Alltägliches Leben im Spanischen Bürgerkrieg

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Gast

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Hallo,
Wie war das tägliche Leben im spanischen Bügerkrieg?
Welche Tätigkeiten haben die Menschen (insbesondere Frauen) ausgeübt?
Wie stand es um Flüchtlinge und Hilfen für Hungernde?
Wie lebten die Menschen zu dieser Zeit?

Vielen Dank im Vorraus!!!
 
Irgendjemand äußerte sinngemäß - ich glaube, es war ein französischer Journalist - "hier werden die Menschen gemäht, wie Gras". Er bezog sich dabei darauf, dass, wenn ein Dorf erobert wurde, zunächst einmal die missliebige männliche Bevölkerung ermordet wurde. Begonnen hatte damit Queipo de Llano in Andalusien, es wurde aber bald Usus an allen Fronten: Die Nationalen erschossen Arbeiter, die als Sozialisten oder Anarchisten bekannt oder verdächtig waren bzw. Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre. Umgekehrt erschossen die Milizen, die sich aus den genannten Gruppierungen gebildet hatten, Priester, Funktionäre der Christdemokraten und Grundbesitzer. (Im Baskenland wurden im Übrigen auch Priester von den Nationalen erschossen, weil sie im Verdacht standen als Separatisten auf der Seite der Republik zu stehen).

Wenn ein Dorf also erobert wurde und Massenhinrichtungen stattfanden, dann war der Teil der Dorfbevölkerung der bei der Rückeroberung noch lebte und nicht glaubhaft machen konnte, dass er sich versteckt hatte, per se verdächtig. Gerade bei stark umkämpften Dörfern war am Ende also die Mehrheit der männlichen Bevölkerung nicht mehr am Leben.

Flucht aus Spanien war z.T. nicht möglich, zumindest nicht auf legalem Weg, weil besonders Frankreich die Grenzen dicht gemacht hatte - die europäischen Mächte hatten sich auf Nichtintervention geeinigt, was die faschistischen Staaten Italien und Deutschland unterliefen. Die Sowjetunion dagegen hatten den Nichtinterventionspakt nicht unterzeichnet, ihre Unterstützung der republikanischen Seite war aber auch von Forderungen an die spanische Republik gekennzeichnet, die dieser in der Nachschau eher schadeten (siehe besonders Barcelona und den Bürgerkrieg im Bürgerkrieg).

Frauen gehörten, besonders in den Brigaden der Milizen (Milizen sind in diesem Kontext immer Partei- und Gewerkschaftssoldaten auf Seiten der Republik) mit zur kämpfenden Truppen, bis sie durch den Einfluss der SU als Köchinnen und Krankenschwestern zurückgedrängt wurden.
 
Empfehle Dir einen Blick in folgende Literatur:

Kleinspehn/Mergner
Mythen des spanischen Bürgerkrieges

Broué/Temime
Revolution und Krieg in Spanien (2 Bde)

Orwell
Mein Katalonien

Souchez
Nacht über Spanien


Gruß

Cisco
Kleinspehn/Mergner (Hg.): "Mythen des Spanischen Bürgerkriegs"Kleinspehn/Mergner (Hg.): "Mythen des Spanischen Bürgerkriegs"Kleinspehn/Mergner (Hg.): "Mythen des Spanischen Bürgerkriegs"
 
Ich kann "Spaniens Himmel und keine Sterne" von einem Heinz Prieß, nem ehemaligen Interbrigadisten, empfehlen, wenn man das noch bekommt; ist natürlich aus der Persepektive eines Deutschen und Interbrigadisten geschrieben, nicht eines Spaniers, ist aber erfreulich distanziert und beschönigt die ganze Sache eher weniger (wie der Titel schon andeutet...).

EDIT: Die beste Quelle sind natürlich Zeitzeugen; ich hatte das Privileg, zusammen mit zwei Freunden ein längeres Gespräch/Interview mit Herr Prieß zu führen; das Buch las ich sozusagen als Vorbereitung, aber an so ne persönliche Erfahrung reicht das nicht ran... Leider dürften die letzten zeitzeugen des span. Bürgerkrieges gerade in den letzten Atemzügen liegen, so traurig das ist; auch Heinz Prieß lebt leider nicht mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob Zeitzeugen wirklich immer die beste Quelle sind, steht auf einem anderen Blatt. Eine ganze Sammlung von Zeitzeugen findet man in Ronald Frasers Blood of Spain. Spaniens Himmel und keine Sterne dürfte sich auf ein Lied deutscher Kommunisten in den Internationalen Brigaden beziehen. Der erste Vers lautet: "Spaniens Himmel breitet seine Sterne über unseren Schützengräben aus".
 
Ob Zeitzeugen wirklich immer die beste Quelle sind, steht auf einem anderen Blatt.

Wenn die Fragestellung das "alltägliche Leben" betrifft, mE ja; zumindest wenn man sich auf ein solches Gespräch gut vorbereitet, um die Aussagen einordnen zu können.

Spaniens Himmel und keine Sterne dürfte sich auf ein Lied deutscher Kommunisten in den Internationalen Brigaden beziehen. Der erste Vers lautet: "Spaniens Himmel breitet seine Sterne über unseren Schützengräben aus".

Uups, bin irgendwie davon ausgegangen, dass Lied se bekannt. :rotwerd:
Nennt sich die "Thälmann-Kolonne", da die Internationalen Brigaden bzw. deren Truppenteile nach Demokraten, Kommunisten oder anderen Freiheitskämpfern ihrer Herkunftsländer benannt waren.
 
Oh je.
Wenn ich an meine NVA Zeit zurückdenke.
Wir mussten zum marschieren immer Spaniens Himmel singen.

1. Spaniens Himmel breitet seine Sterne über unsre Schützengräben aus. Und der Morgen leuchtet aus der Ferne, bald geht es zu neuem Kampf hinaus. Die Heimat ist weit, doch wir sind bereit zu kämpfen und siegen für dich, Freiheit! 2. Dem Faschisten werden wir nicht weichen, schickt er auch die Kugeln hageldicht. Mit uns stehen Kameraden ohne gleichen, und ein Rückwärts gibt es für uns nicht. Die Heimat ist weit ...
3. Rührt die Trommel, fällt die Bajonette! Vorwärts! Marsch der Sieg ist unser Lohn! Mit der Freiheitsfahne brecht die Kette! Auf zum Kampf, das Thälmann-Bataillon! Die Heimat ist weit ...
 
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