Alkohol im alten Arabien

Nergal

Aktives Mitglied
Habe wieder eine frage zum alten Arabien*, wieder mal eine etwas ungewöhnliche:
Was haben die alten Araber an alkoholischen getränken konsumiert bevor es nach Mohammed nicht mehr saloonfähig war?
War das ähnlich wie im Zwischenstromland wo man Bier etc. trank oder vergor man weiter südlich ganz andere Sachen?
Im www lässt sich dazu eigentlich nichts brauchbares finden da es hauptsächlich um das Alkoholverbot geht und nicht um die Getränke selber?






*Um keine Mißverständisse aufkommen zu lassen beziehe ich mich hier nur auf das was als Kernland gesehen wird, sagen wir einfach Mekka, Median und Umgebung :)
 
Das Wort Alkohol kommt aus dem Arabischen.
al-kohl - eine Schminke für die Augenbrauen, die von Frauen getragen wurde. (Antimonpulver)
Seit wann dieses Wort für Ethanol etc. benutzt wird, weiss ich leider nicht.

Das bedeutet natürlich nicht, dass "damals" keine alkoholischen Getränke bekannt gewesen wären ;)

Soweit ich weiss hatten die "alten Araber" durchaus Kontakt mit der sumerischen / mesopotamischen Kultur .. vermutlich gab es dann auch die gleichen "Drinks".

Da die "alten Araber" erst recht eine Schrift entwickelten gibt es wenige eindeutigen Quellen zu den Jungs.
 
Zuletzt bearbeitet:
Über die Weihrauchstrasse (ab c. 1000BCE) wurden auch Wein, Getriede gehandelt.
Man kann also davon ausgehen, dass die "alten Araber" an der Weihrauchstrasse Wein getrunken haben ...

sie z.B. in Geschichte des Islam Von Gudrun Krämer
 
Es wird angenommen, dass eine der ersten Überlieferungen etwa 6.000Jahre alt ist.
Dargestellt auf Tontafeln, die - Monument bleu – genannt werden und im Louvre aufbewahrt werden.
Es sind auch interessante Ausführungen im Gilgamesch Epos http://holofeeling2.bplaced.net/Downloads/Sagen_U_Mythen/gilgamesch_epos_kommentare.pdf
u.a. Tafel 7 und 8 sowie im Kodex Hammurabi zu finden.

vielleicht auch interessant:
http://www.democraticunderground.com/discuss/duboard.php?az=view_all&address=105x3913226
 
Sorry vielleicht stelle ich mich blöde an, aber was hat der "Gilgamesh Epos" mit den Arabern zu tun?
Oder auch der Kodex Hammurabi?

Was meinst du genau?

Alkoholische Getränke waren in Sumer schon vor der Schrift bekannt .. dafür mussten die Araber die Schminke ("Kohl") nicht erst nach Spanien exportieren, wie es deine zweite Quelle suggeriert.
 
Nachdem Mohammed den Alkoholkonsum strikt verbat kann man davon ausgehen, daß der nicht nur bekannt sondern sogar so üppig war, daß er bereits ein allgemeines Problem darstellte - ansonsten wäre ein Verbot ja nicht notwendig gewesen ;)

Ist aber hier eigentlich nicht das richtige Unterforum um über Arabien zu diskutieren.
 
Nachdem Mohammed den Alkoholkonsum strikt verbat kann man davon ausgehen, daß der nicht nur bekannt sondern sogar so üppig war, daß er bereits ein allgemeines Problem darstellte - ansonsten wäre ein Verbot ja nicht notwendig gewesen.


So wird es wohl gewesen sein!

Das Weintrinken gehörte zur Zeit Mohammeds offenbar zum Alltag, sonst hätten die entsprechenden Aussagen dazu nicht Eingang in den Koran gefunden.

Auch ist das Verbot des Weintrinkens für Muslime nicht so eindeutig, wie es oft dargestellt wird. Es sei denn, man nimmt an, dass die später entstandenen Verhaltensanweisungen zum Umgang mit Wein, die früheren abrogiert hätten, - heute die gängige Erklärungspraxis unter islamischen Rechtsgelehrten zum strikten Alkoholverbot für Muslime.

Dass es zu verschiedenen Zeiten verschiedene Ansichten dazu gab, ist durch Berichte von (oft auch übermäßigem) Weinkonsum an den Höfen der Kalifen belegt.

