Archivwesen der Zukunft

Zum einen ist nicht überprüfbar, ob der überlieferte digitale Datensatz tatsächlich mit dem Original übereinstimmt,
zum zweiten ist völlig offen, wie dauerhaft die Speicherung ist.

Dazu muss man sich natürlich Gedanken machen. Den ersten Punkt haben sie allerdings als Problem seit Anbeginn der Zeit. Wissen wir, ob ein Schreiber Tacitus korrekt abgeschrieben hat? Eine digitale Kopie ist letztlich weniger anfällig für Verfälschungen als eine physische. Sie können digitale Wasserzeichen einbauen und eine Reihe weiterer Technologien zur Authentifizierung verwenden. Ich gehe davon aus dass ein Staatsarchiv sich in diesen Dingen auskennt und nicht wie eine eine Pommesbude arbeitet.
Banken haben es auch hinbekommen Geldtransfers digital zu gestalten ohne dass sich jemand Sorgen macht dass morgen ein falscher Betrag im Saldo steht.
Der zweite Punkt scheint mir noch weniger problematisch zu sein, denn je mehr digitale Kopien sie an unterschiedlichen Orten lagern, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines Datenverlusts.
 
Dazu muss man sich natürlich Gedanken machen. Den ersten Punkt haben sie allerdings als Problem seit Anbeginn der Zeit. Wissen wir, ob ein Schreiber Tacitus korrekt abgeschrieben hat?

Sowas gehört sicherlich zu den Grundproblemen der Hilfsdisziplinen, etwa der Diplomatik. Glücklicherweise gibt es aber in der Regel verschiedene Kopisten, die von einander unabhängig gearbeitet haben, so dass es möglich ist verschiedene Exemplare mit einander zu vergleichen und Abweichungen festzustellen.
Bei diversen antiken Texten besteht eine ganz andere Schwierigkeit, nämlich mitunter die Freiheit der Übersetzung.


Eine digitale Kopie ist letztlich weniger anfällig für Verfälschungen als eine physische.
So anfällig ist man da heute nicht mehr. Es ist ohne weiteres möglich qua diverser Hilfsdisziplinen das Alter einer Kopie relativ genau zu bestimmen und wie gesagt, durch Vergleich verschiedener Abschriften abweichende Inhalte zu bestimmen. Weicht ein Inhalt ab, während mehrere andere exemplare übereinstimmen und liegt nach Bestimmung des ungefähren Alters der Abschrift ein Ergebnis vor, nach dem die abweichende Form später entstanden ist, wird man von einer fehlerhaften Abschrift oder einer bewussten Fälschung ausgehen können.

Sie können digitale Wasserzeichen einbauen und eine Reihe weiterer Technologien zur Authentifizierung verwenden. Ich gehe davon aus dass ein Staatsarchiv sich in diesen Dingen auskennt und nicht wie eine eine Pommesbude arbeitet.

Ebenso kannst du davon ausgehen, dass die Autentizität historischer Dokumente auch in weiten Teilen auf Basis der heutigen Möglichkeiten im Beich der Technik und durch kulturhistorische Erkenntnisse durchaus überprüfbar ist. Im Besonderen im Bereich alter Urkunden, ist der Nachweis der Echtheit oder der Fälschungen ja von historischem Interesse. Wenn dich das näher interessiert, lies dich beispielsweise mal in die Debatte um das Für und Wider um Echtheit und Wortlaut des Kruschwitzer Vertrags ein: Vertrag von Kruschwitz – Wikipedia*
Anahnt dessen bekommst du eine Vorstellung, auf welchen Ebenen da sinnvolle Debatten möglich sind.

Heute gibt es digitale Wasserzeichen. Bei mittelalterlichen Urkunden etwa, kann man darüber stolpern, wenn möglicherweise etwas bei der Intitulatio oder beim Chrismon oder beim Siegel nicht stimmt.
Für die Neuzeit gibt es auf amtlichen Verkehr Amtsstempel, die so leicht nicht zu fälschen sind, auch kann etwa die verwendete Handschrift, wenn man Vergleichsquellen vom selben Autoren hat zur Autentifizierung genutzt werden oder auch die verwendete SSchrift generell. Behauptet etwa ein Text von vor dem Jahr 1900 zu sein und ist aber im Sütterlin-Alphabet geschrieben, kann das Ding ohne weiteres als Fälschung ad acta.

