Bedeutung des Reitpferdes im 16. Jh.

Semiramis

Neues Mitglied
Hallo,

ich schreibe eine Arbeit über Darstellungen Alexanders des Großen in der Neuzeit und hätte deshalb eine Frage zur Bedeutung des Pferdes im 16. Jh., vorallem am französischen Hof, aber auch beim Adel und den reichen Kaufleuten Italiens. Kann mir jemand zu diesem Thema Literaturtipps geben? Interessant wären auch Informationen zu den Methoden des Einreitens von Pferden in der Zeit und Reitschulen.

Viele Grüße
Semiramis
 
So als Einstieg könnte ich die "BLV Enzyklopädie der Pferde" von Elwyn Hartley Edwards empfehlen. Man bekommt einen groben Überblick und allgemeine Informationen über Herkunft, Geschichte, versch. Einflüsse, Klassische Reitkunst, Gestüte, versch. Nutzungen und natürlich auch einen groben Überblick über die einzelnen Pferderassen.

Hier ein paar Stichpunkte daraus, die vllt. für dich interessant sein könnten:
- man besann sich zurück auf die Werke des griech. Generals u. Historikers Henophon
- die Reitschule des neapolitanischen Edelmannes Federico Grisone (1532)
- Cesare Fiaschi (eröffnete Schule in Ferrara)
- ausgehend von eher schweren u. kaum gynmstizierten Pferden versuchte man ein möglichst durchlässiges Pferd zu bekommen. Ansatzpunkt war das Pferdemaul, welches durch scharfe Gebisse weich u. empfindlich gemacht werden sollte.
- zunächst wurde das Pferd mit einem Kappzaum ausgebildet, reagierte es auf die mit Stiften o. Spikes versehenen Nasenriemen wurde die Einwirkung langsam auf das Gebiss verlegt, welches weich eingesetzt wurde.
- die Kopfhaltung soll mehr durch die Drohung des Hebelstangengebisses erreicht worden sein, als durch seinen tatsächl. Einsatz
- mit Hilfe des Gebisses konnte das Pferd für die Lektionen der Hohen Schule ausreichend versammelt werden. Hinzu kamen noch Gerte, Sporen u. ggf. ein Helfer am Boden
- der Widerstand des Pferdes sollte mit "Korrektur" gebrochen werden
- Grisone schrieb ein Buch "Gli Ordini di Cavalcare" (Die Regeln der Reitkunst), indem (aus heutiger Sicht) wohl harte u. merkwürdige Methoden geschildert wurden
- Ziel war die taktreine Bewegung im Gleichgewicht, Fiaschi soll dafür Musik als Hilfsmittel für die Taktfindung eingesetzt haben
- zwischen 1504 u. 1713 befand sich Neapel unter span. Herrschaft, seit Mitte des 16. Jahrh. wurde das edlere spanische Pferd vermehrt eingesetzt

- Giovanni Baptista Pignatelli (Grisones Schüler) - stellte die Verbindung zw. Gewaltmethoden d. ital. Schulen u. dem natürl. und humaneren französischen System her.

- Salomon La Broue ("La Cavalerie Francoys" + Schüler Pignatellis) sei es zu verdanken, dass am Ende des 16. Jahrhunderts die französische Schule mit königlicher Förderung d. größten Einfluss auf die klassische Reiterei in Europa nahm.

Französische Hof
- Antoine de Pluvinel de Baume (17. Jahrhundert)

Vielleicht helfen dir diese ersten Namen u. Infos schon mal weiter bei der Suche.

Viele Grüße F.
 
Daß im 16. Jh. - genauer gesagt etwa um die Mitte jenes Jahrhunderts - mit der Begründung der modernen Reitkunst eine neue Qualität der klassischen Reitkunst einsetzte, hat Florentine bereits dargelegt.

Eventuell könnte es dabei auch interessant sein, einen groben Überblick voranzustellen, wie es vorher war - immerhin noch bis in die 1. Hälfte des 16. Jh.
Für den Fall, daß dies für Dich auch von Interesse ist, gibt es hier im Forum ein Thema zum Pferd im Mittelalter (woran ich auch hoffentlich irgendwann noch einmal weiterarbeiten kann)...

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=9789
 
Vielen Dank für Eure Antworten, die mir schon mal weiter helfen. Vielleicht sollte ich aber genauer erklären, worum es bei meiner Arbeit geht.
Ich bearbeitete drei Schlafzimmer des 16. Jhs., die mit Zyklen Alexanders des Großen ausgemalt worden sind. Zwei davon sind mit Sicherheit anlässlich der Hochzeit des Auftraggebers ausgemalt worden, was das Bildthema "Hochzeit Alexanders mit Roxane" gut erklärt. Ansonsten sind hier vorallem Darstellungen Alexanders mit Frauen zu sehen, besonders seine Großzügigkeit und Gnade Frauen und Kindern gegenüber, auch das sehr passend für das Schlafzimmer eines frisch verheirateten Paares. Nicht so passend scheint aber "Die Zähmung des Hengstes Bukephalos durch Alexander" zu sein.
Ich versuche nun einen Bezug zwischen diesen Szenen zu finden.
Da Alexander das Pferd mit Einfühlungsvermögen gezähmt hat (es scheute vor seinem Schatten, deshalb drehte Alexander seinen Kopf in Richtung der Sonne, damit es den Schatten nicht mehr sieht), dachte ich zuerst daran, dass diese sanfte Art der Zähmung Bewunderung hervorgerufen habe. Dazu würde die Reitkunst des Xenophon gut passen, aber Grisone hat in seiner Reitschule und seinem Buch, wenn ich das richtig verstehe, doch eher auf Gewalt gesetzt.
Eine andere Idee war: Zähmung Pferd gleichzusetzen mit Zähmung der Frau.
Oder es könnte um die Bedeutung des Pferdes und der Reitkunst als Statussymbol gehen und die Ausmalung ist zum einen Verherrlichung des Auftragebers und Darstellung seines Reichtums: Pferd und Frau, oder so ähnlich?
Wobei mir beim Schreiben gerade einfällt, dass es vielleicht um ritterliche Tugenden gehen könnte, da würde die Perdezähmung durchaus passen. Zeitlich würde das durchaus noch passen, die Ausmalungen sind alle zwischen 1519 und 1560 entstanden. Da sollte ich mir die mittelalterliche Sicht auf jeden Fall angucken, denke ich.
Was haltet Ihr von diesen Ideen?

Liebe Grüße
Semiramis
 
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