Nachdem ich mich im letzten Beitrag über das Jahr 1916 ausgelassen habe, möchte ich hier kurz einen Überblick über die Entwicklungen in der Jagdfliegerei des Jahres 1917 geben.
Insgesamt kann man die Aussage treffen, dass das Jahr 1917 ein Jahr rasanter Entwicklungen im Luftkrieg darstellte. Die deutschen Fliegerkräfte konnten durch die Reorganisation Ende 1916 den Vorsprung der Entente wieder aufholen. Dadurch konnten alle Offensiven des Jahres 1917 durch massiven Fliegereinsatz abgewehrt werden. Durch den massiven Ausbau der Luftstreitkräfte und deren hohem Entwicklungsstand gelang es zeitweise sogar an einigen Frontabschnitten die absolute Luftherrschaft zu erringen und dem Gegner schwere Verluste zuzufügen. Insgesamt stehen den deutschen Fliegerkräften im April 1917 2270 Jäger und Bomber zur Verfügung, von denen die bei weitem meisten an der Westfront eingesetzt werden.
Alle Nationen entwickeln und bauen in diesem Jahr eine Vielzahl von neuen Flugzeugmustern nach dem Motto höher, schneller, länger. Im Januar 1917 trifft die Albatros D III bei der Jasta 11 (v. Richthofen) ein und die alliierten Fliegerkräfte wie ein Schock. Insgesamt werden 37 Staffeln á 9 Maschinen (= 333) mit dem neuen Flugzeug ausgestattet. Obwohl die Briten mehr als dreifach überlegen sind, gelingen den Jastas erstaunliche Erfolge. Von Januar bis Mai fallen den Albatros D III 151 britische Maschinen zum Opfer, bei nur 70 eigenen Verlusten. Allein 21 davon entfallen auf Manfred Freiherr von Richthofen.
Die Sopwith Pub etablierte sich als der schärfste Gegner der Albatros D III und deren Nachfolger D Va. Sie wies ein höhere Flugdauer auf und galt allgemein als gutmütiges und einfach zu fliegendes Muster, allerdings war es mit einem MG immer noch bei der Feuerkraft unterlegen.
Mitte 1917 erreichte dann die legendäre Fokker Dr I die Front. Dieser Dreidecker verdankt seinen Ruf vor allem der Tatsache, dass er von vielen Assen darunter Manfred von Richthofen geflogen wurde. Seine Flugeigenschaften im Luftkampf waren aber in den meisten Bereichen eher mittelmäßig, im Steigflug und bei der Wendigkeit zeigte sie aber fast unglaubliche Leistungen. Die Dr I blieb nur bis Mai 1918 in Dienst.
Die Briten schickten im Frühjahr die Bristol F.2B an die Front. Obwohl die F.2B ein starker zweisitziger Jäger war, geriet der erste Einsatz zum Fiasko. Am 05. April 1917 trafen 6 F.2B in der Nähe von Douai auf die gleich Anzahl Albatros D III, die ohne eigene Verluste alle Bristol-Doppeldecker abschossen. Anfangs vermutete man den Grund für den Misserfolg in technischen Problemen, als man aber herausfand, dass die Piloten einfach ihre Kampftechnik ändern mussten, konnte die F.2B ihrem Anspruch gerecht werden.
Im Herbst 1917 stellten die Franzosen die Morane-Saulnier A1 in Dienst. Dieses Flugzeug war mehr als 40 km/h schneller und flog rund 1000 Meter höher als die Dr I. Trotzdem wurde sie schon nach einem Vierteljahr von der Front abgezogen. Die offizielle Begründung lautete auf Stabilitätsprobleme der Zelle und mangelnde Triebwerksleistung.
Mitte 1917 fing die Jasta 11 auch an ihre Flugzeuge knallbunt zu "tarnen" was ihr den Beinamen "Flying Circus" einbrachte. Aufgrund des leuchtendroten Anstrichs seiner Maschine wurde Manfred Freiherr von Richthofen fortan als der "Rote Baron" bezeichnet. Übrigens gab es nur ein vollkommen schwarzes Flugzeug (anders als in US-Filmen dargestellt): der Jäger von Hermann Göring.
Da die deutsche Führung am Ende des Jahres erkannte, dass große Formationen taktisch sehr variabel sind und sehr kompakt angreifen können wurden die Staffeln zu Jagdgeschwadern (JG) zusammengefasst. Von Richthofen wurde der Kommandant von JG 1, Hauptmann Loerzer von JG 2, Hauptmann Berthold JG 3 und Hauptmann Ritter von Schleich befehligt das JG 4. Diese Maßnahme sollte im weiteren Kriegsverlauf noch große Erfolge möglich machen.