Barbarossa und Chemnitz

Artorius

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Im aktuellen Spiegel ist unter Anderem ein interessanter Artikel über Barbarossa. Sinngemäß steht da (aus dem Gedächtnis): Barbarossa achtete sehr auf seine PR. Ob zur Stadtgründung von Chemnitz, oder beim Besuch von Polen, immer waren Chronisten dabei.

Meine Frage: Könnte der Bezug auf Chemnitz nur metaphorisch oder als Beispiel gemeint sein, oder existieren tatsächlich zeitgenössische Texte oder Quellen zu seinem Aufenthalt?

Für Anregungen wäre ich überaus dankbar.
 
Meine Frage: Könnte der Bezug auf Chemnitz nur metaphorisch oder als Beispiel gemeint sein, oder existieren tatsächlich zeitgenössische Texte oder Quellen zu seinem Aufenthalt?

Für Anregungen wäre ich überaus dankbar.

Zur Zeit von Barbarossa gab es eine kleine aber hoffnungsvolle Stadt mit dem Namen Chemnitz. Im Jahr 1143 bestätigte König Konrad III. dem über dem Fluss Chemnitz gelegenen Benediktinerkloster die Stiftung und verlieh dem Kloster einen Fernhandelsmarkt. Es ist nicht sicher, aber möglich, dass dieser Verleihung die Gründung einer Marktsiedlung im sö Teil der späteren Stadt folgte.

Allerdings spielt der Ort im Zusammenhang mit der planvollen staufischen Reichspolitik und der bäuerlichen Besiedlung des Erzgebirges wahrscheinlich in den 60er Jahren des 12. Jh. eine Rolle. Die neue Stadt muss von Anfang an als Reichsstadt gelten und urkundete 1290 als civitas imperio attinens. Bereits 1216 erscheint Chemnitz als Mittelpunkt des reichsunmittelbaren Pleißenlandes.

Lange Rede kurzer Sinn: Ein Aufenthalt Barbarossas in Chemnitz scheint urkundlich nicht erwiesen zu sein, wäre aber im Zuge der staufischen Reichspolitik durchaus denkbar.
 
Zur Zeit von Barbarossa gab es eine kleine aber hoffnungsvolle Stadt mit dem Namen Chemnitz. Im Jahr 1143 bestätigte König Konrad III. dem über dem Fluss Chemnitz gelegenen Benediktinerkloster die Stiftung und verlieh dem Kloster einen Fernhandelsmarkt. Es ist nicht sicher, aber möglich, dass dieser Verleihung die Gründung einer Marktsiedlung im sö Teil der späteren Stadt folgte.

Allerdings spielt der Ort im Zusammenhang mit der planvollen staufischen Reichspolitik und der bäuerlichen Besiedlung des Erzgebirges wahrscheinlich in den 60er Jahren des 12. Jh. eine Rolle. Die neue Stadt muss von Anfang an als Reichsstadt gelten und urkundete 1290 als civitas imperio attinens. Bereits 1216 erscheint Chemnitz als Mittelpunkt des reichsunmittelbaren Pleißenlandes.
Ist mir bekannt, bis auf die beiden letzten Sätze. Dafür danke.:winke:

Lange Rede kurzer Sinn: Ein Aufenthalt Barbarossas in Chemnitz scheint urkundlich nicht erwiesen zu sein, wäre aber im Zuge der staufischen Reichspolitik durchaus denkbar.
Darauf wollte ich hinaus, hatte es auch schon befürchtet. Sehr schade, zumal das im Spiegel so klingt, als wenn es handfeste Beweise und Aufzeichungen über einen Besuch geben würde.
 
I Sehr schade, zumal das im Spiegel so klingt, als wenn es handfeste Beweise und Aufzeichungen über einen Besuch geben würde.

Das ist ja nicht auszuschließen! Vielleicht liegen dem Spiegel Quellen über einen Aufenthalt Barbarossas in Chemnitz vor, die mir nicht bekannt sind. Im Handbuch der historischen Stätten Deutschlands habe ich jedenfalls nichts dazu gefunden und in anderen Publikationen auch nicht. Wäre ein Besuch Kaiser Friedrichs I. wirklich erfolgt, so würden die Chemnitzer in ihrer Stadtgeschichte gewiss damit prunken - was sie aber nicht tun!

