Antikolonialismus im Osmanischen Reich?

I

ImBerliner

Gast
Stimmt es, dass es eine gegen das Osmanische Reich gerichtete Bewegung gab, die ähnlich denen ist, die gegen die Kolonialmächte Europas waren?

Gab es eine Verbindung?

Oder wurde das von den Westmächten im 1. Weltkrieg geschürt?
 
die meisten Unabhängigkeitsbewegungen im Osmanischen Reich im 18. und vor allem im 19. Jh. erhielten oft die entscheidenden Impulse von Exil-Griechen, Exil-Bulgaren, Exil-Serben, bzw. Händler, Diplomaten, und andere die sich oft im Westen aufhielten, usw.
Sie erhielten auf westeuropäischen Schulen oft eine akademische Ausbildung, inkl. den Idealen der franz. Revolution, den Nationalstaatsgedanken, usw. Insofern teilten sie Vorstellungswelten, die im 19. Jh. im Westen aufkamen.

Diese (neue) Vorstellungen von der Befreiung der Nationen mussten dann aber erstmal den Völkern des Osm. Reiches vermittelt werden, was nicht überall so einfach gelingen wollte, denn dazu musste erstmal ein identitätsstiftendes Bild oder Gegenbild geschaffen werden, welches dazu dienen konnte, Männer in den Krieg zu schicken und sie auch dafür sterben wollten.

Es gelang nur teilweise, weil die meisten einfachen Leute der diversen Völker teilweise noch bis zum ersten Weltkrieg loyal gegenüber den Osmanen war, im Gegensatz zu der üblichen Vorstellung, dass sich ganze Völker komplett erheben um sich gegen die "Unterdrücker" zur Wehr zu setzen. (siehe Seite 190 hier)

EDIT: (Siehe diesen Thread mit dem Zitat: "In sum, the vast majority of Ottoman subjects in 1914 – of whatever religion and ethnicity – were not seeking to break away but instead retained their identities as Ottoman subjects."
http://www.geschichtsforum.de/f42/z...-und-nichtmuslime-im-osmanischen-reich-34059/ )


Letztlich brauchten fast alle Revolutionen im Osman. Reich die Unterstützung der Großmächte, kaum eine war stark genug, aus sich heraus sich vom Osman. Staat zu lösen.

Dazu nochmals diese kurze Einteilung erwähnt:

"HOBSBAWN nennt 3 Stadien bei der Schaffung einer nationalen Identität:
176

1) Im ersten Stadium befasst sich eine kleine Gruppe von großteils apolitischen
Wissenschaftlern und Amateuren mit extensiven Literaturstudien und
Folklorestudien.
2) Im zweiten Stadium verwendet eine hochgradig politisierte Gruppe die
akkumulierten Untersuchungen, oft in einer sehr ideosynkretischen Art. Sie
konstruiert ein politisch-nationales Programm, eine nationalistische Ideologie oder
einen Mythos. Dieser wird zum Brennpunkt einer intensiven politischen Agitation.
3) Im letzten Stadium wird dieses nationalistische Programm in großem Stil
propagiert. "

http://www.univie.ac.at/ksa/html/inh/stud/studmate_files/Zentralasien_WS10/Skriptum%20Z-Asien.pdf

Das nur alles als grober Rahmen für deine Frage, die ich momentan nicht so ganz schnalle... :) Vielleicht formulierst du sie nochmals um oder konkretisierst?
 
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