Außenpolitik Stresemanns

P

Purdey

Gast
Für seine außenpolitische Leistungen erhielt Stresseman den Friedensnobelpreis!
Begründen Sie warum dennoch seine Außenpolitik von Rechten und Linken abgelehnt wurde.
 
Na, das hört sich aber jetzt etwas zu sehr nach einer Klausur/Schulaufgaben/ Referatsfrage an.
Stresemann war u.a. verantwortlich für den Vertrag von Locarno, in dem Deutschland die Westgrenze akzeptierte - diese Westgrenze war nach dem Ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag geschaffen worden, Deutschland hatte Gebiete an Frankreich und Belgien abtreten müssen. Stresemann war hier Realist und erkannte, dass diese Grenze sich wohl in absehbarer Zeit nicht ändern lassen würde - vor allem nicht ohne Krieg und dazu war Deutschland nicht mehr in der Lage. Er verzichtete also auf etwas, was man ohnehin nicht mehr erreichen konnte und für diesen guten Willen gab es einige Zusagen von Seiten Englands und Frankreichs.

Natürlich war die Rechte dagegen. Man warf Stresemann Verrat vor, Verzicht auf deutsches Gebiet.
Stresemann hatte im gleichen Vertrag zugesichert, dass Deutschland die Ostgrenze (auch hier hatte man Gebiete verloren) nicht gewaltsam versuchen würde zu ändern. Die Rechte warf ihm hier vor, dass er auch auf immer auf diese Gebiete verzichtet hätte, denn wie sollte man Polen oder die Tschechoslowakei dazu bringen, freiwillig diese Gebiete wieder herzugeben?

Generell hatte Stresemann aus der Sicht der Rechten zu viel gegeben, zu wenig bekommen.

Man muss aber auch sehen, dass die Rechte und die Linke von Grunde auf gegen den Staat war, dem Stresemann diente (also der Republik; die Rechten hätten wieder lieber eine Monarchie, die radikal Linken lieber ein Rätesystem gehabt). Von daher wurde an allem Kritik geübt, das diese Republik tat. Es wurden von Rechts und Links Maximalforderungen gestellt, die jenseits jeder Realität waren - konnte man ja auch leicht, man war ja nicht in der Regierungsverantwortung - und jeder Kompromiss schlecht gemacht ("neuer Schandfrieden" etc).

Das 'mal in aller Kürze.
 
Das wußten die Rechten und Linken aber zum Zeitpunkt der Kritik nicht ... und die vereinbarte Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund fand statt.
 
Aussenpolitik Stresemanns

Einleitung

Die Situation, bevor Gustav Stresemann in die deutsche Politik eingriff, war folgende:
Der Rapallo Vertrag wurde zwischen der Sowjetunion und Deutschland unterzeichnet, damit sollten die gegenseitigen Beziehungen normalisiert werden. Der Vertrag blieb nicht ohne politische Wirkungen. Es gab eine Kräfteverschiebung innerhalb der europäischen Mächte. Frankreich sah sich in seiner Sicherheitsfrage herausgefordert, und der Vertrag lieferte den Anlass, die ausstehenden Reparationszahlungen einzutreiben. Da Deutschland im Verzug war mit den Lieferungen besetzten französische und belgische Truppen am 11. Januar 1923 das Ruhrgebiet.

Die deutsche Reichsregierung Cuno reagierte mit der Einstellung der Reparationslieferungen und mit einem passiven Widerstand im Ruhrgebiet. Innenpolitisch hatte die Regierung mit einer schweren Krise zu kämpfen. Die Inflation schnellte in das Astronomische, es herrschte im ganzen Land eine hohe Arbeitslosigkeit, Streiks und Unruhen waren an der Tagesordnung. Die deutsche Bevölkerung litt immer grössere Not. Wilhelm Cuno wird als Hauptverantwortlicher für die Krise angesehen und am 12. August nach dem Mistrauenvotum der SPD tritt das Kabinett zurück. Am 13. August 1923 wird Gustav Stresemann als Kanzler gewählt. Er sollte nun den wirtschaftlichen Zusammenbruchs Deutschland verhindern.

