Angeln

Conzaliss

Mitglied
Während man relativ viel über die Geschichte der Angelsachsen liest, vermisse ich Hinweise, warum die Angeln ihr Land verlassen haben und über die Nordsee auf die "Insel" gezogen sind...
 
Die Angeln wanderten vermutlich nicht geschlossen aus. Bei den Auswanderern handelte es sich wohl um Söldner für die Briten, die ihre Familien mitnahmen. Dementsprechend wäre das Motiv also Beutelust und Sold.
 
Schlimmer noch: Die Angeln wanderten nicht mal geschlossen in die gleiche Richtung. Ein Teil der Angeln wanderte südwärts ins Thüringerreich aus. Zumindest erwähnen karolingische Quellen ihre Anwesenheit.
 
Auch die Sachsen wanderten ins Thüringerreich bzw besiegelten mit den Franken dessen Ende. In irgendeinem Buch habe ich mal gelesen, das die Hunnen der Grund für die Auswanderung nach England waren und da die Thüringer zum Hunnenreich gehört haben sollen, die Eroberung dieses Reiches mit der Vertreibung der Hunnen zu tun gehabt hätte.
 
Definitiv nicht. Dort gab es für sie doch nichts zu holen, ganz anders dagegen in den (urbanisierten) oströmischen Balkanprovinzen.
Siehe auch T. Stickler (2007): Die Hunnen - Verlag C.H. Beck
 
Reich der Thüringer

... In irgendeinem Buch habe ich mal gelesen, das die Hunnen der Grund für die Auswanderung nach England waren und da die Thüringer zum Hunnenreich gehört haben sollen, die Eroberung dieses Reiches mit der Vertreibung der Hunnen zu tun gehabt hätte.

Das ist so nicht richtig. Es gibt Stimmen die eine Unterstellung der Thüringer unter das hunnische Großreich unter Attila annehmen, wobei die Art dieses Verhältnisses freilich unklar bleiben muss. Es gibt Berichte, wonach sich Thüringer auf Seiten Attilas an dem Zug gegen Gallien beteiligt haben könnten, der in der berühmten Schlacht auf den Katalaunischen Feldern im Jahre 451 gipfelte (und scheiterte). Das Reich der Thüringer endete damit allerdings nicht. Im Gegenteil nahm sich Childerich I., ein fränkischer König die Thüringerin Basena zur Frau und zeugte mit ihr seinen Nachfolger Chlodwig I. (um 466), den Begründer des fränkischen Großreiches!

Gegen die expandierenden Franken verband sich der thüringische König Herminafried mit Theoderich den Großen und dessen Ostgoten, indem er eine Nichte des Goten zur Frau nahm. Zu Lebzeiten des Goten scheint die Allianz abschreckend genug gewesen sein, zumal sich beider Einflussgebiete wohl irgendwo nördlich der bayerischen Donau aneinander anlehnen konnten. Nach dem Tode Theoderichs begann dann bald der fränkische Angriff, wobei die genaue Zeit zum Teil fraglich ist. Vielleicht wurde eine fränkische Invasion 529 noch zurückgeschlagen, doch 531 siegten die Franken in der Entscheidungsschlacht an der Unstruth. Spätestens 534 endete das zeitweilig so machtvolle Reich der Thüringer mit der Ermordung Herminafrieds – wohl im Auftrage [Korrektur!] Chlothars und auch in dessen Machtbereich (wie einige weitere, rivalisierende Könige auch). In diesem Fall war es (einmal mehr) ein Sturz von den Festungsmauern einer Stadt… Das Reich endete also weit nach dem Untergang des hunnischen Großreiches ohne jeden direkten Zusammenhang mit diesem Ereignis!
 
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