Bengalen 1757

Ostgote

Mitglied
Wie groß war der Schatz den die Briten 1757 in Bengalen erbeuteten im Vergleich zum Staatsschatz Großbritanniens damals?

Wurden die Gegner Teilweise mit den Schatz bestochen, den die Briten NOCH gar nicht hatten oder mit Britischen Geld?
 
Es geht wohl um den Staatsschatz Bengalens der nach der Schlacht von Plassey 1757 von den Briten erbeutet wurde. Dieser soll laut Wikipedia (die sich wiederrum auf Brooks Adams "The Law of Civilization and Decay" aus dem Jahr 1896 bezieht) die britische Industrialisierung ausgelöst haben. Man kann also von einer großen Menge Gold und Silber ausgehen. Die Bestechung wird wohl aus der britischen Kriegskasse, die für den Sold der Soldaten gedacht war geflossen sein. Diese konnte man ja mithilfe der Plünderungen wieder auffüllen.
 
Es geht wohl um den Staatsschatz Bengalens der nach der Schlacht von Plassey 1757 von den Briten erbeutet wurde. Dieser soll laut Wikipedia (die sich wiederrum auf Brooks Adams "The Law of Civilization and Decay" aus dem Jahr 1896 bezieht) die britische Industrialisierung ausgelöst haben. Man kann also von einer großen Menge Gold und Silber ausgehen. Die Bestechung wird wohl aus der britischen Kriegskasse, die für den Sold der Soldaten gedacht war geflossen sein. Diese konnte man ja mithilfe der Plünderungen wieder auffüllen.
Die Industrialisierung anstossen konnte dies jedoch nur, wenn das Geld auch an Fabrikanten verteilt wurde, was ich stark bezweifle. Möglich jedoch dass sich z.B Militär- und Marineoffiziere an solchen Fabriken beteiligten. Manch vormals armer englischer Marineoffizier konnte sich nach mehreren Jahren sogar ein kleines Gut leisten.

*Nachtrag*
Info am Rande: William Cavendish beerbte 1764 seinen Vater, was eine reiche Kupfermine einschloss und galt als reicher als sein Freund Prinny, Prinz George III.
 
Zuletzt bearbeitet:
*Nachtrag*
Info am Rande: William Cavendish beerbte 1764 seinen Vater, was eine reiche Kupfermine einschloss und galt als reicher als sein Freund Prinny, Prinz George III.
Ich hätte auch eher die Ausbeutung der eigenen Rohstoffe und ein finanzkräftiges wie politisch einflussreiches Bürgertum für ursächlich gehalten, statt irgendeinem Schatz.

An wen ging denn der Schatz? An die Britische Ostindien-Kompanie oder den Staat?
 
Ich hätte auch eher die Ausbeutung der eigenen Rohstoffe und ein finanzkräftiges wie politisch einflussreiches Bürgertum für ursächlich gehalten, statt irgendeinem Schatz.

An wen ging denn der Schatz? An die Britische Ostindien-Kompanie oder den Staat?
Genau.

Im Übrigen hatte ich vergessen zu erwähenn, dass besagte Kupfermine im Peak District lag.
 
Genau.

Im Übrigen hatte ich vergessen zu erwähenn, dass besagte Kupfermine im Peak District lag.
George III. war aber doch 1764 schon König oder verstehe ich Dich gerade falsch?

Man könnte auch sagen, dass die Investitionen für neue Technologien durch den Sklavenhandel ermöglicht wurden, woran die britischen Kaufleute auch mächtig verdienten. Dann müsste man nur nachweisen können, dass dieselben dann auch in die neuen Erfindungen ihr Geld steckten und nicht in Stadtpaläste und Landgüter investierten.
 
George III. war aber doch 1764 schon König oder verstehe ich Dich gerade falsch?

Man könnte auch sagen, dass die Investitionen für neue Technologien durch den Sklavenhandel ermöglicht wurden, woran die britischen Kaufleute auch mächtig verdienten. Dann müsste man nur nachweisen können, dass dieselben dann auch in die neuen Erfindungen ihr Geld steckten und nicht in Stadtpaläste und Landgüter investierten.
Ich wollte damit nur darlegen, dass es durchaus Adlige oder auch Gentlemen gab, die reicher waren als der Erbprinz bzw. vielleicht sogar reicher als der König als Person.

Insofern kann man nicht davon ausgehen, dass z.B. George III mit irgendwelchen Schätzen mehr ausrichten konnte als Peers, die unter Umständen reicher hatten, als er.

*Sorry* Vorhin hatte ich tatsächlich Gorge, den farmer mit seinem Sohn Prinny verwchselt. :blush:
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Hauptrolle dürfte für Mir Jafar sein politischer Ehrgeiz gespielt haben. Geld hatte er ja, wenn es ihm gelang den Nawab von Bengalen zu stürzen ja eh.
 
