Auftakt zum Untergang k.u.k.Monarchie (Südtiroloffensive 1917)

Turgot

Aktives Mitglied
In Österreich-Ungarn verfolgte man die Pläne, auch nach dem Scheitern von 1916, einer entscheidenen Offensive gegen Italien weiter. Im Herbst 1917 beganngen die Vorbereitungen. Italien sollte, diesmal mit Unterstützung des Deutschen Reiches, den finalen Schlage vor Landung der amerikanischen Truppen erhalten.

Nur, hat man ein paar sehr bedeutende Fakten während der Planung möglicherweise nicht in ihrer vollen Tragweite Rechung getragen. Der zuständige Eisenbahnreferent legt ein paar nakte Zahlen auf dem Tisch, die eigentlich hätten Konsequenzen zeitigen müssen.

Es standen n jener Zeit noch 105.000 restlos überbeanspruchte gedeckte Güterwaggons und 170.000 ungedeckte zur Verfügung. Für den Aufmarch würden von den gedeckten Güterwaggons ca. 60-70% und von den ungedeckten ca. 40 % in Anspruch genommen werden. Auch mit den lokomotiven sah es nicht gerade rosig aus. Die Reparaturquote lage aufgrund des starken Verschleisses bei fast 40 %.

Durch diese erebliche Inanspruchnahme würde aber der zivile Gütverkehr, als beispielsweise die ungeheuer wichtigen Nahrungsmitteltranporte oder Heizmatieral, erheblich eingeschränkt. Die Menschen der k.u.k. Monarchie litten zu jenem Zeitpunkt genau wie die im Deutschen Reich Hunger; sie war für die Menschen teilweise, je nach Örtlichkeit, nicht mehr erträglich. Wenn der Aufmarsch beendet ist, würde aber die Beanspruch fortdauern, da die Front fortlaufend mit weiteren Truppen, Munition und diversen Versorgungsmaterial beliefert werden musste.

Das nicht zu lösende Problem war, das in der gleichen Zeit rund 600-800 Züge an kartoffeln in der Monarchie zu verteilen waren, woran angesichts militärischen Prioritäten nicht zu denken war.

Die Offensive selbt verlief sehr gut, denn es gelang der Durchbruch bei Flitsch und Tolmein und die Hoffnungen wuchsen in dem Himmel. Auch Italiens Verbündete wurden sehr nervös.

Unter dem Strich hatte man 294.000 italienische Soldaten gefangengenommen. Diese Menschen mussten über den Truppen der k.u.k. Monarchien und des Verbündeten hinaus, jetzt mit den knäpplichen Waggonmaterial nach Österreich-Ungarn abtransportiert werden. Des weiteren mussten diese Menschen auch ernährt werden. Militärisch wurde zwar ein bedeutender Sieg errungen, aber die Katastrophe nahm nun langsam aber sicher ihren Lauf.

Weiß jemand vielleicht, warum man das beträchtliche Risiko, ja fast schon Harakiri, sich trotzdem zu dieser Offensive entschlossen hat? Die Zahlen ware bekannt und die Folgen hätten sich die Verantwortlichen leicht und schnell vorstellen können müssen. Ich kann das nicht verstehen.
 
Weiß jemand vielleicht, warum man das beträchtliche Risiko, ja fast schon Harakiri, sich trotzdem zu dieser Offensive entschlossen hat? Die Zahlen ware bekannt und die Folgen hätten sich die Verantwortlichen leicht und schnell vorstellen können müssen. Ich kann das nicht verstehen.

Welches ist denn die Literaturquelle der bisherigen Darstellung - Rauchensteiner?
 
Habe ich dies doch glatt vegessen anzugeben.:red: Entschuldigung. Ja, die Quelle ist Manfried Rauchensteiner, Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg
 
Zuletzt bearbeitet:
Weiß jemand vielleicht, warum man das beträchtliche Risiko, ja fast schon Harakiri, sich trotzdem zu dieser Offensive entschlossen hat? Die Zahlen ware bekannt und die Folgen hätten sich die Verantwortlichen leicht und schnell vorstellen können müssen. Ich kann das nicht verstehen.

Mit Verweis auf das Generalstabswerk "Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914-1918" , Band VI, S. 493ff:

Die Entscheidung soll nach der 10. Isonzo-Schlacht Anfang August 1917 gefallen sein. Man befürchtete bei etwa 40 italienischen gegen 21 Divisionen der Mittelmächte, dass hier ein italienischer Durchbruch unmittelbar bevorstände.