Um ein Digitales Wasserzeichen einzusetzen benötigt man nichts als Zugang zum System.


Banken haben es auch hinbekommen Geldtransfers digital zu gestalten ohne dass sich jemand Sorgen macht dass morgen ein falscher Betrag im Saldo steht.
Die vorhandene Cyberkriminalität in Sachen Vermögensdelikten spricht da nicht unbedingt für absolute Sicherheit.

* zum beispielhaften Nach vollziehen solcher Debatten wäre z.B. das Werk hier zu empfehlen:
Kruschwitz, Rimini und die Grundlagen des preussischen Ordenslandes
 
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Das war aber nicht die ursprüngliche Intention. Im alten Thread ging es um die Frage wie Wissen festgehalten wird und durch die Zeit fliesst, nämlich durch handschriftliche Fixierung, später durch Druck und im weiteren Verlauf durch Transformation in binäre Sprache. Dabei lag das Augenmerk auf dem signifikanten Verlust von Daten durch Zerstörung oder die Mühsal des Kopierens und die Möglichkeiten der neuen Technologien diesem entgegenzuwirken. Das schliesst natürlich Staatsarchive und Juristerei ein.

Digitalisiertes Wissen kann nicht mehr verbrannt werden und ist jedem zugänglich. Das Schlechte: Vieles wird im Ozean des Datenwusts untergehen.

Auch heute muss man digitale Daten sichern. Magnetspeicherung ist alles andere als sicher und dauerhaft. Die Lösungen, die man in der Archivwissenschaft dafür bisher gefunden hat, sind teuer und unbefriedigend. So haben wir 1000 Jahre alte Pergamente und Papyri, 500 Jahre altes Papier, aber die Diskette von 1993 und die CD von 2002 ist unlesbar geworden. Und Papier 1850 - 1950 ist hochproblematisch, da Industriepapier und deshalb säurehaltig (gilt für Zeitungspapier bis heute). Das ist das Papier, dass schon beim Anschauen zu bröseln beginnt. Archive arbeiten mit basischen Kartons und Restauratorne mit Japanpapier auf dem die Dokumente aufgebracht werden.
Danach setzt dann dieser Thread ein.

Ich gehe davon aus dass ein Staatsarchiv sich in diesen Dingen auskennt und nicht wie eine eine Pommesbude arbeitet.
Wie gesagt, die Archive haben ein Problem mit der dauerhaften Speicherung digitaler Daten.
1.) Die Daten sind nicht dauerhaft abrufbar, weil sie verschwinden.
2.) Die Halbwertszeit der Abrufgeräte ("programmierter Tod") wird immer kürzer.
Die arbeiten an Lösungen, die z.B. darin bestehen, digitale Daten wieder in phyische Daten umzuwandeln für die dauerhafte Speicherung.

Banken haben es auch hinbekommen Geldtransfers digital zu gestalten ohne dass sich jemand Sorgen macht dass morgen ein falscher Betrag im Saldo steht.
Archive denken nicht in heute und morgen, die denken in Jahrzehnten. Und hier liegt das Problem. Hast du zuhause noch ein funktionierendes Gerät, mit dem du eine Diskette von 1995 abspielen kannst?

Wahrscheinlich nicht und deshalb ist das -

Der zweite Punkt scheint mir noch weniger problematisch zu sein, denn je mehr digitale Kopien sie an unterschiedlichen Orten lagern, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines Datenverlusts.

- etwas blauäugig. Abgesehen natürlich davon, dass das archivrechtlich schwierig ist, was du dir vorstellst.
 
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Um ein Digitales Wasserzeichen einzusetzen benötigt man nichts als Zugang zum System.



Also wenn ich sage digitales Wasserzeichen, dann spreche ich hier von Authentifizierungsprotokollen, digitalen Zertifikaten, Verschlüsselungen und professioneller IT Security. Ich meine damit nicht ein Wasserzeichen dass sie mit Windows Media Player in ihr YouTube Video einsetzen.

Archive denken nicht in heute und morgen, die denken in Jahrzehnten. Und hier liegt das Problem. Hast du zuhause noch ein funktionierendes Gerät, mit dem du eine Diskette von 1995 abspielen kannst?

