Abgrenzung Imperialismus - Kolonialismus

S

Sansp

Gast
Hallo!
Kann mir jemand zu diesem Thema weiterhelfen? Ist Kolonialismus ein Bestandteil des Imperialismus? Besteht der Unterschied darin, dass die Kolonialisten ihre Kolonien wirtschaftlich ausnutzen, der Imperialist eher ein Weltherrschaft anstrebt?

Freue mich auf Eure Hinweise!
 
Mal so aus dem Handgelenk...

Imperialismus ist lt. Wikipedia-Definition:
"Unter Imperialismus (von lat. imperare „befehlen“; imperium „Herrschaftsgebiet“; z.B. Imperium Romanum) versteht man die Bestrebungen eines Staates, seinen Einfluss auf andere Länder oder Völker auszudehnen."

Also ganz allgemein den Herrschaftsbereich ausdehnen. Erstens sehe ich da noch kein grundsätzliches Ziel der Weltherrschaft und zweitens - in Abgrenzung - zum Kolonialismus, kann auch ein Krieg gegen ein Nachbarland aus dem Gedanken des Imperialismus her geschehen. Das heißt aber noch lange nicht, daß man dort eine Kolonie gründen will.

Ich denke, man kann sagen, daß Kolonialismus eine Facette des Imperialismus ist. Wenn man das voraussetzt, ergibt sich, daß Kolonialismus vermutlich alle Prinzipien des Imperialismus abdeckt, nicht aber andersherum. :grübel:

Nachtrag: Lese eben genauer in den Artikel zum Imperialismus herein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Imperialismus

Da man den Begriff ganz allgemein, auf die Epoche 1880-1914, auf die Weltmachtbestrebungen ab 1945 beziehen kann, solltest du das vielleicht etwas eingrenzen. Also: Geht es um eine spezielle Zeit oder ganz allgemein?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz widersprechen tue ich jetzt Arne nicht, aber ich würde die Linie etwas schärfer ziehen.

Kolonialismus als Staatsprinzip hatte primär wirtschaftlichen Charakter, Imperialismus eher symbolische und machtpolitische Funktion.
 
Pope schrieb:
Ganz widersprechen tue ich jetzt Arne nicht, aber ich würde die Linie etwas schärfer ziehen.

Kolonialismus als Staatsprinzip hatte primär wirtschaftlichen Charakter, Imperialismus eher symbolische und machtpolitische Funktion.

Kannst mir ruhig widersprechen, ich habe diese Staatstheorien nicht mit Löffeln gefressen ;) . Aber ich denke Sansp sollte sich erstmal festlegen, welchen Imperialismus er meint. Denn auch wenn sich deine These oben erstmal gut liest, kommen wir beim (heute gern genannten) "Wirtschaftsimperialismus" schon in die Bredouille..:cool:

Um aber noch einmal auf die Unterschiede zu kommen. Ein wichtiger Gedanke des Kolonialismus findet sich im Imperialismus nicht: Der "Sendungsgedanke", also "Heil und Zivilisation in die Welt zu tragen".
Hat das bei den alten Griechen, Napoleon oder bei der Sowietunion je eine nennenswerte Rolle gespielt? Das heißt, war das je ein tatsächlicher Beweggrund für eine Expansion? :grübel:
 
@Arne
Ist es nicht umgekehrt? Im Imperialismus wird "Heil und Zivilisation in die Welt getragen" und im Kolonialismus nicht?

Im Imperialismus wird das Staatsgebiet und damit die Einflussphäre eines Staates ausgedeht, der Kolonialismus beruht eher auf wirtschaftliche Grundlagen, also die "Ausbeutung" der Ressourcen.

Wenn wir nun das Wörtchen "Globalisierung" mit einfliessen lassen, stellen wir fest, dass es noch komplizierter wird.

lg
seres
 
Arne schrieb:
Ich denke, man kann sagen, daß Kolonialismus eine Facette des Imperialismus ist. Wenn man das voraussetzt, ergibt sich, daß Kolonialismus vermutlich alle Prinzipien des Imperialismus abdeckt, nicht aber andersherum. :grübel:

Was habe ich da geschrieben? Quatsch, genau andersherum. Ich meinte, was im Kolonialismus wichtig war, war auch im Imperialismus wichtig. Aber was im Imperialismus gilt/galt, gilt nicht ohne Einschränkung im Kolonialismus.
Obwohl ich mich da mit dem Sendungsgedanken schon selbst entkräftet habe =)
 
Die Sendung kam mit der Kultur, würde ich sagen. Egal wer oder wann, es wurde doch immer eine höhere Berufung angeführt, oder?
 
