Arabische und arabischbasierte Schrift(en)

El Quijote

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Wobei mich durchaus mal interessieren würde, wie genau sich das damals gestaltet hat.
Das Arabische Zeichensystem ist ja, abgesehen von den Vokalen, wenn ich mich nicht täusche silbenbasiert, und enthält einige in der modernen türkischen Sprache gebräuchliche Laute in dieser Form nicht (wobei ich da natürlich keine Ahnung habe, ob es da mal Lautverschiebungen gab und das vor Jahrhunderten möglicherweise mal besser kompatibel war.

Dementsprechend, war der Umstieg auf lateinische Buchstaben im modernen Türkisch aber auch nicht nur ein Alphabetwechsel, sondern insgesamt ein Systemwechsel, was die Schriftzeichen angeht und damit nochmal eine Spur radikaler.

Mh... nein. Wie unser Alphabet, so basieren auch die modernsemitischen Alphabete (Arabisch, Aramäisch, Hebräisch) auf dem punischen Alphabet

A __B_________C______________D
Alif Ba' Ta' Ta' Ǧīm Ḥā' Ḫāʾ Dāl
Aleph Bet Gimel Dalet
Die funktionieren im Prinzip alle gleich. Unvokalisiertes Arabisch und Hebräisch funktionieren in etwax, wie die Aufkleber oder T-Shirts mit der Aufschrift [FCK NZS]

Das Problem beim Persischen und Osmanischen ist, dass das Arabische Buchstaben kennt, welche diese Sprachen eigentlich nicht brauchen bzw. Laute, welche durch das arabische Alphabet nicht abgedeckt sind. Aber das lässt sich regeln. So kenn Fuṣḥā (Hocharabisch) z.B. kein /g/.
Arabisch k: ﻙ, in Anfangs- und Mittelstellung ﻛ. Das Persische behilft sich da mit einem Parallelstrich ﮔ, das Marrokanische mit Punkten ڭ, usw.
 
Die funktionieren im Prinzip alle gleich. Unvokalisiertes Arabisch und Hebräisch funktionieren in etwax, wie die Aufkleber oder T-Shirts mit der Aufschrift [FCK NZS]
Mit anderen Worte haben also die Vokale, bei dem, was in Aufstellungen wie Silben aussieht keinen tatsächlichen eigenen Lautwert, verstehe ich das richtig?
 
Nun, ich habe nicht verstanden, wie genau ich mir "unvokalisiertes" Arabisch oder überhaupt eine unvokalisierte Sprache vorzustellen habe.

Betrifft das nur den schriftlichen Ausdruck oder entfallen Teile der Vokale auch bei der mündlichen Widergabe?
Und wenn sie bei der mündlichen Widergabe nicht entfallen, wie lässt sich feststellen, welcher Vokal an welcher Stelle einzufügen wäre, wenn es sich aus dem geschriebenen Text nicht herleiten lässt?
 
Nehmen wir mal ﻡ ﺩ ﺭ ﺱ ة. Das sind die Buchstaben Mīm, Dāl, Rā', Sīn und Tā' marbūta.
m-d-r-s-ah/m-d-r-s-at
Die ergeben zusammengeschrieben: مدرسة

Ich kann nun wie folgt Zusatzzeichen benutzen:

مُدَرِّسَة - mudarrisah
مَدْرَسَة - madrasah

das erste ist 'Lehrerin', das zweite 'Schule'. Basis des ganzen sind die Radikale d-r-s (lernen, studieren).
 
Die Aneinanderreihung dieser Buchstaben selbst, wird schwerlich jemand unfallfrei aussprechen können.
Allenfalls den Ausdruck, der damt gemeint ist.

Woran mache ich aber Fest, wo genau ein Vokal fehlt und welcher?

Den in den Klammern stehenden Ausdruck könnte man für eine kodierte Aufforderung an den Leser halten. Man könnte daraus aber freilich, wenn man nicht weiß, dass im ersten Ausdruck ein Vokal fehlt auch auf die Idee kommen, dass das eine Abkürzung wäre und dass mit dem Ausdruck zum Beispiel der FC Kaiserslautern mit einer unschmeichelhaften Bezeichnung bedacht werden sollte.

In genügend anderen Fällen, wird ein fehlender Vokal sicherlich z.B. ganz veschiedene Verben zulassen wenn dort z.B. der Ausdruck [hbn] stünde, woher wüsste ich da nun ob "haben" oder "heben" gemeint ist?
Zumal wenn auf Grund des gleichen Problems der Kontext möglicherweise nicht sofort ohne weiteres erschließbar ist.

Das entzieht sich etwas meinem Verständnis.
 
Woran mache ich aber fest, wo genau ein Vokal fehlt und welcher?

Den in den Klammern stehenden Ausdruck könnte man für eine kodierte Aufforderung an den Leser halten. Man könnte daraus aber freilich, wenn man nicht weiß, dass im ersten Ausdruck ein Vokal fehlt auch auf die Idee kommen, dass das eine Abkürzung wäre und dass mit dem Ausdruck zum Beispiel der FC Kaiserslautern mit einer unschmeichelhaften Bezeichnung bedacht werden sollte.
Wenn irgendwo isoliert مدرسة steht, hast du keine Chance. Aber im Kontext ist i.d.R. klar, ob Lehrerin - مُدَرِّسَة mudarrisah - oder Schule -
مَدْرَسَة madrasah - gemeint ist. Und wenn es nicht klar ist, wird eben vokalisiert. Im Qur'ân ist jedes Wort vollvokalisiert*, aber in einer Tageszeitung wird nur dann vokalisiert, wenn ohne Vokalisierung Doppeldeutigkeit besteht, also in der Praxis fast nie.


*Witzigerweise sind die ältesten Qur'ân-Seiten in rasm gefasst, sprich, nicht nur die Vokale fehlen, sondern auch die diakritischen Punkte, welche die Buchstaben voneinander unterscheiden.
 
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