Noch als Ergänzung zum Thema:
Vor 75 Jahren Aufstand des Sonderkommandos im KZ Auschwitz-Birkenau (vgl. Text aus Greif und Greif)
„Inmitten des grauenvollen Verbrechens“ Reise zum 75. Jahrestag von dem Aufstand des jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau am 7. Oktober 1944 „Als die Stunde zu Mittag um 1.25 Uhr kam und sie eintrafen, um diese 300 Leute zu holen zeigten sie sehr großen Mut, indem sie sich nicht vom Platz rühren wollten. Sie erhoben einen lauten Schrei, warfen sich mit Hämmern und Äxten auf die Wächter, verwundeten einige von ihnen und schlugen die übrigen womit sie nur konnten und bewarfen sie einfach mit Steinen …“ Mit diesen Worten beschreibt Salmen Lewenthal den Beginn des Aufstands des jüdischen Sonderkommandos im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau am 7. Oktober 1944. Lewenthal traf am 10. Dezember 1942 in Auschwitz-Birkenau ein, er war 24 Jahre alt. Seine Angehörigen wurden unmittelbar nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet.
Er wurde zur Arbeit im Sonderkommando ausgewählt. Lewenthal gehörte zu den sogenannten Chronisten im Sonderkommando. Männer, die im Verborgenen Berichte über das Leben und Arbeiten im Sonderkommando verfassten. Wir werden „das Unsrige weiterhin tun und versuchen dies alles für die Welt aufzubewahren … denn wir müssen der Welt auf diese Weise … alles mit dem System eines Chronisten ordnungsgemäß zeigen, so wie es sich entwickelt hat. Von jetzt an werden wir alles in der Erde verstecken …“ (Salmen Lewenthal) .
Bis heute wurden die Berichte von sechs Chronisten im Boden von Birkenau gefunden. Ein namentlich nicht bekannter Chronist schrieb, „Ich bitte, alle meine … Beschreibungen und Notizen ... unter dem Titel: ‚Inmitten des grauenvollen Verbrechens‘ zu veröffentlichen.“ Insgesamt wurden mehr als 2.000 Männer wurden zur Arbeit im Sonderkommando gezwungen. Sie mussten den Deportierten beim Auskleiden helfen und sie in die Gaskammer führen. Später mussten sie die Toten sie aus den Gaskammern ziehen und verbrennen. Bei Erschießungen mussten sie die Menschen festhalten. Den ermordeten Frauen mussten sie die Haare abschneiden, sie säubern, desinfizieren und trocknen. Und sie mussten das Zahngold aus dem Kiefer brechen, das dann eingeschmolzen wurde. Sie mussten die bei der Verbrennung verbliebenen Knochenreste zerstampfen und die Asche der Ermordeten in Flüsse und Teiche verteilen.
Salmen Lewenthal resümierte die Abgründe ihrer Arbeit: „Warum tust du eine so schändliche Arbeit, warum lebst du, zu welchem Zweck lebst du, was begehrst du … was möchtest du durch ein solches Leben erreichen … Und die Wahrheit ist die, daß man um jeden Preis leben möchte, man zu leben wünscht, weil man lebt, weil die ganze Welt lebt.“ Im Herbst 1943 begannen Überlegungen und Planungen von Männern des Sonderkommandos, ein Zeichen gegen den Massenmord zu setzen, mit einem Aufstand. Ein Fanal mit dem sie ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen wollten um sich den deutschen Mördern zu widersetzen. Der Aufstand im Sonderkommando am 7. Oktober 1944 wurde von der SS niedergeschlagen. Etwa 450 Männer des Sonderkommandos wurden erschossen. Den Häftlingen gelang es, drei SS-Angehörige zu töten und mehrere zu verwunden. Etwa 90 Männer des Sonderkommandos erlebten 1945 ihre Befreiung.
Weitere Quellen zur Geschichte des Sonderkommandos:
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/downloads/productPreviewFiles/LP_978-3-412-22473-8.pdf
https://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/der-sonderkommando-aufstand-in-auschwitz-birkenau/
https://auschwitzundich.ard.de/auschwitz_und_ich/Portraet-Shlomo-Venezia,venezia106.html
https://bildungswerk-ks.de/events/inmitten-des-grauenvollen-verbrechens
Greif, Gideon; Greif, Beatrice (2015): Aufstand in Auschwitz. Die Revolte des jüdischen "Sonderkommandos" am 7. Oktober 1944. Köln: Böhlau Verlag.