Ausgestorbene Tierarten in Historischer Zeit - Eine Chronologie

Andachtsjodler

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Sinn des Threads ist es, eine Liste der in historischer Zeit ausgestorbenen Tierarten anzulegen und diese bei Bedarf zu erweitern. Historische Zeit in diesem Kontext soll bedeuten, dass über die Existenz dieser Tiere glaubhafte Aufzeichnungen, Photographien oder wohlmöglich sogar noch Präparate vorliegen.


1627: Der letzte Auerochse bzw. das letzte bekannte Ur-Rind wird in Polen erlegt. Der wildlebende Auerochse gilt allgemein als Urform der später domestizierten Haus- und Nutzrinder. Aktuell exisitieren Pläne und Projekte, dem Ur ähnliche Rinder durch Rückzüchtung wiederzubeleben. Eine Population dieser rückgezüchteten Tiere lebt momentan im nördlichen Ostdeutschland.


1681-1690: Die letzte Dronte, auch unter dem Namen Dodo bekannt, stirbt. Der auf Mauritius und Reunion heimische, flugunfähige Vogel wurde vemrutlich primär durch von europäischen Seefahrern mitgebrachte Tiere wie Schweine, Hunde und unwillentlich auch Ratten, also nesträubernde Arten, ausgerottet. Menschlicherseits galt der wehrlose Vogel als kulinarisch eher uninteressant, wurde Zwecks der Frischfleischgewinnung und seiner Schwerfälligkeit aber trotzdem bejagt.


1914: Nachdem die Wildform vermutlich bereits 1896 ausgerottet wurde, starb im Zoo von Cincinatti die letzte Wandertaube, ein auf den Namen Martha getauftes Tier, im Alter von 29 Jahren. Der Fall der Wandertaube demonstriert die primäre Demizierung einer Spezies allein durch menschliche Bejagung. Interessanterweise handelte es sich bei der Wandertaube ursprünglich um alles andere als eine bedrohte Tierart, so wies eine einzige Population/Schwarm vor der Bejagungs-Katastrophe oftmals weit mehr als eine Million Tiere auf. Heute erinnern nur noch erhaltene ausgestopfte Wandertauben an die Schwärme, die einst den Nordosten der USA und Kanada bis hin zum Golf durchreisten.


1936: In Tasmanien erlassene Schutzregelungen- und die Errichtung von Shutzgebieten zum Erhalt des Beutelwolfes erfolgten zu einer Zeit, in der die Wildform dieses Raubbeutlers vermutlich bereits ausgestorben war. Der Ruf als Viehräuber, der dem größten damals in Tasmaninen lebenden Beuteltier-Carnivoren zu Unrecht anhaftete, hatte in der Vergangenheit zu Abschussprämien und starker Bejagung geführt. Im gleichen Jahr verstarb in Gefangenschaft das letzte bekannte Lebende Exemplar. Neben Präparaten und Asgestopften exemplaren exisiteren noch zahlreiche Photographien und sogar Filmaufnahmen des "Tiger Wolfs".


Ich bitte um Ergänzungen zu weiteren ausgestorbenen Tierarten der Neuzeit und älterer historischer Epochen.
 
1844 - Riesenalk, ein gänsegroßer flugunfähiger Seevogel (Island)
Riesenalk ? Wikipedia

1768 - Stellers Seekuh, 8 Meter lang, 4 Tonnen schwer (Beringsee)
Stellers Seekuh ? Wikipedia

1930er? - Karolinasittich - der einzige Papagei Nordamerikas
Karolinasittich ? Wikipedia

1850er? - Brillenkormoran - ein Seevogel der Beringsee
http://de.wikipedia.org/wiki/Brillenkormoran

1885 - Kuba-Ara - ein rotblauer Großpapagei
http://de.wikipedia.org/wiki/Kuba-Ara

Vor allem auf Inseln sind viele (hunderte) Tierarten in den letzten Jahrhunderten verschwunden, entweder durch Bejagung oder eingeschleppte Ratten und Katzen.
 
Der europäische Löwe, noch zu römischen Zeiten gab es im südlichen Balkan Löwen. Ob sie aber Reste der eiszeitlichen Höhlenlöwen oder ein Zweig des asiatischen Löwen waren, kann man heute leider nicht mehr nachprüfen. Noch vor 80 Jahren gab es Löwenpopulationen in Anatolien und im nahen Osten und Nordafrika.
 
Interessant wäre die Frage, warum diese Löwenpopulation ausstarb... Es gibt Theorien, wonach die Löwen Europas angeblich für Tierspiele in der Arena verheizt wurden, aber was es damit ernsthaft auf sich hat, weiß ich nicht.
 