Während der Diskussionen begann die 11. Isonzo-Schlacht, die die vorherige noch an Heftigkeit übertraf. Ein Kaiserlicher Besuch an der Front verstärkte die Befürchtungen. Wie 1916 wurden auch nun deutsche Verstärkungen eingeplant, die jedoch wegen des Vormarsches auf Riga nicht im angebotenen Umfang bereitgestellt werden konnten. Das Konzept für die österr. Offensive glich dem früheren: durch Umfassung die Isonzo-Front auszuhebeln, und die Bedrohung für Österreich-Ungarn "radikal zu beseitigen". Der ebenfalls diskutierte Frontalangriff am Isonzo wurde verworfen, da hierfür über 20 Divisionen hätten zugeführt werden müssen, die nicht vorhanden waren.

Der Hauptschlag sollte daher - neben Täuschungsangriffen in Tirol und Kärnten - aus der Richtung Tolmein-Flitsch erfolgen. Die Offensive wurde so Anfang Sep. 1917 beschlossen. Der Plan litt von Beginn an unter logistischen Problemen, da ein Heranführen der Reserven bis an die Front (in zwei Abschnitten) nicht über das Bahnnetz abzuwickeln war, und auch Straßen mit beansprucht wurden. Der Massen-Antransport (aus vorherigen Sammlungsräumen weit hinter der Front, unter Herauslösung und Heranführung einiger Divisionen aus West- und Ostfront) sollte wegen der Überraschung nicht vor dem 20.9.17 beginnen, obgleich allein für diesen Aufmarsch 30 Tage kalkuliert wurden (Angriffsbeginn -> 21.10.17).

Kalkuliert wurden 1900 komplette Eisenbahnzüge, rd. 64 pro Tag (plus 15-20 täglich für den sonstigen Bedarf im Abschnitt). Tatsächlich wurden rd. 2400 abgewickelt, mit rd. 100.000 waggons, einem Drittel der gesamten öst.-ungar. Kapazität (allein Laibach: täglich 120 Zugabfertigungen, und der Aufmarsch 1914 hatte für ganz Galizien etwa denselben Umfang!). Der Front zugeführt wurden auch rd. 2000 Geschütze und Minenwerfer, dazu 1 Million Granaten, was den Aufwand der Vorbereitung plakatiert. Das Gerneralstabswerk führt aus, dass dieser Aufmarsch im Ganzen trotz der Schwierigkeiten abgewickelt werden konnte.

Danach begann die Offensive.
 
Das Werk Österreich-Ungarns letzter Krieg scheint um einiger ergiebiger zu sein das von Rauchensteiner.

Findet sich in diesen umfänglichen Werk auch ein Hinweis, ob man sich des nicht zu verachtenden Risikos voll bewußt war? Denn im Prinzip hat man ja "nur" ein Pyrrhussieg errungen.

Auf jeden Fall erst einmal Dankeschön für die aufschlußreichen Informationen.
 
Sicher gibt es bestimmt mehr als ein Schlüsselereignis und auch bestimmt verschiedene Blickperspektiven.

Die von mir gewählte ist eine davon.:)
 
@Turgot: Habe in den "Rauchensteiner" zu diesem Thema reingelesen. Mir erscheint der Hinweis auf den Kriegseintritt der USA als Hintergrund plausibel und nicht unwichtig für das Timing und für den Umfang der Aktion.

Meine These wäre, je länger Kriege dauern und je weniger sie kalkulierbar zu einem Sieg führen, desto stärker ist die Bereitschaft der politisch militärischen Führung, alles auf eine Karte zu setzen und auf ein Wunder zu hoffen. Substantiell hoffte man wohl, die internen Probleme der Italiener (und Franzosen bzw. Briten) so zu verschärfen, dass aufgrund der beiderseitigen Ermattung ein Friedensschluss möglich ist.

Spielte zu diesem Zeitpunkt in Ö-U die Idee eines "Siegfriedens" noch eine Rolle?

Die Prämisse der außenpolitischen Annahmen bzw. militärischen Szenarien in dieser Periode läuft doch letzlich auf die Annahme hinaus, dass man aus einer Position der Stärke am erfolgreichsten verhandeln kann.

