Antidemokratisches Denken z.Z. der Weimarer Republik

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Gast

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Hallo, ich würde gerne etwas mehr über die Gegenmaßnahmen der Regierung gegen das antidemokratische Handeln (wie z.b. Kapp-Putsch 1923) von 1918-1933 wissen.

Könntet ihr mir vll. einen Art Überblick verschaffen, was in diesem Zeitraum von besonderer Bedeutung war und welche die Hauptprobleme der Weimarer Regierung waren und wie sie versuchten diese zu bewältigen?

mfg
 
Zur Übersicht: Zunächst habe ich die Probleme der Weimarer Republik aufgezählt, dann genauer erläutert und schließlich die Gegenmaßnahmen aufgelistet.

Die Weimarer Republik hatte einen schweren Start. Meines Wissens nach sind die wichtigsten Probleme
1 - Personelle Kontinuität zum Kaiserreich
2 - die Dolchstoßlegende
3 - die Belastungen durch den Vertrag von Versailles
4 - die spätere Besetzung des Ruhrgebietes
5 - linke und rechte gewaltbereite Gruppierungen, welche mehrfach putschten.

Zu 1 möchte ich auf diesen Thread verweisen.

Zu 2 ist zu sagen, dass diese Legende über die Jahre durch die Weimarer Gesellschaft waberte - geschürt vom späteren Reichspräsidenten Hindenburg. Sie setzte der Weimarer Republik stark zu, denn mit ihr und dem "Schanddiktat von Versailles" konnten radikale Kräfte wie die NSDAP hervorragend agitieren und die Niederlage von 1918 zum Anlass nehmen, kontinuierlich Unfrieden zu stiften.

Zu 3 und 4 sind die eingeforderten Reparationszahlungen und die Demontagen zu erwähnen. Das Ruhrgebiet wurde später von Frankreich besetzt um wenigstens die Lieferung der materiellen Reparationsleistungen sicherzustellen. Auch dies diente den radikalen Kräften als Steilvorlage, um gegen die Siegermächte von 1918 Stimmung zu schüren.
Gegen diese Belastung ging Außenminister Stresemann recht erfolgreich vor. Indem er erkannte, dass die Belastungen durch den Vertrag von Versailles nur auf einem friedlichen Weg zu mindern waren, begann er eine Politik der Annäherung an Frankreich. Er beendete den Generalstreik, der 1923 die deutsche Wirtschaft lähmte und überzeugte die Siegermächte, dass solch hohe Reparationsforderungen ddazu führen würden, dass bald gar keine Reparationsleistungen mehr gezahlt werden könnten. Er etablierte das Deutsche Reich wieder im Kreise der Europäischen Staatengemeinschaft, was 1926 in der Aufnahme in den Völkerbund seinen Abschluss fand.

Zu 5 sind der Kapp-Lüttwitz-Putsch, der Hitlerputsch, der Spartakusaufstand und der Ruhraufstand zu erwähnen. Sie destabilisierten bis 1923 immer wieder den Staat.

Ein wichtiger Punkt im Umgang mit den Putschen war der Ebert-Groener-Pakt. Ansonsten gab es von Putsch zu Putsch individuelle Maßnahmen der Regierung.

Ich will mal chronologisch Vorgehen:

Kapp-Putsch: Generalstreik, Ministerialbeamtete weigerten sich, für die Putschisten zu arbeiten und die Regierung konnte nach Dresden/Stuttgart fliehen.

Zeitnah kam es zu linksradikalen Aufständen im Ruhrgebiet (sog. Ruhraufstände). Diese wurden blutig niedergeschlagen - teilweise mit (lt.- Wiki) Einheiten, die kurz zuvor in Berlin selbst putschiert hatten.

Der Spartakusaufstand, brach aus, nachdem klar wurde, dass die Staatsform der Weimarer Republik keine Räterepublik sein würde. Er wurde von Freikorps und Reichswehr niedergeschlagen.

Der Hitlerputsch wurde mehr oder weniger schnell und geräuschlos gestoppt. Wäre Hitler in der Versenkung verschwunden, würden wir heute kaum über diesen Putsch reden, es gab nicht viele Todesopfer, die Sache war schnell beendet und hatte keine wesentlichen Konsequenzen (hoffentlich ist diese These nicht zu vakant).
 
Danke für diese ausführliche und gegliederte Antwort, ich muss nämlich einen Vortrag darüber halten und wusste nicht recht ,wie ich alles in 5-7 min. unterbringen sollte und auch war ich mit über die Vollstandigkeit meiner Arbeit nicht sicher. Ganz dickes Lob für diese geniale Antwort.

mfg
 
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