Agrarpolitik der Perser?

B

bender

Gast
Ich beschäftige mich gerade mit einer griechischen (ursprünglich persischen) Inschrift, bekannt als "Brief des Gadatas", in der der persische Großkönig Dareios I. seinem "Untergebenen" Gadatas u.a. dafür lobt, Früchte aus Syrien nach Ionien gebracht und dort kultiviert zu haben. Ich frage mich nun, ob es noch andere Belege für eine derartige (modern ausgedrückt) "Agrarpolitik" der Perser gibt. Oder - weiter gefasst - welche antiken Völker/Staaten ähnliches vollbrachten. Haben nicht die Römer den Wein ua. nach England gebracht? Haben die Griechen den Olivenbaum an den Standorten ihrer Kolonien eingeführt?

Ich hoffe das sind interessante Fragen für eine Diskussion.
 
bender schrieb:
... Haben nicht die Römer den Wein ua. nach England gebracht?...Ich hoffe das sind interessante Fragen für eine Diskussion.

Eigentlich hätte ich spontan gesagt: "Die Römer haben bestimmt Wein nach England gebracht, aber in Fässern und Amphoren."

Wie es scheint gibt es doch Hinweise darauf, dass sie auch ihren Weinanbau mit nach England gebracht haben, aber wohl auch, dass sie nicht die Ersten waren, die dort Wein anbauten.

Wie gesagt, nur ein Hinweis; keine Quelle: http://www.wein-plus.de/glossar/England.htm
 
'Agrarpolitik' im Allgemeinen? Oder interessiert Dich eher die bewußte Verbreitung von Pflanzen und Tieren im Altertum?
 
Pope schrieb:
'Agrarpolitik' im Allgemeinen? Oder interessiert Dich eher die bewußte Verbreitung von Pflanzen und Tieren im Altertum?

Ja, von mir aus nur dieser "Aspekt" von Agrarpolitik. Die Verbreitung von Nutzpflanzen durch den Menschen, wie wir sie aus der Neuzeit kennen (Weizen nach Amerika, Kartoffeln nach Europa, etc.). Gab es sowas in der Antike, im speziellen zwar bei den Persern, aber auch bei anderen Völkern?
 
Der Pfirsich, wo du es gerade erwähnst, wird ja bei den Griechen melon Persicon "persischer Apfel" genannt (und heißt heute in der wissenschaftlichen Bezeichnung immer noch Prunus persica). Es wäre vielleicht interessant, herauszufinden, wie er (offensichtlich) aus Persien nach Griechenland kam - ob durch Handel, oder sonstiges, oder eben durch die bewusste Verbreitung der persischen Machthaber.
 
bender schrieb:
Ja, von mir aus nur dieser "Aspekt" von Agrarpolitik. Die Verbreitung von Nutzpflanzen durch den Menschen, wie wir sie aus der Neuzeit kennen (Weizen nach Amerika, Kartoffeln nach Europa, etc.). Gab es sowas in der Antike, im speziellen zwar bei den Persern, aber auch bei anderen Völkern?

Hallo bender,
sehr schönes Thema !

Ich habe letztens das Buch "Arm und Reich" gelesen von Jared Diamond, wo u.a. auf das Thema Domestizierung von Planzen und Tieren durch den Menschen eingegangen wird. Stehen hochinteressante Sachen drin, auch wenn der Autor eher die übergeordnete Sicht darstellt. Also z.b. warum einige Völker reicher und weiter entwickelter sind als andere.
Warum Tiere und Planzen überhaupt domestiziert wurden, bei welchen dies (und warum) nicht möglich war, wie sie verbreitet wurden, etc.

Allerdings steht da nicht drin, dass der xyz-König die Pflanze abc nach xyz gebracht hat. Keine Details, aber ein sehr schöner Überblick.

Vielleicht ist das was für dich ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe das Buch bereits gelesen.

Mike Hammer schrieb:
Allerdings steht da nicht drin, dass der xyz-König die Pflanze abc nach xyz gebracht hat. Keine Details, aber ein sehr schöner Überblick.

Und genau deshalb hilft es mir in diesem Punkt nicht weiter.
 
bender schrieb:
Der Pfirsich, wo du es gerade erwähnst, wird ja bei den Griechen melon Persicon "persischer Apfel" genannt (und heißt heute in der wissenschaftlichen Bezeichnung immer noch Prunus persica).
... hieß im Alt- und Mittelhochdeutschen "persih" bzw. "phersich" und heißt immer noch "Pfirsich"...
 
Die damalige Agrarpolitik ist besser als heute,dass ist kein Scherz!
Sicher gibt es in der heutigen Landwirtschaft bessere Maschienen,sodass nur 3 % der Bevölkerung Bauern sind.Damals waren sicher weitaus mehr Leute Bauern und für Könige war Wirtschaft ein sehr bedeutendes Thema.

