Antikommunistische Partisanen in Estland ("Waldbrüder") 1944/1950

Moltke

Neues Mitglied
hallo freunde, wie der titel oben es schon beschreibt würde ich gern mehr erfahren:fs: über die sogenannten "Waldbrüder" falls hier ein spezi in diesem gebiet dabei ist würde ich mich sehr freuen über ein paar infos, Kriegs und Nachkriegszeit...lg Moltke (und bitte den beitrag nicht gleich wieder verschieben ich kann sonst nicht antworten):winke:
 
Ich befürchte dazu gibt es extrem wenig Material, da das zu sowjetischen Zeiten streng geheim gehalten wurde und wenig nach aussen gelang.

Eine Interessante Gegebenheit am Rande dieser Ereignisse war der britische Versuch 1948-49 Kontakt mit dem antikommunistischen Widerstand im Baltikum zu halten und die Verwendung dazu von ehemaligen deutschen Schnellbooten inklusive deutscher Besatzungen.

Dazu wurde eine Tarnorganisation gegründet, benannt "British Baltic Fishery Protection Services."

Hier kann man etwas dazu lesen: British Military Powerboat Trust, Coastal Forces, Gunboats, Target Boats, High Speed Launches, Motor Gun Boats, Torpedo Boats, Patrol Boats, Seaplane Tenders
 
Die Studie zur Sipo in Estland enthält eine Aufbereitung für 1940/41.

Es gab "Waldleute" bereits nach der sowjetischen Annektion und vor dem deutschen Einmarsch.

Das ist relativ gut aufbereitet wegen der Kollaboration.
 
Ich befürchte dazu gibt es extrem wenig Material, da das zu sowjetischen Zeiten streng geheim gehalten wurde und wenig nach aussen gelang.

Eine Interessante Gegebenheit am Rande dieser Ereignisse war der britische Versuch 1948-49 Kontakt mit dem antikommunistischen Widerstand im Baltikum zu halten und die Verwendung dazu von ehemaligen deutschen Schnellbooten inklusive deutscher Besatzungen.

Dazu wurde eine Tarnorganisation gegründet, benannt "British Baltic Fishery Protection Services."

Hier kann man etwas dazu lesen: British Military Powerboat Trust, Coastal Forces, Gunboats, Target Boats, High Speed Launches, Motor Gun Boats, Torpedo Boats, Patrol Boats, Seaplane Tenders


...ohh dankeschön das ist schonmal sehr interessant:yes:
 
Nach dem Einmarsch der Roten Armee in das Baltikum setzten Verfolgungen, Repressalien und Zwangsrekrutierungen ein.

In diesem Zusammenhang flohen 1940/41 zahlreiche Esten (gleiche Entwicklungen gab es in Lettland und Litauen) in die dichten Wälder des Baltikums. Neben Widerständlern, sozusagen die urspünglichen "Waldbrüder" bildeten sich auch zahlreiche Banden, die die Bevölkerung in ähnlicher Weise terrorisierten wie der sowjetische Unterdrückungsapparat.

Im Sommer 1941, mit Beginn des deutsch-russischen Krieges dürfte sich nahezu die Hälfte der estnischen Bevölkerung in den Wäldern aufgehalten haben:
siehe Birn, Ruth Bettina, Die Sicherheitspolizei in Estland 1941-1944.

Bzgl. des Widerstandes erreichte das Baltikum nicht die Ausmaße der Ukraine, bei der in den Jahren 1944/46 zwischen 25.000 und 40.000 Partisanen im antisowjetischen Widerstand organisiert waren. Nach dem Höhepunkt 1945, bei dem allein in Estland ca. 5.600 Personen der Widerstandsgruppen inhaftiert oder getötet wurden, verminderte sich die Zahl bis 1946 auf 1.487.
detaillierte Statistiken in Statiev, The Soviet Conterinsurgency in the Western Borderlands.

Insgesamt waren in Estland über die Jahre wohl bis zu 30.000 Personen im bewaffneten Widerstand. Der estnische Widerstand erschöpfte sich 1946, nur ganz kleine Reste machten einige Jahre weiter. In Litauen war der Widerstand stärker und reichte bemerkenswert etwa noch bis 1952/1953. Auch hier war aber der Höhepunkt 1945 überschritten.

Die erfolglosen westlichen "Aktionen" Ende der 1940er bzw um 1950* (Schweden und Briten, später auch USA) dienten nicht der Verstärkung oder Versorgung des Widerstandes der Waldbrüder im Baltikum, sondern der Nutzung dieses Widerstandes zur Spionage bzw. zum Aufbau eines Spionagenetzes mit Nachrichten aus der Sowjetunion im zunehmenden Kalten Krieg, siehe
Lowe, Savage Continent, Europe in the Aftermatch of World War II
Luksa, Forest Brothers - The Account of an Anti-Soviet Lithuanian Freedom Fighter 1944-48.
Am ergiebigsten erweisen sich zu dem Thema wohl die schwedischen Agentenberichte, da hier auch die intensivsten Kontakte bestanden. Die britischen Aktionen gehören wohl eher in die Kategorie Abenteuer-Agentengeschichten. Beachtliche Auswirkungen auf den Widerstand hatte das nicht, und auch das gedachte Spionagenetz war ein Flop.

Beispiel Litauen (auch zu Kalniskes):
The War Chronicles of Lithuania including partisan military operations and resistance.

