Babylonische Reichsordnung

argisti

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Hallo,
um mir eine Übersicht über die Diadochenzeit zu verschaffen, habe ich mir ein paar Karten gezeichnet. Für die Einteilung der Satrapien habe ich die Karte auf S. 44 "Putzger - Atlas und Chronik zur Weltgeschichte" (2009) benutzt, für die Zuteilungen der Satrapien "Hellenismus" Band 2, Droysen.
Das ist natürlich nicht das neueste Werk. Bei ein paar Grenzziehungen bin ich mir sehr unsicher, etwa in Indien oder bei den Satrapien, die Eumenes erobern sollte.
Würdet ihr euch die erste der Karten zur babylonischen Reichsordnung einmal anschauen und Korrekturvorschläge anbringen?
 

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Bist du dir sicher, dass du die Babylonische Reichsordnung meinst? Das sieht eher persisch aus, bzw. ,wie zuerst genannt, passt das eher in die Diadochenzeit.
Speziell zu deiner Frage kann ich dir aber nicht helfen, aber ich schau nochmal nach.
 
Sieht gut aus. Als Quelle kannst du vielleicht hier noch nachschauen.

Kleine Detaills: Eumenes' Besitz reichte im Osten bist Trapezunt, auf der Karte umfasst es auch Gebiete dahinter. Gaza gehört auf der Karte Ptolemäus, meiner meinung nach gehörte es zu Syrien. Das ist mir auf die schnelle ins Auge gefallen.
 
Alles in allem past die Karte, nur die farbliche Gestalltung der Provinz des unteren Indien past nicht zu dessen Satrapen Pheiton, Sohn des Agenor.

Dionysios von Herakleia war glaub ich kein Satrap, sondern lediglich der Stadtdynast des pontischen Herakleia.
 
Hallo,
danke für die Hinweise und den Literaturtipp. Ich werde damit die Karte überarbeiten und vielleicht noch ein paar zu den folgenden Jahrzehnten erstellen.
Vielen Dank

argisti
 
Würdet ihr euch die erste der Karten zur babylonischen Reichsordnung einmal anschauen und Korrekturvorschläge anbringen?

Ich halte den Titel deiner Karte für etwas missverständlich. Unter "Babylonische Reichsordnung" wird jeder, der mit der hellenistischen Geschichte nicht sonderlich vertraut ist, die administrative Struktur des altorientalischen Babylon vermuten, das bekanntlich 539 v. Chr, unterging. Besser wäre z.B. der Kartentitel "Die Anfänge der Diadochenreiche", wobei die sicher geplante Kartenlegende Auskunft darüber geben wird, welche Generäle über welche Regionen herrschen wollten. Du könntest die "Babylonische Reichsordnung" auch als Untertitel wählen, fall du darauf nicht verzichten willst, oder umgekehrt titeln.
 
Der Begriff "Babylonische Reichsordnung" hat sich allgemein eingebürgert. "Anfänge der Diadochenreiche" ist unpräzise, während bei "Babylonische Reichsordnung" klar ist, dass die kurz nach Alexanders Tod von seinen Generälen in Babylon getroffene Abmachung über die provisorische administrative Teilung des Alexanderreiches gemeint ist. (Von einer echten Teilung des Reiches sprach damals offiziell noch niemand.)
 
Der Begriff "Babylonische Reichsordnung" hat sich allgemein eingebürgert.

Bist du da so sicher? Ich kannte den Begriff nicht und in den meisten Geschichtsatlanten gibt es keine solche Karte. Das liegt sicher daran, dass es sich lediglich um eine Momentaufnahme handelt, die so nie oder nur bruchstückhaft realisiert wurde.
 
Da hast Du schon recht, hundertprozentig umgesetzt wurde sie nie, weil es eben ein paar Generäle gab, die mit ihrem Anteil unzufrieden waren und die Ordnung daher nicht akzeptierten. Aber das ändert nichts daran, dass es eine konkrete Abmachung gab, wie das Reich administrativ zu organisieren sei, eben die Babylonische Reichsordnung, und um die geht es argisti offenbar. "Anfänge der Diadochenreiche"würde eher eine Karte vermuten lassen, die den tatsächlichen Zustand zeigt.
 
Stimme Ravenik zu. Die Babylonische Reichsordnung wurde nach Alexanders Tod 323 v. Chr. beschlossen und auch fast vollständig vom Regenten Perdikkas umgesetzt. Durch sie wurde z.B. die Herrschaft des Ptolemaios in Ägypten begründet. Sie wurde allerdings mit dem Ausbruch des ersten Diadochenkriegs und vor allem nach dessen Ausgang 320 v. Chr. obsolent, da die Sieger auf der Konferenz von Triparadaisos das Reich neu ordneten.

Die von argisti erstellte Karte mag vielleicht nur einen recht kurzen Ausschnitt aus der frühen Geschichte der Diadochenkriege zeigen, aber einen durchaus bedeutsamen. Die Reichsordnung war keine Reichsteilung, sondern sollte die auf persischem Vorbild basierende Administration des Reichs regeln. Einige darin enthaltene Bestimmungen, besonders die Satrapienverteilung, wurden noch von Alexander angeordnet und lediglich in der Reichsordnung bestätigt. Perdikkas, der Kopf in der Regierung des alexandrinischen Reichs, verlor den ersten Diadochenkrieg, aber der Reichsgedanke blieb noch einige Jahre bestehen. Er endete faktisch erst mit dem Ende des Antigonos in der Schlacht bei Ipsos 301 v. Chr.
 
