Ab wann waren die römischen Bauten in den Provinzen verschwunden bzw. verfallen?

Uhtred

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Hallo, stelle die Frage hier noch einmal, da sie woanders im Durcheinander durch die Angliederung an einen anderen Thread, untergegangen sein dürfte.

Wie lange nach dem Zerfall des römischen Reichs, blieben eigentlich noch römische Villen und Landgüter erhalten?
Ich habe in einem historischen Roman gelesen, dass zur Zeit Alfreds des Großen, in Britannien vereinzelt Villen aus der Römerzeit noch in Benutzung waren.
Ist das wahrscheinlich, nach rund 400 Jahre und all dem Chaos der Völkerwanderung?
Kann man sagen, ab wann ca. nahezu sämtliche (privaten) römischen Gebäude in den europäischen Provinzen verfallen oder zur Wiederverwertung abgetragen waren?
Im Hochmittelalter z.B. , oder schon früher?
 
hey, dazu weiss ich was. In Köln wurden Türme der römischen Stadtmauer bis ins, Moment, 21. Jh. n. Chr. genutzt (ok, es ist nur einer, aber die Chancen stehen gut dass man ihn nicht abreissen wird) – im 16. Jh. war fast noch die ganze Mauerkette samt Türmen erhalten, und alle dienten einem Zweck (der heute erhaltene Turm z. B. als Latrine).
In den Vorläufern des heutigen Kölner Doms waren längere Zeit römische Bauten integriert, das erste Kloster Lorsch wurde vermutlich aus einem römischen Baukern entwickelt – Gründungsjahr 765. Um diese Zeit wird wohl kaum noch ein Zivilbau unverändert aufrecht gestanden haben; die Unterschiede zw. Befestigungsarchitektur und normalem Bauwerk sind seit allen Zeiten beträchtlich, in Hinsicht von Stabilität, Kosten und Vielseitigkeit der Nutzung.
 
Die Badeanlage in Badenweiler ist mit Sicherheit noch bis in fränkische Zeit, also ca. 7. Jh. benutzt worden, allerdings in abgespeckter Version, da man das technische know-how nicht hatte, die Anlage vollkommen in Schuss zu halten.

Bei privaten Bauten lässt es sich wahrscheinlich schlecht sagen, vor allem nicht pauschal. Manche Gebäude werden länger gestanden und genutzt worden sein, andere eben weniger. Allerdings muss ich gestehen, dass ich bei noch keiner villa eine Angabe darüber gefunden habe, ob und wenn, wie lange sie nachrömisch genutzt wurde.
 
Ich hab gerade nur ein konkret datierbares Beispiel in petto. Arabische Geographen des 12. und 13. Jahrhunderts behaupten, dass der Melkart-Tempel bei Cádiz, 1146 von dem Kommandeur der Atlantikflotte der Almoraviden 'Ali ibn Isa/Musa ibn Maymun zerstört wurde, der nach den dort vermuteten Reichtümern gierte. Angeblich sei er bis dahin intakt gewesen. Ansonsten wurde ja die schon die Umnutzung der Städte genannt. Die Tempel in Baalbek und in Palmyra z.B. wurden in späterer Zeit zu Festungen ausgebaut. In Palmyra verschanzte sich ein arabisches Bauerndorf im Tempel gegen räuberische Beduinen, Baalbek wurde von osmanischen Truppen zu einer Festungsanlage umgebaut.
Ganz allgemein kann man aber in der Spätantike einen Verfall der Städte feststellen. So sind früher besiedelte Stadtviertel häufiger als Friedhöfe umgenutzt worden. Im spanischen Écija hat man z.B. völkerwanderunsgzeitliche Gräber in den vormaligen Thermen gefunden. Und wenn Du Dir das Marcellus-Theater in Rom anschaust, kannst Du noch aktuelle Umnutzung von antiken Bauwerken in der Realität betrachten. Von Augustinus (confessiones) ist belegt, dass er der Staatsmacht lange in den Ohren lag, doch die heidnischen Tempel in Afrika und Rom endlich zu zerstören. Über die villae kann man aber sicher keine allgemeingültigen Aussagen machen. Ein Großteil wird in der Völkerwanderungszeit zerstört oder aufgegeben worden sein, Siedlungsarchäologen sprechen immer wieder vom Zusammenrücken in die Städte, aber auch in den Städten (wie oben im Bsp. Écija), die parallel zur Völkerwanderungszeit stattfindenden Sklavenaufstände (keltoromanisch bagaudas) werden ein Übriges dazu getan haben, dass villae nicht mehr aufrechtzuerhalten waren.
 
