Begriff "Mittelalter"

Roxie-Hart

Mitglied
Hoffe, das Thema gabs nicht schon mal, gefunden habe ich es zumindest nicht. Die Bezeichnung "Mittelalter" entstand ja erst in der Neuzeit, weil es eben eine Epochen zwichen der Antike, und der wiederentdeckung der Antike, der Renaissance war. Der Begriff ist somit eine Diskriminierung, man hat wohl auch schon Versuche unternommen, andere Namen für diese Epoche zu finden. Ich denke allerdings nicht, dass man heute noch sagen kann der Begriff sei diskriminierend, heutzutage weiss man ja eigentlich gar nicht, weshalb das Mittelalter diesen Namen hat. Die meisten Menschen benutzen den Begriff, weil sie eben nur diese Bezeichnung kennen, ohne die Hintergründe. Was sagt ihr dazu?
 
Das habe ich ja noch nie gehört.:nono:

Was ist denn an dem Begriff "Mittelalter" diskriminierend? Und was sind das für Hintergründe an diesem Begriff, die heute keiner mehr kennt?

Für mich ist das "Mittelalter" halt die Zeit zwischen Antike und Neuzeit. Ich sehe da keine Diskriminierung.:lupe:
 
Naja, als der gute alte Petrarca damals von Mittelalter sprach (heute würden wir ihn selber ins Mittelalter verorten, er lebte 1304 - 1374) und damit die hinter sich liegenden Jahrhunderte meinte, meinte er das schon despektierlich. Auch der Begriff Gotik, der eine imho recht schöne Kunstrichtung beschreibt, sollte, als er in der Renaissance aufkam ausdrücken, dass das Mittelalter barbarisch gewesen sei (so wie sich die Vandalen noch bis heute als Synonym marodierender Hooligans gehalten haben).
 
Ich darf mich hier Joinville und El Quijote anschließen...

Grob gesagt wurde der Begriff "Mittelalter" von italienischen Humanisten ab dem ausgehenden 14. Jh. über die beiden folgenden Renaissancejahrhunderte geprägt: was aktuell war, war die "neue Zeit" (daraus "Neuzeit"), die erneut liebgewonnene Welt der Römer und Griechen die "alte Zeit" (daraus "Antike") und das Zeitalter dazwischen eben die "mittlere Zeit" (daraus "Mittelalter").
Eine abwertende Bezeichung - samt Begriffen wie "mittelalterliche Zustände" u. dgl. zur Charakterisierung ausgesprochener Rückständigkeit u.ä. - war damit verbunden (und wurde später im Zeitalter der Aufklärung durch antiaristokratische und antiklerikale Ansätze noch verstärkt), weil die Menschen der Renaissance das "Mittelalter" als eine "dunkle/finstere Zeit" i.S. einer Zeit des Verfalls der griechischen und römischen Leistungen infolge des germanischen Völkersturms ansahen und eben bspw. wie bereits angeführt den heute wieder eher als "eindrucksvoll" und "atemberaubend" eingeschätzten Baustil der Gotik "barbarisch" (das war mW auch die Bedeutung des Wortes "gotisch" während der Renaissancezeit) fanden.

Schlußendlich erlaube ich mir noch anzumerken, daß wir auch heute - obgleich wir den Begriff "Mittelalter" nicht mehr so negativ belasten - noch immer derartige Synonyme verwenden, welche in der Renaissancezeit verwurzelt sind.
Umgangssprachlich sprechen wir nämlich auch mitunter noch von "Zuständen wie im Mittelalter" oder von "mittelalterlichem Denken", wenn wir aus unserer Sicht rückständige gesellschaftliche Verhältnisse oder Sichtweisen bewerten, und daneben auch manches Mal noch vom "finsteren Mittelalter", wenn es um die europäische Geschichte zwischen 500 und 1500 geht.
 
hi,
bei allem Respekt für die Bewunderung oder das Interesse vieler Member hier für das MA.
Wie schon ausgeführt, wissen wir ja heute, dass das das (west-/mittel-)europäische MA bei weitem nicht sooo rückständig und "barbarisch" war, wie noch in der Beurteilung früherer Generationen.
Aber, war es nicht relativ zur vorhergehenden und nachfolgenden Epoche zivilisatorisch eher eine Zeit des Rückschritts, Stillstands oder langsameren Entwicklung?
Dabei meine ich nicht die punktuelle Entwicklung z.B. in den Klöstern, sondern das MA in seiner Gesamtheit, die allgemeine Partizipation von zivilisatorischen Errungenschaften und Entwicklungen.
Oder ist das im Vergleich zu den anderen Epochen heute auch nicht mehr haltbar?
 