Nur zur Erklärung,warum heute die EU meiner Meinung nach eine schlechte Wirtschaftspolitik hat:
Agrarsubventionen!In der EU und vor allem in Deutschland bekommt man Zuschüsse für alles.Die EU verteilt die Zuschüsse,die wir mit Steuern zahlen,nicht etwas an Kleinbauern, die es nötig haben,sondern an Konzerne wie Nestle.Ich würde gerne wissen, was das für einen Sinn hat.Sogar die KÖNIGIN von ENGLAND bekommt Agrarsubventionen (?),weil sie ja Großgrundbesitzerin ist.
:confused:
Da sieht man mal ,wie schlecht es uns mit der großen Koalition geht.
Sicher waren viele Könige im Altertum Tyrannen,aber sie haben es im Gegensatz zur heutigen Regierung wenigstens zugegeben.

Länder wie Persien waren in Sachen Wirtschaft innovativ.
 
Zuletzt bearbeitet:
soulpain schrieb:
Nur zur Erklärung,warum heute die EU meiner Meinung nach eine schlechte Wirtschaftspolitik hat:
Agrarsubventionen!In der EU und vor allem in Deutschland bekommt man Zuschüsse für alles.Die EU verteilt die Zuschüsse,die wir mit Steuern zahlen,nicht etwas an Kleinbauern, die es nötig haben,sondern an Konzerne wie Nestle.Ich würde gerne wissen, was das für einen Sinn hat.Sogar die KÖNIGIN von ENGLAND bekommt Agrarsubventionen (?),weil sie ja Großgrundbesitzerin ist.
:confused:
Da sieht man mal ,wie schlecht es uns mit der großen Koalition geht.
Sicher waren viele Könige im Altertum Tyrannen,aber sie haben es im Gegensatz zur heutigen Regierung wenigstens zugegeben.

Ich muß darauf hinweisen, daß dies hier kein Politikforum ist, und schon gar kein Ort, um politischen Frust abzulassen:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=3290
 
Soweit ich weiß,umfasst Geschichte auch Politik.Außerdem habt ihr doch ein politisches Thema angefangen,denn Könige waren Politiker ,nur dass das schon einige zeit zurückliegt.

Wenn du nicht willst, dass ich über Politik schreibe,dann nennt das Thema auch nicht "AgrarPOLITIK".
 
Zuletzt bearbeitet:
soulpain schrieb:
Soweit ich weiß,umfasst Geschichte auch Politik.Außerdem habt ihr doch ein politisches Thema angefangen,denn Könige waren Politiker ,nur dass das schon einige zeit zurückliegt.

Bevor Du drauflosschreibst, lies doch bitte erst einmal den Link, den ich Dir gegeben habe. Da steht drin, worum es geht, nämlich um aktuelle Tagespolitik. Für diese sind Politikforen zuständig.


soulpain schrieb:
Wenn du nicht willst, dass ich über Politik schreibe,dann nenne das Thema auch nicht "AgrarPOLITIK".

Schau doch bitte erst einmal nach, was da oben steht: Wir befinden uns im Unterforum "Altertum", und das Thema heißt "Agrarpolitik der Perser".
 
Aktuelle Tagespolitik ist Geschichte,die noch nicht geschrieben wurde.Was ist schimm daran,Vergleiche zu ziehen.Es zeigt doch nur,dass wir die selben Ziele verfolgen,wie die Perser damals.
 
Hier ist nicht der Ort, eine erneute Metadiskussion über das Thema "Geschichte-Politik-Tagespolitik" zu führen. Such bitte in dieser Rubrik nach den entsprechenden Stichwörtern.

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Und nun bitte zurück zum Thema!
 
Könnten wir jetzt bitte zum eigentlichen Thema zurückkehren?

Ist noch jemanden ein Fall bekannt, in dem ein Herrscher eine bestimmte Nutzpflanze in einem bestimmten Teil seines Reiches hat anbauen lassen, die ursprünglich aus einem anderen Teil (oder anderen Land) stammte?
 
Kennst Du das Land in dem die Zitronen blühen? Ich glaube, Zitrusfrüchte kommen ursprünglich vom indischen Subkontinent. Für die Juden hatten Zitronen (Ethrog-Sorte) eine besondere Bedeutung beim Tu Bi'Shevat-Fest, auf einigen der von Shimeon Bar Kokhba gepräten Münzen sind (neben Wein [Trauben oder Blatt], Palmen und anderen Früchten bzw. Kultgegenständen) auch Zitronen abgebildet:
720970.jpg


Ich gehe mal davon aus, dass Zu Römerzeiten die Zitrusfrüchte - zumindest die Zitrone - ihren Zug weiter nach Westen angetreten haben (wobei die Apfelsine wohl erst später nach Europa kam: Organe kommt aus dem Arabischen (narandj), der Hasadeur, der Glücksritter, leitet sich von der Orangenblüte ab, (Arabisch az-Zahr), weil der Würfel bei den Arabern keine Augen, sondern Orangenblüten trug :rechts: Glücksspiel :rechts: Hasadeur; die Apfelsine ist die deutsche Umformung des niederländischen Sinaasappel, des Chinaapfels und im Griechischen und auch im Arabischen heißt die Orange Burtuqal, weil sie von den Portugiesen eingeführt wurde.
 
bender schrieb:
Könnten wir jetzt bitte zum eigentlichen Thema zurückkehren?