Seres schrieb:
@Arne
Ist es nicht umgekehrt? Im Imperialismus wird "Heil und Zivilisation in die Welt getragen" und im Kolonialismus nicht?

Aber holla! Dieser Sendungsgedanke war ein immer wiederkehrender, ganz wichtiger Punkt in der Kolonialdebatte.

Hast du den Wiki-Artikel zum Imperialismus gelesen? Dort wird zum Beispiel erwähnt, daß man den Begriff Imperialismus erstmals für Napoleons Bestrebungen nutzte. Ich wüßte nicht, daß der die Segnungen der Zivilisation in die Welt tragen wollte und deshalb bis nach Moskau marschiert ist. Ich glaube wir kommen nicht weiter, solange Sansp die Frage nicht eingrenzt. Der nackte Begriff Imperialismus ist einfach auf zu viele Epochen und Staaten anwendbar.
 
Pope schrieb:
Die Sendung kam mit der Kultur, würde ich sagen. Egal wer oder wann, es wurde doch immer eine höhere Berufung angeführt, oder?
Nur wie wurde sich verhalten?

Werden Infrastrukturen gebaut, und wenn ja, zu welchem Zweck? Im Kolonialismus recht generell gesprochen die Straße vom Hafen zu der Rohstoffquelle, ein paar Arbeitersiedlungen evtl. ein kleines Krankenhaus.

Im Imperialismus hingegen baut man Schulen u.ä., um Staatsbürger heranzuziehen.

Ich gehe davon aus, dass "Imperialsimus vs. Kolonialismus" sich auf den Stoff 10-13. Klasse bezieht, also Imperialismus um 1880-1918.
 
Arne schrieb:
Um aber noch einmal auf die Unterschiede zu kommen. Ein wichtiger Gedanke des Kolonialismus findet sich im Imperialismus nicht: Der "Sendungsgedanke", also "Heil und Zivilisation in die Welt zu tragen".
Hat das bei den alten Griechen, Napoleon oder bei der Sowietunion je eine nennenswerte Rolle gespielt? Das heißt, war das je ein tatsächlicher Beweggrund für eine Expansion? :grübel:
Den Griechen ging es im wesentlichen darum Bürger auszulagern damit die Polis nicht zu groß wird.
 
Seres schrieb:
Im Imperialismus hingegen baut man Schulen u.ä., um Staatsbürger heranzuziehen.

Vor allem christliche Staatsbürger, die eine europäische Sprache beherrschten.

Die Spuren des Imperialismus in Afrika zeugen keineswegs von mütterlicher Liebe. Es gab Philanthropen, wie Livingstone, die zum Wohle Afrikas zu den 3Cs (civilization, commerce, christianity) griffen. Oder die Franzosen, die damit warben, dass die Menschenrechte in französischen Kolonien für alle galten. Das waren aber i.d.R. nur fromme Lippenbekenntnisse und vorgeschobene Motive. Die Realität sah anders aus.
Wer sollte denn die Gesetze Frankreichs durchsetzen? Oder gar die Arbeitsbedingungen im Hinterland der Handelsstützpunkte? Die Infrastruktur diente nahezu ausschließlich dem Handel, der Verwaltung und der territorialen Expansion. Die Krankenhäuser und Missionsschulen sind nicht den Imperialmächten zu verdanken, sondern engagierten Kirchen (wenn man die mal nicht zum Imperialismus zählt:cool: ) und Einzelpersonen.
 
Pope schrieb:
Es gab Philanthropen, wie Livingstone, die zum Wohle Afrikas zu den 3Cs (civilization, commerce, christianity) griffen.

Soweit ich weiß, waren die Stationen der Kolonisation: 1. Christianisierung, welchem 2. der Handel folgte, 3. die "unter Schutz Stellung" und der 4. die "Zivilisation" folgte (die Befriedung und Erschließung des Gebietes)...

Also stand zumindest am Anfang (vielleicht auch nur Vordergründig) ein gewisses Sendungsbewußtsein...
 
Lungos schrieb:
Soweit ich weiß, waren die Stationen der Kolonisation: 1. Christianisierung, welchem 2. der Handel folgte, 3. die "unter Schutz Stellung" und der 4. die "Zivilisation" folgte (die Befriedung und Erschließung des Gebietes)...

Also stand zumindest am Anfang (vielleicht auch nur Vordergründig) ein gewisses Sendungsbewußtsein...

Pauschal nicht, aber es gibt sicher Beispiele für eine solche Abfolge.

Für Zentralafrika etwa gelten andere Bedingungen, als für die Küstengebiete. Es kommt halt auf die Zeit, die kolonisierende Nation, die Protagonisten (ich sag nur: Stanley vs. Brazza), und die zu kolonisierenden Landstriche an ...
 
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