Traurig, dieser Niedergang eine Art innerhalb weniger menschlicher Generationen! Dem Tiger ging es ähnlich, ursprünglich war er vom Ararat bis Ostsibirien und Java anzutreffen, und jetzt? Eine Handvoll im Iran, einige Tausend in Indien und wenige hundert in Sibirien, Indinesien und dem Rest. In China ist er fast nicht mehr vorhanden.
 
der letzte freie Kaspische Tiger soll 1971 getötet worden sein. Im Iran soll es noch ca. 30 Exemplare davon in Zoos geben.
 
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In der Antike wurde sie "thrakische Ochsen" genannt, ausgestorben wären sie auch um Haaresbreite,...die Wisente!

Nach Xenophon´s "Anabasis" gab es in der Antike im nördlichen Syrien und Irak noch Strauße.

Und in einem Sumpfgebiet im heutigen Gazastreifen soll es vor ca. 60 Jahren noch Restbestände von Nilkrokodilen gegeben haben. jedenfalls schreibt das Ben Gurion in seinem Buch "Israel".
 
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. @askan: Im Iran soll es noch ca. 30 Exemplare davon in Zoos geben.
Wo hast du denn das her? Es gibt keine Kaspitiger in Gefangenschaft, es existiert nur ein älteres Schwarz-Weiß-Foto aus dem Berliner Zoo und Museumsmaterial. Zuletzt wurde wohl 1973 ein Jungtier in Ostanatolien erlegt (laut Monographie von Mazak).
Recently Extinct Animals - Species Info - Caspian Tiger
Auch die "Berberlöwen" des marokkanischen Sultans sind offenbar nicht reinblütig.
 
1627: Der letzte Auerochse bzw. das letzte bekannte Ur-Rind wird in Polen erlegt. Der wildlebende Auerochse gilt allgemein als Urform der später domestizierten Haus- und Nutzrinder. Aktuell exisitieren Pläne und Projekte, dem Ur ähnliche Rinder durch Rückzüchtung wiederzubeleben. Eine Population dieser rückgezüchteten Tiere lebt momentan im nördlichen Ostdeutschland.

Jeder Ur (Bos primigenius) war im Polen (seit 1288) der Privatbesitz von dem Konig. Polnische Konige haben fur Ur "das absolutes Naturschutzgebiet" in Jaktorowska Urwald (neben Sochaczew, Masowien)vorbereitet. Es gab auch eine spezielle Gruppe der Wissenschaftler, Tierarzte und Arbeiter, die sich um Ure kummern sollten. Ihre Notizen sind heute zur Verfugung. In XVI Jhdrt hat sich aber die Populazion der Auerochsen schnell zu verkleinen angefangen. In 1557 gab es noch 50 Tiere, in 1559 - 24 Auerochsen, in 1601 nur 4. Das letzte Weibchen ist in 1627 gestorben. Naturlich. Konig Władysław Jagiełło (XV Jh.) war der erste, der juristischen Auerochse-Schutz im Polen angefangen hat. Diese Leute, die sich um Auerochsen kummern solten, haben Dorf Kozłowice zur Verfugung bekommt, am Rand des Joktarowska-Urwaldes, wo Auerochsen gewohnt haben, um die richtigen Arbeits- und Lebensbedingungen zu haben. In diesem Dorf haben auch die bewaffnete Truppe gewohnt, die Auerochosen vor Wilderer geschutzt hat. Diese ganze Auerochse-Equipe hat keine Steuern gezahlt. In 1597 hat Konig Zygmunt III Waza ein Dokument ausgegeben, dass die ganze Bevolkerung in der Kreis Sochaczew die Pflicht hat, die Auerochosen in Ruhe zu lassen ( "Der Ur, dieses beliebten Tier von Uns, soll in Freiheit in diesem Land leben, wo sein ewiges Heimat ist").

Heute vermutet man, dass die Auerochosen ausgestorben sind, weil es in der kleine, geschlossene Populazion keine neue Gene gegeben hat. Die Auerochosen haben sofort alle Krankenheiten von Haustiere bei jedem Kontakt bekommt.
 
Internetquellen sind nicht immer seriös, so kann es sein, dass meine durchaus falsch liegen. Wenn aber im Netz angegeben wird, wer das letzte bekannte Ur angeblich getötet haben soll, ist eigentlich meistens von Wilddieben die Rede.

artensterben.de - Ur / Auerochse

Wenn du dich auf andere als Internetquellen beziehst, wäre es vielleicht interessant, wenn du sie kurz angeben könntest. Vielleicht sind sie ja sicherer als die bekannten digitalen.
 
Pro Jahr verschwinden 27 000 Tier- und Pflanzenarten ...

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Sinn des Threads ist es, eine Liste der in historischer Zeit ausgestorbenen Tierarten anzulegen und diese bei Bedarf zu erweitern. Historische Zeit in diesem Kontext soll bedeuten, dass über die Existenz dieser Tiere glaubhafte Aufzeichnungen, Photographien oder wohlmöglich sogar noch Präparate vorliegen.

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Tierarten werden tatsächlich zum Objekt der Geschichte, sobald sie ausgestorben sind. Die Historiker haben die Aufgabe, solche Tierarten wissenschaftlich zu belegen; das hat nichts mit der 'historischen Zeit' zu tun.

Hier findest du Listen:
Liste ausgestorbener Tiere und Pflanzen ? Wikipedia
Aussterben ? Wikipedia

Nach einer Statistik des World Wildlife Fund sterben mittlerweile jährlich rund 27 000 Pflanzen- und Tierarten aus. Hoffentlich vermehren sich wenigstens die Historiker, um all diesen ausgestorbenen Lebewesen einen Platz in der Geschichte zu sichern!
Planet Wissen

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Hm. Ohne Korinthen ****** zu wollen: Aber fällt diese Aufgabe nicht eigentlich primär den Zoologen zu?
Eigentlich schon, auch wenn ein historischer Kontext gegeben ist. Die WWF-Angabe ist grob über den Daumen gepeilt und ohne Gewähr, da man die meisten Arten (Insekten) gar nicht kennt. Das jüngste schwergewichtige Opfer dürfte der Chinesische Flussdelfin gewesen sein.
Chinesischer Flussdelfin ? Wikipedia

Die Liste lässt sich aber insgesamt noch eine Weile durchhalten, selbst wenn man sich auf die spektakulären Beispiele (Vögel und Säuger) beschränkt. Insgesamt betrachtet ist der ganze Horror nicht nur das Werk böser Europäer, schon die Vorfahren der Indianer und Polynesier haben da einige Sünden auf dem Kerbholz.
 
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Dazu möchte ich die (eher philosophische) Frage stellen, ob man eine Tierart nicht bereits dann als ausgestorben betrachten sollte, wenn sie nur noch in Zoos existiert. Diese Exemplare entsprechen in ihren Genen zwar noch der Art, sind aber in ihrem Verhalten eher den Lebensbedingungnen des Zoos angepasst, sie sind also nicht "vollständig".

Orang-Utan-Babys z. B. müssen von ihrer Mutter lernen, welche von 20.000 Pflanzenarten zum Verzehr geeignet sind (die wenigsten sind's), im Zoo erhalten sie Rest-Gemüse vom Aldi und später einen Samen-Cocktail vom Tierarzt.

Vielleicht wäre es besser (und ehrlicher), diese Exemplare in Plastik nachzubauen und mit einer vernünftigen Software auszustatten. In Disneyland ist das sehr gut gelungen (*Ironie-Smiley*)
 
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@Klaus: ...ob man eine Tierart nicht bereits dann als ausgestorben betrachten sollte, wenn sie nur noch in Zoos existiert.

Nein, denn es besteht die Chance der Wiederauswilderung. So erfolgt bzw. noch im Gange beim Wisent, beim Przewalski-Pferd, bei der Arabischen Oryxantilope und beim Davids-Hirsch (Milu). Ein weiterer Kandidat dafür ist das Nördliche Breitmaulnashorn.
 
Internetquellen sind nicht immer seriös, so kann es sein, dass meine durchaus falsch liegen. Wenn aber im Netz angegeben wird, wer das letzte bekannte Ur angeblich getötet haben soll, ist eigentlich meistens von Wilddieben die Rede.

artensterben.de - Ur / Auerochse

Wenn du dich auf andere als Internetquellen beziehst, wäre es vielleicht interessant, wenn du sie kurz angeben könntest. Vielleicht sind sie ja sicherer als die bekannten digitalen.




Szymon Wrzesiński "Ostatnie ślady tura " [in:] Psy Myśliwskie, Nr 2, 2007, S. 10-12.


13. Oktober 2006 ist bei dem Biotechnologie Insitut der Landwirtschafts-Akademie in Posen Polnische Stiftung fur Ur-Abbildung entstanden. Das Projekt ist von Prof. Mirosław Ryba animiert. Die Genetiker haben im Polen das grosste Gen-Material zur Verfugung, auch die erhaltenen Zellkerne, was ein Raritat bei ausgestorbenen Tiere ist. Andererseits ist dieses Projek sehr kontrovers fur Genetiker selben.
Solche Versuche wurden mit Oryx und Przewalskis Pferd getan. Ohne Erfolg in beiden Fallen. Oryx war aus 13 Individuums und Przewalskis Pferd aus 11 genetisch reproduziert. Das ernste Problem war nicht Genotyp, sonder... die Rechte der Evoluzion. Die kleine, geschlossene Populazion adaptieret sich immer zu den lokalen Bedingungen. Bei Przewalskis Pferd hat ein der "Gen-Geber" die Gene des Hauspferds. Diese Gene haben in der Umgebung des modernen Zuchtzentrums unverhofft funkzioniert angefangen. Bei Oryx hat eine Mutazion, die keine Bedeutung haben soll, in der ganze Populazion aufgetretten, weil der Teil der Tiere aus anderen Region gekommt ist. Beide Experimente wurden beendet.
 
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