Aussterbende Wörter - vergessene Wörter

Dieses Thema im Forum "Kultur- und Philosophiegeschichte" wurde erstellt von Jacobum, 21. Februar 2007.

  1. KeineAhnung

    KeineAhnung Aktives Mitglied

    Bei uns im Süden ist es durchaus noch üblich.
    Trottoir (besser Drottwar!) versteht und sagt hier jeder, bei "Gehweg", "Bürgersteig" etc. erkennt man den "Roig'schmeggde" - also den Zugezogenen.

    Vermutlich durch die geographische Nähe zu Frankreich haben sich im Schwäbischen sowieso sehr viele französische Lehnswörter gehalten. Portmonaie, Büffet (Anrichte), Plumeau (Bettdecke) um nur ein paar Beispiele zu nennen.
     
  2. Scorpio

    Scorpio Aktives Mitglied


    In Nordhessen ist dank französischer Einsprengsel Troitoir noch verständlich und gebräuchlich. In der Nordhessenmetropolis Kassel gibt es die geflügelten Worte
     
  3. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Die Aussage verstehe ich nicht.:confused:

    Es gibt 60 Millionen Franzosen, zudem frankophone Belgier, Luxemburger, Schweizer, Kanadier. Dann ist Französisch noch in vielen Ländern Afrikas Amts- oder zumindest Verkehrssprache.
     
  4. steffen04

    steffen04 Gesperrt

    "Sau-Preiss, japanischer" hab ich auch schon gehört..

    Unvergessen auch "Sau-Preiss, altbairischer". Bezogen auf einen Münchner, ausgesprochen von einem Augsburger
     
    Zuletzt bearbeitet: 1. Juni 2015
  5. ErnstK

    ErnstK Mitglied

    Ausgestorbene Schriftzeichen?

    Vielleicht kann mir bitte jemand bei folgender Frage weiterhelfen.

    Was bedeuteten die Umlautstriche auf alten Stichen (z.B. Vischer, Merian)?
    Beispiele:
    Häking = Hacking
    Grätz = Graz
    Stätz = Staatz
    Bildbeispiel (ganz unten rechts):
    Österreich-Archiv
    Alle Bundesländer (alphabetisch anwählen)
    Staatz

    Danke!
    Gruß,
    ErnstK
     
  6. Gangflow

    Gangflow Aktives Mitglied

    Da gab es schon 1844 einen Streit mit einem Professor Schreiner um die Schreibweise von Graz. Grätz wollte man nicht anerkennen, aber auf das "t" in Gratz hat man dort anscheinend auch nicht verzichten wollen (Seite 9 und 10):

    https://books.google.de/books?id=qx...NAhUmDsAKHR0ABZYQ6AEIUzAH#v=onepage&q&f=false

    "Österreich" hat ein ähnliches Schicksal. Im 14. Jahrhundert las man von "Osterrich" zu "Oesterreich" und "Osterreich".
     
    Zuletzt bearbeitet: 3. Juli 2016
  7. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

  8. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Schon die ältesten Belege (1128 Gracz, 1130 Graetz) kennen beide Formen, mit und ohne Umlaut.

    Die ohne Umlaut ist die mundartliche Form:

    name1
     
  9. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Gibt oder gab es denn die Aussprache mit "ä" [ɛ] oder war die Aussprache so wie heute mit langem "a" [aː]? Im zweiten Falle würde der Umlaut ein Dehnungszeichen darstellen, so wie in Norddeutschland z. B. ein Dehnungs-e in zahlreichen Ortsnamen wie Laer, Soest, Itzehoe.
     
  10. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Aber sicher. Das belegen Schreibweisen wie Greze oder Gretz.


    Kennst Du Belege für den Umlaut als Dehnungszeichen, d. h. Schreibweisen wie "Söst" und "Itzehö"?
     
  11. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    nein, sind mir bisher nicht untergekommen (im Wiki-Artikel zum Dehnungszeichen konnte ich auch keine Belege finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Dehnungszeichen).

    Mein Gedanke war, dass die Buchstabenkombination "ae" ursprünglich eine Dehnung des "a" anzeigen sollte [aː] und dann "irgendwann" wurde das "ae" in ein "ä" überführt. Die o. g. Beispiele kommen aber alle aus einem relativ entfernten Sprachraum (Norddeutschland bzw. Rheinland/Westfalen).

    Es gibt allerdings auch den gegenteiligen Fall von Ortsnamen, in denen die Kombination "oe" wie "ö"[ø] ausgeprochen wird: Moers, das man auch Mörs schreiben könnte (wenn man dürfte), womit die Einwohner zu Mörsern :nono:mutieren würden:grübel:.

    Ab wann gibt es denn den Umlaut als Zeichen (also wann hat man statt "ae" lieber die Pünktchen auf's "a" gesetzt und das "ä" erfunden)? Auf die Schnelle konnte ich in Wiki und Guggel nix finden.
     
  12. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Zuletzt bearbeitet: 3. Juli 2016
  13. ErnstK

    ErnstK Mitglied

    Danke für die vielen Beiträge!

    Gangflow
    Wenn ich in Deinem Link richtig gelesen habe, war die Urform Grazze schon 881 in Verwendung (Sprechweise Gratz).
    Sepiolas Hinweis spricht erst spätere Schreibvarianten an: Schon die ältesten Belege (1128 Gracz, 1130 Graetz) kennen beide Formen, mit und ohne Umlaut.
    Die ohne Umlaut ist die mundartliche Form.
    https://books.google.de/books?id=qx...NAhUmDsAKHR0ABZYQ6AEIUzAH#v=onepage&q&f=false
    . . . "bei Bestimmung eines Ortsnamens sei bis zu seiner Urform hinaufzugehen" . . .
    Also dürfte das Anbringen der Umlaut-Striche ursprünglich ein Zeichen dafür gewesen zu sein ein a zu sprechen und nicht ein å. Mit der Sprachentwicklung, die Umlautbildung mit sich brachte, verwendete man dann die Umlaut-Striche um den Umlaut zu signalisieren, ohne darauf Bedacht zu nehmen, dass das Zeichen schon früher, allerdings mit anderer Bedeutung, verwendet worden war. Die Amtsschreiber übernahmen nun beim Kopieren irrtümlich die alte Schreibweise, ohne zu bedenken, dass sie nun eine neue, andere Bedeutung hatten. Wo die Herrschaft ortsansäsig war, konnte der Irrtum bald korrigiert werden, wo nicht, blieb die falsche Form unentdeckt und war im Schriftverkehr weiter in Gebrauch.
    Es dürfte sich ähnlich verhalten, wie mit den Dehnungszeichen, die Carolus erwähnt.

    Leider konnte ich bisher keine Schlüsselstelle finden, die die Frage eindeutig klären würde.


    Ob der Übergang Osterreich / Oesterreich auch durch Umlaut-Striche erfolgte?
     
    Zuletzt bearbeitet: 4. Juli 2016
  14. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Die Urform war eindeutig slawisch, das war auch dem Autor des (forschungsgeschichlich völlig überholten) Aufsatzes von 1844 schon klar. Siehe auch hier:

    Auch die Landeshauptstadt Graz,urkundlich 1128 Gracz, 1130 Graetz, 13./14. Jhdt. auch Bairisch-Graz (im Gegensatz zu Windischgraz bzw. -gräz / Slovenj Gradec im heutigen Slowenien). Zu slowenisch gradec „kleine Burg“, alt *gradь
    ; mit Umlaut > Gräz bzw. mundartlich zu Graz

    Die angebliche Nennung von 881 ließ sich schon damals und lässt sich auch heute nicht verifizieren.

    Die frühesten echten Belege datieren aus dem 12. Jahrhundert.
    Siehe auch:
    Fritz Lochner v. Hüttenbach, Lexikon steirischer Ortsnamen von A-Z, Band 1 A-L, Graz 2015


    Das ist Unsinn.
    Die Umlaut-Striche bezeichnen einen Umlaut.

    Auch das ist Unsinn.
    Der Umlaut ist viel älter, die Umlautstriche entstanden erst später.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Juli 2016
  15. Mashenka

    Mashenka Aktives Mitglied

    Hm, das dürfte sicherlich richtig sein, wobei »Umlaut« im Deutschen an und für sich ein seltsamer Begriff ist. Rein von der Artikulation her kann man eigentlich jeden Laut ›umlauten‹. Die fließende Sprache ist ein einziges ›Umlauten‹.


    Kann man das belegen? Jenes »ae« muss zwar für eine Umformung des »a« gestanden haben, doch weder wissen wir, wie der Römer jenes »a« ausgesprochen, noch wie er den Laut umgeformt hatte.

    Der heutige Deutsche spricht das »a« sehr breitgezogen und offen, wie ein »á« aus, steht aber damit weit und breit alleine da, womit seine Kompetenz bezgl. der Artikulation des »a« in anderen Sprachen gering sein dürfte, behaupte ich mal… :D
     
  16. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Ist ja nicht so als wäre das Lateinische ausgestorben. Seine Dialekte haben sich auseinanderentwickelt. Allen gemein ist, dass sie /ɛ/ in /e/ vereinfacht haben. Obwohl, wenn ich das italienische Cesare betrachte, würde ich das fast auch mit tšɛzare wiedergeben.
    Im frühklassischen Latein war das <æ> noch ein /ai/. Daher dann etwa der Kaiser.
    Wir können das auch im Mittellatein beobachten. Die Ligatur <æ> wird zunächst graphisch gekürzt zur E caudata, <ę>, etwa ab dem 10. Jhdt. wird die cauda nicht mehr als Lautwertzeichen erkannt und korrekt mit Ligatur Geschriebenes wird nur noch mit <e> wiedergegeben.
     
  17. Mashenka

    Mashenka Aktives Mitglied

    Danke! Ist es demnach gut möglich, dass der Caesar seinen Namen noch eher als Kaiser als Zäsar ausgesprochen hat, und dass die weibliche Pluralform eigentlich ein ai war?
     
  18. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Zuletzt bearbeitet: 6. Juli 2016
  19. Riothamus

    Riothamus Aktives Mitglied

    Aber das 's' scharf aussprechen und das 'r' schön Rollen. Und das erste a wird -äh- 'vorgesprochen'. Er hat halt keinen Käse produziert, wie mein Lateinlehrer zu sagen pflegte.

    Ja, es hieß erst Cornelia-i.
     
  20. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    dazu eine Frage:
    in altenglischen (Beowulf) und altsächsischen (Heliand) Quellen findet sich u.a. ein Sonderzeichen für "ae" - woher kommt diese Abweichung von lateinischer Schreibweise?
    z.B. (Beowulf) wén' ic þæt gé for wlenco nalles for wraécsíðum
     

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