Abgrenzung: Nationalismus/Imperialismus/ Nationalsozialismus/Faschismus

Sweetkofski

Neues Mitglied
Hallo alle zusammen,
ich würde mich freuen, wenn ihr eure Ideen dazu schreiben könntet:
Wo liegt die wesentliche Abgrenzung zwischen Nationalismus, Imperialismus, Nationalsozialismus, Faschismus?
Wikipedia ist da nicht so hilfreich :S
Steht immer nur, dass es im Zusammenhang miteinander steht, aber ich würde halt gerne wissen, wo denn der Unterschied ist:grübel:
Könnt ihr mir helfen?
Sweetkofski
 
Nationalismus

ist das Bestreben, seine eigene Nation zu stärken und ihre Interessen durchzusetzen. Der Nationalismus teilt die Welt in 'Wir' und 'die Anderen' und versteht Politik als Machtkampf.

Imperialismus

ist die Verknüpfung nationaler Interessen mit der Beherrschung von und der direkten Einflussnahme auf fremde Länder. Ziel ist die Hegemonie, welche die völlige Unabhängigkeit von anderen Nationen garantiert.

Nationalsozialismus/Faschismus

(Nehme ich mal synonym - dafür sind andere zuständig) Der Nationalsozialismus verband die nach aussen gerichtete Interessenpolitik des Nationalismus mit einem innenpolitischen System der kollektiven Ausrichtung der Gesellschaft auf die "völkischen" Interessen. Der einzelne Bürger hatte sich den nationalen Zielen unterzuordnen - ja, sogar aufzuopfern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Abgrenzung: Imperialismus/ Nationalismus und Nationalsozialismus/ Faschismus

Meine Frage steht ja nun eigentlich schon im Titel,
ich hoffe ihr könnte mir weiterhelfen?
Ist der (rechte, aggressive) Nationalismus als Bestandteil des Imperialismus zu werten?
Kann man hier schon eine Unterscheidung zwischen deutschem Nationalismus feststellen, der sich später im Nationalsozialismus äußerte?
Und wie lässt sich Faschismus und Nationalsozialismus genau voneinander abgrenzen? Klar das eine eher in Italien und das andere eher in Deutschland, aber ich ziele eher auf die begriffliche Abgrenzung ab...
Außerdem: Sowohl der rechte Nationalismus als auch der Nationalsozialismus sind klar antisemitisch geprägt (Faschismus eigentlich auch?), dass wird doch wohl kein Zufall sein, oder?
Tut mir leid, dass ich gleich soo viele Fragen auf einmal stelle, wäre auch für Einzeltips dankbar...
Gruß,
Sweetykofski
 
wenn dir wiki nicht weiterhilft, versuchs doch mal mit den dort angegeben links
(und eine ganz persönliche frage: wozu brauchst du das, studium, abitur?)
 
Überhaupt trug die faschistische Herrschaft in Italien deutlich mehr den Zug eines Herrschaftskompromisses mit den alten Eliten - der Monarchie, dem Militär, der Industrie und der Kirche - als in Deutschland, wo sich das nationalsozialistische Regime relativ schnell der meisten Bindungen an traditionelle Herrschaftsschichten entledigte.

Ein weiterer wichtiger Unterschied war der faschistische Etatismus, der sich deutlich vom völkischen und von der SS geprägten antietatistischen Nationalsozialismus abhob. Im Nationalsozialismus manifestierte sich nachdrücklich die Vorherrschaft der Partei gegenüber dem Staat, die schließlich zur völligen Auflösung des überlieferten Normen- und Institutionengefüges führte. Im Gegensatz dazu schuf der Faschismus in Italien zwar eine Reihe neuer Institutionen, tastete aber die bestehende Ordnung nicht oder kaum an (siehe dazu: Geschichte Südtirols.)