Nein- natürlich nicht. In dem Fall sind das Problem aber ein Speichermedium, ein Lesegerät und eventuelle Inkompatibilität mit einem neuen Betriebssystemen. Jeder Computer wird auch noch in 10.000 Jahren binären Code entschlüsseln können. Vermutlich müssen Sie die Diskette nur in die richtigen Hände geben und sie kann problemlos ausgelesen werden.

Sie verwechseln allerdings an dieser Stelle unsachgemässen Umgang mit bestimmten Speichermedien bzw fehlende Prozesse im digitalen Arbeitsbereich mit den eigentlichen Daten. Selbstverständlich benötigen Sie adäquate Protokolle die sie verfolgen um sicherzustellen dass zwischen 1995 und 2019 gewährleistet ist dass die digitalen Information weiter zugänglich sind und ihre Systeme dem Stand der Zeit entsprechen. Das sind Standards im IT Bereich. So sind sie z.b. verpflichtet fortwährend Software und Hardware anzupassen, Versionen upzugraden und das ganze zu dokumentieren. Gerade im Hinblick auf Gesetze und Vertragssituationen, die sie eben noch erwähnt haben.

Diese Prozeduren der Pflege haben sie doch aber in einer steinernen Bibliothek ganz genauso zu befolgen.
Mir kommt es so vor als würden sie mir erzählen sie hätten ihre Bücher 20 Jahre lang im feuchten Keller stehen lassen und deshalb sei nun die Schrift nicht mehr lesbar- und schlussfolgern daraus dass Schrift an sich nicht sicher sei.

Natürlich müssen sie auch im Jahr 2019 in einem digitalen Archiv angemessenes House-Keeping leisten und zeitgemässe Prozesse der Datenpflege und Datensicherheit befolgen, um den Erhalt der Rohdaten an sich zu gewährleisten. Das wäre ja auch sicherlich das Berufsverständnis eines Archivars, denn dafür gibt es ihn ja.

Ich schliesse aus den gelesenen Beiträgen zum Teil dass es sich vermutlich um einen Qualifikationsmangel unter Historikern und Archivaren im Hinblick auf neue Technologien handelt.

Grosse Unternehmen beschäftigen heute IT Forensiker, Security Spezialisten, Virtualisierungs-, Backup und Storage Experten in der Datenverarbeitung. Die können Ihnen genau sagen wie ihre Daten auch morgen noch sicher gelagert, abrufbar und vor Zugriffen und Verfälschungen geschützt sind.

Solche Leute haben zwar keine Ahnung von der Poetik des Aristoteles und dem Osterlachen des Mittelalters, aber natürlich müssen Sie als Archiv das digital werden will auch eine professionelle digitale Expertenschaft rekrutieren und in digitale Systeme fortlaufend investieren.
 
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Also wenn ich sage digitales Wasserzeichen, dann spreche ich hier von Authentifizierungsprotokollen, digitalen Zertifikaten, Verschlüsselungen und professioneller IT Security. Ich meine damit nicht ein Wasserzeichen dass sie mit Windows Media Player in ihr YouTube Video einsetzen.
Das ist mir bewusst. Dennoch kann man da mit Zugang zum System und ein wenig Ahnung davon herumpfuschen.

Man wird sich einmal damit abfinden müssen, das kein System vollständig sicher ist. Es gibt immer Schlüsselpositionen von denen aus es geknackt oder umgangen werden kann.
Und gerade bei Dingen, die nicht täglich genutzt werden, kann es mitunter einige Zeit dauern, bis auffällt, dass das System ausgehebelt wurde. Bis dahin kann bereits eine umfangreiche Versorgung mit Fehlinformationen vorliegen.
Hasst du etwa mal an die Möglichkeit gedacht die Programme und Automatismen umzuschreiben, die die entsprechenden Zertifikate erstellen?

Versuch derlei mal bei einem in Papierform vorliegenden Originaldokument ;-).

Altmodische Akten, sind vergleichsweise leicht einfach zu entferenen, aber sehr schwierig glaubhaft zu frisieren, wenn man das wünscht.
Bei Digitalisaten ist das anders herum.
 
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Das ist mir bewusst. Dennoch kann man da mit Zugang zum System und ein wenig Ahnung davon herumpfuschen.