Wikipedia sagt dazu:

In einiger Entfernung vom Kloster wurde vermutlich nach 1170 durch Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) in der Nähe einer Furt durch den Fluss Chemnitz eine stadtähnliche Siedlung gegründet, die schon bald darauf in die Aue verlegt wurde. Bis 1308 war Chemnitz freie Reichsstadt[5] und schon im Mittelalter ein Wirtschaftszentrum, insbesondere durch das im 14. Jahrhundert erhaltene Bleichprivileg.

Ergo: Ob Barbarossa Chemnitz gründete oder besuchte, bleibt spekulativ und lässt sich durch Quellen wohl nicht eindeutig belegen.
 
Wäre ein Besuch Kaiser Friedrichs I. wirklich erfolgt, so würden die Chemnitzer in ihrer Stadtgeschichte gewiss damit prunken - was sie aber nicht tun!

Ergo: Ob Barbarossa Chemnitz gründete oder besuchte, bleibt spekulativ und lässt sich durch Quellen wohl nicht eindeutig belegen.

Oh. Ich habe mich falsch ausgedrückt, bzw. einen Fehler gemacht. Ich habe den Besuch der Stadt irrtümlich als Vorraussetzung für die Stadterhebung angesehen, bzw. die Stadterhebung mit einem Besuch in der selbigen gleichgestellt. :hmpf:

Man geht davon aus, dass Barbarossa Chemnitz zwischen 1171 und 1174 zur Reichsstadt erhob. Möglich ist, dass er das von der Pfalz in Altenburg aus tat, wo er sich in der 1170er Jahren mehrfach aufhielt.

Was aber nichts an der Aussage ändert, dass bei der Gründung von Chemnitz Barbarossa von zahlreichen Schreiberlingen begleitet gewesen sein soll und das die Quellen für diese Aussage mich mal interessieren würden. Und noch mehr, was denn die Schreiberlinge da überhaupt zu Papier gebracht haben.
 
Man geht davon aus, dass Barbarossa Chemnitz zwischen 1171 und 1174 zur Reichsstadt erhob. Möglich ist, dass er das von der Pfalz in Altenburg aus tat, wo er sich in der 1170er Jahren mehrfach aufhielt.

Na ja, das wird er vielleicht getan haben, denn eine Erhebung zur Reichsstadt konnte allein der Kaiser vornehmen.

Ob aber Chemnitz zur Regierungszeit Barbarossas bereits diesen Status hatte, ist zweifelhaft. Wenn man bedenkt. dass das Kloster erst 1136 gegründet wurde und das Marktrecht von 1143 stammt, so wird der Ort zu Zeiten Barbarossas nur ein winziges Gebilde gewesen sein. Andererseits ist natürlich denkbar, dass die Gründung von Beginn an mit der Zukunftsperspektive einer gedeihlichen Entwicklung erfolgte und Chemnitz somit bereits bei der Geburt den Status der Reichsstadt hatte.

Darüber könnte man lange mutmaßen, spekulieren und diskutieren. :winke:
 
Ich möchte dich nicht verbessern oder kritisieren, aber einmal schreibst du
Die neue Stadt muss von Anfang an als Reichsstadt gelten und urkundete 1290 als civitas imperio attinens.
und dann
[...] denn eine Erhebung zur Reichsstadt konnte allein der Kaiser vornehmen.
Ob aber Chemnitz zur Regierungszeit Barbarossas bereits diesen Status hatte, ist zweifelhaft.
??? :winke:
Je mehr man sich damit beschäftigt, um so verwirrender wird alles. In einem Buch ist die Rede von einer durch Barbarossa gegründeten Reichsstadt, ein anderer Autor lehnt diesen Begriff zugunsten von Reichslandstadt ab und vertritt die Ansicht, dass Chemnitz erst im frühen 13. Jahrhundert mit dem vollen Stadtrecht bewidmet wurde.
Darüber könnte man lange mutmaßen, spekulieren und diskutieren. :winke:
Merk ich auch grade, aber das sollte eigentlich auch nicht der Anlass des Threads gewesen sein.:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der betreffende Spiegelartikel ist jetzt online. Hier nochmal die Stelle, um die es mir ging:
Barbarossa war ein früher Meister der PR. Ob bei der Stadtgründung von Chemnitz oder beim Abstrafen polnischer Rebellen - stets umgab er sich mit Schönschreibern, die seine Taten verherrlichten. Einer lobte gar seine Schenkel, sie seien "ansehnlich und durchaus männlich".
 
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