Bewertung der Regierung Kaiser Karls V.

Barbarossa

Aktives Mitglied
Hallo Leute!

Nach einem längeren Urlaub melde ich mich ins Forum zurück.
Die Zeit habe ich (u.a.) genutzt, um meine Studien für meine Homepage weiter zu führen.
Speziell habe ich etwas über Kaiser Karl V. ausgearbeitet, nur ist mit beim lesen nicht ganz klar geworden, wie man die Regierungszeit Karls V. einschätzen muß, denn einerseits hatte er ja eine ganze Reihe von meist erfolgreichen Kriegen gegen Frankreich geführt, nur am Schluß im Jahre 1553 scheiterte er militärisch.
Außerdem mußte er 1555 im "Augsburger Religionsfrieden" endgültig der Formel "Cuius regio, eius religio" (Wer das Land regiert, bestimmt den Glauben) zustimmen und mußte damit den Protestantismus im Reich legalisieren, den er jedoch von Anfang an bekämpft hatte.
Gleichzeitig gab er seine Abdankung bekannt, die dann 1556 vollzogen wurde.

Damit stellt sich mir die Frage:
Ist Kaiser Karl V. mit seiner Politik gescheitert?
 
Ideen lassen sich eben nicht militärisch besiegen.

In Spanien hatte Karl keine großen Probleme. Einzig vielleicht den Aufstand der comuneros ('Landpächter'). Der Aufstand der comuneros war nicht aufgrund einer Ideologie ausgebrochen, sondern wegen Missernten und Epidemien. Wiewohl die königlichen Ausgaben damit zum Problem wurden: Dem Land ging's schlecht, Karl war inzwischen auch deutscher König - würde er etwa spanisches Geld für deutsche Zwecke ausgeben?
Als der Aufstand militärisch niedergeschlagen war und die 300 führenden Köpfe bestraft waren, war auch das Problem behoben.

Amerikapolitik: Hier konnte Karl - obwohl er sich für Amerika kaum interessierte noch Gewinne herausschlagen, mit Inflation und karibischer Piraterie hatte er noch nicht viel zu schaffen, das Piraterie-Problem war eher im Mittelmeer virulent.

Mittelmeerpolitik: Wie die Konfessionspolitik in Deutschland sind hier die militärischen Erfolge (Tunis gehörte 30 Jahre zu Spanien) von Misserfolgen überschattet. 1541 in Algier, welches zum damaligen Zeitpunkt nur schwach besetzt ist, geht aufgrund eines Sturms ein Großteil der spanischen Flotte unter und die Belagerung muss abgebrochen werden.
 
Karl V. leitete ein Jahrhundert habsburgischer Hegemonie ein die trotz alle Rückschläge bis weit in die 1630er Jahre hineinreichte. Dieses Jahrhundert war geprägt von permanenten Mehrfrontenkrieg - ob gegen Fürsten im Reich, Englang, Frankreich, Osmanen oder berberische Piraten, aufständische Niederländer, mal mit dem Papst, mal gegen ihn.
Und dennoch ging ohne Habsburg gar nix in diesem Jahrhundert, vom Stockerl wurde die Casa d´Austria erst von Ludwid XIV geschuppst. Also von einer gescheiterten Politik würde ich da nicht sprechen - sein Versuch ein letztes Mal die Idee eines universellen Kaisertums in die politische Realität umzusetzen ging daneben weil diese Idee (eigentlich schon immer) viel zu utopisch war.
 
Also von einer gescheiterten Politik würde ich da nicht sprechen - sein Versuch ein letztes Mal die Idee eines universellen Kaisertums in die politische Realität umzusetzen ging daneben weil diese Idee (eigentlich schon immer) viel zu utopisch war.
Ich denke, seinem Kaisertum kam die Reformation auch sehr in die Quere. Im Prinzip wollte ja Karl sicherlich die Reformen Maximilians, seines Großvaters, fortsetzen und die Macht des Kaisers ausbauen und die Organe und Institutionen des Reiches vorwärts bringen. Auch verdankte Karl V. einen guten Teil des Weges seines Hauses zu der Rolle in Europa seinem Vorgänger auf dem Kaiserthron.
 
