Bandkeramiker

rolo

Mitglied
Hallo, ich hab mal eine Frage: Wer oder was waren die Bandkeramiker?
Scheinbar keine Cro Magnon und keine Kelten, sondern ein eigenes Volk, das in Europa siedelte?
Wo kamen sie her, und was machte sie aus?:confused:
 
Scheinbar gab es ein Volk vor den Kelten. Den Ausdruck "Bandkeramiker" habe ich von einem Bekannten übernommen. Was waren das für Kulturen, die zwischen den Cro Magnon und den Kelten Europa bewohnten?
 
Hallo,

Die Frage nach den Bandkeramikern ist eine interessante Frage, leider beruhen alle Informationen über sie auf Bodenfunden. Aus Bodenfunden kann man leider nicht auf ethnische Zusammengehörigkeiten schließen, genauso wie heute der weltweite Fund von Coca Cola-Dosen auch nicht auf ein einzigen Erdenvolk hindeutet. Es ist aber zu vermuten, daß sich die Bandkeramiker ethnisch nahe standen. Ihr Name beruht auf der typischen Verwendung ihrer aus Bändern aufgebauten Keramik. Ihre Kultur entstand um ca. 5700 v.Chr. im heutigen Ungarn, Österreich, Slowakei. Von hier aus verbreitete sie sich darauf in weiten Teilen Mitteleuropas. Mit ihnen gelang wahrscheinlich die Landwitschaft bzw. der Ackerbau nach Mitteleuropa. Über ihre Sprache kann man nur Vermutungen anstellen. Die jüngste mir bekannte These sieht in ihnen Ur-Indogermanen. Mir persönlich behagt diese These nicht. Ich schließe mich eher der Hypothese an, die Bandkeramiker sprachen eine kleinasiatische Sprache, möglicherweise verwandt mit dem Kaukasischen, Kartwelischen oder einer uns unbekannten Sprachfamilie. Aber auch Verwandschaft mit afroasiatischen Sprachen ist nicht auszuschließen.
Im Übrigen !!!!! Der Cro-Magnon ist EIN Typus des modernen Menschen. Zu glauben er allein wäre in Europa vor nunmehr 40.000 oder 45000 Jahren eingewandert ist doch sehr gewagt. Die Kelten erscheinen irgendwann zwischen 1000 und 500 v. Chr (um keine andere Diskussion an dieser Stelle loszutreten). Es ist daher nur selbstverständlich, daß es weitere Kulturen gab. So gab es z.B. Gravettien ab 24000, ab ca. 15000 Magdalenien Federmesser-Gruppen, Azilien, Stielspitzen-Gruppen um 11000-10000, Sauveterrien, Beuronien, Maglemose von 10-7000, Tardenon, Kongemose, Ertebölle, LaHoguette u.a. bis ins Neolithikum. Diese Kulturen waren zumeist Jäger- und Sammlerkulturen.
 
beorna schrieb:
Ihr Name beruht auf der typischen Verwendung ihrer aus Bändern aufgebauten Keramik.
ist damit die "wurst-technik" ( aufeinanderlegen von tonwürsten ) gemeint? die verzierung spielt doch auch eine rolle?

beorna schrieb:
Im Übrigen !!!!! Der Cro-Magnon ist EIN Typus des modernen Menschen. Zu glauben er allein wäre in Europa vor nunmehr 40.000 oder 45000 Jahren eingewandert ist doch sehr gewagt
genau! -danke!


gruß clemens
 
Entschuldigung, habe das sehr undeutlich geschrieben. Die Keramik ist nicht aus Bändern/Würsten aufgebaut, sondern mit Bändermotiven verziert
 
Sehr interessant:

2000 v. Chr.
»Ante Romam Treveris stetit annis mille trecentis« (»Vor Rom stand Trier 1300 Jahre ...«) – sagenhafte Gründung der Stadt durch Trebeta, einem jungen Mann auf der Flucht vor seiner Stiefmutter, der assyrischen Königin Semiramis. Gerätefunde belegen Siedlungen im Trierer Tal seit den Bandkeramikern sicher.

Quelle: http://trier.de/
 
Es ist aber zu vermuten, daß sich die Bandkeramiker ethnisch nahe standen.

Die Bandkeramiker waren keine ethnische Gruppierung.
Über ihre Sprache kann man nur Vermutungen anstellen. Die jüngste mir bekannte These sieht in ihnen Ur-Indogermanen. Mir persönlich behagt diese These nicht. Ich schließe mich eher der Hypothese an, die Bandkeramiker sprachen eine kleinasiatische Sprache, möglicherweise verwandt mit dem Kaukasischen, Kartwelischen oder einer uns unbekannten Sprachfamilie. Aber auch Verwandschaft mit afroasiatischen Sprachen ist nicht auszuschließen..

Die Bandkeramiker sprachen vor-indoeuropäische Sprachen. Altkleinasiatische Sprachen gab es nur in Anatolien.
 
Mir ist ganz schleierhaft, wie man überhaupt wissen soll, was die Bandkeramiker für ein Idiom sprachen.

Das ist nicht nur schleierhaft, sondern überhaupt nicht mehr festzustellen.
Welche Sprache die Träger der BK sprachen, werden wir wohl nie wissen, ein Hinweis noch zu den BK, das ist eine Kulturerscheinung, keinesfalls eine Kultur bzw. eine Ethnie.
 
Die bandkeramische Kultur als archäologische Kultur hat v.a. in Mittel- und Südosteuropa ihre Spuren hinterlassen.

