Dafür, dass dieser Thread nur aus sechs Beiträgen besteht, streift er ja eine ganze Menge Themenbereiche...
1. Von Ansprüchen des Adels auf Beteiligung in der Königserhebung zur Zeit der Ottonen kann man kaum sprechen, da die Könige von Heinrich I. bis Otto III. ausschließlich vom Vorgänger designiert worden sind. Es hat zwar "Wahlen" gegeben, die aber vermutlich ungefähr so frei und spontan waren wie die Wahl eines neuen Parteivorsitzenden auf einem Parteitag. Frühestens mit dem Tod Ottos III. begann sich ein Selbstbewusstsein der Großen auszubilden, doch blieben derartige Designationen durch die Vorgänger noch jahrhundertelang Bestandteil der Nachfolgeregelung. Literatur, die ich dazu empfehlen kann: Gerd Althoffs "Die Ottonen".
2. Dass Heinrich I. eine neue Dynastie oder gar ein neues Reich begründet hätte kann man nur aus späteren Rückblicken so sagen. Meines Wissens gibt es dazu noch genug andere Threads, aber dennoch möchte ich anmerken, dass zum einen der Königstitel von niemandem gepachtet wurde und zum anderen bereits mit der Wahl Konrads I. ein eventuelles "Thronfolgerecht" Karls des Einfältigen, das den Großen des ostfränkischen Reiches anscheinend gar nicht erst in den Sinn gekommen ist, missachtet worden ist. Und bereits früher haben sich die Großen Ostfrankens zusammengetan und Karl den Dicken gestürzt - der allerdings König in Westfranken geblieben ist!
Ludwig, Karl, Konrad und Heinrich haben sich selbst als (fränkische) Könige betrachtet und sich auch in dieser Kontinuität gesehen, eine Gründung hat es nicht gegeben, noch nicht einmal die "Besiegelung" einer Entwicklung, höchstens bloß ein Schritt. Der Vertrag von Bonn tut da auch wenig zur Sache, da er nur erstmals die differenzierten Titel "rex francorum orientalium" bzw. "occidentalium" erwähnt, ohne diese näher zu begründen - und ohne Gewissheit darüber zu geben, dass es sich hierbei tatsächlich um eine Neuerung gehandelt hätte. Und mit den Ungarn dürfte das wohl auch nichts zu tun haben, zumal in den Quellen auch kein Zusammenhang zu finden ist.