Ausbreitung des Christentums im Orient

knallfrosch

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Welche Kräfte sorgten hauptsächlich für die Verbreitung des Christentums im Orient und wie viel Druck hat letztlich das Römische Reich auf die noch nicht christianisierte Bevölkerung ausgeübt? Wie haben Heiden und Juden unter einer christlichen Mehrheit gelebt?
 
Gab es vor Kaiser Konstantin (bis 306 n.C.)denn diese christliche Mehrheit?
Ausserdem: der Islam tauchte erst 622 auf. Die Hebräischen, Arabischen und sonstigen Völker hingen oft lokalen Kulten an, die nicht immer miteinander verbunden waren. Inwiefern der Orient christlich wurde ist schwer nachvollziehbar auf eine bestimmte Region bezogen, es ist aber auch davon auszugehen, dass die späteren Kreuzzüge um 1200 herum viel an Christianisierung im heiligen Land bewirkt haben.
 
Gab es vor Kaiser Konstantin (bis 306 n.C.)denn diese christliche Mehrheit?
Ausserdem: der Islam tauchte erst 622 auf. Die Hebräischen, Arabischen und sonstigen Völker hingen oft lokalen Kulten an, die nicht immer miteinander verbunden waren. Inwiefern der Orient christlich wurde ist schwer nachvollziehbar auf eine bestimmte Region bezogen, es ist aber auch davon auszugehen, dass die späteren Kreuzzüge um 1200 herum viel an Christianisierung im heiligen Land bewirkt haben.

Äh... nein. Das Christentum kommt nicht von Ungefähr aus dem Nahen Osten und hat eben dort seine frühesten Gemeinden. Der Nestorianismus, eine syrische Kirche, hat Missionstätigkeit bis nach Indien und China geleistet, so, dass Aramäisch, die Verkehrssprache des Nahen Osten vor der Islamisierung im Hochmittelalter selbst von chinesischen Mönchen verstanden wurde, natürlich christlichen. Es gab im Kreuzzugszeitalter natürlich Unierungen von Ostkirchen mit Rom, was einigermaßen paradox ist, da diese meist monophysitisch waren und damit in einem theologischen Gegensatz zu Rom standen, welches mit der griechisch-orthodoxen Kirche wegen viel geringerer theologischer Differenzen im Clinch lag. Manche Historiker sind der Meinung, dass die römisch-katholischen Christen sich dieser Differenzen (zu den Monophysiten) nicht bewusst waren und deshalb die Unierungen stattfinden konnten.
Die Muslime aber wussten sehr wohl zwischen Ostchristen, mit denen sie seit Jahrhunderten in Nachbarschaft lebten, und Westchristen zu unterscheiden.
 
Bei der Frage nach den Kräften kann man auch auf die hoch entwickelten und auf langen Taditionen basierenden urbanen Strukturen im Osten des Römischen Reiches verweisen sowie auf die infrastrukturelle Vernetzung zwischen den Orten. Syrien war eine der am dichtesten bevölkerten provinzen des Reiches. Auf der anderen Seite hielten sich dort auch lange Traditionsinseln, wo die paganen Kulte lange verteidigt wurden.
 
Gab es nicht zurzeit der Kreuzzüge auch vereinzelte verbreitung des Christlichen glaubens im Orient? Wenn ja, blieb dieser Einfluss Erfoglreich?:fs:
 
Es gab bereits vor den Kreuzzügen viele Christen im Orient, und darüber hinaus, entgegen vierler Annahmen waren die Moslems, bis zu den Kreuzzügen und in vielen Gebieten auch darüber hinaus mit anderen Konfessionen sehr viel toleranter als man dies in Europa war. In Nordafrika und dem Orient gibt es jetzt noch einige der ältesten christlichen Gemeinden.
 
Es gab bereits vor den Kreuzzügen viele Christen im Orient, und darüber hinaus, entgegen vierler Annahmen waren die Moslems, bis zu den Kreuzzügen und in vielen Gebieten auch darüber hinaus mit anderen Konfessionen sehr viel toleranter als man dies in Europa war. In Nordafrika und dem Orient gibt es jetzt noch einige der ältesten christlichen Gemeinden.


Was aber auch daran liegen kann das es in Europa keine Moslems gab und der Islam sich in christlichen Gebieten ausbreitete.

Auch die Kreuzfahrerstaaten duldeten andere Religionen ähnlich wie die islamischen Staaten.
 
Sizilien? Teils Venedig und Spanien? Hier gab es Gebiete in denen, abgesehen von den meist kriegerischen Auseinandersetzungen in Spanien, Christen und Moslems Größtenteils friedlich nebeneinander lebten, nur hatten Moslems es in christlichen Herrschaftsgebieten eher schwer.

Man muss ja auch nicht nur von Moslems sprechen. Wenn man sich die Behandlung der Juden ansieht wird der Sachverhalt ebenfalls deutlich. Juden wurden in Europa zwar nicht immer verfolgt und den Herrschern lag i.d.R. viel daran Juden "anzulocken" und Verfolgungen möglichst einzudämmen, aber unter den Moslems hatten sie vergleichbare Probleme nicht unbedingt.
 
