altes Handwerk

florian17160

unvergessen
Angeregt durch das Allgemeinwissensquizz hier, möchte ich doch einmal fragen, wer kennt noch alte Handwerksberufe. Im BR gab es eine Sendung, die hiess " Der letzte seines Standes ". Dort wurden Berufe vorgestellt, die heute keiner mehr braucht, oder es in der Fabrik eben schneller geht. Böttcher, Feilenhauer, Windmüller, Messerschmied usw. Leider fällt diese Sendung dem Rotstifft zum Opfer. Schade eigentlich.
Mein Grossvater war Tischler. Hat aber eigentlich Mollenhauer gelernt. Mollen waren aus einem Stammholz gehauene Tröge, die der Bäcker und Fleischer zur Zubereitung seiner Ware brauchte. Aus einem Stammholz von einem Durchmesser von cirka 80 cm hat er da bis zu sechs Mollen mit der Axt und dem Schälmesser rausbekommen.
Der Stamm wurde in der Mitte aufgesägt. Auf der ebenen Seite wurde dann der äussere Grundriss der zukünftigen Molle angezeichnet.
Mit einer scharfen Axt wurde nun an den zwei Längsseiten und einer Stirnseite ein schmaler Kerb bis zum vorraussichtlichen Boden gehauen. An der übriggebliebenen Stirnseite wurde nun das Selbe, nur in einer Breite von cirka 15 cm gemacht. Dort wurde dann ein gebogener Meissel angesetzt und das Kernstück herrausgeschlagen. Das Kernstück wurde dann für kleinere Mollen wiederverwendet. Mit einem geschwungenen Zieheisen oder Schälmesser wurde dann das Innere so lange bearbeitet, bis die ideale Form entstand.

Liebe Mods. Wenn es hier nicht passen sollte, bitte wieder löschen. Ich finde das nur sehr interessant.
 
Hier in der Gegend gab es im 19. Jahrhundert den harten Beruf der Flösser.
Sie transportierten über die Bäche die abgesägten Bäume bis zu einem See hinunter.
Meist eine sehr gefährliche Arbeit.
Ca. 1883 kamen einmal in Giswil vier am selben Tag um.
Oft musste das Holz über spezielle Hindernisse geführt werden, was ein zusätzliches Risikopotential war.
 
mein vater (jg. 1916) war gelernter regenschirmmacher, hat diesen beruf aber bereits in den 50er jahren aufgegeben. handgefertigte schirme konnten sich dann doch nicht mehr wirklich behaupten.

@florian und moderatoren: wäre das nicht ein schöner beitrag für die rubrik wirtschaftsgeschichte?
 
ponzelar schrieb:
@florian und moderatoren: wäre das nicht ein schöner beitrag für die rubrik wirtschaftsgeschichte?

Eigendlich finde ich jetzt, es passt ganz gut hier her. Tippt mal alte Berufsbezeichnungen in die Suchmaschiene ein. Bei Mollenhauer finde ich nur Namen, keinen Bezug zu dem Beruf.
Dabei stammen ja die meisten unserer Namen aus ursprünglichen Berufen.
 
florian17160 schrieb:
Liebe Mods. Wenn es hier nicht passen sollte, bitte wieder löschen. Ich finde das nur sehr interessant.

Ist es auch, warum auch nicht in diesem Pfad... im Kulturgeschichtsforum, wo es auch stehen könnte klickts ziemlich selten ... :D
 
das mag ja sein. mir egal wo es steht, aber das große berufe-aussterben (und natürlich auch berufe-erfinden) setzte ja lange nach dem mittelalter im zuge der fortschreitenden industrialisierung ein.
in meiner stadt gibt es übrigens noch patroneure, also leute, die webprogramme, teilweise noch auf pappkarten, für jaquard-webstühle erstellen. früher waren es viele, heute nur noch sehr wenige.