Kanzler Stresemann

Die erste Massnahme die Gustav Stresemann als Kanzler durchführte, war der Abbruch des passiven Widerstandes. Damit kontrollierte Frankreich und Belgien uneingeschränkt die deutsche Wirtschaft. Zusammen mit der Grossen Koalition (SPD, DVP, Zentrum und DDP) mussten sie retten, was noch zu retten war. Stresemann hatte vorerst ein Ziel die Reparationsfrage am Verhandlungstisch zu lösen und die Beziehung zu den Westmächten zu normalisieren. Zusammen mit dem Finanzminister Hans Luther und Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht führte Stresemann die Rentemark ein. Somit hatte er die Grundlage für die Stabilisierung der deutschen Währung geschaffen. Nun konnte eine realistische Kalkulation der Reparationszahlungen erfolgen. Im November 1923 gab es im Land zahlreiche Unruhen, vor allem in Sachsen, Thüringen und Bayern. Die SPD entzieht der Regierung ihr Vertrauen. Darauf hin tritt Stresemann als Kanzler zurück. Den nachfolgenden Kabinetten gehörte er als Aussenminister an.
Gustav Stresemanns Leitbild der Aussenpolitik Deutschlands war die Rückkehr Deutschlands als souveräner Nationalstaat in Europa. Um dieses Ziel zu erreichen, musste er eine Erfüllungspolitik und eine internationale Versöhnungspolitik betreiben. Die Voraussetzungen für den ersten Schritt waren mit der Einführung der Rentenmark geschehen. Jetzt war es möglich die Reparationszahlungen neu zu berechnen.

Der Dawes-Plan

Es wurde eine unabhängige Expertenkommission unter der Leitung des Bankfachmanns Charles Dawes gegründet. Die Kommission sollte die deutsche Leistungsfähigkeit überprüfen. Am 9. April 1924 wurde der ausgearbeitete Plan vorgelegt. Darin wurde keine endgültige Gesamtsumme festgelegt und er umging auch die Dauer der Belastung. Er regelte die Höhe, Zusammensetzung und Sicherung der jährlichen Zahlungen.
Vorteile des Dawes–Plans

1. Er ersetzte die hohen Zahlungen der früheren Pläne (Londoner Ultimatum) durch Beträge, die wenigstens für die ersten Jahre erträglich schienen.
2. Es gab eine Erholungsphase für Deutschland. Der erste Zeitabschnitt wurde bis 31.8.1925 festgesetzt. Dabei mussten 200 Milliarden Mark in bar bezahlt werden und 800 Milliarden Mark wurden durch den Erlös einer internationalen Anleihe aufgebracht.
3. Es wurde festgesetzt, aus welchen Quellen die Zahlungen fliessen sollten und welche Beträge aus jeder Quelle zu entnehmen ist.
4. Die Reichsbahn soll zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Den Vorsitz dieser AG hat ein Alliierter Beauftragter.
5. Das Amt der Reparationsagenten in Berlin hatte die Aufgabe die deutschen Zahlungen in fremde Währungen zu transferieren. Dabei musste die Stabilität der deutschen Währung beachtet werden.

Stresemann war überzeugt, dass mit diesem Plan eine Zahlung nach dem Londoner Ultimatum nicht mehr notwenig sein wird. Auf der Londoner-Konferenz wurde der Dawes - Plan von allen beteiligten Regierungen angenommen, und die deutsche Delegation bekam die Zusicherung, dass das Ruhrgebiet binnen Jahresfrist geräumt werde.
Jetzt brauchte es nur noch die Zustimmung des deutschen Reichstags. Die DNVP war von Beginn weg gegen den Dawes-Plan und sah ihn als Rückschritt zum Versailler Vertrag an. Für eine Zustimmung brauchte Stresemann aber eine Zweidrittelsmehrheit, da es sich beim Reichsbahngesetz um eine Verfassungsänderung handelte. Bei der Abstimmung waren wie erwartet die SPD, DDP, DVP und das Zentrum dafür. Bei der DNVP gab es eine Überraschung hier stimmten die Hälfte der Fraktion für den Plan. Dies ist auf den Druck der Industrie zurück zu führen. Sie sahen darin grosse Vorteile für die deutsche Wirtschaft. Der Plan wurde am 29. August 1924 angenommen.
Das erste Mal wurden die Interessen der jeweiligen Gegenseite ernst genommen.

