Beowulf

Beowulf

Mitglied
Guten Abend,

in diesem Thema möcht ich Information über die angelsächsische "Beowulf"-Sage geben und sammeln. Natürlich soll hier auch rege diskutiert werden. Desweiteren würde ich gern auf die Personen und die hist. Hintergründe eingehen.

Wie man allein an meinem Nicknamen erkennen kann interessiere ich mich sehr für dieses Thema und möchte soviel wie möglich darüber in Erfahrung bringen.


Über die Sage:
Die Sage wurde warscheinlich im 10. oder 11. Jh. niedergeschrieben. Es gibt Vermutungen das der Ursprung der Sage älter ist. Viel lässt sich aus der Verwendung der Wörter des Schriftstellers herleiten.
Das Gedicht ist überwiegend in Spätwestsächsisch geschrieben.
Das Manuskript umfasst insgesamt 3183 Verse und ist überwiegend in Spätwestsächsisch geschrieben. Es wird als das größte Werk angelsächsischer Literatur angesehn.
Der ursprüngliche Name des Heldengedichtes ging verloren. Seit dem 19. Jh. ist der Name "Beowulf" gebräulich (Name des Helden).

Inhalt:
s. u. bei Links
Folgt ansonsten später.

Beowulf:
Beowulf Ecgtheow'son war ein junger Fürst in Gaetland. Er entstammte den Geschlechtern der Geats (seine Mutter war die Tochter des Geatenkönig Hygelac) und den Waegmundings (sein Vater Ecgtheow). Er stand in der Gunst des Königs Hygelac und war schon zu Lebzeiten als Held und großer Krieger bekannt. Nach vielen Abenteuern und dem Tod von Hygelac wird zum König von Gautland.

Fragen meiner Seits:
Für welche Personen der Sage gibt es gesicherte historische Personen?

Links:
Zum Inhalt siehe u.a. hier:
Beowulf - König Schild
Übersetzung:
Beowulf on Steorarume [Beowulf auf Cyberspace]: Deutsche Übersetzung
Hörbeispiel Beowulf:
BeowulfTranslations.net: Ben Slade Reads in Old English


Fortsetzungen folgen.

Ich hoffe auf Ergänzungen, Berichtigungen, Fragen und Diskusionanregungen.

Soweit für's erste von mir, auf ein fröhliches Diskutieren
Gruß Beowulf
 
Zuletzt bearbeitet:
Sofern ich weiss, gibt es eine historische Grundlage. Ich werde mich nochmal einarbeiten, um besser antworten zu können. Aber das Thema ist super.
 
So, nach einer Kurzrecherche.

Beowulf ist zwar in westsächsisch verfasst, aber die Handlung spielt in Skandinavien und deutet auf eine Schlacht zwischen Jüten und Friesen hin. Es gibt wohl auch ein weiteres Fragment, dass diese Schlacht erwähnt.

Weiteres folgt.
 
Noch eine kleine Ergänzung zu Beowulf:

Beowulf besaß (der Sage nach) übermenschliche Kraft. So verzichtete er im Kampf gegen Grendel auf sein Schwert (ich glaube es hieß Nargling?) und trat mit bloßen Fäusten gegen ihn an.

Ein Zitat aus "Beowulf" von Klett-Cotta:
"Nicht rechne ich meine Kraft geringer im redlichen Ringen als Grendels Macht. Drum will ich nicht mit würgendem Schwerte sein Leben kürzen. Auch wenn ich's leicht könnte. Wenn der Unhold auch stark sein mag, so versteht er doch nicht, mit gezückten Stahl dem stürmenden Feind die Stirn bieten, den Schild zu zerhauen, den Helm zu spalten. Nicht kundig ist er des Kampfes mit Wehr und Waffen, rauft er als Riese, nicht ritterlich freilich, doch mit furchtbarer Stärke. Drum besteh' ich die Fehde ohne Schwert. So will ich's! Wenn dann der Würger den Angriff wagt, lege der Schlachtenlenker den Sieg in die Hände dessen, der würdig ihn dünkt!"

Übersetzungen:

Nargling (Beowulfs Schwert) - Nagel
Heorot (die Methalle des König Hrothgar in der der Kampf stattfindet) - Hirsch


@Angrivarier
Dake für das Lob. Ich dachte schon es würde keine Antwort mehr kommen.

Gruß Beowulf
 
Zuletzt bearbeitet:
Servus, ich finde das Thema auch klasse, hab mich erst vor kurzem eingehend damit auseinandergesetzt.

Es sollte zunächst erwähnt sein, dass in dem Epos 2 Personen mit dem Namen "Beowulf" vorkommen. Die erste kommt schon in den Versen bis 193 vor und ist nicht die Heldenfigur des Epos. Es handelt sich dabei um den Sohn des zuerst erwähnten Königs Skyld. Auf Beowulf folgt dann der König Hrothgar, der in den Genuß der Hilfe Beowulfs gegen Grendel kommt. Hrothgar baute auch die Methalle "Heorot". Grendel verwüstete diese aus Neid, was der Grund für Beowulfs Ankunft ist. Bei ihrem Kampf reißt Beowulf dem Troll zunächst mit bloßer Kraft die Arme aus. Der Troll flieht in seine Höhle. Seine Mutter verwüstet erneut aus Rache die Halle Heorot, woraufhin sich Beowulf auf die Suche nach ihr in den Mooren macht und schließlich triumphierend mit ihrem Kopf zu Hrothgar zurück kommt......

