barocke Platzgestaltung: Der Petersplatz in Rom

Chulasamumsd

Mitglied
Als Fachfremder im Fach Kunstgeschichte tue ich mich mit einem Impulsreferat zum Thema barocke Platzgestaltung (exemplarisch darzustellen am Petersplatz in Rom) recht schwer.
Wer kann mir Literatur, Links, Infos geben???
 
Hmm, die "üblichen Verdächtigen" haben mir geholfen die Ästhetik und Raffinesse des Platzes zu erschließen, sowohl darauf, als auch in der Vorfreude darauf.
Also die üblichen kunsthistorischen Bücher, wie die vom Taschen-Verlag, Dumont, usw. und anspruchsvollere Reiseführer, z.B. Reclam Kunstführer, Prestel, Knaurs, etc.

Gibt es in jeder Kleinstadtbibliothek...
 
Die Gestaltung des Petersplatzes war ein ziemlich schwieriges Unterfangen, mussten doch etliche problematische Gegebenheiten überwunden werden:
Die Verlängerung des Langhauses durch Maderno machte den Blick auf die Kuppel unmöglich, damit war das Gesamtkonzept der Aussenwirkung von St. Peter futsch. Ausserdem wurden auf beiden Seiten der Fassade noch Glockenstühle integriert, dadurch wurde die Fassade viel zu breit.
Die Basilika steht auf dem vatikanischen Hügel der ziemlich Richtung Borgo abfällt. Das ganze Terrain ist dabei nicht plan, sondern ziemlich schräg, schief und wellig.
Es muss genügend Platz vorhanden sein damit eine große Menschenmenge sich versammeln kann und gleichzeitig freien Blick auf die Benediktionsloggia in der Mitte der Fassade hat.
Papst Sixtus V. liess den Obelisken bereits in den 1580er Jahren aufstellen, ein Platzzentrum war daher schon vorgegeben.

Bernini löste diese schwierigen Vorgaben auf ebenso einfache wie geniale Weise:
Unmittelbar vor die Fassade der Basilika legte er einen trapezförmigen Vorplatz und sorgte dadurch für eine optische Verschmälerung derselben. Wenn man auf diesem Platz steht glaubt man sich auf einer rechteckigen Anlage zu befinden. Der Vorplatz überwindet ebenfalls einen Großteil des Terrain-Unterschieds.
Das Säulenoval symbolisiert nicht nur die "Arme Christi" die alle Gläubigen hier umfassen wollen, sondern gibt dem Ovalplatz die größtmögliche Einheitlichkeit. Dabei werden die Unregelmäßigkeiten perfekt überdeckt. Wer auf dem Platz steht würde nie auf die Idee kommen dass der rechte Brunnen um fast 1,5 m höher liegt als der linke.
Die Ellipsenform ermöglicht auch die Versammlung von mehr Menschen die guten Blick auf die Fassade haben. Es gibt nur sehr kleine Bereich des Platzes mit eingeschränkter Sicht auf die Benediktionsloggia. Die Ovalform ist natürlich auch ein Zitat des größten "heidnischen" Bauwerks, des Kolloseums das hier in St. Peter quasi "überwunden" und umgedeutet wird.
Bernini hatte darüberhinaus noch einen dritten Flügel geplant der den Platz Richtung Borgo abgeschlossen hätte. Dieser wurde aber nie gebaut, wahrscheinlich weil die realisierte Lösung ohnehin ästhetisch befriedigender war.
 
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