Man wird sich einmal damit abfinden müssen, das kein System vollständig sicher ist. Es gibt immer Schlüsselpositionen von denen aus es geknackt oder umgangen werden kann.
Und gerade bei Dingen, die nicht täglich genutzt werden, kann es mitunter einige Zeit dauern, bis auffällt, dass das System ausgehebelt wurde. Bis dahin kann bereits eine umfangreiche Versorgung mit Fehlinformationen vorliegen.
Hasst du etwa mal an die Möglichkeit gedacht die Programme und Automatismen umzuschreiben, die die entsprechenden Zertifikate erstellen?

Versuch derlei mal bei einem in Papierform vorliegenden Originaldokument ;-).

Altmodische Akten, sind vergleichsweise leicht einfach zu entferenen, aber sehr schwierig glaubhaft zu frisieren, wenn man das wünscht.
Bei Digitalisaten ist das anders herum.

Ja 100% gibt es nicht. Es war ein Fehler meinerseits von 100% sicheren Backups gesprochen zu haben. Aber wir müssen nochmal zum Ausgang der Diskussion kommen. Wir sprachen von mehr als 90% Datenverlust aus der Antike und wir haben heute eine Technologie, die uns 99,x% Datenerhalt erlaubt , vorausgesetzt wir befolgen die entsprechenden IT Standards. Diese sind übrigen als "Best Practices" definiert in der Information Technology Infrastructure Library (ITIL) und als solche international anerkannt als Vorgabe für Organisationen die eine funktionierende IT betreiben wollen.
 
Diese sind übrigen als "Best Practices" definiert in der Information Technology Infrastructure Library (ITIL) und als solche international anerkannt als Vorgabe für Organisationen die eine funktionierende IT betreiben wollen.
Die Titanic war auch mal als "unsinkbar" definiert, wenn auch nicht durch ihre Erbauer. Ich gönne der programmierenden Zunft ja ihren Berufsstolz, aber letztlich wird man mit der Erkenntnis vorlieb nehmen müssen, dass die beste Sicherheit in Sachen Archiven, sofern das finanziell und vom Arbeitsaufwand her leistbar ist, in der Kombination aus herkömmlicher Konservation und Digitalisaten besteht, um in Fraglichen Fällen eine Referenz zu haben und das Original nicht durch zu viele Hände gehen zu lassen.
Für tatsächliche optimale Sicherheit bleiben die hergebrachten Methoden essentiell und setzen damit auch Kapazitätsgrenzen.
 
Was für einen Wert soll denn ein Archiv haben, das nicht mehr nachvollziehbar durch die virtuelle und flüchtige Welt des globalen Netzes irrlichterliert?

Ist das denn überhaupt noch ein Archiv?

Wie will man gewährleisten, dass keine Manipulationen vorgenommen werden?
Dazu hat schon @drmarkuse geschrieben:
Wissen wir, ob ein Schreiber Tacitus korrekt abgeschrieben hat? Eine digitale Kopie ist letztlich weniger anfällig für Verfälschungen als eine physische. Sie können digitale Wasserzeichen einbauen und eine Reihe weiterer Technologien zur Authentifizierung verwenden.
Eines dieser Verfahren ist, die Daten in sog. Blockchains abzulegen, die fälschungs- und speichersicher sind. Sobald die Menge der Daten eine festgelegte Obergrenze überschreitet, werden die Daten komprimiert und in einem Block zusammengefasst, welcher nicht mehr veränderbar ist, ohne dass das auffallen würde. Das Verfahren ist relativ aufwendig, aber durch die alljährlich steigenden Computer-Ressourcen wird das in Zukunft weniger problematisch werden.
 
Hallo

Jeder Computer wird auch noch in 10.000 Jahren binären Code entschlüsseln können. Vermutlich müssen Sie die Diskette nur in die richtigen Hände geben und sie kann problemlos ausgelesen werden.

das nützt aber nichts, wenn man
a. die Hardware nicht mehr hat
b. die Protokolle, bzw. Treiber in modernen OS nicht mehr vorhanden sind
c. Informatiker fehlen die die entsprechende SW, bzw. Sprache beherrschen

Zu 1. z.B. wo bekommt man noch funktionierende Floppy Laufwerke her, erst recht 5,25"o_O
zu 2. z.B. wird demnächst aus dem Linuxkernel der Support für Floppys rausgeschmissen, dann ist ein Zugriff auf die Hardware-Floppy nicht mehr möglich
zu 3. wer kann den heute noch Cobol Lesen und Schreiben ?

