Ahnenforschung: Kirchenbücher

Klaus

Aktives Mitglied
Beim Erkunden meines eigenen Stammbaums fiel mir auf, dass in Dokumenten häufig nur das Taufdatum, nicht aber das Geburtsdatum genannt wurde.

Wahrscheinlich galt damals für einen guten Christen ein Mensch erst dann als geboren, wenn er getauft wurde.
 
Klaus schrieb:
Beim Erkunden meines eigenen Stammbaums fiel mir auf, dass in Dokumenten häufig nur das Taufdatum, nicht aber das Geburtsdatum genannt wurde.

Wahrscheinlich galt damals für einen guten Christen ein Mensch erst dann als geboren, wenn er getauft wurde.

Früher wurden die Lebensdaten in Kirchenbüchern vermerkt, etwa seit 1550. Standesämter und Zivilehe gab es in Deutschland erst im 19. Jahrhundert. Da die Kirchen die Daten aufschrieben, wurden natürlich auch die kirchlichen Sakramente besonders erwähnt.

Es war aber von Kirche zu Kirche und von Pfarrer zu Pfarrer unterschiedlich. Häufig war es so, dass beide Ereignisse, also Geburt und Taufe, Tod und Beerdigung, vermerkt wurden. Aber wie gesagt, jeder hatte seinen eigenen Stil, eine offizielle Anordnung, wie ein Kirchebuch zu führen sein soll, gab es nicht.

Grüße,

Jacobum
 
Klaus schrieb:
Beim Erkunden meines eigenen Stammbaums fiel mir auf, dass in Dokumenten häufig nur das Taufdatum, nicht aber das Geburtsdatum genannt wurde.

Wahrscheinlich galt damals für einen guten Christen ein Mensch erst dann als geboren, wenn er getauft wurde.

Es war allerdings lange Zeit üblich, Kinder sehr bald nach der Geburt zu taufen. Daher weicht das Taufdatum meistens nur ein bis zwei Tage vom Geburtsdatum ab.
 
Jacobum schrieb:
Aber wie gesagt, jeder hatte seinen eigenen Stil, eine offizielle Anordnung, wie ein Kirchebuch zu führen sein soll, gab es nicht.

Natürlich gab es die. Wer mal Visitationsberichte gelesen hat, kennt Lob und Tadel der Visitatoren über das Führen der vorgeschriebenen Kirchenbücher.
Dass sie dennoch oft schludrig geführt wurden, ist leider wahr.

:falschesforum:
Mit dem Thema hat dieser Ausflug allerdings nichts zu tun.
 
Mercy schrieb:
:falschesforum:
Mit dem Thema hat dieser Ausflug allerdings nichts zu tun.

Ich gestehe, Du hast recht, Mercy. Aber die Frage von Klaus konnte nicht unbeantwortet bleiben, vor allem nicht für einen Ahnenforscher.

Ich mach es aber gleich wieder gut, indem ich Madame-Seconde (und natürlich auch allen anderen) einen passenden Link serviere:

http://www.marie--antoinette.de/Bilder/Kinder.htm

Grüße,

Jacobum
 
Um das Thema nochmal aufzugreifen:
Was habt ihr für Erfahrungen mit dem Einsehen von Kirchenbüchern in den örtlichen Pfarreien oder den Ordinariaten gemacht? Ich beschäftige mich auch viel mit Familienforschung, jedoch wird das auf die Dauer ziemlich Kostenintensiv und daran hat dann nicht nur die Geldbörse zu knappern. Ich bin bis jetzt endweder auf nette Sekretärinnen gestoßen, die meist unentgeldlich einige Kopien gemacht haben und auf Pfarrer, die meistens Geld wollten und grisgrämisch waren - sprich, sie wollten sich nicht in die Bücher lunsen lassen.
 
SRuehlow schrieb:
Um das Thema nochmal aufzugreifen:
Was habt ihr für Erfahrungen mit dem Einsehen von Kirchenbüchern in den örtlichen Pfarreien oder den Ordinariaten gemacht? Ich beschäftige mich auch viel mit Familienforschung, jedoch wird das auf die Dauer ziemlich Kostenintensiv und daran hat dann nicht nur die Geldbörse zu knappern. Ich bin bis jetzt endweder auf nette Sekretärinnen gestoßen, die meist unentgeldlich einige Kopien gemacht haben und auf Pfarrer, die meistens Geld wollten und grisgrämisch waren - sprich, sie wollten sich nicht in die Bücher lunsen lassen.

