Aufgaben einer Königin, bitte um Beispiel

Legion MD

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Guten Tag :winke:

Wir haben die Aufgabe bekommen, uns eine Königin aus der Zeit 900-1200 auszusuchen und deren Aufgaben zu schildern.

Nur finde ich da irgendwie nichts wirklich Neues. Die üblichen Aufgaben sind ja religiöse, geistliche Erziehung der Nachkommen, gebären eines Nachfolgers usw. usf.

Kennt ihr eine Königin, bei der klar ist, welche Aufgaben sie jetzt genau hatte, auch fernab vom Üblichen? Ok, klingt vielleicht verwirrend, aber vlt. verstehts ja einer ;)

Grüße
 
Naja, die Aufgaben einer Königin hast du ja nun seeeeehr allgemein umrissen. Natürlich war ihr Hauptauftrag, einen männlichen Nachkommen zu gebären, der die Thronfolge absicherte. Schon im Frühmittelalter stand fest, dass die Königin mit einer der wichtigsten Dreh- und Angelpunkte des Hofes war. Laut Agobart von Lyon (gest. 840) war sie die adiutrix in regimine (Helferin in der Regierung) und zudem auch Haushaltsleiterin des Palastes, sie übernahm quasi die Aufgaben, die auch eine Hausfrau heute hat, etwa dafür zu sorgen, dass genügend Vorräte und Kleidung vorhanden waren, zudem überwachte sie die Einkünfte des Hofes. Ihr zur Seite stand der Kämmerer. Sie nahm dem Herrscher sogesehen die Sorgen um den Haushalt ab, damit er sich u ganz allein um die Regierung kümmern konnte. Zudem war die Königin auch für die Memoria, d.h. das Totengedächtnis der Familie zuständig, und dies taten sie in Form von Klöstergründungen, da die Mönche oder Nonnen dann damit beauftragt wurden, für das Seelenheil der Verstorbenen zu beten.
Wichtig war vor allem auch die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Regierung ihres Mannes, was vor allem in Form von Petitionen und Interventionen in den Urkunden, die er ausstellte. Es gab aber durchaus auch Königinnen, die selbst urkundeten und siegelten, vor allem, wenn es um ihre eigenen Besitztümer ging. Außerdem stand sie auch außerhalb der Interventionen ihrem Mann beratend zur Seite. Zudem war sie auch bei Synoden oder Reichstagen, an denen auch ihr Mann teilnahm, mit anwesend, vor allem um ihrer Repräsentationspflicht nachzukommen.

Dies sind, sehr allgemein gefasst, die Aufgaben einer Königin. Wenn du weitergehende Informationen haben möchtest, kannst du diese Literatur zu Rate ziehen:

Wolfgang Kowalski: Die deutschen Königinnen und Kaiserinnen von Konrad III. bis zum Ende des Interregnums. Weimar 1913 (ist schon etwas älter, ist aber durchaus noch zu gebrauchen)

Amalie Fößel: Die Königin im mittelalterlichen Reich. Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume. Darmstadt 2000. (sehr schöne, zusammenfassende Dissertation)

Franz-Reiner Erkens: Die Frau als Herrscherin in ottonisch-frühsalischer Zeit. In: Anton von Euw, Peter Schreiner (Hg.): Kaiserin Theophanu. Begegnung des Ostens und des Westens um die Wende des Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin. Band II. Köln 1991. S. 245-259.