Oder z.B. man hat seine Daten auf einem SCSI-Raid liegen, der Controller geht kaputt und jetzt ? Ohne einen identischen SCSI-Controller kommen sie an die Daten auf dem raid nicht mehr ran, andere4 Controller, selbst selber Hersteller, aaaber anderes Modell, keine Chance, damit muß man rechnen, bei der IT. Ums umkopieren, migrieren kommt man wohl auf Dauer nicht herum.


Das sind Standards im IT Bereich. So sind sie z.b. verpflichtet fortwährend Software und Hardware anzupassen, Versionen upzugraden und das ganze zu dokumentieren. Gerade im Hinblick auf Gesetze und Vertragssituationen, die sie eben noch erwähnt haben.
da klaffen dann aber Anspruch und realität sehr weit auseinnder, wenn man so die Meldungen liest, bei denen mal wieder in ein System eingebrochen wurde, weil die Admins monatelang keine verfügbaren updates eingespielt hatten.

Ja 100% gibt es nicht. Es war ein Fehler meinerseits von 100% sicheren Backups gesprochen zu haben.

Ich glaube, hier werden Redundanz (Cloud), Sicherheit und Backup in eine Topf geworfen. Ein Backup muß 100% sein, ansonsten gehört der Admin geteert und gefedert, am Besten vorher erschossen. Wenn das backup nicht 100% ist, dann hat der Admin definitiv was verkehrt gemacht.

Die Titanic war auch mal als "unsinkbar" definiert, wenn auch nicht durch ihre Erbauer. Ich gönne der programmierenden Zunft ja ihren Berufsstolz, aber letztlich wird man mit der Erkenntnis vorlieb nehmen müssen,
Die Sicherheit hängt
a. vom admin
b. was wohl das größte Hindernis für 100% Sicherheit ist, der dumme user der 60cm vor dem Monitor sitzt, auf jeden Anhang in einer mail klickt, oder gar einen auf dem Firmenparkplatz gefundene USB-Stick in den PC steckt.:(

Man kann das system sehr gut absichern, aber gegen dumme a + b ist man machtlos.:cool:

mfg
schwedenmann
 
Ja 100% gibt es nicht. Es war ein Fehler meinerseits von 100% sicheren Backups gesprochen zu haben. Aber wir müssen nochmal zum Ausgang der Diskussion kommen. Wir sprachen von mehr als 90% Datenverlust aus der Antike und wir haben heute eine Technologie, die uns 99,x% Datenerhalt erlaubt , vorausgesetzt wir befolgen die entsprechenden IT Standards. Diese sind übrigen als "Best Practices" definiert in der Information Technology Infrastructure Library (ITIL) und als solche international anerkannt als Vorgabe für Organisationen die eine funktionierende IT betreiben wollen.
OK, wir sind weg von 100%. Was bedeuten jetzt 99,5% Datenerhalt? Ist das pro Jahr (erscheint mir als sehr großzügig, so gut ist die Technik nicht), dann bleiben nach 100 Jahren nur noch 60% und nach ca. 450 Jahren noch 10%. Hupps, das ist eine Zahl in der Größenordnung der Spätantike...

Derzeit kommen jedes Jahr so viele Daten neu hinzu, dass man den Verlust älterer Daten nicht unbedingt gleich merkt. Aber wenn jetzt ein Weltreich kollabiert und einige Rechenzentren das Schicksal von Alexandria erleiden (St. Andreas-Graben?), dann...
 
das nützt aber nichts, wenn man
a. die Hardware nicht mehr hat
b. die Protokolle, bzw. Treiber in modernen OS nicht mehr vorhanden sind
c. Informatiker fehlen die die entsprechende SW, bzw. Sprache beherrschen

Zu 1. z.B. wo bekommt man noch funktionierende Floppy Laufwerke her, erst recht 5,25"o_O
zu 2. z.B. wird demnächst aus dem Linuxkernel der Support für Floppys rausgeschmissen, dann ist ein Zugriff auf die Hardware-Floppy nicht mehr möglich
zu 3. wer kann den heute noch Cobol Lesen und Schreiben ?