Daß Gebühren für Fotokopien erhoben werden, ist eigentlich normal; wenn eine Sekretärin ein Auge zudrückt, hat man Glück gehabt.

Griesgrame gibt es überall, aber in professionell oder semiprofessionell geführten Archiven (Landeskirchliche bzw. Diözesanarchive, Kreisarchive oder wo sonst Kirchenbücher im Original oder als Mikrofilm/Mikrofiche vorhanden sind) gibt es keine Probleme damit, daß aus purer Griesgrämigkeit die Einsicht verweigert wird.

In Pfarrarchiven, wo oft nicht einmal ein ehrenamtlicher Archivpfleger zur Verfügung steht, kann man oft sein blaues Wunder erleben. Bei den Matrikeln sind die Probleme noch am geringsten; denn diese Bücher sind meistens gut auffindbar an einem zugänglichen Ort verwahrt.

Die übrigen Archivalien sind vielerorts in einem verheerenden Zustand - seit 100 Jahren nicht mehr geordnet und in einer Rumpelkammer "verwahrt", die seit 50 Jahren nicht mehr gereinigt wurde.

Die "Griesgrämigkeit" der Pfarrer hat manchmal damit zu tun, daß sie sich schlicht schämen, jemand das Archiv von innen sehen zu lassen.

In einem Fall hatte ich mit einem hilfsbereitem Pfarrer zu tun, der mich zwar nicht ins Archiv lassen wollte, sich dann aber bereit erklärt hat, das gesamte Material aus zwei Jahrhunderten in den Konferenzraum des Pfarramts zu tragen. Dort konnte ich dann stundenlang nach Herzenslust in meterhohen Aktenstößen wühlen, anschließend trug der Pfarrer die ganzen Papierberge wieder zurück ins Archiv.

Noch netter war ein schon etwas tüddeliger Pfarrherr (hoch in den Achtzigern, aber immer noch im Amt!), der mir riet, doch einfach die Kiste mit den für mich interessanten Akten ins Auto zu packen und in aller Ruhe zu Hause zu studieren.

Bei Akten (nicht bei Kirchenbüchern!) macht man auffallend oft die Erfahrung, daß die Verantwortlichen (ob Pfarrer, Sekretärin, Kirchenvorstand, Kirchenpfleger oder wer auch immer) erklären, man wisse über den Verbleib der Archivalien nichts, aber es sei definitiv "nichts mehr da".
In 90% dieser Fälle führt (meiner Erfahrung nach) eine wohldosierte Kombination aus Liebenswürdigkeit und Hartnäckigkeit zu dem Ergebnis, daß - oh Wunder! - die Akten doch noch "wiederentdeckt" werden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Als ich so 17 war, bin ich mal bei einem Pfarrer aufmarschiert, Moped, Parka, schulterlange Haare.
Pfarrer: "mehrfach gebrannt, nix mehr da, und sowieso keine Zeit."

2 wochen später ist mein Schwager hin, damals Bundesbahnoberinspektor, Krawatte, gedeckter Anzug.

"Wunderbar, freut mich, dass sie interesse haben, die ganzen Bücher hat vor kurzem ein Student im Rahmen einer Diplomarbeit aufgearbeitet, katalogisiert, findbücher erstellt, sie werden ihre Freude haben."
Und so wars.

Eine Woche später waren wir zu zweien dort. langes Gesicht....
Als wir gingen, hat er sich bei mir entschuldigt, Tenor: Irreführung durch visuellen Eindruck. soll ich mir, wenn ich von jemandem etwas will, für die Zukunft merken. Er hätte seine Lektion jetzt auch gelernt.

War ein kluger Mann, der Herr Pfarrer.


Grüße Repo
 
SRuehlow schrieb:
Um das Thema nochmal aufzugreifen:
Was habt ihr für Erfahrungen mit dem Einsehen von Kirchenbüchern in den örtlichen Pfarreien oder den Ordinariaten gemacht? Ich beschäftige mich auch viel mit Familienforschung, jedoch wird das auf die Dauer ziemlich Kostenintensiv und daran hat dann nicht nur die Geldbörse zu knappern. Ich bin bis jetzt endweder auf nette Sekretärinnen gestoßen, die meist unentgeldlich einige Kopien gemacht haben und auf Pfarrer, die meistens Geld wollten und grisgrämisch waren - sprich, sie wollten sich nicht in die Bücher lunsen lassen.