Sowie auch westlich des Rheins, also in Westeuropa: Niederlande und Frankreich.

Die baskische Sprache wird dagegen in einem begrenzten Gebiet Westeuropas gesprochen.

In der Linguistik gilt es als beinahe gesichert, dass vor dem Auftreten der Indoeuropäer eine Sprache gesprochen wurde, die mit dem heutigen Baskischen verwandt ist. Das Baskische gilt als die einzig überlebende Sprache aus vorindoeuropäischer Zeit. Dies hat mit dem heutigen Siedlungs- oder Sprachgebiet der Basken wenig zu tun.

In Mittel- und West(!)europa finden wir viele Flussnamen, die sich aus baskischen Sprachwurzeln ableiten lassen. Bezeichnungen von Flüssen gelten als generell langlebig.

Der Humangenetiker Cavalli-Sforza vertrat 2001 übrigens die Hypothese, dass sich der baskische Bereich auf das gesamte Gebiet der Felsmalereien erstreckte. Diese baskische Sprache dürfte seiner Ansicht nach direkt von den ersten in Europa auftauchenden Cro-Magnon-Menschen abstammen.
Nach dem Ende der Eiszeit - so wird angenommen - haben sich diese "Basken" (Vaskonen) auf West- und Mitteleuropa ausgebreitet.
 
Der Humangenetiker Cavalli-Sforza vertrat 2001 übrigens die Hypothese, dass sich der baskische Bereich auf das gesamte Gebiet der Felsmalereien erstreckte. Diese baskische Sprache dürfte seiner Ansicht nach direkt von den ersten in Europa auftauchenden Cro-Magnon-Menschen abstammen.

Cavalli-Sforza ist, wie du richtig sagst, Humangenetiker, kein Linguist.
In der Linguistik gilt es als beinahe gesichert, dass vor dem Auftreten der Indoeuropäer eine Sprache gesprochen wurde, die mit dem heutigen Baskischen verwandt ist. Das Baskische gilt als die einzig überlebende Sprache aus vorindoeuropäischer Zeit. Dies hat mit dem heutigen Siedlungs- oder Sprachgebiet der Basken wenig zu tun.

In Mittel- und West(!)europa finden wir viele Flussnamen, die sich aus baskischen Sprachwurzeln ableiten lassen. Bezeichnungen von Flüssen gelten als generell langlebig.

Nach dem Ende der Eiszeit - so wird angenommen - haben sich diese "Basken" (Vaskonen) auf West- und Mitteleuropa ausgebreitet.

Ja, das ist die waskonische Hypothese von Theo Vennemann. Dazu muss man sagen, dass der mit seinen historiolinguistischen Hypothesen zwar medial viel Staub aufwirbelt, in der Wissenschaft aber eher isoliert dasteht.

Nur mal die Meinung von Hayim Sheynin, Altphilologe und Semitist an verschiedenen Universitäten in Israel und den USA:

"This book [Europa Vasconica - Europa Semitica] teaches us this lesson: However good a theoretician of linguistics one is, it is a paramount importance that he would master the languages he operates in his work. As far as it is known, and as it was stated by V. himself, he is no Vasconist, no Celticist and no Semitic or Afroasian linguist, he doesn't have special preparation in all these areas, neither in onomastics. To base such a big work on the etymologies taken from works of other scholars and from the large library of dictionaries is permissible only on condition that the author understands the linguistic implications connected to each word, each morpheme and each phoneme, the implications which are not usually supplied in the dictionaries. The author should follow the process of language change for each of the examples he provides as a proof of his theory. Speaking frankly, even the great linguists would not attempt historical reconstruction going back to the fifth millennium BC, especially in the condition of absolute lack of linguistic material going back even to the fourth or third millennia, not to speak that the linguistic material used in the dictionaries is of much later time. We should mention that V. failed in this book not only as comparative linguist, or etymologist, but even in his narrow specialization as a Germanist. Remember, in the beginning of this review I mentioned, that V.'s Ph.D. dissertation was on German phonology. Kitson (1996):110 shows that V. failed to give a rational explanation to the prevalence of o-grades over 'full' or 'normal' e-grades. He failed to recognize the Indo-European phonetic form of suffixes. He failed to treat existence of vowel a in the Indo-European roots.

In short we consider the book a complete failure."


Ich habe selten eine so vernichtende Kritik gelesen. Soviel zu "in der Linguistik gilt als beinahe gesichert".
 
In der Linguistik gilt es als beinahe gesichert, dass vor dem Auftreten der Indoeuropäer eine Sprache gesprochen wurde, die mit dem heutigen Baskischen verwandt ist.
Es gibt nach wie vor, keinerlei Belege für irgendein Auftreten von Indoeuropäern. Darüber ist hier schon recht heftig diskutiert worden, so das ich mich hier weiteres erspare.


In Mittel- und West(!)europa finden wir viele Flussnamen, die sich aus baskischen Sprachwurzeln ableiten lassen. Bezeichnungen von Flüssen gelten als generell langlebig.
Welche Flussnamen sollen das denn sein, einige Bsp. wären gut, danke.

Diese baskische Sprache dürfte seiner Ansicht nach direkt von den ersten in Europa auftauchenden Cro-Magnon-Menschen abstammen.
Ein Sprachkontinuität von über 40000 Jahren, zu postulieren, ist schon sehr abwegig oder, diese These kann man schon alleine aufgrund der zeitlichen Tiefe und den damit verbundenen Überlieferungsbedingungen u.A, komplett verwerfen.
 
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