Hallo,
danke noch mal für die Rückmeldung.
Tatsächlich habe ich vor, die Veränderungen nach einschneidenden Ereignissen mittels Karten darzustellen. (Nur für mich, ich kann mir die Ereignisse besser merken, wenn ich Karten vor mir habe.) Die wichtigesten Bestimmungen diesbezüglich waren - soweit ich das beurteilen kann
a) die Babylonische Reichsordnung nach Alexanders Tod
b) die Konferenz von Triparadeisos nach Perdikkas' Tod
c) die Bestimmungen des Antigonos nach Eumenes' Tod
d) die Situation nach der Schlacht bei Ipsos

Zu a) und b) habe ich soweit die Karten im Anhang (mit pdf-Legende) erstellt. Dabei verstehe ich die Situation in indien noch nicht: Dazu gibt es sich widersprechende Angaben. Deshalb auch das grau-schwarz in den Karten.
c) bereitet mir allerdings einige Probleme, da Droysen nicht im Detail auf die antigoneischen Bestimmungen eingeht. Kennt jemand dazu Literatur?

Außerdem möchte ich auch die Feldzüge in den Karten darstellen. Mit GIMP kann man aber nur schlecht Pfeile malen. Kennt jemand eine geschickte Alternative?

Edit: @joinville. Das Ende des Reichsgedankens ist nicht erst 301 anzusetzen, sondern spätestens mit der Ausrufung des Königtums in den wichtigsten 5 Satrapien 306. Oder noch früher mit dem Tod des Alexander IV 310.
 

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Edit: @joinville. Das Ende des Reichsgedankens ist nicht erst 301 anzusetzen, sondern spätestens mit der Ausrufung des Königtums in den wichtigsten 5 Satrapien 306. Oder noch früher mit dem Tod des Alexander IV 310.

Stimmt natürlich. Das Reich erlebte einen schleichenden Tod, angefangen beim Ende des Perdikkas 320 über den Tod Alexanders IV. 310, dem Jahr der Könige 306 und eben bis Ipsos 301.

Antigonos war der einzige der Diadochenkönige der noch einen Anspruch auf das ungeteilte Alexanderreich erhob und dafür Krieg gegen die anderen Diadochen führte. Faktisch war sein Reich auf Kleinasien, Syrien, Mesopotamien und den zentralasiatischen Provinzen beschränkt, letztere verlor er ab 311 auch noch an Seleukos. Sein Tod bei Ipsos 301 trug letztlich auch das Alexanderreich ideologisch zu Grabe.
 
Hallo,
warum eigentlich nennt Droysen das Jahr 321 als Todesjahr Perdikkas' und der Konferenz von Triparadeisos. Offenbar scheint das überholt zu sein. Warum eigentlich?

Edit: Da steht es wahrscheinlich: B. Gullath, L. Schober: Zur Chronologie der frühen Diadochenzeit, die Jahre 320-315 v.Chr.
Da geht man von Herbst 320 für die Konferenz aus.
 
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Naja wenn die Griechen sich zusammengeschlossen hätten wäre alles ganz anders ausgegangen aber das ist ein anderes Thema.
 
...
Edit: @joinville. Das Ende des Reichsgedankens ist nicht erst 301 anzusetzen, sondern spätestens mit der Ausrufung des Königtums in den wichtigsten 5 Satrapien 306. Oder noch früher mit dem Tod des Alexander IV 310.

Das sehe ich etwas anders. Solange es noch einen Mitspieler, Antigonos Monophthalmos, gab, der auf die Beherrschung des gesamten Reiches setzte (was man hinterfragen könnte), war auch der Reichsgedanke nicht aufgegeben. Bei den anderen "Satrapen" war der Reichsgedanke schon vor 306, und auch vor 310 aufgegeben.
 
Grundsätzlich hast Du natürlich recht, aber trotzdem war 306/305 irgendwie einschneidend: Bis dahin hielten alle Diadochen formal die Illusion eines geeinten Alexanderreiches aufrecht, in dem sie ihre Herrschaftsbereiche nur im Namen der legitimen Könige Alexander IV. und Philipp III. Arrhidaios verwalten würden, auch noch als nach deren Tod der Königsthron vakant war. Niemand wollte sich ganz offiziell abspalten. Als Antigonos I. den Königstitel annahm, war das nicht so gedacht, dass er damit sein eigenes Reich gründen wollte, sondern als Usurpation des Alexanderreiches, dass er also die erloschene Argeaden-Dynastie durch eine Antigonidendynastie ersetzen wollte. Für die anderen Diadochen war das freilich nicht akzeptabel, und sie nahmen ebenfalls den Königstitel an (sogar Dionysios von Herakleia machte da mit), ohne aber Anspruch auf die Herrschaft über das Gesamtreich zu erheben. Erst damit wurde der Gedanke an die Reichseinheit auch ganz offiziell aufgegeben.
 
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