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Gab es nicht zurzeit der Kreuzzüge auch vereinzelte verbreitung des Christlichen glaubens im Orient? Wenn ja, blieb dieser Einfluss Erfoglreich?:fs:

Zunächst muss man festhalten, dass weite Teile Vorderasiens - besonders die zu Byzanz zählenden Gebiete - spätestens im 5. Jahrhundert flächendeckend christianisiert waren. Insbesondere also neben Kleinasien Armenien, Syrien, Palästina, Ägypten und große Teile des Iraks (Assyrische Kirche des Ostens bzw. Nestorianer). Die Bevölkerung zählte im allgemeinen zur orthodoxen Ostkirche, teilweise auch zu den altorientalischen Kirchen, unter denen man jene versteht, die sich nach dem Konzil von Ephesus im Jahr 431 oder nach dem Konzil von Chalcedon 451 von der römischen Reichskirche getrennt hatten. Zu den altorientalischen Kirchen gehören z.B. die Armenisch-Apostolische Kirche, die Koptische Kirche, die Assyrische Kirche des Ostens oder die Syrisch-Orthodoxe Kirche.

Als Vorderasien im 7. Jh. unter muslimische Herrschaft geriet (ausgenommen Kleinasien), konvertierte der größte Teil der christlichen Bevölkerung im Lauf der Zeit zum Islam. Allerdings überlebten die ostchristlichen Kirchen die islamische Expansion - wenn auch in kleinem Rahmen -, da sie gemäß der Scharia religiösen Schutz in den muslimischen Staaten genossen. Und so gibt es bis heute ein Ostchristentum, das allerdings in einigen Staaten wie dem Irak schweren Verfolgungen ausgeseetzt ist, in anderen wie Ägypten mit den christlichen Kopten unter Repressionen seitens des Staates oder der muslimischen Bevölkerung zu leiden hat. Die Maronitische Kirche im Libanon, zu der heute rund 6 Millionen Christen zählen, entstand im 7. Jh. durch Abspaltung von der Syrisch-Orthodoxen Kirche.
 
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Gab es nicht zurzeit der Kreuzzüge auch vereinzelte verbreitung des Christlichen glaubens im Orient? Wenn ja, blieb dieser Einfluss Erfoglreich?
Ergänzen möchte ich noch, dass es - neben den schon von El Quijote erwähnten Unierungen mit einigen Ostkirchen - auch Versuche gab, die lateinische Kirche, also die direkt dem Papst unterstehende Kirche, auch im Orient zu verbreiten und die anderen christlichen Kirchen zurückzudrängen. Vor allem versuchte man, auch in diesen Gebieten eine lateinische Kirchenorganisation aufzubauen. Z. B. wurde in Jerusalem nach seiner Eroberung im 1. Kreuzzug ein "Lateinischer Patriarch" eingesetzt. (Jerusalem war schließlich seit der Antike Sitz eines Patriarchen, aber die Kirchenspaltungen hatten dazu geführt, dass der Kirche in Rom die östlichen Patriarchate abhanden gekommen waren.) Dieses Lateinische Patriarchat von Jerusalem besteht bis heute - was zu der paradoxen Situation führt, dass es in Jerusalem mehrere Patriarchen verschiedener christlicher Kirchen gibt, nämlich neben dem lateinischen auch noch einen orthodoxen, einen armenisch-apostolischen und einen melkitisch griechisch-katholischen, wobei letzterer mit der lateinischen Kirche uniert ist.
Auch in den anderen östlichen Patriarchaten wurden im Zuge der Kreuzzüge lateinische Patriarchen eingesetzt, nämlich am 1. Kreuzzug nach der Eroberung der Stadt in Antiochia und am 4. Kreuzzug in Konstantinopel, später dann auch noch, allerdings ohne die Stadt zu kontrollieren (sodass das lateinische Patriarchat vorwiegend symbolische Bedeutung hatte), in Alexandria. Nach dem Verlust von Konstantinopel und Antiochia an die Byzantiner bzw. die Mameluken konnten die dortigen lateinischen Patriarchen aber auch nicht mehr in den Städten residieren, es waren also bloß noch Titel. Die lateinischen Patriarchate in Konstantinopel, Antiochia und Alexandria wurden in den 60er Jahren des 20. Jhdts. wieder abgeschafft. Der lateinische Patriarch von Jerusalem verkam nach dem Verlust der Stadt auch zu einem reinen Titel, aber seit dem 19. Jhdt. residiert er wieder tatsächlich in Jerusalem.
 
Ich nehme an - zumindest habe ich ihn so verstanden -, dass afkpu nicht die Stadt Venedig meint, sondern die zwischen der Handelsmacht und dem osmanischen Reich umkämpften Inseln und Städte in Adria und Ägäis meint.
 
Danke ElQ.

Aber ja das habe ich gemeint, wobei ich auch schon etwas über Gesandte muslimischer Reiche in Venedig gehört habe, wobei diese "Population" dann eher verschwindend klein gewesen sein dürfte.
 
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