Locarno–Verträge

Gustav Stresemann ging am 9. Februar 1925 in eine politische Offensive. Er überreichte in Paris eine Initiative zur Sicherheitsfrage. Er hatte folgende Gründe dafür:

• Es gab Anzeichen eines belgisch - französischen Garantiepakts

• Die Ankündigung der Alliierten, die Besatzungszone in Köln nicht zu räumen, weil das Sicherheitsproblem noch nicht gelöst wurde

Die französische Politik war sehr darauf bedacht den Sicherheitsgedanken und die Grenzen zu Deutschland nach dem Versailler Vertrag aufrecht zu halten. Die Initiative sollte die Kraft Frankreichs brechen und die Deutsche stärken. Frankreich ging aus diesem Grund nur zögernd auf die Initiative ein, mussten aber auf die Vorschläge eingehen da sie von England und den USA gedrängt wurden. In der Konferenz von Locarno vom 5. bis 16. Oktober 1925 wurden die sog. Locarno – Verträge ausgearbeitet. Es handelte sich um einen Garantiepakt und ein Sicherheitsabkommen.

Vertragsinhalt:

Deutschland auf der einen Seite und Frankreich und Belgien auf der anderen Seite verzichten auf eine gewaltsame Veränderung der bestehenden Grenzen, England und Italien übernehmen die Garantie dafür.

Mit diesen Verträgen trat Deutschland wieder in den Kreis der führenden europäischen Mächte ein. Deutschland anerkannte die Westgrenze nach dem Versailler Vertrag, hingegen hielten sie sich vor, die Ostgrenze noch zu revidieren.
Stresemanns politische Strategie war es zuerst, die Probleme im Westen zu lösen und dann die Ostfrage in Angriff zu nehmen. Auf jeden Fall wollte er verhindern, dass es ein Ostlocarno gibt und sie dann gezwungen wären, die Ostgrenze anzuerkennen.
Die Deutsche Aussenpolitik zielte dahin, Polen zu neutralisieren und zu schwächen. Am 24.4.1926 unterzeichnete Stresemann mit Russland einen Freundschaftsvertrag. Darin wurde festgelegt, dass sich Deutschland neutral verhält, wenn die Sowjetunion mit einem Land im Krieg ist. Mit anderen Worten: Wenn Russland mit Polen im Krieg ist wird Frankreich daran gehindert, Polen zu unterstützen, da sie die Hilfe nicht durch Deutschland gewährleisten konnten.

Deutsche Erwartungen an die Locarno Verträge:

• Baldige Räumung der Rheinlande
• Möglichkeit zum Rückerwerb von Eupen und Mulmedy (belgische Städte)
• Evt. Vorverlegung der Abstimmung im Saargebiet
• Weitere Reduzierung der Reparationsverpflichtungen
• Vorfristige Liquidierung der allliierten Militärkontrolle
• Aussenpolitische Isolierung Polens

Auswirkungen der Locarno Verträge:

• Räumung der ersten Zone im Rheinland
• Die interalliierte Militärkommission, welche die Abrüstung überwachte wurde im
• Januar 1927 abgezogen
• Wirtschaftliche Annäherung mit Frankreich, 17. August 1927 Unterzeichung des deutsch – französischen Handelsvertrag

Die Zentrale Frage der deutschen Politik blieb aber weiterhin die vorzeitige Räumung des Rheinlandes. Stresemann unternahm einen Anlauf zu einer Gesamtlösung des deutsch-französischen Verhältnisses. Er und der französische Aussenminister Briand setzten sich am 17.9.1926 in Thoiry zu Gesprächen zusammen. Die Gesamtlösung zielte auf einen Interessenausgleich ab.

• Räumung des Rheinlandes

• Mobilisierung der Dawes-Obligation um den Franc zu stärken, und die Kriegsschuld Frankreich an die USA zu begleichen.

Dieses Projekt konnte nicht realisiert werden, da es in Frankreich wegen der Räumung grossen Widerstand gab. Die USA Banken hatte auch kein Interesse mitzuwirken und sich die Geschäfte in Deutschland aus der Hand nehmen zu lassen.
So blieb die Räumungsfrage weiterhin auf der Tagesordnung der Internationalen Politik stehen.

Der Young-Plan

An der Völkerbundtagung im September 1928, Deutschland war seit 10.9.1926 Mitglied, im September 1928 forderte die deutsche Delegation eine sofortige Räumung des Rheinlandes ohne deutsche Gegenleistung. Frankreich und England bestanden auf einer Verknüpfung der Rheinlandräumung und einer entgültigen Regelung der Reparationsfrage. Es wurde eine unabhängige Kommission von Finanzsachverständigen zusammengestellt und die legten im Mai 1929 den Young-Plan vor. Gustav Stresemann sah in diesem Plan eine weitere Aussenpolitische Chance. Dieser wurde von den beteiligten Regierungen an der Den Haager Konferenz im August 1929 angenommen.

Der Plan sah folgendes vor:

• Festsetzung der entgültigen Reparationssumme auf 112 Milliarden Mark

• Bezahlung einer Annuität von 2 Milliarden Mark innerhalb von 59 Jahren

Vorteile des Plans:

• Entlastung in den ersten Jahren, vom 1.4.29 bis 31.3.32 musste Deutschland 1.7 Milliarden weniger bezahlen als im Dawes – Plan stand.

• Die ausländischen Kontrollen entfielen.

Die Alliierten erklärten sich bereit, das ganze Rheinland zu räumen, wenn Deutschland dem Young-Plan zustimmt. Die Unterzeichnung des Plans erlebte Stresemann nicht mehr, er starb am 3. Oktober 1929 nach langer Krankheit
Innenpolitische Auseinandersetzungen

Während den 100 Tagen Kanzlerzeit von Gustav Stresemanns kam es zu schweren innenpolitischen Krisen. Im Rheinland und in der Pfalz wurden separatistische Gruppen aktiv, die öffentliche Gebäude besetzten und autonome Republiken ausriefen. Diese Gruppen wurden zum Teil von den Besatzungstruppen unterstützt, sie scheiterten aber am Widerstand der Bevölkerung. Weit gefährlicher waren aber die Aufstandsversuche der extremen Rechten und Linken.

In Sachsen und Thüringen gingen die SPD und die KPD Regierungsbündnisse ein und begannen damit, proletarischen Hundertschaften aufzustellen um die Regierungen zu stürzen. Doch die Reichsregierung durchkreuzte die Pläne, indem sie den Ausnahmezustand über das ganze Reich verhängte. Im Oktober 23, nachdem sich Sachsen geweigert hatte, die Hundertschaften aufzulösen, leitete die Regierung die Reichsexekution ein und entsandte Reichswehrtruppen nach Sachsen. Da sich die Regierung in Sachsen weigerte sich umzubilden, wurde diese abgesetzt und durch den DVP-Politiker Heinze ersetzt. In Thüringen lösten sich die Hundertschaften auf.

In Bayern kam die Bedrohung von Rechts. Nach dem Abbruch des passiven Widerstands verkündete die bayrische Regierung den Ausnahmezustand. Ebert kündigte die Reichsexekution an, doch die Heeresleitung erklärte dies für unmöglich, da Reichswehr nicht gegen Reichswehr antrete. Der Chef der Heeresleitung Seeckt warnte aber auch vor den nationalen Extremisten in Bayern. Dies führte dazu, dass Hitler und Ludendorff am 8. November 1923 die Versammlung im Bürgerbräukeller in München störten und mit bewaffneten SA-Leuten in den Saal eindrangen. Sie erklärten die bayerische Regierung und die Reichsregierung für abgesetzt und verlangten von Kahr, Lossow und Seisser die Zustimmung der Proklamierung der provisorischen Reichsregierung Ludendorff-Hitler-Lossow-Seisser. Kahr, Lossow und Seisser bekamen im Laufe der Nacht wieder Handlungsfreiheiten und widerriefen die Proklamation. Am 9. November erkannten Hitler und Ludendorff, dass ihr Putsch gescheitert war. Sie formierten ihre Anhänger zu einem Marsch durch die Münchner Innenstadt Bei der Feldherrenhalle wurden sie von der Polizei aufgehalten und beschossen. Die Teilnehmer flüchteten, die Revolution war zusammengebrochen.