* Kontakte mit einigen Gruppen bestanden seit 1943,noch unter deutscher Besatzungsherrschaft.
 
vielen dank schonmal...kennt einer lektüre dazu? evtl. auch bücher von ehmaligen deutschen soldaten die nach dem krieg zu den waldbrüdern gewechselt sind wie z.b. einige wehrmachtsangehörige zur fremdenlegion gingen...
 
Wie kommst Du darauf, dass sich ehemalige deutsche Wehrmachtsangehörige den Waldbrüdern im Untergrund in Estland angeschlossen haben könnten?

Es gab auf deutscher Seite wohl Überlegungen, wie noch während des Rückzuges 1944/45 mit dem Widerstand hinter den sowjetischen Linien im Baltikum und in der Ukraine umzugehen sei, bzw. ob man sich das ausnutzen könne. Dafür gab es allerdings keine Möglichkeiten.

Der Widerstand bewaffnete sich allerdings wohl auch mit deutschem Material, umfang unbekannt. Es gelang auch, Abtransporte der Roten Armee über die Schiene zu sabotieren, so auch Waffentransporte. Größerer Nutzen für den Widerstand resultierte daraus aber wohl nicht.
 
Ich hatte mal etwas gelesen über eine deutsche Einheit die 1944 vom Sowjetischen Vormarsch überrannt sich in die Wälder schlug und den antikommunistischen Partisanen anschloss. Wenn ich mich nicht täusche wurde noch lange Funkkontakt gehalten und es gab Versuche sie per Flugzeug zu beliefern. Das war m.W. aber in der Ukraine und der Kontakt endete bereits vor der Kapitulation. Ich würde es nicht ausschliessen, das vereinzelt deutsche Soldaten dort Unterschlupf fanden, kenne aber keinen konkreten Fall.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das klingt nach der Scherhorn-Geschichte aus "Geheimgeschwader KG 200" von Stahl bzw. Gellermann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das klingt nach der Scherhorn-Geschichte aus "Geheimgeschwader KG 200" von Stahl bzw. Gellermann.

Es ist sehr lange her, dass ich das gelesen habe und weiss leider nicht mehr wo. Das von dir erwähnte Buch kenne ich jedoch nicht.

Von dem KG 200 habe ich zwar schon gelegentlich gelesen, was ist aber die Scherhorn-Geschichte?
 
Zuletzt bearbeitet:
Entspricht dem, was Du gelesen haben könntest: 1944 abgeschnittene Einheit, Luftversorgung, Funkkontakt, bis kurz vor Kriegsende. Neben Stahl findet man das bei Gellermann "Moskau ruft Heeresgruppe Mitte".
 
Ich würde es nicht ausschliessen, das vereinzelt deutsche Soldaten dort Unterschlupf fanden, kenne aber keinen konkreten Fall.

Dazu noch: in dem Buch "Forest Brothers", S. 100, gibt es ein Foto von einem Wehrmachtssoldaten Willi Richter, der - als Einzelfall - hinter den Linien verblieben ist und sich auf Bild mit litauischen Partisanen hat ablichten lassen (Richter verfügte offenbar über ein MG42, jedenfalls trägt er das auf dem Foto).*

Der Band berichtet aus den Erzählungen der Partisanen von einigen weiteren Einzelfällen, und "foreign members" der "Waldbrüder".

Daneben sind von den ehemaligen litauischen Wehrmachtsangehörigen (auch Litauer in der Waffen-SS) etliche direkt als Partisanen hinter den Linien verblieben. Weitere ca. 200 Mitglieder sollten per Fallschirm von der Luftwaffe für Sabotagezwecke abgesetzt werden, es ist aber offen, ob es dazu gekommen ist.

EDIT
*Korrektur: bei Richter handelt es sich demnach um einen aus einem Gefangenenlager entflohenen Luftwaffenangehörigen (vielleicht von einer Luftwaffen-Felddivision oder vom Bodenpersonal?).
 
Zuletzt bearbeitet:
...
Daneben sind von den ehemaligen litauischen Wehrmachtsangehörigen (auch Litauer in der Waffen-SS) etliche direkt als Partisanen hinter den Linien verblieben. Weitere ca. 200 Mitglieder sollten per Fallschirm von der Luftwaffe für Sabotagezwecke abgesetzt werden, es ist aber offen, ob es dazu gekommen ist.

....

In dem von Dir oben angegebenen Link wird von der Landung von ""paratroops trained by the germans" geschrieben, jedoch nur von 12 Mann.
 
In dem von Dir oben angegebenen Link wird von der Landung von ""paratroops trained by the germans" geschrieben, jedoch nur von 12 Mann.

Da gibt es noch einige Passagen in dem link.

In dem Buch habe ich dazu inzwischen weitere Aktionen im Januar, Februar und März 1945 gefunden, Waffen und mit Fallschirm abgesetzte litauische Soldaten (so S. 96, eine Gruppe um Leutnant Briedis, eine andere um Leutnant Astra). Solche Fallschirmaktionen gab es auch mit Agenten nach 1945, zB US-trainierte Personen um 1950, ausgebildet in Kaufbeuren (zT angabegemäß abgesetzt mit tiefliegenden C-47, andere auf dem See-/Landweg).
 
Als Ergänzung noch eine Statistik aus Statiev, Soviet Conterinsurgency, S. 117, nach den internen sowjetischen Polizeistatistiken (die mglw. auch politische Gegner mit umfasst):
 

Anhänge

  • image.jpg
    image.jpg
    101,3 KB · Aufrufe: 584
Zurück
Oben