Oder z.B. man hat seine Daten auf einem SCSI-Raid liegen, der Controller geht kaputt und jetzt ? Ohne einen identischen SCSI-Controller kommen sie an die Daten auf dem raid nicht mehr ran, andere4 Controller, selbst selber Hersteller, aaaber anderes Modell, keine Chance, damit muß man rechnen, bei der IT. Ums umkopieren, migrieren kommt man wohl auf Dauer nicht herum.

Wie gesagt ist es die Aufgabe des Archivars eines digitalen Archivs, -im Rahmen seines/ihres Berufs- die Massnahmen zu ergreifen und Protokolle zu erlassen und zu befolgen, die notwendig sind um die anvertrauten Daten langfristig zu sichern, zu schützen und redundant zu machen.
Dazu gehören regelmässige Upgrades von Software und Hardware.
Es ist fahrlässig wenn hier die Rede ist von 30 Jahre alten Disketten und Floppy Laufwerken auf denen Daten lagern und der Archivar sich wundert warum er diese nicht mehr auslesen kann.

Das ist das gleiche, wie man auch im herkömmlichen Archiv bereits die Dokumente entsprechend der Vorschriften pfleglich lagert und behandelt und die Tür abschliesst wenn man das Archiv verlässt. Darüber gibts hier auch keine Diskussion.

Ansonsten hat ein Archivar seinen Beruf verfehlt oder genügt zumindest nicht dem Anforderungsprofil an ein digitales Archiv. Dann muss das Archiv zusätzliche Spezialisten einstellen oder Schulungen durchführen.
Evtl müsste man an dieser Stelle dann ein neues Berufsbild schaffen. Das des digitalen Archivars.
 
Derzeit kommen jedes Jahr so viele Daten neu hinzu, dass man den Verlust älterer Daten nicht unbedingt gleich merkt. Aber wenn jetzt ein Weltreich kollabiert und einige Rechenzentren das Schicksal von Alexandria erleiden (St. Andreas-Graben?), dann...

...dann haben Sie Backups in anderen Rechenzentren.
 
Ansonsten hat ein Archivar seinen Beruf verfehlt oder genügt zumindest nicht dem Anforderungsprofil an ein digitales Archiv. Dann muss das Archiv zusätzliche Spezialisten einstellen oder Schulungen durchführen.
Evtl müsste man an dieser Stelle dann ein neues Berufsbild schaffen. Das des digitalen Archivars.

Wobei dir klar ist, dass die Resourcen die öffentliche Archive zur Verfügung haben begrenzt sind, sich die Zahl der wirklich mit der Materie befassten Mitarbeiter nicht selten auf eine Hand voll beschränkt und i.d.R. bereits bei eingehenden gesammtelten Beständen sieben muss, was sinnvoller Weise aufgehoben werden soll und was nicht, weil bereits die analoge Bearbeitung sämmtlicher Eingäng nicht selten das maximal zu leistende Arbeitspensum übersteigt?
 
Dazu gehören regelmässige Upgrades von Software und Hardware.
Es ist fahrlässig wenn hier die Rede ist von 30 Jahre alten Disketten und Floppy Laufwerken auf denen Daten lagern und der Archivar sich wundert warum er diese nicht mehr auslesen kann.

Und wer soll das wann leisten zu welchen Kosten?
 
Und wer soll das wann leisten zu welchen Kosten?

Aber wir haben doch als Thema Staatsarchive, ect. Siehe Zitat:

Hier geht es also um professionell geführte Archive, vor allem um solche, die staatlich verpflichtet sind, gewisse - vor allem juristisch relevante - Daten vorzuhalten.

Worüber sprechen wir nun? Ein professionell geführtes Archiv kann doch nicht mit Floppy Disks arbeiten.
 