Zu deiner Frage: Es gibt einige Figuren in dem Epos, die als historisch belegt gelten. Darunter ist z.B. Skyld. Die ersten Verse des Epos sind eher eine Darstellung der damaligen dänischen Welt und es werden einige Herrscher erwähnt und ihre Linien erwähnt. Ein großartiges Beispiel angelsächsischer Dichkunst ist die Stelle in den Versen 25-45 in denen es um die Beisetzung von Skyld geht.

Dabei habe ich folgende Literatur eingehend studiert und empfehle sie jedem der sich dafür interessiert:
-Hube, Hans-Jürgen, Beowulf, Das angelsächsishce Epos über nordische Könige, Neue Prosaübersetzung, Originaltext, versgetreue Stabreimfassung, Wiesbaden 2005
-Abrams, M.H., (General editor), The Norton Anthology of English literature, 5th edition, Volume 1, New York 1986

Anonsten ist es ein Riesenspaß selbst mit Hilfe folgenden Buches
-Holthausen, F., Altenglisches Etymologisches Wörterbuch, 3. Aufl., Heidelberg 1963
einige Verse stümperhaft zu übersetzen und sich dann die Profiübersetzung anzusehen :)

edit: Die Geschichte spielt zum Teil im Land der Dänen und in Geatland(engl.). Manche übersetzen es mit "Götland" oder "Gotland" ins Deutsche. Hans Jürgen Hube legt den Ursprung dieses Landes an die Küste im Osten Schwedens.

Ein weiterer interessanter Punkt ist ebenso dass der unbekannte Dichter des Epos' einen biblischen Bezug nimmt und Grendel "einer aus dem Stamme Kains" sei. Überhaupt find ich bemerkenswert dass das Werk in einem schon christianisierten Skandinavien entwickelt wurde (der Dichter erwähnt des Öfteren Gott) aber dennoch viele heidnische Riten und Hinweise gegeben werden (Valhalla, heidnische bestattung des Königs Skyld auf einem in Brand gesteckten Drachenschiff)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich muss sagen, auch ich mag dieses wunderbare altenglische Epos. Beowulf ist so sympathisch menschlich, er wird alt und sogar weise, aber nicht weise genug, sich das Schwinden der eigenen Kräfte einzugestehen. Beowulf ist sozusagen der Michael Jordan der Monsterbekämpfung: Er setzt sich mit unübertroffenem Ruhm zur Ruhe, hält es aber nicht im Ruhestand aus.

Grendel ist vielleicht das fesselndste Ungeheuer der epischen Literatur, er fällt fast im Stil von Jim Corbetts Leoparden in Hroadgars Methalle ein, um die besoffenen Krieger zu fressen. Im Tod hat das Ungeheuer aber etwas Bemitleidenswertes.

Der Wissenschaftsjournalist David Quammen hinterlässt in seinem Buch "Monster of God" (Das Lächeln des Tigers) eine Hommage an Beowulf´, und er sieht in diesem wunderbaren Epos eine Parabel auf die Tragik der letzten grossen "Alpharäuber" und "Menschenfresser".
 
Guten Abend.

Ein sehr interessantes Thema!

Vielen Dank an Beowulf für diesen Threat.
Wie schade, dass ich mich erst jetzt in diesem Forum registriert habe und somit lediglich verspätet etwas zum Thema Beowulf schreiben kann.
Allerdings denke ich, dass diese altenglische Geschichte es wert ist, weiterhin (oder erneut) diskutiert zu werden.
Ich für meinen Teil würde es jedenfalls begrüßen, noch mehr Meinungen und Informationen über Beowulf im Geschichtsforum nachlesen zu können.:)


So, nach einer Kurzrecherche.

Beowulf ist zwar in westsächsisch verfasst, aber die Handlung spielt in Skandinavien und deutet auf eine Schlacht zwischen Jüten und Friesen hin. Es gibt wohl auch ein weiteres Fragment, dass diese Schlacht erwähnt.

Weiteres folgt.

Ist das eventuell eine Anspielung auf das Finnsburgfragment?



Dabei habe ich folgende Literatur eingehend studiert und empfehle sie jedem der sich dafür interessiert:
-Hube, Hans-Jürgen, Beowulf, Das angelsächsishce Epos über nordische Könige, Neue Prosaübersetzung, Originaltext, versgetreue Stabreimfassung, Wiesbaden 2005
-Abrams, M.H., (General editor), The Norton Anthology of English literature, 5th edition, Volume 1, New York 1986

Ein sehr interessantes Buch zum Thema ist auch
"Beowulf - Monsters and Critics" (J.R.R. Tolkien)

Hier beschäftigt sich der bekannte englische Professor wissenschaftlich und kritisch mit Beowulf.
Ich habe bis jetzt noch keine deutsche Übersetzung finden können. Tolkiens Englisch ist hier und da ein wenig kompliziert, aber wenn man sich für das Thema interessiert, kann man sich durchaus durchbeißen.^^
Tolkien äußert sich in diesem Aufsatz gegen Kritiken über Beowulf und stellt die Schönheit dieser Geschichte in den Vordergrund.
 