Wenn man sich die Geschichte berühmter Bauwerke (z.B. Porta Nigra in Trier) ergoogelt, fällt auf dass viel Bausubstanz noch in der Neuzeit verloren ging. Ländliche Villen aus der Römerzeit mag es noch bis in die Zeit von Karl dem Großen gegeben haben. Danach wohl nicht mehr, weil als Adelssitze befestigte Burgen dienten. Und welcher Bauer konnte und wollte so ein Gebäude bewirtschaften? Manches wurde vielleicht in Klosterwirtschaften integriert, aber bis zur Unkenntlichkeit umgebaut.
 
@El Quijote
Zum Marcellustheater war vor kurzem sogar eine Doku im Fernsehen wo man meinte, ohne die Weiterverwertung im Mittelalter als Mietskaserne, wäre es wohl weiter als Steinbruch verwendet worden und heute wäre nichts mehr davon übrig.

Was ich aber nicht verstehe ist folgendes:
Als ich vor ein paar Jahren in Rom war und am Marcellustheater vorbei kam, wurden in ca. hundert Meter Entfernung Notgrabungen durchgeführt.
Unsere Fremdenführerin meinte damals, man habe dort Überreste eines Gebäudes aus dem 2.Jh. n. Chr. gefunden.
Nur wie kann ein Gebäude, das über hundert Jahre NACH dem Marcellustheater errichtet wurde, ein paar Meter unter der Erde liegen?
Das muss doch ursprünglich auf demselben Niveau wie das Marcellustheater gewesen sein.
Ähnliches gilt auch für andere Ausgrabungsstätten in Rom. Da sind Gebäude aus der gleichen Epoche teils oberirdisch, teils aber Meterweit unter der Erde - obwohl sie sich in räumlicher Nähe befinden
Das verstehe ich nicht ganz, den zumindest die Fundamente sollten doch auf gleicher Ebene liegen.
Oder gabs in Rom nicht nur 7 große Hügel, sondern dazwischen auch unzählige kleine, so dass der Boden vollkommen wellig bzw. uneben war?
 
Zuletzt bearbeitet:
@
Nur wie kann ein Gebäude, das über hundert Jahre NACH dem Marcellustheater errichtet wurde, ein paar Meter unter der Erde liegen?
Das muss doch ursprünglich auf demselben Niveau wie das Marcellustheater gewesen sein.

Einfach. In Rom wurde immer Erde bewegt – so hat z. B. Mussolini erst noch einen Ausläufer des Esquilin beseitigt um seine dämliche "Via dei Fori imperiali" zu schaffen, Trajan ließ hingegen zwischen Kapitol und Palatin das Gelände tiefer legen, um sein Forum dahin zu platzieren (die Höhe der Trajanssäule lässt erkennen, wie tief – die Statue steht gewissermaßen auf altem Bodenniveau).

Noch eine einfachere Erklärung: Keller aus dem 2. Jh. liegen tiefer als Bauwerke aus dem 1. Jh.
 
An sich ging es hier ja nicht um Groß- und Repräsentativbauten, sondern um villae rusticae. Der Wikipedia-Artikel, der sich zum Weiternutzung von villae rusticae nach den Römern sehr schwammig äußert, verlinkt auf weitere Artikel zu einelnen villae. Leider sind nicht alle Artikel mit Informationen über die Nutzungsdauer ausgestattet, einzelne aber schon. Danach ergibt sich ein Bild, das speziell in Deutschland die meisten villae im 3. Jahrhundert aufgegeben wurden, meist wg. der Völkerwanderung. Bei einer villa (Wurmlingen) wird eine Weiternutzung durch die Alemannen beschrieben, die aber mit einer Umnutzung einher geht, das römische Wohnhaus wurde zur alemannischen Werkstatt, mitten in der Therme wurde ein Pfostenbau errichtet. Eine andere diente zwischenzeitlich als Pilgerherberge (Bad Neuenahr)
Die gesamte Liste:
Villa rustica ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie

Artikel zu Villen mit angegebener Nutzungsdauer:
Bondorf ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
http://de.wikipedia.org/wiki/Römersee
Römisches Bad (Wurmlingen ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
Römisches Freilichtmuseum Hechingen-Stein ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Villa Rustica (Burgweinting ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
Villa rustica (Leutstetten ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
Villa Rustica (Niederndorf ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
Römische Villa Haselburg ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Propsteier Villa ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Villa rustica (Bingen ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
Römervilla von Bad Neuenahr-Ahrweiler ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie

