Alaska in russischer Hand

Ich habe die Beiträge von Quintus Fabius sehr interessiert gelesen. Ich finde sie sehr schlüssig und stimme eigentlich mit allem überein. Nur eines stößt mir rein vom Gefühl her auf:
Unter dem Kommando des unfähigen Majors Davis begannen die US Soldaten gleich am Tag der Übergabe mit ausgedehnten Plünderungen, Brandschatzung und Massenvergewaltigungen.
Ein Großteil der Russen in Amerika waren vom Ursprung her Kosaken. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass die sich das über einen längeren Zeitraum hätten gefallen lassen. Da müsste es doch Widerstand gegeben haben(?).
 
Quintus Fabius: Aufgrund der äußerst dubiosen Umstände der Vertragserhandlungen verweigerte das Repräsentantenhaus der USA sogar etliche Zeit das Geld dann auszuzahlen. Man hatte außerdem nach dem Verkauf entdeckt, daß der Herr Baron de Stoeckl über eine Barsumme von 125 000 Dollar verfügte über deren Herkunft er keine Angaben machen konnte. Beide Seiten, Russen wie US Amerikaner verdächtigten den Baron der Bestechung und der Veruntreuung usw, der Baron weiß jedoch den Zaren darauf hin, daß die USA es seien, die das vereinbarte Geld nicht auszahlten und bot an dies zu regeln. Verkauft war das Land ja, aber das Repräsentatenhaus gab das Geld nicht frei!

Soviel ich weiß, war es genau umgekehrt.
Am Privatkonto des Barons fehlten 125000 Dollar, jedoch konnte er nicht erklären, wo das Geld verblieben war.
Präsident Johnson schrieb eine Handnotiz, in welcher er einräumte, dass Seward ihm gegenüber zugegeben hatte, dass bestochen wurde:
"Am Sonntag, den 6. September 1868 fuhren Mr. Seward und ich etwa sieben oder acht Meilen entlang der Straße, die nach Marlsboro führt ... All diese Beträge wurden von dem russischen Minister (Botschafter Stöckl) direkt oder indirekt an die betreffenden Parteien gezahlt."

Irgendwo habe ich mal gelesen ,daß die USA die volle Kaufsumme nie bezahlt haben sondern nach der anfänglichen Verzögerung ein gewisser Rest niemals ausbezahlt wurde. Aber dafür habe ich keine Quelle ausser meinem Gedächtnis und im Netz habe ich nichts weiter dazu gefunden.

Die Transaktionen wurden über die Washingtoner Riggs Bank und die Londoner Baring Bank abgewickelt, was einer Verspätung von 3 Monaten und 6 Tagen gegenüber den vereinbarten Terminen gleichkam.
Dadurch entgingen den Russen 6% Zinsen in Höhe von 115 000 Dollar.
Am Ende fehlten dann die von dir erwähnten 157 000 Dollar.

Während die US Amerikaner und die Indianer relativ freundschaftlich miteinander umgingen und die US Amerikaner den Indianern sogar Schußwaffen lieferten was die Russen als Kapitalverbrechen betrachteten.

Es war eigentlich vor allem der Stamm der Tlingit, der Probleme machte und immer wieder Festungen angriff.
Die Tlingit hielten sich selber Sklaven, in einer Aktion bei Neu-Archangelsk hat man sogar 10 Sklaven eines anderen Indianerstammes zum Spaß umgebracht.
Die USA haben teilweise direkt vor den Augen der Russen die Wummen verkauft, um diese zu provozieren, später hat sich das Verhältnis dann geglättet.

Das mußte natürlich zum Konflikt führen, hier ein extrem autokratischer Staat in dem es noch Leibeigenschaft gab, dort die jungen USA mit einer völlig anderen Kultur.

Die Russen und die Amerikaner hatten zu dieser Zeit die wahrscheinlich besten Beziehungen, die sie in ihrer Geschichte je erlebt haben.
James Buchanan, 1832 amerikanischer Außenminister nannte den Zaren "einen Mann ohne moralische Makel".
Alaska war nur der dunkle Fleck, der die ansonsten sauberen Beziehungen zwischen den zwei Staaten trübte, weil die Russen nicht erlaubten, dass amerikanische Schiffe Buchten, Häfen und andere Gewässer befahren.
Zahlreiche Gründe, unter anderem Gold, hast du ja aufgezählt.
Die Amerikaner verhielten sich zu dieser Zeit zu jeder Nation vulgär, außer zu den Russen, über den späteren amerikanischen Außenminister Macy waren die Russen sehr gut über die Pläne der Briten informiert.
Im Krimkrieg hatten die Amerikaner eher das Gefühl, dass die anderen Nationen Russland zerstören wollten, was natürlich alles nicht ganz den Tatsachen entspricht.
Die russischen Schiffe in den amerikanischen Häfen von New York und San Francisco wurden u.a. von Mrs. Lincoln persönlich besucht und blieben dort sieben Monate.
Der Kriegsminister schrieb unter anderem "Gott sei Dank für die Russen", obwohl es ein anderer Grund der Russen war, der sie an die amerikanischen Küsten verschlug, wie du ja schon angeführt hast.

