Bankenwesen im 30jährigen Krieg

Wallenstein

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Wer kann mir etwas über das Bankenwesen im 17. Jahrhundert sagen? Mich interessieren weniger die Millionendeals, die Welser und Fugger mit den Fürstenhäusern tätigten, sondern die Möglichkeiten, die der kleine Mann hatte, seine Ersparnisse irgendwo sicher zu hinterlegen. Soweit ich weiß, gab es damals schon die Möglichkeit des Wechselkaufs (zumindest berichtet Grimmelshausen in seiner "Courasche" davon).

Also, wer kann mir sagen, wie das damals war und wie es im einzelnen ablief?
 
Wallenstein schrieb:
...sondern die Möglichkeiten, die der kleine Mann hatte, seine Ersparnisse irgendwo sicher zu hinterlegen.
Die gabs, z.B. unterm Kopfkissen oder im Sparstrumpf auf einer Bank allerdings nicht. Die ersten Banken, die die breite Masse ansprachen kamen in Deutschland erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf.

Wallenstein schrieb:
Soweit ich weiß, gab es damals schon die Möglichkeit des Wechselkaufs (zumindest berichtet Grimmelshausen in seiner "Courasche" davon).
Der Wechsel funktionierte damals schon genauso, wie er heute auch noch funktioniert. Nur dass der Wechsel damals noch viel weiter verbreitet war, als es heute der Fall ist.
 
Lili schrieb:
Die gabs, z.B. unterm Kopfkissen oder im Sparstrumpf auf einer Bank allerdings nicht. Die ersten Banken, die die breite Masse ansprachen kamen in Deutschland erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf.
Nur ergänzend:
Königin Katharina von Württemberg (1789-1819)
katharina.jpg
1816 heiratete Katharina Pawlowna Großfürstin von Russland den damaligen Kronprinzen Wilhelm von Württemberg. Nach dreijähriger Ehe starb Katharina jedoch im Alter von nur 30 Jahren. Sie wurde von den Württembergern sehr geschätzt, da sie dem Land eine ungewöhnlich moderne Sozialstruktur brachte. Sie gründete die erste württembergische Sparkasse, schuf Schulen mit modernen Lehrplänen, Spitalbauten, Kinder- und Speiseanstalten. Dies finanzierte sie zu einem Teil aus ihrer sehr hohen russischen Mitgift.
Quelle
Katharina Pawlowna von Rußland - Königin von Württemberg

PS.: Katharina Pawlowna war die Enkelin von Katharina der Großen
 
Hallo Wallenstein,

Mercy bekennt zu seiner Schande, die Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courasche steht ihm nicht zur Verfügung. Der Wechselkauf war zu dieser Zeit allerdings auch nicht das Zahlungsmittel des kleinen Mannes.

Wer je einmal in eine Gemeinderechnung, Heiligenpflegerrechnung oder Bruderschaftsrechnung geblickt hat und die Abhörberichte gelesen hat, erfährt, wo der kleine Mann sein "Capital" sicher anlegen konnte. Die Institutionen Gemeinde, Kirchen oder Bruderschaften (es mag noch andere geben), verfügten über Kapital, das natürlich nicht nur in Truhen aufbewahrt wurde, sondern an andere Personen und Institutionen verliehen wurde. Darüber wurden Pfandbücher geführt, die mit der jährlichen Rechnungsabhör (Rechnungsprüfung) kontrolliert wurden.
Gründe für den Kapitalbedarf einer Person gab es viele, z.B.:
Die Abgaben konnten wegen schlechter Ernte nicht entrichtet werden; hatte der Steuerschuldner noch Eigentum (Haus, Feld), konnte dies als Pfand eingesetzt werden. Für diese Schuld waren Zinsen zu entrichten. Konnte der Schuldner seine Zinsen regelmäßig entrichten, waren solche Kredite zeitlich fast unbegrenzt. Ernst wurde es, wenn die Zinsen nicht entrichtet wurden. Entweder gab es noch die Möglichkeit, weiteres Eigentum als Unterpfand einzusetzen, dann war wieder Ruhe, oder es erfolgte eine Zwangsversteigerung der eingesetzten Pfänder.
 
Die Geschäfte der Courasche waren eher nicht auf ehrbare Arbeit gegründet: "Ging es dann an ein Stehlen Rauben und Plündern, wie es dann in dem vollen und reichen Italia treffliche Beuten setzt, so mußten nit nur Springinsfeld samt meinem Gesind ihre Hälse daran wagen, etwas einzuholen, sondern die Courasche selbst fing ihre vorige Gattung zu leben, die sie in Teutschland getrieben, wiederum an; und indem ich dergestalt gegen den Feind mit Soldatengewehr, gegen den Freunden aber im Lager und in den Quartirn mit dem Judenspieß focht, auch wo man mir in aller Freundlichkeit offensive begegnen wollte, den Schild vorzusetzen wußte, wuchs mein Beutel so groß darvon, daß ich beinahe alle Monat einen Wechsel von 1000 Kronen nach Prag zu übermachen hatte ..." Aber einträglich :D
Text
 
Danke erstmal für eure Antworten.

Ich habe mich vielleicht ein wenig mißverständlich ausgedrückt (mir ist schon klar, daß Bauer Hein damals nicht mal eben seinen Wochenertrag zur Raiffeisen gebracht hat... ;) ), deshalb formuliere ich es mal anders:

Angenommen, ich habe auf einem Feldzug gut Beute gemacht und verfüge nun über so viel Bares, daß ich nicht alles in Würfelspiel und Schnaps anlegen kann. Was mache ich also am besten mit meinen Gulden, damit sie sicher sind vor all dem anderen Gesindel, das sich so im Heer herumtreibt?
 
Wallenstein schrieb:
Was mache ich also am besten mit meinen Gulden, damit sie sicher sind vor all dem anderen Gesindel, das sich so im Heer herumtreibt?
Wenn du sesshaft werden willst, dann treibe "Marktforschung": Gehe zum Schultheissen und zum Pfarrer und in den nächsten Wallfahrtsort, frage dort nach, ob sie dein Bares haben möchten, was sie dir als Sicherheit bieten und wieviel Zins du jährlich bekommst.
Und mach gleich dein Testament.
 
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