Als Königinnen, die "jenseits des Üblichen" agierten, sehe ich als solche an, die Regentschaften für minderjährige Söhne führten oder selbst aus eigenem Recht regierten. Man kann dazu etliche Königinnen aufzählen. Ich habe mich in meiner Bachelor-Arbeit mit dreien beschäftigt, nämlich:

Theophanu (HRR) ? Wikipedia

Agnes von Poitou ? Wikipedia

und

Konstanze von Sizilien ? Wikipedia

Weitere interessante Frauen sind zum Beispiel

Brunichild ? Wikipedia

Fredegunde ? Wikipedia

Mathilde von Tuszien ? Wikipedia (sie ist zwar keine Königin, aber trotzdem eine sehr interessante Persönlichkeit)

Eleonore von Aquitanien ? Wikipedia

Isabelle de France (? 1358) ? Wikipedia

Matilda (England) ? Wikipedia

Das soll nun eine grobe Auswahl sein, natürlich gäbe es noch viel mehr zu sagen und mehr Beispiele zu nennen.
 
Das soll nun eine grobe Auswahl sein, natürlich gäbe es noch viel mehr zu sagen und mehr Beispiele zu nennen.

Z. B. Blanka von Kastilien, Ehefrau von Ludwig VIII. von Frankreich und Mutter von Ludwig IX. dem Heiligen und Karl von Anjou. Sie war die erste weibliche Regentin von Frankreich, für ihren unmündigen Sohn, verteidigte die Krongewalt gegenüber dem Feudaladel und beendete den Albigenserkreuzzug diplomatisch. Eine der bemerkenswertesten Frauengestallten des 13. Jahrhunderts.

Blanka von Kastilien ? Wikipedia
 
Danke für die ausführliche Schilderung :)

Nun noch eine Frage. Im Referat muss ich mich mit der sich verändernden Rolle der Königin am Beispiel der Kaiserin Agnes beschäftigen.
Nur, inwiefern verändert sich die Rolle der Königin/Kaiserin denn?
Die Regentschaftsübernahme (z.B. durch Agnes) war ja nur temporär, sprich das taten nun nicht alle Königinnen nach ihr auch.. Um die Memoria kümmerte sich Agnes ebenfalls, solche Aufgaben wurden also weiterhin wahrgenommen.

Ist damit vielleicht der Machtverfall der Monarchie gemeint (Verlust der Zentralgewalt über Herzogtümer, Scheitern des eingesetzten Gegenpapstes, Schwinden des Einflusses auf Papstwahl etc.) ? Vielleicht weiß ja einer von euch, was so exemplarisch für die sich verändernde Rolle der Königin/Kaiserin am Beispiele Agnes' ist?
 
Ich bin wahrscheinlich zu doof, den Edit-Button zu finden....

Jedenfalls kann ich mir die Frage inzwischen selbst beantworten. Die Mitherrschaft der Königin im frühen MA war nicht besonders ausgeprägt, das änderte sich dann jedoch, wie z.B. an Agnes zu sehen war, und Richenza von Northeim bildete den letzten Höhepunkt.
 
Die Mitherrschaft der Königin im frühen MA war nicht besonders ausgeprägt, das änderte sich dann jedoch, wie z.B. an Agnes zu sehen war, und Richenza von Northeim bildete den letzten Höhepunkt.

Hm, aber meines Wissens gab es sehwohl auch im Frühen Mittelalter Königinnen, die auch an der Herrschaft ihres Mannes mitwirkten. Das beweist vor allem der Titel der consors regni, also der Gleichberechtigten in der Regierung. Dieser Titel taucht das erste Mal im Jahr 848 für die Frau von Lothar I., Irmingard, auf, sowie 866 für die Frau von Ludwig II., Engelberga. Zunächst tauchte der Titel vor allem im italienischen Königtum auf, als dan Otto I. Adelheid, die Witwe des italienischen Königs Lothar II., geheiratet hatte, ging er auch auf das ostfränkische Königtum über. Dieser Titel hielt sich das gesamte Frühe Mittelalter bis ins 12./13. Jh. für die Königinnen. Das ganze fand seine Steigerung noch bei Theophanu, der Frau von Otto II., die als coimperatrix, also Mitkaiserin, bezeichnet wird. Man kann also nicht sagen, dass die Königin im Frühen Mittelalter keine Macht hatte.
Zu diesem Thema kannst duch auch in der von mir genannten Literatur lesen.
 
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