Es gab im Faschismus keine wie im Nationalsozialismus ausgearbeitete Rassenideologie. Wo das Wort "Rasse" (razza) überhaupt benutzt wurde, hatte es zumindest bis 1938 oft keine biologische Bedeutung, sondern wurde in dem auch in Deutschland früher gebräuchlichen Sinn von "rassig" als "edel" benutzt, ohne auf Abstammung abzuheben. Nach 1938 allerdings verbreiteten sich auch im faschistischen Diskurs biologische Auffassungen immer stärker.
(fettgedruckt durch mich)

Das findet man bei Wikipedia unter Faschismus und dann Unterschiede zum Nationalsozialismus. Da steht noch mehr, doch das ist, so glaube ich, am wichtigsten.
Wir haben in der Jahrgangsstufe 13 die Unterschiede herausgearbeitet, doch leider kann ich mich nicht mehr wirklich an unsere Ergebnisse erinnern. Wir hatten aber im Geschichtsbuch gute Stellungnahmen von Historikern zu dem Problem Faschismus - Nationalsozialismus. Einziges, das mir im Hirn haften blieb , ist, dass man streng trennen kann und muss zwischen Faschismus und Nationalsozialismus.
 
Der Name Faschismus wird schon seit den 1920er Jahren als Gattungsbezeichnung für ähnliche politische Bewegungen und Herrschaftssysteme außerhalb Italiens gebraucht, die sich selbst in der Regel nicht „faschistisch“ nannten oder nennen. Die Frage, welche Merkmale für den Faschismus wesentlich sind, wird unterschiedlich beantwortet. Es gibt enger und weiter gefasste Begriffsbestimmungen, aber auch die Auffassung, dass die Bezeichnung Faschismus auf das historische italienische System beschränkt werden sollte. Insbesondere die Übertragung auf den Nationalsozialismus ist in der Forschung umstritten.
bei www.wissen.de
 
@ collo:
Nein, leider ist das Wiki insbesondere bei Nationalismus / Imperialismus nicht hilfreich, weil es zwar die einzelnen Begriffe für sich genommen erklärt und da auch dann steht: Nationalismus steht im Zusammenhang zu Imperialismus, aber dann nicht der genaue Zusammenhang (Unterschiede, Gemeinsamkeiten) erklärt wird... (Jedenfalls finde ich das nicht :-()
Aber nun zu deiner persönlichen Frage:
Ich studiere eigentlich angewandte Politikwissenschaften und Verwaltungswissenschaften, in meinem Studium findet sich aber eben ein Pflichtmodul Geschichte, welches inhaltlich genau spezifiziert ist: Verfassungsgeschichte des 18. + 19. Jahrhunderts und die Entwicklung und Organisation der weltanschaulichen Richtungen...
Eigentlich halte ich es auch für seeehr sinnvoll, zumindest die Grundlagen der Nationalstaaten, Parlamentisierung usw. zu kennen, wenn man Politikwissenschaftlerin ist.
(Naja, ändert aber nichts daran, dass ich sie bisher noch nicht kenne, hmmm?)
Die Prüfung ist sooo wichtig für mich, weil ich in meinem Fach promovieren werde, sobald ich meinen Abschluss hab (aber ich habe nicht vor, mich bei meinem zukünftigen Doktorvater zu blamieren, vor allem, weil ich echt der Meinung bin ich SOLLTE es wissen, verstehst du?)
 
Ich weiß nicht, ich Dir damit weiterhelfen kann:

Brandt, Peter:
Imperialismus und Faschismus 1880 - 1930, Band: Kurseinheit 3, Jahr: 2004.

Mommsen, Wolfgang J.:
Das Zeitalter des Imperialismus, Jahr: 1993.

Deutscher Imperialismus und Zweiter Weltkrieg
Rostock, 1989. - 80 S.
(Wissenschaftliche Zeitschrift der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock : G-Reihe ; 38,3)

Edit:
Gollwitzer, Heinz
Zeitalter des Imperialismus und der Weltkriege, Band: 2, Jahr: 1982

Teil 4: Bürgerliche Gesellschaft, Nation, Imperialismus; Teil 5: Wirtschaftsordnung und soziale Frage (I). - 1981. - XXVIII, 348 S.
(Der europäische Liberalismus im 19. Jahrhundert ; 3)
(Ullstein-Buch ; 35115 : Ullstein-Materialien)ISBN 3-548-35115-8

Imperialismus, Bolschewismus, Faschismus (1870 - 1938). - 1981. - 159 S. : zahlr. Ill.
(Meyers Illustrierte Weltgeschichte ; 18)ISBN 3-411-01824-0

Von der Zeit des Imperialismus bis zur nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland / bearb. von Norbert Baumann ... - 1. Aufl. - 1979. - 70 S. : Ill., graph. Darst., Kt.
(Geschichtliche Weltkunde ; Bd. 3, [Von der Zeit des Imperialismus bis zurGegenwart];Schülerarbeitsheft 1) ISBN 3-425-08614-6
ISBN 3-425-08609-6

-------------------------------------------------------------------------

Ich habe wohl keines der Bücher je gelesen. Habe nur die Titel herausgefunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hast du schon mal im Wörterbuch Geschichte von Konrad Fuchs nachgeschlagen?