Da fällt mir in dem Zusammenhang noch eine Frage ein:

Karls Wahlspruch bei seiner Wahl zum röm.-deutschen König lautete: "Plus ultra". In meinem Buch wird das übersetzt mit "Immer weiter".
Kann das stimmen?
:fs:
 
Da fällt mir in dem Zusammenhang noch eine Frage ein:

Karls Wahlspruch bei seiner Wahl zum röm.-deutschen König lautete: "Plus ultra". In meinem Buch wird das übersetzt mit "Immer weiter".
Kann das stimmen?
:fs:

So oder "noch darüber hinaus". Bezieht sich auf die Säulen des Herkules und ist noch heute in den Wappen der spanischen Städte an der Straße von Gibraltar zu finden (Cádiz, Melilla, San Fernando etc.) sowie im Wappen der Autonomen Region Andalusien und des spanischen Staates.
 
So oder "noch darüber hinaus". Bezieht sich auf die Säulen des Herkules und ist noch heute in den Wappen der spanischen Städte an der Straße von Gibraltar zu finden (Cádiz, Melilla, San Fernando etc.) sowie im Wappen der Autonomen Region Andalusien und des spanischen Staates.

Nach der Sage hatte Herkules die "Säulen" (Der Felsen von Gibraltar und der Berg Hacho bei Ceuta) an der Ausfahrt des Mittelmeeres errichtet und diese mit der Inschrift "Non (terrae) plus ultra" versehen. (Fragt mich nicht, warum Herakles auf latein schrieb). Nach der Entdeckung Americas nahmen die "Katholischen Könige" Isabel und Fernando die Säulen in ihr Wappen mit dem nun geänderten Spruch auf*.

Die beiden Säulen mit dem umgebenden Spruchband tauchten auch auf den spanischen Silbermünzen auf und sollen der Ursprung für das "$" Zeichen sein.

Vor den Griechen sind die beiden Berge anscheinend schon für die Phönikier als die "Säulen des Melkart" bekannt gewesen sein.

*P.S.: Mir wurde das damals zwar so in der Schule beigebracht und in der spanischen Wikipedia wird es auch noch so erzählt (nicht aber bildlich dargestellt), ich habe jedoch gerade nochmals geschaut und die ersten Wappen mit den Säulen stammen tatsächlich aus den Zeiten Karls V.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, ich habe jetzt meine Homepageseite über Karl V. fertig.
(...)

:winke:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das ist ja gut, Barbarossa, aber wenn du Wissen allgemein zugänglich machen willst, warum machst du das nicht durch Autorenschaft bei Wikipedia? Da kommt mehr Aufmerksamkeit des Wegs.
Ich möchte das aber gern in meiner eigenen Homepage tun (ohne große Diskussionen mit Leuten, die dann den Beitrag wieder ändern wollen). ;)

Oder ein heldenhafter Thread in diesem Forum.
Das ist ja schon dieser Thread hier...
:D
 
Ich möchte das aber gern in meiner eigenen Homepage tun (ohne große Diskussionen mit Leuten, die dann den Beitrag wieder ändern wollen). ;)
Warum? Fürchtest du Kritik? Das gute an Wikipedia ist dass einseitige Behauptungen wenig Chancen haben stehen zu bleiben. Deine Übersicht der Regierungszeit Karls V. ist eine Chronologie seines Lebens, gewürzt mit ein paar Zitaten von Zeitgenossen.
Leider steht nicht dabei dass es sich um "Barbarossas Sicht auf Karl V." handelt, dh. du behauptest (mit Wissen aus Sekundär- oder Tertierquellen, ich glaub jetzt nicht dass du selber Archive durchforstet hast, sondern du wirst wohl aus diversen Büchern und Websites abgeschrieben haben) Tatsachen mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Du sagst dass du keine Diskussionen mit Leuten willst die "den Beitrag ändern wollen". Aber warum entziehst du dich einer sachlichen Diskussion mit anderen Leuten? Das gute an Wiki ist ja dass man Änderungen argumentieren und/oder mit Quellenangaben belegen muss.
Vor Diskussionen muss man sich nur fürchten wenn man keine Argumente hat.
 
Warum? Fürchtest du Kritik? Das gute an Wikipedia ist dass einseitige Behauptungen wenig Chancen haben stehen zu bleiben.

Das schlechte an Wikipedia ist, dass es eine Clique von Autoren gibt, die nichts zulassen, was nicht ihre Auffassung widerspiegelt, selbst wenn man es belegen kann. Wurde oft genug mit fadenscheinigen Argumenten abgewürgt... Lass ihn doch seine Homepage schreiben, wie ers für richtig hält. Meinen Segen hat er. ^^
 