In England ist das vierte/fünfte Jhdt. als Endzeit der villae rusticae auszumachen, wobei auch im vierten Jahrhundert noch Investitionen getätigt wurden (North Leigh); besonders ausführlich beschrieben ist Lullingstone:
Villa rustica (Ditchley ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
Lullingstone (Villa) ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
North Leigh (römische Villa ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
Römervilla in Bignor ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Römische Villa bei Hinton St Mary ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Römische Villa bei Low Ham ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
Römische Villa bei Lufton ? Wikipedia, die freie Enzyklopädie
 
Danke, bei den Links fand sich sehr viel Informatives.
Das bestätigt dann auch meine Vermutung, dass die "Barbaren" mit den römischen Gebäuden, sofern sie nicht zerstört worden waren, nicht sehr viel anzufangen wussten und zweckentfremdeten.
 
Die Zweckentfremdung war nicht unbedingt eine Spezialität der "Barbaren". Speziell die villae erfahren sie natürlich mit der Ausweitung des Barbaricums auf den ehemals römischen Raum. Aber auch in den Städten findet, ganz ohne barbarischen Einfluss eine solche Zweckentfremdung in der Spätantike statt.
 
Die Zweckentfremdung war nicht unbedingt eine Spezialität der "Barbaren". Speziell die villae erfahren sie natürlich mit der Ausweitung des Barbaricums auf den ehemals römischen Raum. Aber auch in den Städten findet, ganz ohne barbarischen Einfluss eine solche Zweckentfremdung in der Spätantike statt.

Ja, da hast du natürlich recht.
Kenne das auch von griechischen Städten in Kleinasien, mit denen es ab dem 4. Jh. rapide bergab ging.
Aus einem urbanen Bildungsbürgertum wurde wieder eine Art bäuerliche Gesellschaft.
Das wahr wohl darauf zurückzuführen, dass sich die Städte wieder selbst versorgen mussten, da die Handelswege zerstört bzw. unsicher waren oder es schlicht keine Lieferanten für gewisse Waren mehr gab.

Die Spätantike hat bei Altertumswissenschaftlern wahrscheinlich deswegen keinen so hohen Stellenwert - was ich schade finde.
 
Es ist ja schon ein Unterschied, ob ein Bau weitergenutzt wird, oder sich selbst überlassen bleibt.
Bei ersterem wird immer daran herumgewerkelt und man erkennt nach 100 Jahren nicht mehr, was der Ursprung war.
Das andere ist, wenn sich keiner darum kümmert, reicht schon ein Loch im Dach. Das Holz verfault und nach wenigen Jahrzehnten stehen nur noch die Grundmauern. In 100 jahren ist gar nichts mehr zu sehen.
Da drückt dann die Windlast schon mal die eine oder andere Mauer ein und der Bewuchs macht ein übriges.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einige Erkenntnisse zu dem Thema gibt es aus dem rechtsrheinischen Limesgebiet. Ich denke, dass die Kastellmauern/wälle noch bis ins 8.-10. Jahrhundert oft hoch aufragten. Denn an den Grundrissen vieler älterer Orte lässt sich ablesen, dass die römischen Hinterlassenschaften einer freien Straßenplanung im Weg standen (z.B. Groß-Krotzenburg, Hesselbach). Ähnliches gilt für die etlichen Ruinen, die mit Namen wie "Heidenkirche", "Hunnenkirchhof" etc. bezeichnet wurden - die Benennung muss lange nach der Spätantike erfolgt sein, aber zu einer Zeit, wo noch viel zu sehen war.
Jetzt zum "Terminus ante quem": Als die erste Zeit, in der die römischen Altertümer auch in der deutschen Region "wiederentdeckt" wurden, gilt das 16.-18. Jahrhundert. Es gab dabei auch erste "Ausgrabungen". Zu dieser Zeit war der genaue Limesverlauf schon nicht mehr bekannt und ebenso dürfte von den meisten Hinterlassenschaften nicht mehr viel zu sehen gewesen sein.
 
Die Spätantike hat bei Altertumswissenschaftlern wahrscheinlich deswegen keinen so hohen Stellenwert - was ich schade finde.

Ich weiß nicht, wie du zu dieser Ansicht kommst. Ich habe den Eindruck, dass zumindest für die Alte Geschichte momentan Spätantike der Renner schlechthin ist.
 
Die Zweckentfremdung war nicht unbedingt eine Spezialität der "Barbaren". Speziell die villae erfahren sie natürlich mit der Ausweitung des Barbaricums auf den ehemals römischen Raum. Aber auch in den Städten findet, ganz ohne barbarischen Einfluss eine solche Zweckentfremdung in der Spätantike statt.