Wo ausser Wikipedia hast du den sonst noch nachgeschlagen?
 
aus den entsprechenden wiki-artikeln:
Nationalismus bezeichnet eine politische Ideologie, die auf eine Kongruenz zwischen einer (meist ethnisch definierten) Nation und einem Staatsgebilde abzielt (Gellner, 1983). Das Nationalgefühl des Einzelnen gilt als gefühlsmäßige Bindung an die Idee der Nation und setzt nicht zwingend einen Staat voraus.In der Umgangssprache wird unter Nationalismus oft die Überhöhung der eigenen Nation verstanden. Dem entgegen steht der weniger politische als romantisch-emotionale Patriotismus, der anderen Nationen den gleichen Patriotismus zubilligt, und sich als Einsatzbereitschaft für die Werte und Symbole eines Landes versteht, jedoch auch in N. münden kann (Brockhaus, 2004).
Unter dem Begriff Imperialismus (von lat. imperare „herrschen“; imperium „Herrschaftsgebiet“; z.B. Imperium Romanum) versteht man die Bestrebungen eines Staates, seinen Einfluss auf andere Länder oder Völker auszudehnen. Dieser Machterweiterungspolitik können unter anderem bevölkerungspolitische und nationalistische Motive zugrunde liegen.
(hervorhebungen durch mich)

das ist m.e. der wesentliche unterschied zwischen nationalismus und imperialismus (wobei der i. nicht ohne n. denkbar ist).

(noch ein tip, wenn mir das deutsche wiki zu einseitig oder dürftig erscheint, schaue ich gerne die entsprechenden englischen artikel an, zumindest der über den nationalismus ist exzellent.)

den unterschied zwischen faschismus und nationalsozialismus hat rafael ja schon erläutert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nationalismus

ist das Bestreben, seine eigene Nation zu stärken und ihre Interessen durchzusetzen. Der Nationalismus teilt die Welt in 'Wir' und 'die Anderen' und versteht Politik als Machtkampf.

Imperialismus

ist die Verknüpfung nationaler Interessen mit der Beherrschung von und der direkten Einflussnahme auf fremde Länder. Ziel ist die Hegemonie, welche die völlige Unabhängigkeit von anderen Nationen garantiert.

Nationalsozialismus/Faschismus

(Nehme ich mal synonym - dafür sind andere zuständig) Der Nationalsozialismus verband die nach aussen gerichtete Interessenpolitik des Nationalismus mit einem innenpolitischen System der kollektiven Ausrichtung der Gesellschaft auf die "völkischen" Interessen. Der einzelne Bürger hatte sich den nationalen Zielen unterzuordnen - ja, sogar aufzuopfern.
Also, Deiner Definition von Imperialismus stimme ich zu. Was den Unterschied Nationalsozialismus/Faschismus angeht, da hat Rafael ja einen recht guten Beitrag geschrieben.
Deine Nationalismus-Definition greift meiner Meiung nach allerdings etwas kurz. Das Bestreben, die eigenen Nation zu stärken haben viele Staaten.Das ist nichts spezifisch nationalistisches. Dies gilt auch für die Einteilung der Welt in "Wir" und "die Anderen" - diese Einteilung liegt in der Natur von souveränen Staaten. Und Politik definiert auch Max Weber als Machtkampf. Das ist ein Allgemeinplatz, der nicht zur Definition von Nationalismus taugt. Ich versuche es mal so:
Nationalismus ist ein Politikentwurf, der als zentrales Bezugssubjekt die Nation in den Mittelpunkt stellt. Der entscheidende Unterschied zu anderen Politikentwürfen ist der, dass der Nationalismus dabei Nation nicht mit Staat gleichsetzt (wie etwa der Patriotismus). Der Nationalismus sieht die Nation nicht als etatistischen Verwaltungsapparat (Staat), sondern als Gesamtheit der schicksalhaft verbundenen Menschen gleicher Herkunft, gleicher Kultur und gemeinsamer Geschichte. Dies ist zunächst eine wertfreie Definition. Nationalismus muss nicht zwangsläufig in Imperialismus oder ähnlichem enden. Die übersteigerte Form des Nationalismus ist der Chauvinismus (den viele verkürzend mit Nationalismus gleichsetzen).
 
