Armee der Normannen

Paullus

Mitglied
Kann ir jemand alles über die Normannen sagen, über ihre Kavallerie und waren ihre Fußsoldaten Berufssoldaten oder gab es dort auch eine Bauernmiliz
 
Zum Einstieg ganz gut: Das Lehnswesen in England
Kurz umrissen hatten sich die Normannen seit der Landnahme von 911 - deswegen heißt das Gebiet noch heute Normandie - den kontinentalen Prinzipien angepaßt bzw. diese übernommen. Sie christianisierten und romanisierten sich ja bekanntlich auch...
 
das weiß ich aber kannst mir sagen wie die armee aufgebaut war

Die grundsätzliche Entwicklung steht doch in dem verlinkten Text:
Das Lehenswesen in England schrieb:
Eine der bedeutendsten Neuerungen, die Wilhelm der Eroberer in England einführte war das kontinentale Lehnswesen. Entstanden ist dieses neue Rechtssystem aufgrund einer militärischen Modifikation. Die großen Heere von Fußkämpfern wurde zunehmend durch Ritter ersetzt. Während sich in Europa das neue System bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts weitgehend durchgesetzt hatte, hielt man in England an der traditionellen Kampfweise fest. In der Schlacht von Hastings (1066) trafen Wilhelms gepanzerte Ritter auf die zu Fuß kämpfenden Volksaufgebote (fyrd) von Harold. Die spezialisierten Berufskrieger, die vom Pferd herab kämpften, besiegten das angelsächsische Heer.
Von Das Lehnswesen in England

Im erklärenden Kurzabriß:
Ursprünglich setzte man in sämtlichen (west-)europäischen Königreichen auf zu Fuß kämpfende Volksheere, ehe diese - ab dem 8. Jh. im Frankenreich beginnend - durch berittene Berufskrieger (Panzerreiterei, später Ritter und Sergenten) verdrängt wurden.
Dies galt auch für die Normannen: als Lehensnehmer der westfränkischen (französischen) Krone integrierten sie sich ab dem 10. Jh. ins kontinentaleuropäische Reichsgefüge; und so hatte sich auch bei ihnen bis zur Mitte des 11. Jh. diese Schicht berittener Berufskrieger durchgesetzt (im Gegensatz zu den Angelsachsen, auf welche sie 1066 bei Hastings trafen).

Ich verstehe offen gestanden nicht, was daran unklar sein soll... :fs:
 
danke ich hätte nur noch eine frage wie war es mit den fußsoldaten und bogenschützen bei den Normannen waren diese Berufskrieger oder Bauern
 
... wie war es mit den fußsoldaten und bogenschützen bei den Normannen waren diese Berufskrieger oder Bauern

Ich versuche es auch hier einmal in einem kurzen Abriß...

Mit der Landnahme in der Normandie endet die Wikingerzeit der Normannen - hierbei meine ich jetzt mit dem Begriff die später romanisierten Normannen und nicht die Nordgermanen allgemein. Wie sich dies auf den Aufbau und den Charakter ihrer Heere auswirkte, wissen wir ja bereits (vgl. bisherige Beiträge).
Es war nun aber ab dem frühen 10. Jh. nicht so, daß "plötzlich" nur noch berittene Berufskrieger im Heeresverband vorzufinden waren, denn das war ja auch bei den Franken nicht so gewesen (wo es nach wie vor auch einfache Kämpfer zu Fuß gab) und auch in späteren Zeiten bei den europäischen Ritterheeren nicht.
Wie sah es nun mit dem Status dieser Kämpfer zu Fuß bei den Normannen ab dem 10. Jh. aus? Vereinfacht ausgedrückt war es eine Sache des Vermögens und/oder des Standes, d.h., ob und inwieweit sich ein solcher Berufskrieger mit Waffen, Rüstung und Pferd ausstatten konnte bzw. ob und inwieweit er entsprechend ausgestattet werden konnte. Sprich: auch Kämpfer zu Fuß bei den Normannen waren i.d.S. eher Berufskrieger als Bauern, denn sie wurden entsprechend dafür besoldet (Dies aber bitte nicht mit späteren Söldnern/Landsknechten oder Soldaten stehender Heere u. dgl. verwechseln!), daß sei am Heerbann teilnahmen und kämpften.
Dies ist jetzt allerdings eine sehr vereinfachte Abhandlung, denn auch ein solch langgedienter Fußkämpfer konnte im Laufe der Zeit bspw. über eine vergleichsweise qualitativ hochwertige Ausrüstung verfügen etc.

Anm. noch zu den Bogenschützen: wie bei anderen westeuropäischen Völkern - incl. Angelsachsen - dürfen wir uns auch bei den Normannen die Bogenschützen keinesfalls im Sinne der späteren englischen Langbogenschützen vorstellen, sondern als Kämpfer zu Fuß mit eher "einfachen" Bögen (später dann wurden sie im normanno-französischen England zu Armbrustschützen und als solche "berühmt", ehe sie gegen Ende des 13. Jh. von den erwähnten Langbogenschützen abgelöst wurden - dies als ergänzende Information zum Thema).
 