Ist noch jemanden ein Fall bekannt, in dem ein Herrscher eine bestimmte Nutzpflanze in einem bestimmten Teil seines Reiches hat anbauen lassen, die ursprünglich aus einem anderen Teil (oder anderen Land) stammte?

Du spielst sicher auch auf Kyros II (den Großen an). Da fallen einem zuerst die königl. Prachtgärten ein, die auf seine Initiative zurückgehen sollen und alle damals bekannten Baumfrüchte enthielten. Sie wurden von den bewundernden griech. Geschichtsschreibern als "Paradisoi" ebenfalls aus dem Persischen ins Griechische übernommen und Vorbild der monotheistischen (v.a. islamischen) Paradiesvorstellungen. Hier könnte man eine Übernahme vermuten. Seit Xenophon (von ihm stammt das Lob der persischen Paradisoi) taucht auch die Birne in Griechland auf, die Griechen allerdings bringen die Veredlung derart zur Meisterschaft, dass sie auf der Pelopones ein Speisebirnenmonopol gründen, die Halbinsel wird in der Hochantike nur noch Apia, Birnenland genannt. Aber einen dezitierten Herrscher wüsste ich dabei nicht ...
(Die Parchtgärten sind allerdings nicht des Kyros Er- sondern nur Vorfindung: diese paradieseischen Gartenanlagen haben zuvor die Babylonier (Semiramis) zu einem Wunder gemacht und auf einer trockenen Ebene im Zweistromland geschaffen.

Aber Kyros Vorliebe für den Apfel dürfte hervorzuheben sein. Alle Heerstraßen mussten mit Apfelalleen bepflanzt werden, ein Projekt, wie ich mir vorstelle, um auch die Heerzüge am Wege zu versorgen. Der Apfel selbst kam von den Südhängen des Kaukasus, aber er hatte bereits einen langen Weg, über Assyrer und Babylonier zu Kyros genommen.

Zu unserer jüngeren mittel- u. nordeuropäischen Geschichte gäbe es allerdings einen Herrscher, einen deutschen König bzw. frischgekrönten Kaiser: Konrad III brachte um 1050 von der Peloponnes den veredelten "Api", den süßen Apfel (wieder) mit nach Deutschland (am Rückweg vom nicht so edlen Kreuzzug). Heute kaum vostellbar, aber mit den Römern verschwand auch das veredelte Obst aus unseren Räumen, nur noch saure Wildlinge, Holzapfeln und Holzbirnen hatten sich gehalten (so grausig, dass selbst Hildegard von Bingen sie als eher ungesund einstufte), die 200 Jahre zuvor seit Karl des Großen "Capitulare de Vilis" und seines "Obstbauförderungsprogramms" hatten nicht sehr viel verändert.
Und es sollte noch mehr als 300 Jahre nach Konrad dauern, bis aus dem "Api" einige namhafte und bleibende Speiseapfelsorten okuliert und gepfropft wurden ...
 
ning schrieb:
Du spielst sicher auch auf Kyros II (den Großen an).

Nein. Wie ich bereits im Eingangsposting erwähnte, spiele ich damit auf eine Inschrift an, den sog. Gadatasbrief, in welchem der persische Großkönig Dareios seinen Untergebenen (?) Gadatas dafür lobt, sein Land (in Ionien) zu kultivieren, indem er "Früchte von jenseits des Euphrat in die Gebiete an der Küste Kleinasiens" eingeführt hat. Leider wird nicht gesagt welche Früchte er meint, und das mit dem Pfirsich war nur ein Beispiel dafür, welche Früchte die Griechen von den Persern übernahmen.

Ich hatte mich, wie bereits gesagt, lediglich gefragt, ob diese Tat des Gadatas ein Einzelbeispiel ist, oder ob es noch weitere solcher Taten gab.
 
bender schrieb:
Ich hatte mich, wie bereits gesagt, lediglich gefragt, ob diese Tat des Gadatas ein Einzelbeispiel ist, oder ob es noch weitere solcher Taten gab.

Verstehe. Und:
Bestimmt nicht - ich meine, bestimmt keine Einzeltat. Die edlen Früchte (also die ver-edelten) waren mit das Beeidruckendste, das eigentlich mit Zivilisation im klass. Sinnne verbunden wurde - und so machten sich viele Herrscher auch darum verdient, dass sie diese süßen Errungenschaften langsam von Ost nach West und schließlich übers Mittelmeer nach Europa brachten.
Interessant für die babylonischen, später persischen Äpfel und Birnen war zB., dass Ägypten immer (immer!) von deren Import abhängig war, da Ägypten selbst klimatisch für diese Sorten Obst klimatisch ungeeignet war.
 
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