Hi ich dachte ich frage mal hier in diesem Thread da es hier direkt um Beowulf geht!

Also meine Frage ist folgende: Ich hab mir letztens den Film angeschaut "Die Legende von Beowulf" und im Internet mal geschaut wer das überhaupt war.
Da kam einige Male (in Google) das Wort Beowulf - Wikinger oder Berserkir vor. Jetzt stellt sich mir die Frage war Beowulf Wikinger?
Aufjedenfall weiß ich das die Sage in Skandinavien spielt (steht auch hier im Thread danke hier an dieser Stelle)
War Beowulf also Germane? Mit dem Wort Gaute kann ich nichts anfangen. Angelsachse (oder Engländer) war er nicht das weiß ich schon.
Aber was mich wirklich interessiert ist eben die Frage ob Beowulf tatsächlich Wikinger oder Berserkir war. Oder beides.
 
Danke! Gauten sind Germanen das stimmt so weit? Weil in Beowulf wird mehrmals eine Methalle genannt und generell erinnert mich das ganze an germanischen Glauben. Auch wenns ums Christentum auch geht.
 
Vergorener Honig ist als alkoholisches Getränk weit verbreitet, nichts spezifisch germanisches oder skandinavisches. Man findet ihn praktisch weltweit - nur das Wort Met stammt aus dem Germanischen.
Die Frage ist, was ein Germane ist. Wenn Du als Germanen einen Sprecher einer germanischen Sprache ansiehst, dann ist Beowulf ein Germane, genauer ein Nordgermane.
 
aber dennoch viele heidnische Riten und Hinweise gegeben werden (Valhalla, heidnische bestattung des Königs Skyld auf einem in Brand gesteckten Drachenschiff)
also wenn das rustikale Pantheon im Beowulf namentlich erwähnt würde, das wäre eine Sensation - nebenbei wird der Beowulf überwiegend als deutlich älter denn 10.-11. Jh. eingeschätzt
 
Über die Sage:
Die Sage wurde warscheinlich im 10. oder 11. Jh. niedergeschrieben. Es gibt Vermutungen das der Ursprung der Sage älter ist. Viel lässt sich aus der Verwendung der Wörter des Schriftstellers herleiten.
Das Gedicht ist überwiegend in Spätwestsächsisch geschrieben.
Das Manuskript umfasst insgesamt 3183 Verse und ist überwiegend in Spätwestsächsisch geschrieben. Es wird als das größte Werk angelsächsischer Literatur angesehn.
Der ursprüngliche Name des Heldengedichtes ging verloren. Seit dem 19. Jh. ist der Name "Beowulf" gebräulich (Name des Helden).

Manche datieren die Niederschreibung der Sage auf das Ende des 10. Jahrhunderts - eine ziemlich schwierige Zeit für die Angelsachsen, in der Heldensagen wahrscheinlich mehr denn je gebraucht wurden. Dass die Geschichte älter ist kann man mit hoher Sicherheit sagen, sodass "Beowulf", wie wir es nennen, in der mündlichen Tradition der Angelsachsen schon Jahrhunderte vor der Niederschreibung erdichtet und mündlich weitergegeben worden mag. Andeutungen dafür ist allein die Art, wie die Geschichte erzählt wird - als wäre sie dafür gemacht, vorgetragen/-gesungen zu werden.
Ob die Geschichte jemals einen festgelegten Namen hatte ist ungewiss und zweifelhaft.

Ein weiterer interessanter Punkt ist ebenso dass der unbekannte Dichter des Epos' einen biblischen Bezug nimmt und Grendel "einer aus dem Stamme Kains" sei. Überhaupt find ich bemerkenswert dass das Werk in einem schon christianisierten Skandinavien entwickelt wurde (der Dichter erwähnt des Öfteren Gott) aber dennoch viele heidnische Riten und Hinweise gegeben werden (Valhalla, heidnische bestattung des Königs Skyld auf einem in Brand gesteckten Drachenschiff)
Es war sicherlich weniger der Dichter, sondern der Schriftgelehrte, der die christlichen Einflüsse eingebracht hat. (Denn Komposition und Verschriftlichung muss man bei altenglischen Dichtungen stets getrennt sehen.) Man kann davon ausgehen, dass es diese Bezüge in der Urform des Gedichts nicht gegeben hat und diese später hinzuge"dichtet" wurden, um das Epos an die christianisierte Bevölkerung an zu passen und einen Bezug zwischen den germanischen Krieger und die christlichen Angelsachsen zu schaffen.
 
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