Deine Nationalismus-Definition greift meiner Meiung nach allerdings etwas kurz. Das Bestreben, die eigenen Nation zu stärken haben viele Staaten.Das ist nichts spezifisch nationalistisches. Dies gilt auch für die Einteilung der Welt in "Wir" und "die Anderen" - diese Einteilung liegt in der Natur von souveränen Staaten. Und Politik definiert auch Max Weber als Machtkampf. Das ist ein Allgemeinplatz, der nicht zur Definition von Nationalismus taugt.

Das liegt vielleicht daran, dass die Ausprägungen des Nationalismus in all seinen Formen nur schwer greifbar wird. Aber Dein Einwand ist berechtigt.

Der Nationalismus sieht die Nation nicht als etatistischen Verwaltungsapparat (Staat), sondern als Gesamtheit der schicksalhaft verbundenen Menschen gleicher Herkunft, gleicher Kultur und gemeinsamer Geschichte.

Diese nach Innen gekehrte Sicht ist richtig, es fehlt mir aber der Zusammenhang mit dem, was Nationalismus in der Praxis so erfolgreich und angsteinflößend macht: die klare Abgrenzung vom 'Anderen' (Fremden) und die perspektivische Reduktion jeglicher ausländischer Aktivität auf das Negative: alles Fremde zielt darauf ab, die eigene Nation zu schwächen.

Besser noch: sämtliche Probleme der Nation sind auf externe Einflüsse zurückzuführen, die der Nation das Recht auf Selbstbestimmung und die Möglichkeit der Selbstverwirklichung rauben.

Diese aggressive und pauschalisierende Aussensicht, die als nach Innen gerichtete (Defensiv-)Maßnahme verkauft wird, ist m.E. ein Kennzeichen jeder nationalistischer Ideologie.
 
Das liegt vielleicht daran, dass die Ausprägungen des Nationalismus in all seinen Formen nur schwer greifbar wird. Aber Dein Einwand ist berechtigt.



Diese nach Innen gekehrte Sicht ist richtig, es fehlt mir aber der Zusammenhang mit dem, was Nationalismus in der Praxis so erfolgreich und angsteinflößend macht: die klare Abgrenzung vom 'Anderen' (Fremden) und die perspektivische Reduktion jeglicher ausländischer Aktivität auf das Negative: alles Fremde zielt darauf ab, die eigene Nation zu schwächen.

Besser noch: sämtliche Probleme der Nation sind auf externe Einflüsse zurückzuführen, die der Nation das Recht auf Selbstbestimmung und die Möglichkeit der Selbstverwirklichung rauben.

Diese aggressive und pauschalisierende Aussensicht, die als nach Innen gerichtete (Defensiv-)Maßnahme verkauft wird, ist m.E. ein Kennzeichen jeder nationalistischer Ideologie.
Ich kann Deine Aussagen voll und ganz unterschreiben. Mit der kleinen Einschränkung, dass ich das nicht unter Nationalismus sondern unter Chauvinismus subsumieren würde. Aus meiner zugegeben subjektiven Sichtweise muss Nationalismus (im Gegensatz zu Chauvinismus) nicht per se aggressiv sein. Du setzt allerdings Nationalismus mit Chauvinismus gleich. Oder anders gesagt: Wo ist für Dich der Unterschied zwischen Nationalismus und Chauvinismus?
 
Die Krux liegt eher beim Wörtchen 'aggressiv', meine ich. Ich hätte besser offensiv, anklagend, beschuldigend, suggestiv, emotional oder vorwurfsvoll geschrieben.

Und Chauvinismus? Waren die Nazis Chauvinisten oder Nationalisten? :grübel:
 
Und Chauvinismus? Waren die Nazis Chauvinisten oder Nationalisten? :grübel:
Das eine schließt das andere ja nicht aus, erstrecht nicht, da Chauvinismus, wie von Hagen ganz richtig erläutert nur eine besondere Form des Nationalismus ist. Ich würde in dem Fall allerdings weitesgehend von Chauvinismus ausgehen, wobei eine Verallgemeinerung auf "die Nazis" wiederum schwierig ist.
 
Zurück
Oben