So ähnlich würde ich persönlich diese Aktion bewerten und sie mit "Michael" auf einer Linie sehen, ohne wirklich im einzelnen die österreichische Aktion beurteilen zu können. (obwohl ihr ja (Silesia, Turgot und Melchior) bereits hilfreiche Informationen bereitgestellt habt)
 
thanepower schrieb:
@Turgot: Habe in den "Rauchensteiner" zu diesem Thema reingelesen. Mir erscheint der Hinweis auf den Kriegseintritt der USA als Hintergrund plausibel und nicht unwichtig für das Timing und für den Umfang der Aktion

Ja, das sehe ich auch so. Habe ich auch in meiem Eingangspost erwähnt gehabt.:)

Nur Rauchensteiner thematisiert vollkommen berechtigt die Logistik und die sich daraus ergebenden Folgen, bleibt aber leider die Antwort schuldig, wie die k.u.k. Führung letzten Endes abgewogen und sich dann für die Offensive entschieden hat. Wir bekommen lediglich das Ergebnis, nicht aber den Weg dorthin, mitgeteilt. Und genau dies würde mich interessieren.
 
Interessant ist auch die Problematik um die k.u.k. Flotte, die schon zum Kriegsausbruch 1914 keine Aktionen über die Straße von Otranto wagte.

Im Sommer 1917 wurde es erstmals versucht die Blockade zu bekämpfen bzw. zu durchbrechen.
Für den Sommer 1918 plante man erneut im Flottenkommando eine Offensive zur See gegen die Blockade, allerdings nicht nur mit Kreuzern, sondern mit den österr.- ungar. Großkampfschiffen.
Dazu mussten die Schiffe ausgerüstet bzw. aufgerüstet werden, aber nicht nur mit Equipments/Kohle sondern auch mit Besatzungsmitgliedern. Dazu wurde auch im Vorfeld der Aktion das infrastrukturelle Netz stark belastet.

Kennt eigendlich jemand nähres über die Planung bzw. über die Operation, die doch stark an so ein Endszenario errinnert, wie der Operationsbefehl 19 der Hochseeflotte Okt 1918...
 
Nur Rauchensteiner thematisiert vollkommen berechtigt die Logistik und die sich daraus ergebenden Folgen, bleibt aber leider die Antwort schuldig, wie die k.u.k. Führung letzten Endes abgewogen und sich dann für die Offensive entschieden hat.

Soweit das sichtbar wird, wurde die Logistik nicht abgewogen, sondern stellte sich als Problem der Planung erst nach Entscheidung für die Offensive.

Da ursprünglich die "strategische Reserve" der Ostfront mit eingeplant war, dann aber wohl aufgrund des Vormarsches im Baltikum verweigert wurde, würde sich auch ein Zusammenhang mit der Ostfront (analog USA) logisch erschließen.

Den unmittelbare Anlass (das zeigt auch die Überlegung Monate nach dem Kriegseintritt der USA) würde ich mit der Isonzo-Schlacht als plausibel erläutert ansehen. Die Front war arg mitgenommen, was sich im August noch verschärfte. Die Befürchtung, dass ein Durchbruch kurz bevor steht, war nicht aus der Luft gegriffen. Bzgl. der Durchführung gab es zudem den Vorschlag des Frontalangriffs, der wegen unzureichender Kräfte verworfen wurde.
 
Soweit das sichtbar wird, wurde die Logistik nicht abgewogen, sondern stellte sich als Problem der Planung erst nach Entscheidung für die Offensive.

Wieso erinnert mich diese Formulierung so prägnant auch an "Barbarossa", vielleicht weil man einem systematischen - deutschen - militärischen Mechanismus auf der Spur ist, der auch für Ö-U galt? Ist also diese Vorgehensweis ein Einzelfall oder vielleicht ein typisches Problem?

Typischerweise läuft, so meine These, dieser Mechanismus in drei Phasen ab:

1. Phase: Es werden auf der politischen Ebne weitreichende Zielsetzungen definiert und an den Generalstab zur operativen Umsetzung weiter gegeben.

2. Phase: Der Generalstab definiert ebenso weitreichende operative Ziele, um den strategischen politischen Vorgaben gerecht zu werden. Keine wirklich Rolle bei diesen Vorgaben spielen explizit (bestenfalls implizit):
- logistische Überlegungen
- Beurteilung der Feindlage

weil dieses durch nachgelagerte Instanzen zu bearbeiten ist bzw. wird delegiert an Ib bzw. Ic.

3. Phase: Durch den Ib wird die logistische Anforderung an die Operation geprüft und entsprechende Anforderungen formuliert.

Der Ic liefert Informationen über die Zusammensetzung, Dislozierung etc. der gegnerischen Streitkräfte, die der Erwartungshaltung des Generalstabs meistens entsprechen, einfach weil man als junger G-Offizier nicht Widerspruch provozieren möchte.

In diesem Zusammenhang ist sicherlich der "vorauseilende Gehorsam" und die Frage der "kognitiven Dissonanz" eine nicht unwesentliche Rahmengröße, die dazu geführt hat, unrealistische operative Planungen, trotz gegenteiliger Informationen durch Ib und Ic, dennoch durchzuführen.