Ich glaube irgendwo (AiD?) gelesen zu haben dass auch in Gallien ab der Mitte des 3. Jahrhunderts die Zeit der villae rusticae vorbei war. Auch dort wieder zu Holzbauten übergegangen wurde.

Auch dachte ich, dass es in den Städten köln usw. durchaus Nachweise gibt, dass spätantike Bauten bis in die Zeit der Karolinger weitergenutzt, auch umgebaut wurden.
 
Ich glaube irgendwo (AiD?) gelesen zu haben dass auch in Gallien ab der Mitte des 3. Jahrhunderts die Zeit der villae rusticae vorbei war. Auch dort wieder zu Holzbauten übergegangen wurde.

Auch dachte ich, dass es in den Städten köln usw. durchaus Nachweise gibt, dass spätantike Bauten bis in die Zeit der Karolinger weitergenutzt, auch umgebaut wurden.

Stimmt, steht beides in AiD Sonderheft Völkerwanderung
 
Römische Bauten noch genutzt?

Die eigentliche Frage zur Nutzungsdauer römischer Bauten kann ich nicht beantworten, dazu ist ja schon einiges gesagt worden.
Man sollte zuerst einmal unterscheiden werden, um welche Art von Bauwerken aus der Römerzeit es sich handelte, um dann zu bedenken, welche Rolle sie in der Gesellschaft bislang spielte und im Mittelalter hätten spielen sollen:

-Militärische Bauten, also Festungen wurden noch am ehesten lange weiterbenutzt und entsprechend angepasst. Natürlich nur, wenn es einen Nutzen dafür gab. Römische Stadtmauern waren in der Regel viel zu weitläufig für effektive Verteidigung, besonders da mittelalterliche Städte kleinräumig-enger waren und daher verfielen zumindest Teile der Mauern. Die „Porta Nigra“ in Trier etwa wurde zu einer Kirche umgebaut.

-Öffentliche Bauten: Also Foren, Thermen, Tempel und Kirchen. Für sie gab es nach Untergang des Reiches meist nur veränderte Nutzungen. Tempel überstanden, wenn sie als Kirchen angesehener Heiliger umgeweiht werden konnten und ihre Zweckmäßigkeit erhalten bleiben konnte. Eine Ausnahme dabei ist das Pantheon in Rom, dessen Erhaltungszustand wohl einmalig ist. Für das Betreiben von Thermen, die ein wichtiges Mittel politischer Praxis im Römischen Reich gewesen waren, bestand nunmehr kein Bedarf mehr. Es war nicht einfach fehlendes Knowhow die ausgedehnten Anlagen zu betreiben, sondern auch das Fehlen von Sklaven, (politisch finanziertes) Wasser und entsprechenden Summen. Zudem war der Badekult Ausdruck des politischen Römertums gewesen. Manche „Zirkus“-Arena überstand die Zeitenwende recht gut indem es zur Burg umgebaut wurde, denn Wagenrennen oder gar Gladiatorenspiele gab es nicht mehr und waren ebenfall ein Bestandteil des politischen Lebens gewesen. Aufgrund ihrer Festigkeit wurden zumindest Teile öffentlicher Bauten gerne in veränderter Form weiter genutzt. Die Trierer Barbarathermen etwa wurden zum Sitz eines Ritters und eines Teils der Stadtmauern!

-Die ländlichen Villen waren nicht einfach private Prachtbauten, sondern Zentren eines Lebens- und Herrschaftsstil! Indem Macht und gesellschaftliche Stellung der römischen Großgrundbesitzer gebrochen wurde, mussten sie einfach verschwinden. In Ländern, wo sich Fremde ansiedelten, nisten sich die „Barbaren“ einfach nach Belieben in deren Trümmern ein, wie es etwa von einem Fall in Baden-Württemberg bekannt ist. In Gallien, einem einstigen Zentrum produktiver villae rusticae ist es wieder die politische Organisation reicher, römischer Großbesitzer mit ihrem alten Klientel auf Bauernhöfen zu ihrem Unterhalt, die zusammenbricht. Die neue, feudalistisch geprägte Oberschicht des Mittelalters konnte mit derartigen Landsitzen nichts anfangen. Sie waren damit nicht nur Überflüssig, sondern oft auch störend! Das römische, öffentliche Leben (in denen solche Großbesitzer eine tragende Rolle spielten) spielte sich in den Städten ab, doch die Mittel dazu kamen vom Land, auf das sich ihre Nutznießer gerne einmal zurückzogen. In entsprechendem Ambiente, versteht sich!
Die neue, feudalistische Oberschicht stützte sich ebenfalls auf Landbesitz, doch ein Hauptzweck war militärische Beherrschung und daraus resultierende politische Aufgaben! Dazu brauchte man feste Häuser, die sich auch verteidigen ließen – also Burgen. Offene, weitläufige Gebäudekomplexe wären keine Stütze ihrer Stellung gewesen und hätten nur zum Raub eingeladen. Eine Ausnahme zum „Adel auf dem Land“ bildete sich vor allem im langobardischen Italien heraus, wo der Adel in der Stadt blieb. Er schlüpfte aber nicht in die alte, römische Rolle – man war ja ebenfall Krieger – sondern dieser Stadtadel baute die bekannten Geschlechtertürme, norditalienischer, mittelalterlicher Städte.
Vielleicht ein gewagter Vergleich, aber am ehesten zum Zentrum für produktive Agrarwirtschaft mit zuarbeitenden Bauernhöfen ist wohl das mittelalterliche Kloster, das darin in einiger Hinsicht zum wirtschaftlichen Nachfolger von villae rusticae wurden. Ihre repräsentativen Aufgaben waren jedoch völlig anderer Natur, genau wie die Lebensweise ihrer Bewohner. Bestenfalls konnten die römischen Landhäuser als Steinbruch den Mönchen wirklich dienen.
 