Warum? Fürchtest du Kritik? Das gute an Wikipedia ist dass einseitige Behauptungen wenig Chancen haben stehen zu bleiben. Deine Übersicht der Regierungszeit Karls V. ist eine Chronologie seines Lebens, gewürzt mit ein paar Zitaten von Zeitgenossen.
Nun ja, es handelt sich um eine Seite meiner Geschichtshomepage, die in naher Zukunft noch erweitert wird. Hierbei habe ich die Regierungstätigkeit und Ereignisse behandelt, die in Europa und der Welt zu seiner Zeit stattfanden.
Leider steht nicht dabei dass es sich um "Barbarossas Sicht auf Karl V." handelt, dh. du behauptest (mit Wissen aus Sekundär- oder Tertierquellen, ich glaub jetzt nicht dass du selber Archive durchforstet hast, sondern du wirst wohl aus diversen Büchern und Websites abgeschrieben haben) Tatsachen mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Das stimmt so nicht ganz, denn ich beziehe zwar mein Wissen aus ausgewählten Büchern, in denen Originalquellen bereits ausgewertet sind. Ich finde sowieso, daß die Auswertung solcher Originalquellen Wissenschaftlern vorbehalten bleiben sollte, während wir uns als Hobby-Historiker auf die von Wissenschaftlern herausgegebenen Werke stützen können und auch sollten. Dabei ist es natürlich wichtig, die "Spreu vom Weizen" zu trennen, denn unseriöse Werke sind überall im Umlauf. Deshalb wähle ich die Werke, auf die ich mich stütze, sehr sorgfältig aus. Und darum kann man nicht sagen, daß meine Geschichts-Homepage einzig auf meiner eigenen Sicht beruht, vor allem deshalb schon nicht, weil ich selbst noch beim Lesen der Bücher ständig dazu lerne und das Gelesene gedanklich verarbeite, um es dann in eigenen Worten zu fassen. Dabei vergleiche ich auch die Texte in mehreren Büchern ständig miteinander und wenn sich dann Unklarheiten ergeben, dann frage ich hier im Forum nach, um auch noch andere Meinungen zu hören. An Anregungen Anmerkungen, Nachfragen und neuen Infos bin ich dabei immer interessiert.
;)

Damit ist auch deine nächste Frage/Anmerkung weitgehend beantwortet:
Du sagst dass du keine Diskussionen mit Leuten willst die "den Beitrag ändern wollen". Aber warum entziehst du dich einer sachlichen Diskussion mit anderen Leuten? Das gute an Wiki ist ja dass man Änderungen argumentieren und/oder mit Quellenangaben belegen muss.
Vor Diskussionen muss man sich nur fürchten wenn man keine Argumente hat.
Ich möchte die historischen Abläufe schon nach meinen eigenen Vorstellungen abarbeiten. Vor allem möchte ich nicht, daß später irgend jemand dann noch eigenmächtig Änderungen darin vornimmt, außer mir selbst.
Im Übrigen habe ich mich schon etwas gewundert, daß der Link gelöscht wurde, denn in Zukunft, wenn ich mit meiner Homepage etwas weiter bin, werde ich immer häufiger auf diese Texte verweisen. Auch wenn Quellenangaben dazu (noch) fehlen. Könnte ich später ja noch nachholen...
 
Schau Barbarossa, solange da immer dabeisteht dass es sich um DEINE Sicht oder besser: Interpretation historischer Ereignisse, Persönlichkeiten etc handelt ist es auch ok. Aber dabei stehen sollte es halt. Und ich bin sicher, dass du ohenhin hinter all dem stehst, das du online publizierst. ;)
 
Schau Barbarossa, solange da immer dabeisteht dass es sich um DEINE Sicht oder besser: Interpretation historischer Ereignisse, Persönlichkeiten etc handelt ist es auch ok. Aber dabei stehen sollte es halt. Und ich bin sicher, dass du ohenhin hinter all dem stehst, das du online publizierst. ;)
Das ist natürlich richtig.
Aber ich kann dich beruhigen - diese Seite über Karl V. ist ja nur ein kleiner Teil eines Gesamtwerkes, an dem ich zugegebener Maßen noch lange zu arbeiten habe und es gibt auch ein Vorwort dazu, welches hier nachzulesen ist (falls es diesmal ausnahmsweise nicht gelöscht wird :rotwerd: ): Die Germanen
:D
 
Schau Barbarossa, solange da immer dabeisteht dass es sich um DEINE Sicht oder besser: Interpretation historischer Ereignisse, Persönlichkeiten etc handelt ist es auch ok.

Das versteht sich doch von selbst. Welcher Autor nimmt schon für sich in Anspruch die ultimative, unumstößliche Wahrheit zu verfassen? Du kannst auch zig Werke anerkannter, studierter Historiker zum gleichen Thema nehmen, und findest trotzdem unterschiedliche Interpretationen...
 
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