Ich denke, dass das Mittelalter als Begrifflichkeit schon in den letzten Jahrzehnten eine positivere Darstellung erfahren hat, was nicht erst mit dem Bewusstsein um Hildegard von Biengen und anderen Personen der Zeit zu tun hat. Als Kind habe ich auch immer darüber nachgedacht, ob man in 2000 Jahren noch das Mittelalter so nennen darf (=)). Ich war schon immer ein grübelndes Kind.) Die Datierung zwischen Neuzeit und Antike macht es möglich, wenn man das Verhältnis immer zu den beiden Zeiträumen herstellt.
Das mit dem Rückschritt finde ich immer wieder in den Beurteilungen und wird dann gleich mal gern vom Mittelalter bis auf die ganze Zeit bis zur Eisenbahn ausgedehnt, wenn nicht wenigstens ein rudimentäres historisches Wissen vorhanden ist. Dabei wird immer wieder das Wörtchen relativ verwendet, aber allzugern werden dabei die Wirren der Völkerwanderungszeit und die einhergehende Zerstörung oder Vernachlässigung von Infrastrukturen ausgeklammert und dies vor allen Dingen gern verschwiegen, dass die germanischen und slawischen usw. Kulturen im Gebiet des Römischen Reiches selbst hervorragende Leistungen hervorbrachten, welche aber eben durch unser von der klassischen und römischen Antike und unseren modernen Vorstellungen von Lebensstandart etc. bestimmtes Sichtfeld ignoriert werden.:fs:
 
Ich plädiere dafür, nicht mehr von Mittelalter zu sprechen, sondern von Patristik-Sutra-Periode
... :)
(hört es sich nicht besser an? ;) Vor allem, schnell dreimal hintereinander laut lesen)

Da kann ich nicht folgen, warum willst du es so seltsam umbenennen?
Ich finde, eine Umbenennung bringt nur etwas, wenn man insgesamt die Periodisierung etwas modifiziert, z. B. das frühe Mittelalter mit der Spätantike zusammenschließt - da sollte man auch gleich den Begriff der "Völkerwanderung" mit entfernen, da er meiner Ansicht nach irreführend ist. Mehr weiß ich dann auch nicht so genau.

p. s.: erkenne gerade erst, daß der "neue" Name fürs MA ein Link ist...

p. p. S.: bzw. fürs frühe MA; ein bißchen skurril ist der Artikel denn ja schon. Hört sich aber trotzdem blöd an, der Namensvorschlag. Hab ihn nur überflogen, den Artikel. Auf jeden Fall eine gute Idee solch eine Reperiodisierung, wenn' s auch nicht die Titel sein müssen, die dort genannt werden!
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Kind habe ich auch immer darüber nachgedacht, ob man in 2000 Jahren noch das Mittelalter so nennen darf (=)). Ich war schon immer ein grübelndes Kind.) Die Datierung zwischen Neuzeit und Antike macht es möglich, wenn man das Verhältnis immer zu den beiden Zeiträumen herstellt.


Der Begriff wurde ja in der Renaissance geprägt, und damals dachten die Menschen alle, die Welt würde untergehen. Sie haben einfach nicht damit gerechnet das der Begriff einmal unaktuell werden würde...
 
Ich kann mich auch an Endzeitszenarien am ehesten von Nostredamus erinnern, welcher immerhin in der späten Renaissance lebte.
Von einer allgemeinen Überzeugung, welche dann auch die Unterschicht erfasst hätte, habe ich bis jetzt noch nichts gelesen/gehört. Wäre also auch interessiert.
 
Hallöchen.


Der Begriff ist coool, weil so ein Zungenbrecher... ;)
Das Problem ist globale Epochen abzugrenzen, Strömungen der globalen Kulturen zu erkennen und zu vergleichen.
Bei der Disziplin Globalgeschichte ist Deutschland im Vergleich mit dem angloamerikanischen Raum ja noch unterstes Entwicklungsland und es beginnt sich langsam hier was zu regen. Wer hier als Historiker was werden will, muss immer noch vorzugsweise deutsche Geschichte, allenfalls noch
Mitteleuropäische Geschichte behandeln. Ausnahmen bestätigen die Regel.


