Abstammung der Nordmänner (Wikinger)

Dieter schrieb:
Daher bin ich mit meinen Ausführungen auch nicht einige tausend Jahre zurückgegangen, denn dann sollten wir einen neuen Pfad zur "Entstehung der Germanen" anlegen.

Lieber Dieter, solch ein Pfad existiert bereits in einigen Varianten im Subthread "Germanen". Das Thema ist zwar etwas zerstückelt, aber bereits ermüdend diskutiert worden. Nur als Hinweis zu verstehen, falls in dir der Gedanke reift, diesen Pfad anzulegen. ;)

Gruß

Marbod
 
Danke, Marbod, für den Hinweis!

Ich hatte auch nicht ernsthaft vor, einen neuen Germanenthread anzulegen, sondern wollte die Diskussion von den Schnurkeramikern und Megalithleuten zur frühmittelalterlichen Phase der Entstehung der Wikinger-Periode hinlenken.
 
Dieter schrieb:
Die wichtigsten Eckpunkte zur Entstehung der Germanen hat hyokkose schon geliefert, wobei er weit in der Vorgeschichte zurückgegangen ist. Vielleicht sollte man aber auch den Zeitpunkt betrachten, wo die "Nordmänner" fassbar werden, d.h. die Zeit des frühen Mittelalters.
Der weite Ausgriff auf die Vorgeschichte geht auf den Beitrag von Jürgen zurück, zu dem ich versucht habe, einiges richtigzustellen.

Dieter schrieb:
Konstituiert haben sich diese Nordgermanen - wie auch andere Germanenstämme - meines Wissens etwa im 5. Jh. v. Chr., doch da lasse ich mich gern von hyokkose eines Besseren belehren.
Viel Besseres weiß ich hierzu auch nicht. Die Entstehung der ersten Germanenstämme wird man kaum früher als dieses Datum ansetzen können.

Vielen Dank für Deine Bemühungen, das Thema wieder ins rechte Gleis zurückzubringen.
 
Dieter schrieb:
Die wichtigsten Eckpunkte zur Entstehung der Germanen hat hyokkose schon geliefert, wobei er weit in der Vorgeschichte zurückgegangen ist. Vielleicht sollte man aber auch den Zeitpunkt betrachten, wo die "Nordmänner" fassbar werden, d.h. die Zeit des frühen Mittelalters.

Das Zeitalter der Wikinger oder "Nordmänner" begann, als die Skandinavier erstmals Westeuropa angriffen. Von sehr frühen Plünderungszügen berichtet etwa Gregor von Tours, wobei er einen dänischen Angriff auf das Frankenreich zu Beginn des 6. Jh. beschreibt. Neu war indessen, dass die Skandinavier gegen 800 infolge technischer und politischer Entwicklungen (z.B. Wikingerschiffe) in der Lage waren, ihre Aktionen auf dem Kontinent und den Britischen Inseln so stark auszudehnen, dass sie einer ganzen Periode europäischer Geschichte ihren Namen gaben.

Unter "Nordmänner" oder "Normannen" im eigentlichen Sinn (auch als "Männer des Nordwinds" gedeutet) versteht man lediglich die Dänen und Norweger, die nach West- und Südeuropa übergriffen, wo z.B. die spätere Normandie nach ihnen benannt ist.

Die schwedischen Wikinger heißen im allgemeinen Waräger. Sie breiteten sich seit dem 8. Jh. über Russland aus, trieben Handel mit den slawischen Stämmen und errangen in Nowgorod und Kiew eine beherrschende Stellung.

Konstituiert haben sich diese Nordgermanen - wie auch andere Germanenstämme - meines Wissens etwa im 5. Jh. v. Chr., doch da lasse ich mich gern von hyokkose eines Besseren belehren.

Maßgebend für ihr Ausgreifen seit etwa 800 n. Chr. waren wohl klimatische Veränderungen, Übervölkerung der kleinen skandinavischen Siedlungsinseln sowie gesellschaftliche Ursachen wie z.B. das am ältesten Sohn haftende Erbrecht, das Jungmannen zu Beutezügen und Eroberungen trieb.

