Austritt Frankreich aus der NATO

Ralf.M

Aktives Mitglied
Habe mal die Suchfunktion des Forums bemüht, finde aber nichts zum Austritt Frankreich aus der NATO.

Der Sommer 1966 war ja im westlichen Bündnis recht Turbulent.
Der 1. Präsident der 5. Republik Charles de Gaulle verkündete dem Ausstieg Frankreichs aus der NATO.
Als Grund habe ich in Erinnerung dass es wohl aus zweierlei Gründen geschah:

· Änderung der Verteidigungspolitik Frankreichs im Zusammenhang der erfolgreichen Kernwaffenexplosion in Algerien. Frankreich wurde Nuklearmacht. Es baute ab diesen Zeitpunkt eine eigene Atomstreitmacht auf.
· Begünstigt war diese Aktion wohl auch, Charles de Gaulle schmollte noch immer über die Behandlung der Alliierten nach dem 2. WK. (Frankreich Besatzungszone in Deutschland incl. WB, Stalin zu Churchill und Roosevelt JA, aber nicht zu Lasten des Territoriums der SBZ.

Im April 2009 trat ja Frankreich unter den Interimspräsidenten Alain Poher wieder der NATO bei. Aber das damals verlegte militärische Hauptquartier blieb in Mons/Belgien.

Gab es weitere Gründe zum Ausstieg Frankreich?
 
Frankreich trat nicht direkt aus der Nato aus, sondern aus deren Kommandostruktur der Nato. Ich denke, das auch der eskalierende Vietnamkrieg durchaus eine Rolle gespielt haben könnte.
Frankreich kritisierte die USA sehr massive für deren militärischen Engagement in Südostasien. Die USA waren in dieser Zeit bereit sich der Sowjetunion atomar zu verständigen; zu Lasten der Nato.

Und de Gaulle wollte mehr Macht für Frankreich. Er wollte das die Nato quasi von den USA, Großbritannien und Frankreich geführt werden würde; in eine Art Dreierdirektorium. Diese Idee stieß aber nicht auf die erwünschte Gegenliebe.
 
Wie schon Turgot zutreffend bemerkte, entzog die französische Regierung die französischen Streitkräfte 1966 den Befehlsstrukturen des NATO-Oberkommando.

Ergänzend: Schon bei der davor geplanten EVG seit Anfang der 1950er Jahre lehnte die französische Nationalversammlung im Sommer 1954 die Ratifizierung des EVG-Vertrages ab, auch und gerade wg. der Einbindung in ein bzw. der Unterordnung französischer Streitkräfte unter ein europäisches Oberkommando.
Die Einbindung bzw. Unterordnung französischer Streitkräfte unter ein nicht-französisches Oberkommando war seit langem ein gewisser Streitpunkt der französischen Innenpolitik.
 
Charles de Gaulle verfolgte damit den Kurs von mehr Unabhängigkeit!:rolleyes: Auch wenn, sich das etwas böse anhört! Der französische Präsident, war nicht damit einverstanden, dass Frankreich, nicht die erste Geige spielen durfte. Zum Teil, hatte diese Haltung ihre Wurzeln in der Zeit des 2. WK. Seit dieser Zeit misstraute de Gaulle den USA!

Allerdings ging es nicht NUR für die USA und Frankreich. Auch die anderen europäischen Länder hatten so ihre Probleme mit Frankreich. Den das bonapartistische Verhalten von Herrn de Gaulle, stießen auch diesen auf!
Umgekehrt ging es ihm auch darum, die US-amerikanischen Truppen, unter französischen Befehl zu stellen. Er glaubte, Frankreich stehe dies zu. Was die USA sicherlich nicht zugelassen haben.

De Gaulle, glaubte, Frankreich stehe auf Augenhöhe mit den USA und Großbritannien, was aber weder wirtschaftlich, politisch und militärisch den Tatsachen entsprach. Das war dann der Tropfen, welcher das Fass zum Überlaufen brachte. Also entschloss sich Frankreich, seinen Weg, insbesondere den atomaren Weg, alleine zu gehen.
 
· Änderung der Verteidigungspolitik Frankreichs im Zusammenhang der erfolgreichen Kernwaffenexplosion in Algerien. Frankreich wurde Nuklearmacht. Es baute ab diesen Zeitpunkt eine eigene Atomstreitmacht auf.
Frankreich bereitete sich bereits Ende der 40er, wie etliche andere Staaten auch, auf den Bau von Atombomben vor, indem es die Infrastruktur schuf. Als dann in der Suez-Krise 1956 die SU den französischen Rückzug mit der indirekten Drohung des Atomkriegs erzwang, gewann das Bombenprojekt deutlich an Schwung. Nicht zuletzt deshalb weil die USA die Position der SU in der Krise geteilt hatte. Ungefähr ab dieser Zeit wird die Entwicklung der Plutoniumbombe konsequent verfolgt.
 
Die USA haben aber auch mächtig Druck gemacht. Die beiden damaligen Weltmächte haben klargemacht, wer nun das Sagen hatte.
Frankreich und Großbritannien zogen unterschiedliche Konsequenzen aus der Niederlage in dieser Krise.
 
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