgehen vertuscht, so wie repo es dartsellt.
Wären die deutsche Bevölkerung und die Matrosen schon 1917 bereit für eine Revolution gewesen? Konnte mit der Umwandlung der Todesurteile das Entzünden der Flamme verhindert werden?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sind die Todesurteile an Reichpietsch und Köbis vielleicht zu schnell vollstreckt worden?

Vermutlich, eine gewisse Hast ist nicht zu übersehen.
Die Parlamentarier hatten sich fast geschlossen dagegen ausgesprochen, und verwiesen auf die benötigte Ruhe an der Heimatfront. Die Furcht vor innenpolitischen Revolten war greifbar. Kam nicht auch die Friedensinitiative 1917 Mittelmächte/Papst hier quer?

Über Köbis habe ich in den internen Akten (auch die gedruckten der Seekriegsleitung) nichts gefunden. Bei Reichpietsch wird klar, dass es ein Exempel sein sollte, und er intern für alles verantwortlich gemacht wurde. An die involvierten USPD-Parlamentarier traute man sich nicht heran, dass wurde als undenkbar fallengelassen.
 
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