Was sagt der Koran zum Wein?

16,67: Und (wir geben euch) von den Früchten der Palmen und Weinstöcke (zu trinken), woraus ihr euch einen Rauschtrank macht, und (außerdem) schönen Unterhalt. Darin liegt ein Zeichen für Leute, die Verstand haben.

Eine eindeutige Einladung, Wein zu konsumieren!

2,219: Man fragt dich nach dem Wein und dem Losspiel. Sag: In ihnen liegt eine schwere Sünde. Und dabei sind sie für die Menschen (auch manchmal) von Nutzen. Die Sünde, die in ihnen liegt, ist aber größer als ihr Nutzen.

Klar! Wer zum Alkoholiker wird, für den ist Alkohol ein Übel!

4,43: Ihr Gläubigen! Kommt nicht betrunken zum Gebet, ohne vorher (wieder zu euch gekommen zu sein und) zu wissen, was ihr sagt.

Jeder wird einsehen, dass die Aufforderung, nicht besoffen zum Gebet zu kommen, vernünftig ist. Weil solche Empfehlungen offenbar nichts bewirkten:

5,90-91: Ihr Gläubigen! Wein, das Losspiel, Opfersteine und Lospfeile sind (ein wahrer) Gräuel und des Satans Werk. Meidet es! Vielleicht wird es euch (dann) wohl ergehen. Der Satan will (ja) durch Wein und das Losspiel nur Feindschaft und Hass zwischen euch aufkommen lassen und euch vom Gedenken Gottes und vom Gebet abhalten.


Welchen Stellenwert der Wein für die Gefolgschaft des Propheten hatte, lässt sich unschwer aus Versprechen himmlischer Genüsse herauslesen:

47,15: Das Paradies […] ist so beschaffen: In ihm sind Bäche mit Wasser, das nicht faul ist, andere mit Milch, die (noch) unverändert (frisch) schmeckt, andere mit Wein, den zu trinken, ein Genuss ist, und (wieder) andere mit geläutertem Honig.

83, 25: Sie erhalten versiegelten edlen Wein zu trinken, …
 
Wein und auch andere Rauschmittel wie Opium und Cannabis spielten im Alten Orient eine Rolle. Auch lange nach der Islamisierung spielten alkoholische Getränke, Opium Und Haschisch eine Rolle, bei etlichen persischen Autoren findet sich geradezu ein Wettstreit, welches die edelste Substanz ist, oft auch mit Anspielungen auf Erotik. Wein wird häufig auch in den Erzählungen von 1001 Nacht erwähnt.

Dem Prinzen Basim passiert es gleich mehrmals, dass er verzaubert wird. Gerade erst einem gefährlichen Abenteuer gelangt er in die Stadt der Zauberer, deren Königin Lab ihn in ihren Palast lädt und ihm Wein servieren lässt, um ihm die Zunge zu lösen.

In der Geschichte von Aladin und der Wunderlampe trinken mehrere Personen Wein. Aladins Frau vergiftet einen afrikanischen Zauberer mit präpariertem Wein. Sindbad kann einen gefährlichen Gegner, der sich Scheik des Meeres nennt und Reisende umbringt, nur mit Hilfe des Alkohols besiegen, ganz ähnlich wie Odysseus es mit Polyphem tut.

Die alkoholische Destillation wurde von den Arabern erfunden, wie schon andere geschrieben haben. Ich denke, dass man auch lange nach der Islamisierung davon ausgehen darf, dass relativ offen noch getrunken wurde. Außerdem fördert jedes Verbot eine gewisse Doppelmoral, und natürlich wird auch heute noch in islamischen Gesellschaften getrunken. In Zentral- oder Südanatolien außerhalb der großen Tourismusgebiete wird Alkohol nur verschüchtert und unterm Ladentisch verkauft, aber natürlich trinken die Männer Raki. Im Iran, Saudi-Arabien werden teils drakonische Strafen wegen Alkohol verhängt, aber natürlich wurde und wird auch dort getrunken wie überall auf der Welt.