Das klassiche Denken des deutschen Generalstabs lief auf das Selbstverständnis hinaus, dass der operativen Freiheit bei der Ausarbeitung von Aktionen keine Zwänge auferlegt werden dürfen. Und so plante man dann auch munter drauflos.

Den nachgeordneten Stellen blieb nicht selten die Aufgabe, diesen Anforderungen nach besten Möglichkeiten gerecht zu werden. Und was entscheidend ist, es erfolgt keine eindeutige Rückkopplung zur operativen Planung, die auf eine Anpassung hinauslaufen würde, entsprechend der objektiv vorhandenen Situation!

Der Vorteil war zum einen, dass "kühne Operationen" ausgearbeitet wurden, die kurzfritig zu "blenden" Erfolgen führten, der Nachteil jedoch, dass sie aufgrund von mangelnder Logistik und Fehleinschätzungen der gegnerischen Streitkräfte am "durchschlagenden" Erfolg gehindert wurden. Es fehlte - neudeutsch - den Aktionen bzw. Planungen das Element der "Nachhaltigkeit".

Übrigens in deutlichem Gegensatz zu der amerikanischen Denkweise, bei der im Generalstab der zuständige Offizier für die operative Planung auf der gleichen hierarchischen Ebene stand wie sein für die Logistik zuständiger Kollege.

In diesem Sinne handelt es sich im politischen Sinne um eine Verzweiflungstat, die mit dem eingefahrenden Uhrwerk der Planungen des Generalstabs, einmal angestoßen, konsequent in die Tat umgesetzt wurden.
 
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noch ein Nachtrag:

als Grund für den Abbruch der Offensive in der in Aussicht genommenen Verteidigungsstellung gibt ÖULK VI übrigens auch an, dass in Oberitalien 12 britische und französische Divisionen angekommen seien (Versammlung Raum Brescia).

Obwohl diese in Reserve gehalten wurden, schätzte man die eigene Offensivkraft zur Fortführung des Angriffs nunmehr als zu schwach ein (italienische Reserven und Aushebungen waren ebenfalls im Antransport)

Die Briten wurden später bei Montello eingesetzt, die französischen Truppen im Raum Tomba-Monfenera.
 
Soweit das sichtbar wird, wurde die Logistik nicht abgewogen, sondern stellte sich als Problem der Planung erst nach Entscheidung für die Offensive.

Da ursprünglich die "strategische Reserve" der Ostfront mit eingeplant war, dann aber wohl aufgrund des Vormarsches im Baltikum verweigert wurde, würde sich auch ein Zusammenhang mit der Ostfront (analog USA) logisch erschließen.

Den unmittelbare Anlass (das zeigt auch die Überlegung Monate nach dem Kriegseintritt der USA) würde ich mit der Isonzo-Schlacht als plausibel erläutert ansehen. Die Front war arg mitgenommen, was sich im August noch verschärfte. Die Befürchtung, dass ein Durchbruch kurz bevor steht, war nicht aus der Luft gegriffen. Bzgl. der Durchführung gab es zudem den Vorschlag des Frontalangriffs, der wegen unzureichender Kräfte verworfen wurde.


Danke für die zahlreichen Infos. Fazit: Militärisch wurde durch den Erfolg die Lage stabilisiert und ganz allgemein gesprochen die militärische Gesamtsituation für ÖU verbessert. Im Inneren hingegen hat sich die Lage und Stimmung durch die katastrophale Ernäherungslage weiter verschlechtert. Es knirschte nunmehr schon bedenklich im Gebälk der Monarchie.
 
Was im Allgemeinen weniger bekannt ist, dass das "Wunder von Karfreit/Caporetto nicht zuletzt auch auf chemischen Kampfstoffen made in Germany basierte.

Im Allgemeinen verbindet man durchaus nicht zu Unrecht vor allem Ypern und die Flander Fields mit Giftgas. Es wurden dort im Frühjahr 1915 erstmals Chlorgas und im Sommer 1917 erste Versuche mit kombinierten Phosgengasgranaten (Grünkreuz) mit dem Maskenbrecher Clark (Blaukreuz) gemacht und bald darauf stand auch Gelbkreuz zur Verfügung, das unter den Briten verheerende Verluste anrichtete.

Die Soldaten brachten erkaltete Gaspartikel in die Unterstände, sie erlitten hohe
Verluste an Gaskranken. Während Senfgas wegen seiner langen Haltwertzeit als defensive Waffe diente, war Blau/Grünkreuz für offensive Zwecke vorgesehen.