Worüber sprechen wir nun? Ein professionell geführtes Archiv kann doch nicht mit Floppy Disks arbeiten.
Öffentliche Archive übernehmen Datenträger von Behörden. Akten, die nicht mehr in Benutzung sind. Manche müssen sie zwingend behalten, bei anderen müssen sie überlegen, wie viele sie archivieren und wie viele sie kassieren. Es ist zunächst also das zu übernehmen, was von der jeweiligen Behörde kommt. Das sind dann meistens CDs. CDs sind aber eben nicht ewig lesbar. Und in die Cloud laden geht auch nicht (Datenverlust, Archivrecht). Jetzt kann der Kram aber auch nicht ausgedruckt werden. Man will ja Regelmeter sparen.
Die Behörden machen sich nicht viel Gedanken darüber, wie das Archiv mit ihren Datenträgern am Ende umgeht, die benötigen die Akten für ein paar Jahre und wenn die Akte geschlossen ist, wird sie halt übergeben. Die Daten müssen verlustfrei migriert werden und zwar so, dass sie auch in 20, 50 und 112 Jahren noch unverändert und auch lesbar sind.
 
Worüber sprechen wir nun?
Über Deine unrealistrischen Vorstellungen des gesamtgesellschaftlichen Archivwesens?

Die Bibliothek in Alexandria war ein Staatsarchiv, zumindest ein staatlich finanziertes und hoch organisiertes Institut. In Berlin 1945 sind neben den direkten Kriegseinwirkungen Schäden durch die zusammengebrochene Administration entstanden. Manche Bücherkiste ist nicht zerstört worden, ging aber dadurch verloren, dass keiner mehr wusste wohin sie evakuiert wurde. In Russland ist einiges im Bürgerkrieg verloren gegangen. Viel Wissen wird heute von nicht direkt vom Staat, aber von Institutionen mit Geld vom Staat archiviert. Trump hat der NASA das Budget kräftig zusammen gestrichen. Kannst Du jetzt sicher ausschließen, dass dadurch nicht bereits etwas Wissen verloren ging?

Und so weiter und so fort...
 
Kannst Du jetzt sicher ausschließen, dass dadurch nicht bereits etwas Wissen verloren ging?

Das größte Problem in der digitalen "Cloud"-lösung sehe ich tatsächlich in bewussten Manipulationen.
Bei mittelalterlichen Urkunden musste man sich wenigstens noch etwas Mühe geben.

Was machen wir denn, wenn morgen Trump einen gültigen Kaufvertrag über Grönland vorlegt ?
Die Chance, die Echtheit zu beweisen bzw. zu widerlegen ginge bei digitaler Speicherung gegen null.

Weitere Probleme sind die immensen Kosten
Aber wir haben doch als Thema Staatsarchive
Klar, Staatsarchive verfügen natürlich über unbegrenzte Finanzmittel.
 
Es ist zunächst also das zu übernehmen, was von der jeweiligen Behörde kommt. Das sind dann meistens CDs. CDs sind aber eben nicht ewig lesbar. Und in die Cloud laden geht auch nicht (Datenverlust, Archivrecht). Jetzt kann der Kram aber auch nicht ausgedruckt werden. Man will ja Regelmeter sparen.

Ich bin mir nicht sicher ob wir hier von der Realität im Jahr 2019 sprechen oder von etwas dass sie sich ausdenken.
Wenn die Vorgänge an staatlichen Archiven so haarsträubend sind wie sie sagen dann hätte das nach meinem Dafürhalten mit professioneller Datenverarbeitung im 21. Jahrhundert nichts zu tun und würde mich ein Stück weit erschrecken. Es wäre auch mit rechtlichen Vorgaben oder der Vorhaltepflicht meines Erachtens nicht vereinbar, wenn dort Daten für 112 Jahre auf CDs gelagert werden sollen. Da sollte dann vielleicht mal jemand klagen.

Digitale Daten können heute durchaus sicher gelagert und redundant gemacht werden. Ich bleibe auch dabei dass dies ein Fortschritt zu früheren Zeiten ist , sowohl was die Haltbarmachung , die Verbreitung, als auch was Sicherheit und Zugriff angeht- wenn sie entsprechend professionell gehandhabt werden. Dazu gehören natürlich Know-How und Budgetierung. Wenn der Staat Gesetze erlässt, die Behörden verpflichten Daten digital vorzuhalten, muss er selbstverständlich auch das entsprechende Budget und Know-How zur Verfügung stellen, damit die Behörden dieser Pflicht nachkommen können. Ich gehe auch davon aus dass eine Behörde in irgend einer Form ISO zertifiziert ist und regelmässigen Kontrollen unterliegt.
 
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