Bevölkerungsentwicklung in der Lausitz

Carolus

Aktives Mitglied
Hallo,

ich bräuchte ein wenig Hilfe für die Regionalgeschichte der Lausitz.

Es gibt wohl in einem polnischen Geschichtsforum eine Diskussion, warum im Kreis Calau (bzw. Kalau) in der Lausitz (Brandenburg) nach den Unterlagen des Zensus 1900 ein Anteil von 5,5 % der Bevölkerung mit polnischer Muttersprache erscheint: Geschichte der fremdsprachigen Minderheiten in Deutschland 1871 - 1945

Woher kommt dieser polnische Bevölkerungsanteil?

Liegt evtl. ein Fehler bei der Aufnahme vor, denn nur einige Jahrzehnte vorher wurde noch ein wendisch- bzw. sorbischsprachiger Bevölkerungsanteil von 12.563 (1841) verzeichnet (S. 241 in Der Deutschen Volkszahl und Sprachgebiet in den europäischen Staaten: eine ... - Richard Böckh - Google Books).

Haben wir hier möglicherweise bedingt durch den Braunkohletagebau in der Region einen Zuzug von Polen (analog zu der polnischen Bevölkerung im Ruhrgebiet) in das Braunkohlerevier?

Was ist mit der sorbischsprachigen Minderheit geschehen? Wurde sie innerhalb von einigen Jahrzehnten weitgehend deutsch assimiliert? Oder mußten sie ihre Siedlungen verlassen, weil ihre Dörfer dem Tagebau zum Opfer fielen?

Wie wurde bei den Bevölkerungszählungen mit zweisprachigen Bevölkerungsgruppen verfahren? Gibt es darüber Unterlagen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist schwer zu sagen. Dazu müsste man genauere Angaben haben. Allerdings gibt es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine stärkere Industrialisierung dort, auch mit Zuwanderung aus anderen Teilen. Darunter können auch Polen gewesen sein, allerdings auch Masuren, was ich eher vermuten würde. Um 1830 hatte Calau rund 1800 Einwohner. 1875 waren es schon 7800. Zuzug war überwiegend nicht sorbischsprachig. Was den Sprung von 10000 Sorbischsprachigen im Jahre 1858 auf 7000 im Jahr 1861 bewirkte, weiß ich nicht. Assimilationsvorgänge sind da durchaus wahrscheinlich. Inwie weit sie gezwungen oder freiwillig waren, kann ich nicht sagen. In meinem Dorf starb das Plattdeutsche eebenfalls rasch aus, ohne jeden Zwang, einfach weil es als rückständig und ungebildet galt. Zweisprachige, die schlicht nur noch als Deutsch bezeichnet werden, ist auch gut möglich.
Umsiedlungen aufgrund des Braunkohletagebaus kann es sicherlich gegeben haben. Dies traf aber nicht nur Sorben. Nachteilig könnte allenfalls die Zerstörung ihrer Gemeinschaften gewesen sein, wenn sie nicht als komplette Gemeinschaft wieder angesiedelt wurden.
Deportation wie domen schreibt, gab es aber nicht. Dieser Käse paßt aber vermutlich in sein Weltbild vom bösen Deutschen.
 
Man sollte wohl auch die Landarbeiter nicht ganz vergessen. Erdbeerpflücken und Spargelstechen sind zwar relativ neu, aber Polen wurden auch schon vor über 100 Jahren in der Landwirtschaft gebraucht.
 
Wo wir schon beim Spargelpflücken und Erbeerstechen sind: bitte keine Äpfel mit Birnen verwechseln!=):

Es gab den Kreis Calau und es gab (und gibt immer noch) die Stadt Calau. Die Bevölkerungszahl für den Kreis Calau sind auf der Deutsche Verwaltungsgeschichte Provinz Brandenburg 1871 - 1945, Kreis Calau für die Jahre 1890 ff. zu finden.

Haben wir eigentlich irgendwo Zahlen für die Jahre zuvor? Interessant wäre auch, ob wir Unterlagen zu Wanderungsbewegungen hätten.
 
Zurück
Oben