Ich kenne dieses Lesen und Kommentieren von der Textarbeit in Literaturforen her und habe so was in solchem Umfeld ganz gern gemacht, weil es im Regelfall eine Bereicherung ist. (In den Fällen, wo das keine ist, merkt man es meist schon nach den ersten Zeilen).
Beim Googeln habe ich den Eindruck gewonnen, dass es geradezu für unerlässlich gehalten wird, Beta-Leser zu haben. Mich wundert das ein bisschen.
Ich habe den Eindruck, dass hier ein wenig die Verantwortung vom Autor für seinen Text genommen werden soll, oder/und der Autor gibt ganz gern davon ab.
Meiner Meinung nach kann man sehr viele Fehler, ob es sich nun um Rechtschreibfehler oder stilistische handelt, selbst erkennen und beheben – wenn auch idealerweise nach längerem zeitlichen Abstand (eher von Monaten als von Wochen). Freilich kann dann auch der Fall eintreten, dass man feststellt: So, wie ich das gemacht habe, geht das
gar nicht.
Am ehesten sehe ich die Notwendigkeit des Gegenlesens noch hinsichtlich der fachlichen Richtigkeit, aber auch da erspart der Beta-Leser wohl kaum die Recherche.
Gewiss sind Hinweise und Korrekturen hilfreich. Ich habe aber immer bei der Beschäftigung mit dem Text eines anderen Sorge, diesem nicht gerecht werden zu können. Die Versuchung, eigene geschmackliche Vorstellungen anzulegen und dem Verfasser quasi den eigenen Stil zu verordnen, ist sehr groß. Man muss schon sehr erfahren in Stilfragen sein und viele unterschiedliche Schreibweisen kennen und bewerten können, um nicht dieser Versuchung zu erliegen. Ich bin nicht so erfahren.
Für Rechtschreibfragen fühle ich mich seit der Rechtschreibreform nicht mehr kompetent.