1000 Gaswerfer feuerten eine Stunde auf die italienischen Gräben. Die Italiener waren nur unzulänglich auf einen Gasangriff vorbereitet. Das vergaste Gelände konnte ohne Widerstand besetzt werden.
 
Die Italiener waren nur unzulänglich auf einen Gasangriff vorbereitet.
Was insoweit als grobes Versäumnis bezeichnet werden muss, als der erste Gaseinsatz auf dem österreichisch-italienischen Kriegsschauplatz bereits 1916 bei Görz (Gorizia) seitens der Österreicher stattgefunden hatte. [1]

Vielleicht neigte man dazu, dass die Risiken des Gaseinsatzes [2] höher zu bewerten als die Erfolgsaussichten.


[1] Isonzo: the forgotten sacrifice of ... - Google Books
[2] ebd. bzw. S. 249. Ein Augenzeugenbericht (in Deutsch) findet sich unter Die Schlacht von Karfreit/Caporetto/Kobarid, der Einsatz des Giftgas nach Flitsch-Plezzo-Bovec, Zeugenaussage von Ivo Ivancic
 
Was insoweit als grobes Versäumnis bezeichnet werden muss, als der erste Gaseinsatz auf dem österreichisch-italienischen Kriegsschauplatz bereits 1916 bei Görz (Gorizia) seitens der Österreicher stattgefunden hatte. [1]

Vielleicht neigte man dazu, dass die Risiken des Gaseinsatzes [2] höher zu bewerten als die Erfolgsaussichten.


[1] Isonzo: the forgotten sacrifice of ... - Google Books
[2] ebd. bzw. S. 249. Ein Augenzeugenbericht (in Deutsch) findet sich unter Die Schlacht von Karfreit/Caporetto/Kobarid, der Einsatz des Giftgas nach Flitsch-Plezzo-Bovec, Zeugenaussage von Ivo Ivancic


Weißt du zufällig, ob die Österreicher Phosgengas aus deutscher produktion verwendeten?

Die chemische Kriegführung kostete auch die Deutschen menschenleben durch na ja, friendly fire, zumal die Schutzausrüstung 1915 noch rudimentär entwickelt war. Beim ersten Chlorgaseinsatz am Ypernbogen mussten die Deutschen tagelang auf günstigen Wind warten, ehe sie Chlorgas abbliesen. Die revanche der Alliierten erfolgte wenig später nahe Loos. Die ersten Gasmasken setzten sich in 1916 weitflächig durch, und wenn man sich Verlustlisten von 1915 und 1916 ansieht, so scheinen doch Gasmasken zumindest gegen Phosgengas doch einen gewissen Schutz garantiert haben, sofern die Truppen auf Gaskrieg vorbereitet wurden.

Die Franzosen gingen bald zu Gasgranaten über, was die Deutschen in der 1. Schlacht von Verdun mit der Grünkreuzmunition. bei einem deutschen Gasangriff vor Fleury nahe Verdun wurden, wenn ich mich recht entsinne mehr als 16.000 Grünkreuzgranaten verschossen, die auf französischer Seite aber nur ca 300 Gaskranke und 39 Tote verursachten, eine vergleichsweise geringe Zahl, wenn man sie mit den ca 5000 verwundeten im Frühjahr 1915 und annäherend ebensoviele 1917 bei der ersten Verwendung der Taktik der "bunten Räume" bzw. des Einsatzes von Lost, (Senfgas, gelbkreuz) in der Flandernschlacht vergleicht.
 
Militärisch wurde durch den Erfolg die Lage stabilisiert und ganz allgemein gesprochen die militärische Gesamtsituation für ÖU verbessert.

Dazu noch ein Nachsatz. Du hast oben die italienischen Verluste angegeben. Wenn man die Zufuhr von 12 alliierten Divisionen (etc. 150.000 Mann) und die zusätzlichen italienischen Mobilisierungen (ca. 400.000 Mann) berücksichtigt, ist militärisch eigentlich - bis auf die gewählte, günstigere Abwehrstellung - wenig erreicht worden.
 
Österreich-Ungarn musste ja die Offensive auch abbrechen, da an der Nordostfront die Brussilowoffensive losrach und zu Beginn für die Russen vielversprechend verlief. Es wurde also Truppen, ich habe jetzt keine Zahlen zur Hand, von der Südtirolfront herausgezogen. Auf der anderen Seite setzt ein Zustron der Truppen ein. Und die Verbesserung der Stellungen, die Italiener konnten lediglich die letzten Gebirgsstöcke vor dem Austritt in die Ebene bei Bassano und Thiene behaupten, ist doch zumndest ein Achtungserfolg.
 
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