Mit der Plünderung des bengalischen Staatsschatzes sind die Reparationen bzw. Restitutionen für Kriegskosten gemeint (2,8 Mio. Pfund)? Die englischen Staatsausgaben lagen seinerzeit bei etwa 18 Mio. GBP, davon >13 Mio. in Militärausgaben.
UK Central Government and Local Authority Spending 1692-2015 - Charts


Es gibt zahlreiche Untersuchungen, wie sich Bengalen, überhaupt Indien auf die industrielle Revolution in England ausgewirkt haben. Märkte, Arbeitskraft, Produktion, "De-Industrialisierung" sind hier wohl als Stichworte wichtiger einzuschätzen.

Das Thema ist brandaktuell, es gibt gerade von indischen Autoren (nicht überraschend) dazu viele Studien.
 
Mit der Plünderung des bengalischen Staatsschatzes sind die Reparationen bzw. Restitutionen für Kriegskosten gemeint (2,8 Mio. Pfund)? Die englischen Staatsausgaben lagen seinerzeit bei etwa 18 Mio. GBP, davon >13 Mio. in Militärausgaben.
UK Central Government and Local Authority Spending 1692-2015 - Charts
Klingt auch fast eher wie ein Tropfen, wenn auch ein guter, auf den heißen Stein.

Hast Du Infos wie das Vermögen nach England kam und wie das Verhältnis zur Ostindischen Kompanie war? Gab es dann eine Schatzflotte, welche im Kriege das Geld, d.h. den Geldwert, nach England transportierte?
 
Leider nein. Ich kann mich daher auch nur auf Relation beziehen, nicht auf die konkrete Verwendung des Geldes. Teile werden sicher kriegsbedingte Verschuldung ausgeglichen haben.

Wenn Du hier mal auf die Verschuldung schaust, ...
UK National Debt - Current, Recent, Historical Charts Tables

... gibt es da einen kleinen Knick im Verlauf nach 1750. Das könnte damit in Zusammenhang stehen. Der beachtliche Anstieg der Verschuldung danach zeigt doch aber eher, wie hier die Finanzierung "lief".
 
Habe gerade nochmal nachgeschaut, in älteren Publikationen zur Zusammensetzung der britischen Staatsverschuldung und der Entwicklung. Die Masse dürfte tatsächlich in die Kriegskosten gegangen sein, mglw. auch zT als Darlehen [Wilson, The National Budget, 1882, S. 14ff.]:
 

Anhänge

  • 1.jpg
    1.jpg
    34,3 KB · Aufrufe: 331
Interessanterweise taucht das nirgends, weder in Monographien zur Financial History, Public Debt etc. für Großbritannien oder Britisch-Indien auf. Die Statistiken sind ansonsten recht zuverlässig und detailliert.

Mglw. wurde das kleine Vermögen auch für Darlehensgewährungen an den britischen Staat benutzt, sofern sich das die Kompanie eingestrichen hat. Die Höhe des Staatsschatzes ist oben schon "relativiert" worden. Ein weiterer Aspekt, genau in dieser relativierenden Richtung: der größte "Schatz" war das neu erworbene Steuerpotenzial, mit Jahreseinnahmen ab den 1760ern in Höhe von bis zu 1,3 Mio. GBP, also der Hälfte der fraglichen geplünderten (als Restitution eingesammelten) Summe.

Gegen diesen Cash-Strom (die "Cash-Cow") ist die erbeutete "Bestandsgröße Staatsschatz" fast vernachlässigbar, jedenfalls uninteressant für die britische Industrialisierung. Ich habe dunkel in Erinnnerung, dass sich auch die marxistische bzw. sozialisitische Geschichtsschreibung mal des Themas angenommen und Wirkungsketten konstruiert hat.
 
Gegen diesen Cash-Strom (die "Cash-Cow") ist die erbeutete "Bestandsgröße Staatsschatz" fast vernachlässigbar, jedenfalls uninteressant für die britische Industrialisierung. Ich habe dunkel in Erinnnerung, dass sich auch die marxistische bzw. sozialisitische Geschichtsschreibung mal des Themas angenommen und Wirkungsketten konstruiert hat.
Vielen Dank für die fundierte Bestätigung meiner Vermutung. :yes:

Mich wundert nicht, wenn die marxistisch-, sozialistische Geschichtsschreibung das Thema aufbauschte. Eine "Ausbeutung" jedweder Art wurde ja gern von dieser Zeit thematisiert, was man nicht zuletzt in Groehlers Abhandlung zu den Kriegen Friedrich II..
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben