Auswirkungen von Waterloo?

PeterF

Neues Mitglied
Hi,

ich soll die Auswirkungen der Schlacht bei Waterloo herausfinden:

Im Moment habe ich:

- Wiener Kongress (wie genau?)
- Deutscher Bund

Was gibt es sonst noch?
 
Der Wiener Kongress wurde Anfang Juni beendet. Was meinst Du mit Auswirkungen Waterloos auf den Wiener Kongress? Einen großen Einfluss hatte freilich die Rückkehr Napoléons im März 1815 auf den Kongress.

Militärisch war die größte Auswirkung sicherlich der Zusammenbruch des Belgienfeldzuges Napoléons.

Da ein großer Teil der verfügbaren Kräfte des napoleonischen Frankreichs in Belgien opperierte, bestimmte die Niederlage neben den zahlreichen blutigen Ausfällen bei Quatre Bras, Ligny und Wavre sicherlich den weiteren Kriegsverlauf.
 
Naja, hätte Napoleon gewonnen, wären die Beschlüsse vom Wiener Kongress bestimmt nicht alle durchgesetzt worden.
Waterloo bedeutete ja das Ende des 1. Kaiserreichs, weshalb ich deiner Argumentation bzgl. des Kriegsverlaufs nicht ganz folgen kann.

Nein, ich meinte politische Folgen.
Keine Ahnung, im Bezug auf Europa, Preußen, England, die Welt.
Heilige Allianz evtl.?
 
Hm, das kann ich nicht so einsehen. Hätte Napoléon Waterloo gewonnen, so wäre er mit einer ziemlich gerupften Armee erstmal bis Brüssel gekommen. Das war zumindest sein Ziel.

An den anrückenden Russen und Österreichern hätte das ja auch nichts geändert. Bereits am 17. Juli, also keinen Monat nach Waterloo (!), rückte Schwarzenberg bereits in Paris ein. Welche Armeen soll denn Napoléon gehabt haben um das zu verhindern?

Die Heilige Allianz fand ja nach Waterloo statt.

Das Problem ist, dass ich fürchte, dass Du Napoléons Mittel überschätzt. Wir hatten schonmal eine Diskussion hier im Forum zu Napoléons Rückkehr und da waren wir uns überwiegend einig, dass auch bei der einen oder anderen gewonnenen Schlacht (wie Ligny) hin oder her die Lage Napoléons 1815 so ziemlich aussichtslos war. Sieg oder Niederlage in Waterloo hat daran nicht viel geändert. Am ehesten kann man wohl annehmen, dass die Niederlage die Entwicklung beschleunigte und Napoléon bewog früher abzutreten.
 
Okay, also kann man sagen:

Die Niederlage bzw. die erneute Machtergreifung hat die Verhandlungen/verträge der Allierten beschleunigt/verstärkt.

Aber was sind denn nun die Folgen?
Waterloo wird ja immer als eine weltverändernde Schlacht beschrieben, aber nie finde ich wirkliche Folgen. Wie du schon sagtest, war der Wiener Kongress bereits davor zu Ende, der 2. Pariser Frieden ist nicht wirklich weltverändernd. Die Heilige Allianz ist auch nicht wirklich eine Reaktion auf die Niederlage, der Deutsche Bund ist wiederum wieder eine Folge des Wiener Kongresses.
 
Waterloo wird ja immer als eine weltverändernde Schlacht beschrieben, aber nie finde ich wirkliche Folgen.

Diese Folgen fanden ja auch statt, völlig losgelöst von irgendwelchem Schlachtenlärm.

Schlaglichtartig können beispielsweise folgende Aspekte benannt werden:
- Der Nationalismus ist auf dem Vormarsch und damit die Idee vom Staat der Völker
- die Kriege, die als die ersten "Totalen" bezeichnet wurden, veränderten die Bürokratisierung der Staaten.
- der Aufstieg des Kapitalismus, indem sich das Bürgertum zunehmend vom Adel ablöste und die Industrialisierung vorantrieb
- die Veränderung der Sozialstruktur, indem die Städte zu Zentren der Bevölkerung werden und sich daraus das "Proletariat" entwickelte
- an den Nationalismus ist aber auch die Bedeutungszunahme des politischen Gewichts der Bevölkerung gebunden und damit das zunehmende Legitimationsdefizit der traditionellen monarchischen Herrschaft
- es bildet sich ein zunächst stabiles System der Großmächte heraus, das jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend fragil wird

Die meisten dieser Aspekte hängen eng mit der Bedeutung der Aufklärung, der Französischen Revolution und dem Bonapartismus zusammen.

Und diese Veränderung der "Tiefenstrukturen" haben wenig mit irgendwelchen Personen oder mit irgendwelchen Schlachten zu tun, sondern sind abhängig vom sehr komplexen ökonomischen und sozialen Wandel des 19. Jahrhunderts.
 
Hm, das kann ich nicht so einsehen. Hätte Napoléon Waterloo gewonnen, so wäre er mit einer ziemlich gerupften Armee erstmal bis Brüssel gekommen. Das war zumindest sein Ziel.

An den anrückenden Russen und Österreichern hätte das ja auch nichts geändert. Bereits am 17. Juli, also keinen Monat nach Waterloo (!), rückte Schwarzenberg bereits in Paris ein. Welche Armeen soll denn Napoléon gehabt haben um das zu verhindern?

Wo hat die Preußische Armee eigentlich gelegen, als Napoleon aus Elba kam? Blücher konnte seine Armee ja nicht aus dem Hut zaubern.

Apvar
 
Wo hat die Preußische Armee eigentlich gelegen, als Napoleon aus Elba kam? Blücher konnte seine Armee ja nicht aus dem Hut zaubern.

Eigentlich eine interessante Frage, ich vermute mal, dass sie auf dem Rueckmarsch aus Frankreich nach Preussen nach dem 1814er Feldzug waren (Wie lange hat man sich eigentlich in Paris/Frankreich aufgehalten?)

Noch interessanter ist, wo die Englænder her kamen. Sie hatten ja in Spanien gekæmpft, zum Kriegsende in Suedfrankreich. Sind die dann zunæchst nach England zurueckverschifft worden, und dann nach Belgien, oder hatten sie die Strecke zu Fuss durch Frankreich nach Belgien zurueckgelegt? Oder war das eine Mischung von beidem?

Gruss, muheijo
 
Noch interessanter ist, wo die Englænder her kamen. Sie hatten ja in Spanien gekæmpft, zum Kriegsende in Suedfrankreich. Sind die dann zunæchst nach England zurueckverschifft worden, und dann nach Belgien, oder hatten sie die Strecke zu Fuss durch Frankreich nach Belgien zurueckgelegt? Oder war das eine Mischung von beidem?
Die Scots Greys z.B. waren ja ebenso wie die Masse der schw. Kavallerie in Spanien garnicht dabei. Viele von den Truppen unter Wellington waren 1814/15 mit der Gründung des neuen Königreiches der Niederlande aus dem Boden gestampft - wenn ich mich recht entsinne, war das Vertrauen der niederländischen Offiziere besonders in die Wallonen unter ihrem Kommando nicht besonders groß. Veteranen aus Spanien waren auf jeden Fall die Braunschweiger, die allerdings nach 1809 nicht mehr dem Kommando ihres Herzogs, des Schwarzen Herzogs, der dann bei Le-Quatre-Bras fiel, unterstanden hatten.

Ein ganzer Teil der Preußen war 1813/14 noch garnicht dabei. Die westfälische Landwehr war erst 1814 aufgestellt worden und zu spät fertig, kam also 1814 nicht mehr zum Einsatz. So ewig haben sich die Alliierten auch 1814 garnicht in Frankreich aufgehalten, anders als dann ab 1815. Da waren sie ja dann praktisch eines besseren belehrt, was die Stabilität des bourbonischen Regimes anbelangte. So arg weit ist es zumindest für die Preußen nicht in ihre Heimat.

Die Einzigen, die evtl. teilw. noch auf dem Weg gewesen sein könnten, wären die Russen. Ich würde mal schauen, ob ich was dazu finde, wann sie Deutschland 1814 durchzogen. Dürfte sich wohl noch bis in den Herbst des Jahres gezogen haben.
 
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