Pferde: Man sollte sich den Aufwand dafür genauso vorstellen wie heute.. Nur ein einziger meiner Bekannten unterhält für seine Tochter ein Reitpferd.. das geht einfach ins Geld. Auch ein simples Arbeitspferd ist im MA eher mit einem Traktor oder einem Lastwagen vergleichbar.
Außer dem trainierten Streitross brauchte eine "Ritter" eine Packpferd, mit aufkommender Rüstung auch einen (ebenfalls berittenen) Knappen. Diese ganze "Ritter-Einheit" wird nicht umsonst mit einem modernen "Tank" verglichen, einschließlich der (relativen) Kosten...
 
Exakt; wiewohl ich einen Punkt sogar noch verschärfen möchte.

Auch ein simples Arbeitspferd ist im MA eher mit einem Traktor oder einem Lastwagen vergleichbar.

Hierzu beachte man vor allem, daß bis Ende des 12. Jh. noch der Zugochse als Arbeitstier vorherrschte und dessen Ablösung durch das Pferd als Arbeitstier gerade erst begann.
 
auch Kämpfer zu Fuß bei den Normannen waren i.d.S. eher Berufskrieger als Bauern, denn sie wurden entsprechend dafür besoldet (Dies aber bitte nicht mit späteren Söldnern/Landsknechten oder Soldaten stehender Heere u. dgl. verwechseln!), daß sei am Heerbann teilnahmen und kämpften.


Wie soll ich es mir vorstellen
 
Wie soll ich es mir vorstellen
Als Lohnausfallersatzleistung :D

Oder man beschreibt es vereinfacht und zugegebenermaßen unwissenschaftlich bzw. populärwissenschaftlich etwa wie folgt: Du stellst Dir vor, daß Deine Arbeit bzw. Tätigkeit - neudeutsch: Dein Job - darin besteht, für Deinen Herrn (z.B. Herzog, König o. dgl. - wir sprechen ja von einer Gesellschaft mit Adel und Monarchie an der Spitze) mit Deiner Kampfkraft incl. dafür notwendiger Ausrüstung und Waffen zur Verfügung zu stehen, wenn er sich mit seinem Nachbarn nicht verträgt und es zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt.
Dafür, daß Du dies tust bzw. stets bereit bist, dies zu tun, hast Du zunächst einmal den Schutz durch Deinen Herrn, falls Dir einmal jemand anderes an Besitz und Eigentum bzw. sogar Leib und Leben will. Zusätzlich aber zeigt sich Dein Herr auch insofern dafür erkenntlich, daß Du für ihn kämpfst und dabei Deine Gesundheit bzw. Dein eigenes Leben aufs Spiel setzt, indem Du bspw. einen Teil gemachter Beute - und das ist bis weit ins Hochmittelalter hinein oftmals eben kein Geld, sondern z.B. wertvolle Gegenstände oder auch Ländereien u. dgl. - bekommst. Faktisch ist dies eine Art Aufwandsentschädigung, da die Unterhaltung Deiner Ausrüstung und Waffen (bei Berittenen kommen wie erwähnt die diesbezüglich relativ teuren Pferde hinzu) beständig Kosten verursacht und Du auch Proviant u.ä. bereits im Voraus zum Heerbann selbst mitzubringen hast.
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch eine Frage wenn diese Berufssoldaten waren nehme ich an, dass sie keine richtige Arbeit hatten und deshalb, gab es stätten wo sie trainierten wenn ja wie lang haben sie trainiert in wieviel tage im jahr ca.
 
... wenn diese Berufssoldaten waren nehme ich an, dass sie keine richtige Arbeit hatten...

Diese Annahme ist falsch: noch unter den Rittern und Ministerialen gab es bis ins Hochmittelalter hinein solche, die ihren Hof noch selbst bewirtschafteten. Und selbst wenn Berufskrieger (Bitte nicht Soldaten, denn Sold erhielten sie i.d.S. nicht!) das Bewirtschaften des Hofes nicht mehr selbst vornahmen, so hatten sie noch immer die verantwortungsvolle Tätigkeit des Verwaltens - heute würden wir sagen: das Management. Eine "richtige" Arbeit hatten sie also auch jenseits des Kämpfens schon.
Anm.: Wie ich zudem bereits ausführte, mußte auch die eigene Ausrüstung recht sorgfältig unterhalten werden (Pflege und ggf. Reparaturen oder Ersatz); und auch dies ist Arbeit...

... und deshalb, gab es stätten wo sie trainierten wenn ja wie lang haben sie trainiert in wieviel tage im jahr ca. ...

Sie trainierten zuhause - sprich: auf dem eigenen Grund und Boden bzw. in der näheren Umgebung - und taten das dabei durchaus auch mehrmals in der Woche (hierfür waren Jagd, Reitübungen und Wettkämpfe - später dann die ritterlichen Turniere - gute Möglichkeiten, "trocken" zu üben). Statistische Erhebungen gibt es dazu jedoch nicht, zumal dies auch von Fall zu Fall unterschiedlich war (eine Art festen Dienstplan bzgl. Waffenübungen u.ä. finden wir so erst bei den Ritterorden ab dem Hochmittelalter).
 
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