Neben Wein aus Trauben war auch Palmwein sehr beliebt seit der Antike. Dattel-, Kokos und Zuckerpalmen liefern beim abschlagen der Blütenstände eine süße, mostartige Flüssigkeit, die oft von ganz alleine vergärt, ohne dass man Hefe zusetzen muss. Palmwein oder Toddy hatte nur den Nachteil, dass er nicht allzu lange haltbar ist und nur in Gegenden zur Verfügung stand, wo es Palmen gab.

Die Spirituose Arrak wird heute noch zum größten Teil aus Toddy gebrannt.
 
Das Wort Alkohol kommt zwar aus dem Arabischen (al-kuḥl), meint aber zunächst nicht den Alkohol; heute bedeutet das Wort 'Eyeliner'. Auch das Destillieren von Alkoholika (nicht das Destillieren an sich) ist meines Wissens eine Kunst, die erst im 18. Jhdt. erfunden wurde. Egal ob wir über Whisky oder über Arrak reden.

Was den Alkoholkonsum von Arabern anbelangt, so muss man sich zunächst einmal von der Vorstellung lösen, dass alle Araber Muslime seien, das ist mitnichten so. Viele Araber sind auch Christen und denen ist - Landesgesetzgebung mal hintangestellt - der Alkoholkonsum nicht verboten.

Bei Muslimen ist das ganze komplizierter. Zum Alkoholverbot gibt es verschiedene Lesarten. Wobei sich erst in jüngerer Zeit die Auffassung durchsetzt, dass das Alkoholverbobt - bzw. das Verbot von vergorenem Fruchtsaft und Bier - grundsätzlich sei.
Es gibt auch Auffassungen, dass man unter Alkoholeinfluss nicht beten dürfe und mein ehemaliger marrokanischer Mitbewohner, der jeden Freitag in die Moschee lief, trank harten Alkohol. Der sei nicht verboten, behauptete er, nur Wein und Bier. Gut, das mag man für Heuchelei halten. Wie sollte Muhammad auch etwas verbieten, was es zu seiner Lebenszeit noch nicht gab?
Das sieht man im Übrigen bei Muslimen häufiger, dass die harten Alkohol trinken mit genau dieser Ausrede: Wein und Bier seien die verbotenen Stoffe.
In einigen muslimischenLändern ist es schwer geworden an Alkohol zu kommen, manchmal wird er auch ausschließlich an nichtmuslimische Ausländer verkauft. Insbesondere in der wahhabitischen und salafitischen Aufassung ist Muslimen Alkohol immer und in jeder Form verboten.

Es gibt in der arabischen Literatur (von Muslimen und muslimischen Rechtsgelehrten) ein ganz eigenes Genre, welches sich mit dem Wein befasst und auch 'Abd Allâh ibn Buluggîn konnte in seinen Memoiren, die er in Gefangenschaft der glaubensstrengen Almoraviden schrieb, offen über den Weinkonsum seines Großvaters schreiben. Dies zeigt, dass das islamische Mittelalter damit sehr viel lockerer und weit weniger streng umging. Und auch, wenn in der arabisch-islamischen Welt Wahhabiten und Salafiten eher unbeliebt sind: sie sind mittlerweile eine laute Stimme, die den Ton angibt, was ḥalāl und was ḥarām ist. Das wird dann häufig ignoriert aber nur wenige trauen sich, dem offen zu widersprechen mit dem Hinweis, dass das rezente Glaubensvorstellungen sind, die auf den Ur-Islam Dinge projizieren.
 
Einer persischen Legende nach soll Dschamschid die Weinherstellung erfunden haben, so wird es zumindest in Firdausis Schāhnāme erwähnt. Die Weinsorte Shiraz ist möglicherweise nach der iranischen Stadt benannt.

Meiner Erfahrung nach war jeglicher Alkohol vor 20 Jahren im Iran offiziell verboten. Die Enttäuschung war groß, als ich in Persepolis an einem Imbiss "Bavaria"-Bier in der Auslage zu sehen bekam und als ich eines bestellte, zur Antwort bekam: "Just decoration". Es gab alkoholfreies Bier in einigen, wenigen Restaurants.
Mein damaliger Mitbewohner war Perser und ich war auf Einladung seiner Familie dort. Sobald man bei Iranern zu Hause war, wurde mir öfter Alkohol angeboten - meistens geschmuggelt aus der Türkei. Der Onkel des Mitbewohners hat Selbstgebrannten durch die Kaffeemaschine destilliert.
 
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