Ihre repräsentativen Aufgaben waren jedoch völlig anderer Natur, genau wie die Lebensweise ihrer Bewohner. Bestenfalls konnten die römischen Landhäuser als Steinbruch den Mönchen wirklich dienen.
Ja es gibt so die ein oder andere Heiligenvita wo mitten auf dem Lande alte Tempel und Säulen gefunden wurden, die Säulen wurden zerstört und man hat dort oder in der Nähe ein klerikalen Bau hingestellt.

Übrigens is das in der Kunst bis ins Spätmittelalter erhalten geblieben.
Wenn ein Dämon bildlich entweicht, ist die oft aus einer zerberstenden Säule, die wahrscheinlich auf römische (Bau-) Vorbilder zurückgeht.
 
Im Falle der Weiternutzung (und der damit verbundenen Unterhaltung) konnten Bauten noch jahrhundertelang (teilweise sogar bis heute) weiter genutzt werden. Die ursprüngliche, aus der Antike stammende Bausubstanz mag durch die x-fachen An- und Abbauten weitestgehend verloren sein, doch das Gebäude als solches stammt aus der Antike. Einige Beispiele für noch heute benutzte, antike Bauten:

Anderswo wurden die Bauten wieder in ihrer Substanz verwendet, d. h. die Steine wurden weiterverwendet. Bereits die Römer betrieben dieses Recycling. Archäologen finden dann von Gebäuden nichts mehr, lediglich die Verfärbungen im Boden, die von den Ausbruchsspuren beim Abriß zeugen, und kleinere Steinbrocken. Dies ist der Römerstadt Colonia Ulpia Traiana ? Wikipedia beim heutigen Xanten passiert. Bereits in der Römerzeit verkleinert und zur Festung umgebaut, wurden ihre steinernen Reste nach nah und fern verkauft. Der Xantener Dom ? Wikipedia wurde teilweise aus solchen Steinen gebaut.

Sofern die Bauten verlassen und nicht wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt worden sind, hängt es von der Qualität der Bausubstanz und den Umweltbedingungen ab, wie lange ein Bauwerk dann stehen bleibt. Gut blieben die Überreste von Pompeji und Herculaneum der Nachwelt erhalten. Auch der ein oder andere Überrest eines Wachtturmes am Limes oder der Hadrianswall überdauerten so die Jahrhunderte. In einigen ehemaligen Römerstädten stehen noch heute die römischen Stadtmauern.

Vor einiger Zeit kam auf N24 oder N-tv eine Dokumentation über den Zerfall von Gebäuden. Als Beispiele wurden alte Industrieanlagen in den USA (Detroit?) gezeigt. Innerhalb weniger Jahre bis Jahrzehnte erobert sich die Natur ihren Lebensraum zurück und zerstört damit die Bauwerke.
 
Ich vermisse hier noch die Porta Nigra in Trier und die Basilika.Allerdings dennoch ein sehr interessanter Beitrag. Heutige Gebäude werden eben auf eine relativ kurze Nutzungsdauer ausgelegt. Ich habe irgendwann mal gelesen, dass wenn der Mensch jetzt sterben würde, die Fundamente antiker und mittelalterlicher Gebäude wie Kirchen etc die längsten Zeugen unseres Daseins wären. Aber da ich kein Architekt/Statiker o.ä bin würde ich auch hier gerne fundierte Meinungen hören.
 
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