Man muß ja verstehen das schon vor dem Verkauf in Russisch Amerika viele US Amerikaner unterwegs waren. Die Russen kooperierten ja sogar mit etlichen US Amerikanern und jagten von US Schiffen aus !

...welche sie den Amerikanern abgekauft haben.

Kaum das die USA Alaska übernommen hatten ging der Streit mit der HBC sofort los und dies sogar noch ohne das die HBC Alaska überhaupt gehabt hätte, selbst nur für die Grenzgebiete in denen die Russsen die HBC einfach haben machen lassen gab es durchgehend Streit mit den USA. Die USA forderten den vollständigen Abzug der HBC aus allen Gebieten in denen mal irgend wann ein Russe unterwegs gewesen war, und dies obwohl die Russen selbst die HBC dort bisher toleriert hatten

Ich empfinde das durchaus als begründet.
Darum wurde dass ja auch vertraglich festgelegt.
Die Briten haben von Alaska zu dieser Zeit mehr profitiert, als jeder andere.
Einmal pachtete die HBC ein ein Stückchen Land um Gletschereis zu schneiden, sie zahlten den Russen dafür 1500$, als das Geschäft schlecht ging verkauften sie ihre "North West Ice Company" an die Russen, bei denen das Eisgeschäft gut lief, sodass die Russen den Engländern 14000$ Dollar für die Eislizenz zahlten.
Die Engländer zahlten also auf russischem Gebiet 1500$ und bekam dafür 14000$ zurück, alles pro Jahr!
 
Ich habe die Beiträge von Quintus Fabius sehr interessiert gelesen. Ich finde sie sehr schlüssig und stimme eigentlich mit allem überein. Nur eines stößt mir rein vom Gefühl her auf:

Ein Großteil der Russen in Amerika waren vom Ursprung her Kosaken. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass die sich das über einen längeren Zeitraum hätten gefallen lassen. Da müsste es doch Widerstand gegeben haben(?).

Wie kommen sie darauf dass die Mehrheit der relativ kleinen russischen Bevölkerung in Alaska Kosaken oder kosakischen Ursprungs waren und wie hätten die Übriggeblibenen sich gegen die amerikanische Übermacht überhaupt verteidigen können?
 
Wie kommen sie darauf dass die Mehrheit der relativ kleinen russischen Bevölkerung in Alaska Kosaken oder kosakischen Ursprungs waren
Die Eroberung Sibiriens wurde von den Kosaken getragen. Beginn mit Jermak Timofejewitsch. Das setzte sich in der ganzen russischen Geschichte fort. Selbst beim Bau der Eisenbahn in den USA von der Ostküste an den Pazifik waren Kosaken die Aufpasser und die Chinesen die armen Schweine, die malochen mussten. Sie waren also auf dem amerikanischen Kontinent in nicht unwesentlicher Zahl vertreten.
Ob sie sich bei einer gewalttätigen Eroberung Alaskas nun langfristig behaupten konnten, sei dahin gestellt. Mit Sicherheit hätten sie harten Widerstand geleistet. Alles andere wäre gegen ihre Natur.
 
Die Eroberung Sibiriens wurde von den Kosaken getragen. Beginn mit Jermak Timofejewitsch. Das setzte sich in der ganzen russischen Geschichte fort. Selbst beim Bau der Eisenbahn in den USA von der Ostküste an den Pazifik waren Kosaken die Aufpasser und die Chinesen die armen Schweine, die malochen mussten. Sie waren also auf dem amerikanischen Kontinent in nicht unwesentlicher Zahl vertreten.

Vertreten sein heißt nicht unbedingt auch dort auf die Dauer eingewandert zu sein. Das Gebiet der RAC war keine Siedlungskolonie.
Die vertraglich festgelegte Aufenthaltsdauer eines Promyschlenniks betrug sieben Jahre, während die Gouverneure nach Baranov eine reguläre Dienstzeit von fünf Jahren hatten und danach die Kolonie wieder verliessen.

Ob sie sich bei einer gewalttätigen Eroberung Alaskas nun langfristig behaupten konnten, sei dahin gestellt. Mit Sicherheit hätten sie harten Widerstand geleistet. Alles andere wäre gegen ihre Natur.

Auf dem Gebiet Russisch-Amerikas haben immer deutlich weniger 1000 Russen gelebt. Von diesen verliessen schon relativ kurz nach der Bekanntgabe und der Übergabe die Kolonie.
Selbst wenn die meisten russischen Bewohner dort lebende Kosaken gewesen wären, wäre ihre Zahl zu gering gewesen, um wirklich "harten Widerstand" leisten zu können. Sie hätten das Schicksal der späteren Terek-Kosaken in Tschetschenien geteilt.
 
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