Ausrüstung von Waffenknechten

Alarik

Neues Mitglied
Hallo,
mich würde interessieren, welche Ausrüstung ein Waffenknecht des Mittelalters besaß und wie er sich vom Ritter unterschied. Nach meinem Wissen nach ist ein Waffenknecht ein meist berittener Söldner der im Gegensatz zu Rittern nicht von Adel war. Konnten sie sich die gleiche Rüstung wie ein Ritter leisten?
 
Nein, so habe ich das nicht gemeint, ich kenne den Begriff vom Begleitpersonal der Handelszüge der Kaufleute.
Dann gibt es noch den Begriff des Kriegsknechts.
Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es sich dann hierbei um Söldner handelt oder der Wkt einem "Ritter" persönlich dienstverpflichtet ist?
 
Der Ritterstand ist ein sozialer Status, ja, so wie das da steht habe ich mir das auch gedacht.
Die Begrifflichkeit ist verwirrend und weitgefaßt.
 
Das Wort 'Waffenknecht' ist zwar in zeitgenössischen Quellen nicht unbekannt, kommt aber meines Erachtens eher später als Übertragung der englischen bzw. französischen Begriffe 'Man-at-arms' und 'Gens d'Armes' (pl.) in die deutsche Sprache. Beide bedeuten "Mann …" bzw. "Männer unter Waffen". Der Wortbestandteil "-knecht" ist hier nicht im Sinne einer Knechtschaft zu verstehen, sondern eines Dienstverhältnisses.

Gemeint sind freie, nicht unbedingt adelige Männer, die sich als professionelle Krieger verdingten. Man findet den Begriff im Deutschen oft als Synonym für "Soldat". Persönlich halte ich das Wort vor den Ordonnanzkompanien Karls VII. für deplatziert, weil es heute die Konnotation eines Angehörigen des Staatsapparats besitzt; "Söldner" wäre passender, weckt aber ggf. auch falsche Assoziationen.

Andererseits haben wir im Deutschen natürlich noch zur Präzisierung den 'Edelknecht' und den 'Burgmann'. Ersterer war ein ritterbürtiger Mann, der wie ein Ritter zu Pferd kämpfte, ohne doch den Ritterschlag empfangen zu haben; letzterer war ein Berufskrieger, der den Schutz einer Burg übernahm und dazu auf der Burg oder nahebei wohnte (doch ist hier die Grenze zum Abhängigen fließend).

Lehnsaufgebote oder städtische Milizen sind hingegen nicht dem Begriff des "Soldaten" oder "Waffenknechts" zuzurechnen. Die Definition des "berittenen Kriegers", die man im Internet häufig findet, ist zumindest irreführend; denn während die franzöischen Gendarmen tatsächlich eine schwere Kavallerie bildeten, kämpften die englischen Men-at-arms häufig zu Fuß, sozusagen als schwere Infanterie.

Mit dem Bevölkerungsschwund durch die Pest wurde der Waffenknecht im Spätmittelalter zur vorherrschenden Truppengattung auf den Schlachtfeldern, denn die wehrfähige Bevölkerung war stark geschrumpft und konnte nicht länger massenweise mobilisiert werden. Die Engländer setzten ab Eduard III. sogar nur noch angeworbene Männer in Frankreich ein. Deswegen sind ihre Heere zu dieser Zeit auch so klein; die Men-at-arms waren gefragte Spezialisten und konnten hohen Sold verlangen.

Die Ausrüstung der Waffenknechte variierte je nach Herkunft, Epoche und Einsatzzweck. Während es freilich keine Uniform oder dergleichen gab, wurde aber durchaus auf ein Mindestmaß an Standardisierung geachtet, insofern als jeder Mann bestimmte Ausrüstungsgegenstände vorweisen musste. Meistens waren diese gekauft oder erbeutet; ab dem Spätmittelalter kam es auch vor, dass Teile gestellt wurden.

Insgesamt dürfte sich die Ausrüstung des Waffenknechts im engeren Sinne wenig von der eines Ritters unterschieden haben, umso weniger zum Ende des Mittelalters hin. Denn Fortschritte in Metallurgie und Handwerkskunst führten dazu, dass Plattner und Sarwürker immer mehr immer billiger produzierten. Kostete eine Brünne im 11. Jahrhundert noch so viel wie 6 Kühe, war es 1415 nurmehr 1 Kuh.

Sprich, im Laufe der Zeit ergänzt und verdrängt schließlich der Plattenpanzer die Rüstung aus verflochtenen Kettenringen. Brigantinen und Mußzeug spielen natürlich zu allen Zeiten eine Rolle als günstige Ergänzung. Die Beckenhaube wird v.a. durch die Schaller ersetzt. Für den Kampf zu Fuß werden Stangenwaffen wie Hellebarde und Mordaxt maßgeblich, in England auch der Bill-hook.

Frei nach: Warfare in Medieval Europe c.400–c.1453, Bernard S. und David S. Bachrach, New York 2022
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Wort 'Waffenknecht' ist zwar in zeitgenössischen Quellen nicht unbekannt, kommt aber meines Erachtens eher später als Übertragung der englischen bzw. französischen Begriffe 'Man-at-arms' und 'Gens d'Armes' (pl.) in die deutsche Sprache. Beide bedeuten "Mann …" bzw. "Männer unter Waffen". Der Wortbestandteil "-knecht" ist hier nicht im Sinne einer Knechtschaft zu verstehen, sondern eines Dienstverhältnisses.

Nicht zu vergessen das englische knight, 'Ritter'. (Ach wenn doch Abend wäre, dann könnte ich mich jetzt mit einem good (k)night aus dem Threwad verabschieden.)
 
Und welche Helme waren im 14. anfang 15ten Jahrhundert für Waffenknechte üblich? War auch der Eisenhut ein benutzter Helm?
 
@Alarik
Wie schon gesagt, die Ausrüstung der Waffenknechte wird sich von jener der Ritter nicht sonderlich unterschieden haben. Im späten 14. Jahrhundert sollten Beckenhauben vorgeherrscht haben, sicherlich in Verbindung mit einer Helmbrünne. Zur Jahrhundertwende treten Hundsgugeln verbreitet auf, ausgehend von Italien auch die Barbuta, wobei ich nicht weiß, wie geläufig dieser Typ nördlich der Alpen war. Sehr späte Kübel- oder Topfhelme sieht man auf Darstellungen bis 1380, 1390, danach eigentlich kaum mehr. Klassische Eisenhüte dürften für den Kampf zu Pferd zu wenig Schutz geboten haben, um unter Berittenen sehr verbreitet gewesen zu sein. Anders als die spätere Schaller lassen sie das Gesicht ungeschützt.
 
Also, ehm, ich muss erst mal darauf verweisen, dass im Mittelalter, etwa im Nibelungenlied, bei Kriegern zwischen Rittern und Knechten unterschieden wurde. Knechte waren (in dem Zusammenhang), Kombattanten, die nicht zum Ritter geschlagen waren und sich ,wie gesagt, durch den Dienst definierten. Es ist durchaus an Edelknechte, die sich ein ritterliches Leben nicht leisten konnten und an Knappen, also auch an Adlige Krieger zu denken. Aber im deutschen Sprachraum gab es eben auch adlige Ministerialen.

Und in Europa gab es große Unterschiede. Was in Westfalen galt, konnte in Brandenburg anders sein und erst recht in England. Waffenknecht kenne ich aus der Literatur für hiesige Kämpfer, während für französische und englische Verhältnisse die jeweiligen Begriffe genommen werden, die bei der Existenz von Ordonanzkompanien nochmal eine Bedeutungsverschiebung erfahren. Heute alles in einen Topf zu werfen und mit besetzten Begriffen zu übersetzen, bringt doch nichts. Es gibt hier auch den Begriff des 'Wappener', der ritterbürtige mit der Kampfesweise von Rittern bezeichnete, also Ritter und Edelknechte zusammenfasste. Verwirrenderweise wird Waffenknecht mitunter anstelle von Wappener benutzt. Und einige schrieben deshalb Kriegsknecht für Knechte, obwohl das auch schon einfach als Söldner und andere niedere Kombattanten benutzt wurde. (Und Landsknechte waren im Mittelalter in weiten Teilen des Reichs eine Art Gerichtsdiener.)

Ich will hier keinem groß widersprechen. Es ist eine Definitionsfrage bei uneinheitlicher Begriffsverwendung. Leider gibt es das in der Wissenschaft immer mal wieder. Hier liegt es auch daran, dass alles immer internationaler wird, gleichzeitig aber so getan wird, als ob Mittel- und Osteuropa nicht existierten. Wir müssen wissen, welche Erscheinung welcher Region gemeint ist.

Dennoch ist die Frage gut gestellt.
 
Ja, ich bin ja, wo es angeht für die zeitgenössischen Ausdrücke. da reicht es im Extremfall Zeit und Gegend anzugeben. Aber irgendwo muss natürlich eine Schnittstelle für einfaches Verstehen sein.
 
Es gab aber auch eine Burgbesatzung, die meistens aus Burgmännern (also adeligen Soldaten) bestand und deren einfache Unterstützung, wie z.B Torwachen. Könnte man zweiteres auch als Waffenknechte bezeichnen?

Ich habe auch gehört, dass manche reichere Ritter neben dem Knappen auch einen Waffenknecht angestellt haben, der ihn im Kampf unterstützte.
 
Zurück
Oben