Ich hab inzwischen mal ein bischen herum gelesen.

Der Begriff der Patristik-Sutra-Periode scheint doch nicht so lächerlich zu sein, wie ich beim ersten Überfliegen erst dachte. Er wird tatsächlich ernsthaft diskutiert. Weniger in der Geschichtswissenschaft, mehr in der Philosophie.
Das liegt an der relativ neuen geschichtswissenschaftlichen Strömung der Weltgeschichte/Globalgeschichte, welche nun langsam auch nach Deutschland überschwappt.
siehe hier:
Welche Chancen für eine Weltgeschichte?
und

The Changing Shape of World History
By William H. McNeill, University of Chicago




So werden eben auch Epochenbegriffe in Frage gestellt, oder versucht sie zu erweitern und globale Zusammenhänge und Entwicklungen gesucht
und versucht eine neue Periodisierung durchzuführen.

hier z.B. noch eine Untersuchung zu der oben im ersten Link erwähnten Periodisierung:
Das Periodisierungsproblem bei John Plott
"Im Rahmen dieser Arbeit setzte ich mich vorwiegend mit einem Kapitel aus John Plotts´ Global Philosophy auseinander. Mit Global Philosophy unternimmt John Plott den Versuch eine Weltgeschichte der Philosophie zu erstellen, in der ein eurozentrischer Blickwinkel überwunden und der Focus auf kulturübergreifende, interdisziplinäre Muster der Philosophiegeschichte gelegt wird."


Bekannter ist vielleicht auch die Achsenzeit der Antike von Karl Jaspers?
Jaspers’ „Achsenzeit“ und das interkulturelle Gespräch
und zum Weiterlesen:
Die Achsenzeit – eine Grenzsituation. Karl Jaspers’ Achsenzeit interpretiert in einem kommunikationsgeschichtlichen Horizont
sowie:
Versuch eines universell vergleichenden Modells antiker Kulturen: Shmuel N. Eisenstadt, Zur Entstehung und Institutionalisierung der Kulturen der Achsenzeit.


und hier seine eigenen Ausführungen:
Frühes Altertum, Achsenzeit und Entfaltung der Weltgeschichte. Aus: Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte.






Während meiner Recherchen stieß ich auch auf einen sehr interessanten ZEIT-Artikel:

Achsenzeit der Menschheit
Christopher Baylys bemerkenswerte Globalgeschichte des langen 19. Jahrhunderts überwindet die eurozentrische Perspektive.



Anscheinend wird das lange 19. Jh. mit dem Begriff der Achsenzeit bezeichnet, wegen einer irreversiblen Effektivierung der organisatorischen Strukturen.

Interessant ist, dass auch in der osmanischen Geschichte vom der Epoche des längsten Jahrhunderts des Reiches gesprochen wird, bzgl. des 19. Jhd.

"Warum Nordwesteuropa im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine weltwirtschaftliche wie weltpolitische Führungsrolle übernahm, wie es sie bis dahin nicht gegeben hatte. Drei Ursachen glaubt er dafür ausmachen zu können: die politischen Bedingungen, unter denen die europäische Staatenkonkurrenz permanente Effektivierung nach innen und gewaltige Leistungssteigerungen nach außen erzwang; dazu eine Handelsorganisation, die zu einer Beschleunigung und Ausdehnung des Warenaustauschs nötigte; und schließlich eine Kombination von Militärorganisation und Finanzwesen, die eine viel größere Leistungsfähigkeit besaß als alles, was die asiatischen Konkurrenten in dieser Hinsicht zu bieten hatten. Erstaunlich ist die relativ geringe Bedeutung, die Bayly den Naturwissenschaften beimisst, während er die Relevanz der politischen Aktions- und Reaktionsfähigkeit sehr hoch veranschlagt."


Nun noch auf den eigentlichen Threadtitel eingehend:

Zum Begiff Mittelalter und der Endzeitstimmung poste ich mal was hieraus:
Das Mittelalter - Begriff und Periodisierungsprobleme