Nach diesen innenpolitischen Auseinandersetzungen wurden die NSDAP, andere rechtsextremistische Organisationen und die KPD im ganzen Reich verboten.
Die SPD entzieht daraufhin der Regierung das Vertrauen, sie sind mit der unterschiedlichen Vorgehensweise bei den Unruhen nicht einverstanden. Darauf hin tritt Gustav Stresemann als Reichskanzler zurück. Der Ausnahmezustand endete erst im Frühling 1924. Nach den Reichstagswahlen war die DNVP und der Landbund die stärkste Fraktion und sie machten auch Druck auf die anstehende parlamentarische Debatte über den Dawes-Plan. Die DNVP hatte in ihrem Wahlkampf stark gegen den Plan gekämpft. Sie sah ihn als eine neue Fessel von Versailles. Die Partei stand nun unter einem grossen Druck, die wirtschaftlichen Interessenverbände wollten den Plan nicht scheitern lassen und nach inneren Auseinandersetzungen gab die Parteiführung Stimmfreigabe.
Stresemanns Aussenpolitik geriet immer mehr unter Beschuss der Rechten Parteiflügel. Diese machten mobil gegen die Locarno-Verträge. Die Minister der DNVP traten Ende Oktober zurück und die Verträge wurden angenommen.
In der Zeit, als Gustav Stresemann Aussenminister war, gab es in der Weimarer Republik sieben neue Kabinette.

Trotz des innenpolitischen Widerstandes gegen seine Aussenpolitik, der vor allem von den Rechten Parteiflügeln ausging, konnte er einige seiner politische Ziele verwirklichen. Er erreichte die Räumung des Ruhrgebiets und die vorzeitige Beendigung der Besetzung des Rheinlandes. Die Reparationszahlungen waren weitgehend geregelt. Das Reich war wirtschaftlich stabil. Die Alliierten Militärkontrollen wurden aufgehoben und Deutschland war Mitglied des Völkerbundes. Es war Gustav Stresemanns Verdienst, dass das Verhältnis zwischen Deutschland und den Siegermächten sich stabilisiert hatte und dass Deutschland wieder eine der Grossmächte Europas wurde.

Quellen:
Eberhard Kolb, Die Weimarer Republik, Oldenbourg Verlag
Hans Mommsen, Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar 1918 - 1933
 
:hoch:
Sehr gut aufgeführt, ursi. Danke!!!

Vielleicht kommt die Ostpolitik nur etwas kurz.
War Stresemann selbst nicht revisionistisch eingestellt und wollte deshalb keine vertragliche Fixierung der Grenzen im Osten? Deshalb soll es kein "Locarno" gegeben haben, das die Grenzfrage im Osten geregelt hätte. Stimmt das?
 
Stresemann betrachtete Dawes-Plan, Locarno Verträge, Berliner Vertrag und den Eintritt in den Völkerbund, als Etappen auf dem Weg zur Wiedergewinnung der deutschen Machtstellung. Was er im Gegensatz zu anderen vermied waren Konflikte. Seine Revisionspolitik war vorsichtig, er betrachte die Ziele der Revision und des europäischen Friedens als einander bedingende Grössen, die er im Rahmen internationaler Kooperationen zur Deckungsgleichheit bringen wollte. Er wollte die Revision der Ostgrenze und die Locarno Verbärge besassen instrumentalen Charakter zum Erreichen des Ziels. "Das Gesamtkonzept orientierte sich inhaltlich am Machtanspruch des Deutschen Reichs vor 1914, seine Strategie methodisch an den Machtverhältnissen nach 1918". (M. O.Mxelon, Stresemann und Frankreich)
 
Stresemann war - wie eigentlich alle Politiker Deutschlands seiner Zeit Revisionist. Und die Ostgrenzen wurden ebenfalls im Locarno-Vertrag geregelt, allerdings so, dass eine GEWALTSAME Revision dieser Grenzen nicht stattfinden sollte - eine friedliche (wie auch immer geartet) wäre also möglich gewesen.
 