Wir haben am Montag eine Exkursion ins bischöfliche Archiv Regensburg gemacht. Dort wird eine Tagesgebühr von 5 € erhoben. Dafür kann man dann aber auch den ganzen Tag die Bücher (auf Mikrofilm) anschauen und bekommt bei Nachfragen auch Hilfestellung.
 
Ganz aktuell kann ich zum Thema Kirchenbücher folgendes mitteilen:

Seit kurzem sind im Internet einige fränkische Kirchenbücher einsehbar.

In Zusammenarbeit mit dem “Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern” bietet www.kirchenbuch-virtuell.de nach vorheriger Anmeldung den Zugang zu einem virtuellen Lesesaal, in dem sich eingescannte Kirchenbücher und Register befinden.

Unten seht ihr eine Demo-Seite.

Das Portal wird vom Bürgernetz Bayreuth verantwortet und von einem ehrenamtlichen Team aus IT-Experten und Genealogen betrieben und erweitert. Es werden daneben auch Bestände nicht-kirchlicher Herkunft (z.B. Zunftmatrikel) online nutzbar gemacht.

Der Service ist jedoch gebührenpflichtig. Näheres unter der o.a. Adresse.

Eine Auflistung der bislang eingescannten Kirchenbücher findet man unter

http://kirchenbuch.dyndns.org/index.php?option=com_wrapper&Itemid=74

Gruß

Jacobum


Anhang anzeigen 3200
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch die Staatsarchive bewahren häufig Kirchenbücher auf, eine Einsicht sollte dort in der Regel auch kein Problem sein.
 
Bistum Passau

Hallo Zusammen,
Jacobum schrieb:
Ganz aktuell kann ich zum Thema Kirchenbücher folgendes mitteilen:

Seit kurzem sind im Internet einige fränkische Kirchenbücher einsehbar.

Wen es interessiert, ich hab`mal (aus eigenem genealogischen Wissensdurst) nachtelefoniert bezüglich Kirchenbücher des Passauer Bistums.
Welche für den Niederbayrisch-Oberpfälzerisch-Oberösterreichen Raum sehr viele Aufzeichnungen digital aufbereiten.
2007 werden die Scanns wohl zugänglich gemacht, wohl auch für die Internet-research.
"Mia san noch am Scannen ..." sagt er, der Herr Archivar.

Herzlicher Gruß, Martin
 
Es ist schön, dass die Archive die Zeichen der Zeit, bzw. das Internet erkannt haben. Über kurz oder lang wird man um Online-Recherchen auch nicht herumkommen.

Mir ist es nämlich schon ein paarmal passiert, dass ein Pfarrer mir die Kirchenbucheinträge nicht oder falsch übermittelt hat, weil er die alte Schrift nicht mehr lesen konnte. Wenn man dann nicht persönlich vorbeischauen kann, guckt man in die Röhre...

Gruß

Jacobum
 
Als ich vor Jahren in meiner Familie Ahnenforschung betrieb, stieß ich auf durchweg nette hilfsbereite Menschen.

Der Pfarrer meiner Heimatgemeinde ließ mich ungestört Einsicht nehmen und verlangte nichts dafür; ich gab aber eine kleine Spende.
Da meine Familie in meiner Heimatstadt erst seit etwa 150 Jahren lebt, mußte ich ein Stück ins Würtembergische fahren, stieß dort aber auf einen hlifsbereiten Heimatforscher, der mir sehr gut weiterhalf. Leider lebte dort aber nur eine Generation meiner Familie.
Also weite in den Raum Stuttgart und das war ein einziger Glücksfall. Der dortige Heimatforscher war das Beste, was mir in dieser Hinsicht passiert ist. Ich durfte nicht nur die Kirchenbücher einsehen, sondern er hatte Vordrucke, in die ich alles eintragen konnte. So gelang es mir, meinen Stammbaum bis 1535 zurück zu verfolgen.


Mit der Familie meines Mannes hatte ich nur sehr wenig Erfolg. Mir gelang es zwar, seine Vorfahren bis 1823 zurück zu verfolgen, aber dann geriet ich an einen Pfarrer und den den hiesigen Heimatforscher seines Herkunftortes, die sich überhaupt nicht hilfsbereit zeigten ( keine Zeit, interessiert mich nicht - Tür zu).
Auf Umwegen gelang es mir herauszufinden, dass sich die Kirchenbücher dieses Ortes auf Mikrofilm in der Diözese Rottenburg befinden. Weiter geforscht habe ich aber noch nicht.
 
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