"2. Der Begriff „Mittelalter“

„Der heute fest eingebürgerte [...] Begriff Mittelalter ist nicht selbstverständlich, sondern seinerseits „historisch“ gewachsen“.1 Die gängige Einteilung von Geschichte wurde erst mit der Zeit geschaffen und von den Menschen im Mittelalter selbst noch vollkommen anders gesehen. 2 In diesem Sinne ist der Begriff Mittelalter nicht zeitgenössisch, da die Menschen im Mittelalter nicht wissen konnten, dass auf die Zeit, in der sie lebten, eine Neuzeit folgen würde. Periodisierungen sind somit grundsätzlich immer erst im Nachhinein möglich. 3 Das Mittelalter sah das Geschehen unter endzeitlichem und heilsgeschichtlichem Aspekt4 und orientierte sich mit seinen Vorstellungen nicht am Geschichtsverlauf selbst5. Man lebte in Erwartung des jüngsten Gerichts und dessen Vorzeichen6. Das Mittelalter verstand sich somit nicht als Mittel- sondern als Endzeit, wobei das Ende nicht berechnet werden konnte.7 „Solche Vorstellungen (allmählich) aufzugeben und den Aufbruch eines neuen Zeitalters wahrzunehmen, das sich vom (finsteren) Mittelalter abhob, war ein Kennzeichen der Renaissance und des Humanismus des 14. und 16. Jahrhunderts“. 8 Die Humanisten entwickelten eine Bezeichnung für das minderwertige Latein („media et infima latinitas“) zwischen ihrer Zeit und der Antike. Aus dieser Bezeichnung entwickelte sich dann der Begriff „media aetas“ für die finstere und minderwertige Zeit zwischen der Antike und der sich anbahnenden Erneuerung. 9

Der älteste bekannte Beleg stammt von Petrarca, der von den „tenebrae“ zwischen der „nova et antiqua aetas“ sprach (1341/59): „Zwischen der (verherrlichten) Antike und der nun anbrechenden Moderne lag gewissermaßen ein „dunkles“ Zeitalter“. Er verwendete auch als erster den Epochenbegriff „medium tempus“, der im 15. und 16. in allen Teilen Europas gebräuchlicher wurde, wobei es sich bei der Verbreitung keineswegs um einen geradlinigen Prozess handelte.10

Die Einteilung in die drei Zeitalter Antike, Mittelalter und Neuzeit wurde erst im 17. Jahrhundert populär. Hornius wies erste Schritte in diese Richtung. Er verfasste 1666 in Leiden eine Weltgeschichte („Arca Noae“), die in drei Te ile geteilt war („historia vetus“, „historia nova“, „historia aevum“), allerdings noch auf vier Weltreiche verwies.11 Entgültig verbreitet wurde diese Vorstellung jedoch erst durch Cellarius, der in Halle seine Universalgeschichte „Historia tripartita“12 in drei Epochen gliederte: „Historia antiqua“ (1685), „Historia medii aevi“ (1688) und „Historia nova“ (1696).13""

Zum Schluss noch ein interessantes Dokument, für diejenigen, die sich für die Wissenschaftsgeschichte der Geschichte interessieren. ein Arbeitspapier für Studenten, sehr interessant:

Das Problem der Geisteswissenschaften am Beispiel der Geschichtswissenschaft

und hier als PDF:
http://gams.uni-graz.at:8080/fedora/get/o:wissg-gw-065-1/bdef:FOtoPDF/get


LG lynxxx
 
Zuletzt bearbeitet:
Echt? Das dachten sie alle? Wo kann man etwas darüber nachlesen?

Zum einem beschäftige ich mich zur Zeit mit Quellen aus der Zeit der Pest, wo durchaus anklingt dass die Menschen dachten, nun würde der Antichrist kommen. Es sind natürlich nicht Quellen von einfachen Leuten, aber ich kann mir schon gut vorstllen, dass sie zum größten Teil an das glaubten, was die Kirchenoberhäupter glaubten. Klaus Bergdolt beschreibt dieses Endzeitdenken in seinem Buch "Die Pest"

Desweiteren habe ich auch Ulrich Bräker gelesen, auch er schreibt von diesem Endzeitdenken. Er erwähnt z. B. das buch "Der flüchtige Pfarrer" welches wohl in der frühen Neuzeit auch von gebildeten Bauern gelesen wurde. Dieses Endzeitdenken war also verbreitet und hielt auch lange an.
 
Es sind natürlich nicht Quellen von einfachen Leuten, aber ich kann mir schon gut vorstllen, dass sie zum größten Teil an das glaubten, was die Kirchenoberhäupter glaubten.