Eine Sache gibt es, die man Stresemann in der Rückschau vorwerfen könnte. Konrad Adenauer deutete dies in einer seiner späteren Reden an. Er sprach von einer "Schaukelpolitik", damit meint er die verschiedenen Bündnisse mit westlich orientierten Staaten und im Gegensatz den rapallo und Berliner Vertrag mit Russland.

Hätte eindeutige Position von Stresemann nicht seine Machtposition in Europa gefestigt? Klar ist, dass Stresemann durch den Rapallo-Vertrag erstmal großes Erstaunen im Westen auslöste. Hätte er einen Kurs zielstrebiger vertreten und wäre nicht so multilateral aufgereten und hätte bilaterale beziehungen zu westlichen staaten gefördert, hätte dies eine Festigung der deutschen machtposition bedeuten können.


P.S. Ansonsten eine super Zusammenfassung. Respekt!
 
Nebenbemerkung

Stresemann war während des 1.WK´s Anhäger der maximale Kriegsziele vertretenden annektionistischen Fraktion der deutschen Politiker.

Ob Stresemann sich angesichts der Niederlage wirklich zu einem friedliebenden Demokraten entwickelt hat, und wie seine längerfristige außenpolitische Konzeption nach der angestrebten friedlichen Revision des Versailler Vertrages und der daraus resultierenden Wiedererlangung militärischer Macht ausgesehen hätte ist durchaus fraglich.

Die deutsche Ostgrenze war ja auch für Stresemann eine klaffende Wunde im Osten Deutschlands.
 
Winston schrieb:
Eine Sache gibt es, die man Stresemann in der Rückschau vorwerfen könnte. Konrad Adenauer deutete dies in einer seiner späteren Reden an. Er sprach von einer "Schaukelpolitik", damit meint er die verschiedenen Bündnisse mit westlich orientierten Staaten und im Gegensatz den rapallo und Berliner Vertrag mit Russland.

Hätte eindeutige Position von Stresemann nicht seine Machtposition in Europa gefestigt? Klar ist, dass Stresemann durch den Rapallo-Vertrag erstmal großes Erstaunen im Westen auslöste. Hätte er einen Kurs zielstrebiger vertreten und wäre nicht so multilateral aufgereten und hätte bilaterale beziehungen zu westlichen staaten gefördert, hätte dies eine Festigung der deutschen machtposition bedeuten können.


P.S. Ansonsten eine super Zusammenfassung. Respekt!

Hätten England und Frankreich sich auf die Verhandlungen eingelassen, die dann zum Locarno-Vertrag führten, wenn sie nicht durch den vorhergehenden Vertrag von Rapallo mit Russland aufgeschreckt worden wären?
 
Winston schrieb:
Eine Sache gibt es, die man Stresemann in der Rückschau vorwerfen könnte. Konrad Adenauer deutete dies in einer seiner späteren Reden an. Er sprach von einer "Schaukelpolitik", damit meint er die verschiedenen Bündnisse mit westlich orientierten Staaten und im Gegensatz den rapallo und Berliner Vertrag mit Russland.

Hätte eindeutige Position von Stresemann nicht seine Machtposition in Europa gefestigt? Klar ist, dass Stresemann durch den Rapallo-Vertrag erstmal großes Erstaunen im Westen auslöste. Hätte er einen Kurs zielstrebiger vertreten und wäre nicht so multilateral aufgereten und hätte bilaterale beziehungen zu westlichen staaten gefördert, hätte dies eine Festigung der deutschen machtposition bedeuten können.


P.S. Ansonsten eine super Zusammenfassung. Respekt!
Ich denke man muss auch Stresemanns und Deutschlands lage berücksichtigen. Deutschland war umringt von nicht besonders freundlichen nachbarn. Frankreich und Belgien im westen. Die Soviet Union im osten. Die armee war kastriert worden. Die industrie war unter ausländischer kontrolle. Also konnte man die schon mal nicht einsetzen um Deutschlands diplomatie nachdruck zu verleihen. Oder um Deutschlands position in Europa zu festigen. Innere unruhen. Das also verlangte ein erhebliches mass an flexibilität in bezug auf bündnisse.
 
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