Hallo mal wieder! Ich kann Dieter da weitgehend folgen. Man muß bedenken, daß der Begriff "Nordmänner" und "Wikinger" von christlichen Autoren geprägt wurde und eigentlich keine Volksbezeichnung bzw. gentile Bezeichnung ist. Norweger, Dänen und Schweden traten meistens getrennt voneinander auf. Allerdings gab es auch gemeinsame Unternehmungen, immerhin waren alle "Nordmänner" sprachlich und kulturell nahe verwandt. Das Gefolgschaftssystem förderte dieses Verhalten zudem.
Zudem darf man nicht vergessen, daß Norwegen erst 872 unter Harald Schönhaar vereint wurde, auch in Dänemark gab es immer wieder Teilreich in Jütland, Südschweden und auf den Ostseeinseln. In Schweden, das zwar schon im 7. Jh geeint wurde war dies das Gleiche, zudem waren die Gegensätze zwischen Götar und Svear stets präsent.
Eine Ursache der Wikingerzüge war somit auch die Reichseinigung. Königsferne Gruppen wurden aus dem Land gedrängt oder wichen aus eigenem Antrieb aus.
 
beorna schrieb:
Hallo mal wieder! Ich kann Dieter da weitgehend folgen. Man muß bedenken, daß der Begriff "Nordmänner" und "Wikinger" von christlichen Autoren geprägt wurde
Nanu?
Snorri Sturluson verwendet den Ausdruck nicht in christlichem Zusammenhang. Wie sollen denn die Wikinger selbst ihre Raubfahrten genannt haben?
beorna schrieb:
und eigentlich keine Volksbezeichnung bzw. gentile Bezeichnung ist.
das ist wohl richtig.
beorna schrieb:
Zudem darf man nicht vergessen, daß Norwegen erst 872 unter Harald Schönhaar vereint wurde
Ein wohl unausrottbares Geruecht. Er unterwarf mit wechselndem Erfolg die Kuestenstriche von Trondheim bis Oslo und auch Teile Englands - wenn man der Heimskringla glauben darf.
beorna schrieb:
Eine Ursache der Wikingerzüge war somit auch die Reichseinigung.
Das ist eine sehr kühne Verknüpfung. Denn die Wikingerzüege fanden nach Snorri auch schon vor Harald statt.
beorna schrieb:
Königsferne Gruppen wurden aus dem Land gedrängt oder wichen aus eigenem Antrieb aus.
Das ist die späte Interpretation Snorris. Die Wikingzüge kehrten nämlich immer wieder nach Hause (Norwegen) zurück und dienten den Widerständlern gegen Harald zur Finanzierung ihres Widerstandes.
Soweit dazu in aller Kürze aus Reykjavik
 
fingalo schrieb:
Snorri Sturluson verwendet den Ausdruck nicht in christlichem Zusammenhang. Wie sollen denn die Wikinger selbst ihre Raubfahrten genannt haben?
Snorri schreibt allerdings erst Anfang des 13.Jhd. Zugegeben der Name "Wikinger" ist germanisch/nordgermanisch. Es erscheint unwahrscheinlich, daß die Wikinger sich von Beginn an als ebendsolche benannten. Vielmehr scheint der Name erst mit der Benennung durch christliche Autoren und deren Angst davor, der Name verbreitet worden zu sein. Ähnliches gilt z.B. für den Germanennamen (siehe Tacitus)

fingalo schrieb:
Das ist eine sehr kühne Verknüpfung. Denn die Wikingerzüege fanden nach Snorri auch schon vor Harald statt.
Ich schrieb auch nicht, daß dies der einzige oder gerade der Hauptgrund war. Die Vereinheitlichung der Staatsmacht bzw. unter ein regnum ist nur eine Ursache. Das Gefolgschaftssystem ist für die Raubfahrten wesentlich wichtiger. Aber auch andere Ursache spielen mit hinein. Handel, Erbfolge, Klima...

fingalo schrieb:
Das ist die späte Interpretation Snorris. Die Wikingzüge kehrten nämlich immer wieder nach Hause (Norwegen) zurück und dienten den Widerständlern gegen Harald zur Finanzierung ihres Widerstandes.
Das ist natürlich nicht verkehrt. Die Fahrten waren keine one-way-tours. Wer aber seine Herrschaft (in Norwegen oder anderswo) verlor, nutzte die Raubfahrten und Ansiedlungen in der Fremde um seine Klientel zu halten oder auszubauen, so ihm dies gelang.
 
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