So einfach ist es eben nicht...
Bis zur Zeit der Glaubensspaltung (Reformation und Gegenreformation) war die Kirche eine mittelalterliche Universalkirche, in der es eine relativ große Vielfalt an Frömmigkeitsvorstellungen u. dgl. gab - dies war bspw. auf dem Land anders als in den Städten, und es war bei Laien anders als bei Klerikern und Ordensleuten.
Erst in der Auseinandersetzung mit dem Protestantismus entstand eine sich klar gegenüber anderen Konfessionen abgrenzende katholische Lehre, und infolgedessen vereinheitlichte sich im Laufe des 16. Jh. dann auch das Glaubensleben.

Anm.: In einem anderen Thread hatte dies Herold schon einmal sehr umfassend und detailliert dargelegt - vgl. dazu also auch http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=135797&postcount=70

Desweiteren habe ich auch Ulrich Bräker gelesen, auch er schreibt von diesem Endzeitdenken. Er erwähnt z. B. das buch "Der flüchtige Pfarrer" welches wohl in der frühen Neuzeit auch von gebildeten Bauern gelesen wurde.

Wiewohl man hier zumindest erwähnen muß, daß Ulrich Bräker vorrangig Schriftsteller war und kein Historiker.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann mich auch an Endzeitszenarien am ehesten von Nostredamus erinnern, welcher immerhin in der späten Renaissance lebte.
Von einer allgemeinen Überzeugung, welche dann auch die Unterschicht erfasst hätte, habe ich bis jetzt noch nichts gelesen/gehört. Wäre also auch interessiert.

Gab es solche Endzeiterwartungen nicht mit schöner Regelmäßigkeit? Zuerst bei den frühern Christen, die dann feststellen mußten, daß es mit der Parusie ncoh dauert, dann zur Jahrtausendwende (oder ist das nur ein hartnäckig-erfolgreiches Gerücht?), zwischenzeitlich hielt Luther den papst für den Antichristen, die Pest war da auch nicht hilfreich, dann wieder im Jahre 1666, das alle römischen Ziffern in sich vereint und somit als nicht zu überbieten galt. Auch damals wütete hier und da die Pest, von äußerem Ungemach nicht zu reden (kleine Eiszeit).
Sollte das eine oder andere nciht die Unterschicht erfaßt haben? Ist die Frage vielleicht eher: Wer hat das aufgeschrieben?
 
ich hab in meinem Post oben doch schon einige Infos zur Endzeit gegeben?
z.B. diese hier?

4 Horst Fuhrmann. Einladung ins Mittelalter. [2.Auflage]. München 1987. S.16.

6 Knefelkamp. Das Mittelalter. S.13.

7 Goetz. Moderne Mediävistik. S.36.
 
Es kommt eben immer auf den entsprechenden Kontext der Zeit an...

Gab es solche Endzeiterwartungen nicht mit schöner Regelmäßigkeit?

Ich erlaube mir, in diesem Zusammenhang auf das - zugegebenermaßen etwas populärwissenschaftliche - Buch Bernd Ingmar Gutberlet "Die 50 populärsten Irrtümer der deutschen Geschichte" - Bastei Lübbe Verlag, Hamburg 2002 zu verweisen, wo es heißt:
Man verband mit dem Jahr 1000 keine besondere Erwartung. Andernfalls hätten die Klosterchroniken, die von entsprechenden Ängsten durchaus berichten, in den 990er Jahren Vergleichbares enthalten. Das ist aber nicht der Fall.
Ein anderes Indiz liefern die beiden mächtigsten Männer der damaligen Zeit, Kaiser Otto III. und Papst Silvester. Diese sehr gelehrten und eng befreundeten Männer beschäftigten sich ebenfalls mit dem Thema, äußerten sich indes nie besorgt über die nahende Jahrtausendwende...
 
vielleicht war eine Furcht vor der Jahrtausendwende nicht in den "hochintelligenten" Leuten enthalten, sondern eher in den "mittelintelligenten" verbreitet? Wie komm ich darauf? Weil ich noch die zahlreichen Berichte im Ohr habe, was von Obskurantisten bei unserem 2000er Millenium befürchtet wurde. Trotz der Mediengesellschaft, Schulbildung, und Aufklärung.
Oder waren die Leute im MA "bodenständiger" als heute? Kann man es nicht von heute auf damals übertragen, die Mentalität, die Stimmung in gewissen Kreisen?
Kreise, die keine schriftlichen Zeugnisse im MA hinterlassen haben?

Nur mal so ein schwacher Gedanke, kurz bevor ich ins Bett falle, deshalb auch die komische Formulierung. Sorry..
:)
 
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