ponzelar
 
Das mittelalterliche Handwerk war stark spezialisiert, daher auch die Vielzahl an Berufen.
In Köln gab es allein im Schmiedebereich 43 verschiedene Zweige, darunter Grob-, Waffen-, Huf-, Nagel-, Scheren-, Hauben-, Beil-, Messer-, Kessel- und Pfannenschmiede. Weiterhin arbeiteten in der Branche Glocken- und Kannengießer, Gürtel- und Kupferschläger, Nadel-, Sporen- und Speermacher, Schwertfeger (Polierer) und Sarwörter (Harnischmacher).
Ähnlich sah es in der Leder- und Pelzverarbeitung aus, dort gab es Loh- und Weißgerber, Schuhmacher und Schuhflicker, Riemenschneider, Sattler, Kumt-, Beutel- und Taschen-, Gürtel- und Handschuhmacher sowie Kürschner.
Im Textilgewerbe gab es die Wollweber, die Seidenweber, -färber und -sticker, die Tirteymacher (Mischgewebe aus Leinen und minderwertiger Wolle), die Barchentmacher (Leinen und Garn), die Bettziechenweber (webten Bettbezüge), die Walker und Färber (in Köln vor allem die Blaufärber, die mit Waid und später mit Indigo arbeiteten).
 
Wow. Aber mir wäre viel lieber, nicht nur etwas über die Berufsbezeichnungen zu lesen, sondern auch über eine Art, wie das im einzelnen von statten ging.
Wenn heute einer Schuhmacher hört, dann denkt er an Formel eins. Ich würde viel mehr etwas über den Leisten wissen wollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Livia schrieb:
).
Ähnlich sah es in der Leder- und Pelzverarbeitung aus, dort gab es Loh- und Weißgerber, Schuhmacher und Schuhflicker, Riemenschneider, Sattler, Kumt-, Beutel- und Taschen-, Gürtel- und Handschuhmacher sowie Kürschner.
.

Hier muss ich gleich mal nachfragen. Was ist/ macht ein Kürschner? :confused:
 
Muck134 schrieb:
Was ist/ macht ein Kürschner? :confused:

Ein Kürschner verarbeitet Pelze. Ein Beruf, den es heute (trotz PETA) immernoch gibt.
http://berufenet.arbeitsamt.de/bnet2/K/kurz_B3786100.html

Die Berufsbezeichnung leitet sich von dem mittelhochdeutschen Wort "kürsen" bzw. "kursen" für Pelzrock ab (ahd. kursinna, kursen; afr. kersna), entlehnt aus einer slawischen Sprache (urslav. kurzno = Pelz, russ. korzno = mit Pelz verbrämter Mantel).
"Pelz" (mhd. bel(li)z, bellez; ahd. pelliz, mndd. pels) ist eine Ableitung aus lat. pellis (Haut), vielleicht unter Einfluß von lat. pillus (Haar).
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, gab es bis zur Zeit meiner Großeltern noch Torfstecher.
 
Lili schrieb:
Gerade in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, gab es bis zur Zeit meiner Großeltern noch Torfstecher.
Ich habe einige Zeit in Aschendorf ( bei Papenburg) gelebt.
Dort gab es das KZ Börgermoor.Die Leute mussten dort Torf stechen. Und da entstand, glaube ich , auch das Moorsoldatenlied.
 
Das Torfstechen hat bei mir in der Gegend eine ziemlich lange Tradition. Es gibt hier zwar auch einen riesigen Wald, da der aber zunächst den Grafen der Gegend, später einem Kloster und dann dem Reich gehörte, mussten sich die einfachen Leute eben mit Torf behelfen.

In den letzten Kriegsjahren wurden aber auch bei uns Häftlinge aus dem KZ Dachau zum Torfstechen geschickt.
 
Bei mir in der Gegend gab es eine Berufbezeichnung die heute nur noch als Name vor kommt. Der Sölter oder Söldtjer, in Mitteldeutschland wird es Hallore genannt.
Es bezeichnet einen Salzsieder.
 
Zurück
Oben